Papst Franziskus bereitet die nächste Sedisvakanz vor

McCarrick-Protegé wird neuer Kardinalkämmerer der Heiligen Kirche


Kardinal Kevin Farrell wurde zum Camerlengo ernannt. In der nächsten Sedisvakanz wird er die Staatsgeschäfte leiten und das Konklave einberufen.
Kardinal Kevin Farrell wurde zum Camerlengo ernannt. In der nächsten Sedisvakanz wird er die Staatsgeschäfte leiten und das Konklave einberufen.

(Rom) Papst Fran­zis­kus ernann­te gestern den US-ame­ri­ka­ni­schen Kar­di­nal Kevin Far­rell zum Kar­di­nal­käm­me­rer der Hei­li­gen Römi­schen Kir­che, bes­ser bekannt ein­fach als Came­r­len­go. Gegen Kevin Far­rell wur­de in den ver­gan­ge­nen Mona­ten wie­der­holt im Zusam­men­hang mit dem Fall von Ex-Kar­di­nal McCar­ri­ck und homo­phi­len Kir­chen­krei­sen genannt. Papst Fran­zis­kus ver­trau­te ihm eine Woche vor Beginn des Miß­brauchs­gip­fels im Vati­kan eine Schlüs­sel­po­si­ti­on beim näch­sten Kon­kla­ve an.

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Theo­do­re McCar­ri­ck mach­te Kevin Far­rell 2001 zum Gene­ral­vi­kar sei­nes Erz­bis­tums Washing­ton. Als sol­cher wur­de er auf McCar­ri­cks Wunsch auch zum Weih­bi­schof beför­dert und leb­te sechs Jah­re, bis zu McCarr­ciks Eme­ri­tie­rung, im sel­ben Haus mit McCar­ri­ck. Nach­dem das skan­da­lö­se homo­se­xu­el­le Dop­pel­le­ben McCar­ri­cks bekannt wur­de, beteu­er­te Far­rell mehr­fach, nichts davon mit­be­kom­men, ja nicht ein­mal etwas geahnt zu haben. An die­ser Dar­stel­lung wur­den seit dem Som­mer 2018 wie­der­holt Zwei­fel geäußert.

Die Karriere des McCarrick-Protegés

McCar­ri­ck wur­de Ende Juli des Vor­jah­res von Papst Fran­zis­kus zum Ver­zicht auf die Kar­di­nals­wür­de gedrängt wor­den, nach­dem bekannt wur­de, daß er Prie­ster und Semi­na­ri­sten sei­ner Bis­tü­mer homo­se­xu­ell kor­rum­piert und sich sogar an Min­der­jäh­ri­gen ver­gan­gen haben soll.

Kar­di­nal Kevin Farrell

Die Zwei­fel an den Aus­sa­gen Far­rells ste­hen nicht nur im Zusam­men­hang mit sei­ner engen Bezie­hung zu McCar­ri­ck, der die kome­ten­haf­te Kar­rie­re sei­nes ehe­ma­li­gen Weih­bi­schofs unter Papst Fran­zis­kus spon­ser­te. Far­rell fiel auch wegen sei­ner homo­phi­len Hal­tung auf. Auf sei­ne Initia­ti­ve als Prä­fekt des Dik­aste­ri­ums für Lai­en, Fami­lie und Leben wur­de beim Welt­fa­mi­li­en­tref­fen, das Ende August 2018 im iri­schen Dub­lin statt­fand, erst­mals in der Geschich­te die­ser Ver­an­stal­tung ein eige­nes Pro­gramm für Homo­se­xu­el­le ange­bo­ten. Trotz erheb­li­cher Kri­tik, die im Vor­feld geäu­ßert wur­de und zu Absa­gen von Teil­neh­mern führ­te, hielt der Vati­kan dar­an fest.

Die Welt­fa­mi­li­en­tref­fen waren von Papst Johan­nes Paul II. ins Leben geru­fen wor­den, um Ehe und Fami­lie zu stär­ken. Eine För­de­rung oder gar ein Ein­drin­gen der Homo­se­xua­li­tät in die Fami­lie steht sei­ner Idee dia­me­tral ent­ge­gen, so Kri­ti­ker, die in Rom aber kein Gehör fan­den. Das Homo-Pro­gramm gestal­te­te der umstrit­te­nen US-Jesu­it P. James Mar­tin.

Ermittlungen der Glaubenskongregation?

Gegen Far­rell wur­de im Zusam­men­hang mit dem Fall McCar­ri­ck die römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on aktiv. Wie die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no berich­te­te, wur­de Papst Fran­zis­kus vor etwa sechs Mona­ten, also nach­dem der Fall McCar­ri­ck explo­diert war, ein Ver­fah­ren vor­be­rei­tet und von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein Dos­sier erstellt. Damit ersuch­te die Kon­gre­ga­ti­on Papst Fran­zis­kus ein offi­zi­el­les Ver­fah­ren gegen Far­rell ein­lei­ten zu kön­nen. Nicht bekannt ist, ob Papst Fran­zis­kus das Ansu­chen bewil­lig­te, oder wie im Fall Cor­mac Murphy‑O’Connor verhinderte.

Far­rells stei­le Kar­rie­re unter Papst Fran­zis­kus setzt sich jeden­falls unge­bremst fort:

  • Im August 2016 berief ihn Fran­zis­kus an die Römi­sche Kurie und ernann­te ihn zum ersten Prä­fek­ten des neu­errich­te­ten Dik­aste­ri­ums für Lai­en, Fami­lie und Leben.
  • Bereits im Novem­ber des­sel­ben Jah­res kre­ierte er Far­rell zum Kar­di­nal und mach­te ihn damit zum Mit­glied des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums.
  • Im Juni 2017 folg­te die Ernen­nung zum Mit­glied der Güter­ver­wal­tung des Apo­sto­li­schen Stuhls (APSA).
  • Im Dezem­ber 2017 erfolg­te die Beru­fung in die Päpst­li­che Kom­mis­si­on für den Staat der Vatikanstadt;
  • und im Febru­ar 2019 nun die Ernen­nung zum Kar­di­nal­käm­me­rer.

Schlüsselposition im Konklave

Als Came­r­len­go nimmt Far­rell eine Schlüs­sel­po­si­ti­on im kom­men­den Kon­kla­ve ein. Der Kar­di­nal­käm­me­rer ver­wal­tet nicht nur die Apo­sto­li­sche Kam­mer und den päpst­li­chen Schatz. Er stellt den Tod des regie­ren­den Pap­stes fest und ruft die Sedis­va­kanz aus. Wäh­rend der papst­lo­sen Zeit lei­tet er die Staats­ge­schäf­te sowie die Vor­be­rei­tun­gen und die Ein­be­ru­fung des Konklaves.

Im Zusam­men­hang mit der APSA, der wahr­schein­lich ver­mö­gend­sten Insti­tu­ti­on im Vati­kan, die sich erfolg­reich der Demon­ta­ge von Kar­di­nal Geor­ge Pell, des ersten Prä­fek­ten des Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­at, wid­me­te, wur­de die Fra­ge gestellt, ob Kar­di­nal Far­rell mit der Unter­brin­gung des argen­ti­ni­schen Berg­o­glia­ners, Bischof Gustavo Oscar Zan­chet­ta, zu tun hat­te. Zan­chet­ta, von Papst Fran­zis­kus gegen star­ke Beden­ken zum Diö­ze­san­bi­schof ernannt, war im Som­me 2017 aus sei­nem Bis­tum über Nacht ver­schwun­den. Eini­ge Mona­te spä­ter tauch­te er im Vati­kan wie­der auf und wur­de von Fran­zis­kus mit einer hohen Posi­ti­on in der APSA ver­sorgt. Die Ernen­nung löste bei Insi­dern Ent­set­zen aus, da Zan­chet­ta bekannt dafür war, zuerst als Gene­ral­vi­kar und dann als Bischof die Finan­zen von gleich zwei Bis­tü­mern zer­rüt­tet zu haben. Anfang 2019 wur­den in Argen­ti­ni­en Anschul­di­gun­gen laut, Zan­chet­ta habe sich wie McCar­ri­ck homo­se­xu­ell an sei­nen eige­nen Semi­na­ri­sten ver­gan­gen. Das sei der Grund sei­nes plötz­li­chen Abtau­chens gewe­sen. Rom sei dar­über bereits seit 2015 infor­miert gewesen. 

Papst Fran­zis­kus schweigt dazu und stellt Weichen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​MiL

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