Im Anschluß an die Besprechung des ersten Bandes wird nun der zweite Band des Doppelwerkes vorgestellt.
Von Wolfram Schrems*
Dieser ist dem problematischen und unwahrhaftigen Verhältnis der nachkonziliaren Kirche zum Islam gewidmet: Somit ist das erste Kapitel mit „Bruch des II. Vaticanums in der Haltung gegenüber dem Islam“ überschrieben. Die weiteren Kapitel behandeln das Gewaltpotential des Islam, die jeweils verschiedenen Aussagen über Gott bzw. was man für Gott hält, die Frage nach dem „Dialog“, die Haltung zu Krieg und Frieden, die falsche Sicht des Islam in der Konzilsära und die ärgerniserregende Politik von Papst Franziskus in Islamfragen, die Moral im Islam, die Stellung der Frau in Christentum und Islam, die weltweite Christenverfolgung durch den Islam, Ansätze zur Mission von Mohammedanern und das Verhältnis von Mission und Dialog.
Dabei wiederholt sich manches. Der Autor weiß: repetio docet.
Drei Themenkomplexe seien besonders hervorgehoben.
Nostra aetate, „abrahamitische Religionen“, praeparatio evangelica
Barth geht zunächst ausführlich auf die zweideutigen und falschen Weichenstellungen in den Konzilstexten zum Islam ein (Nostra aetate 3, Lumen gentium 16). Diese sind ursächlich für „anstößige Aussagen zum Islam in kirchlichen Dokumenten“ (54) von Rom abwärts über die Bischofskonferenzen und kirchlichen Werke (genannt wird das päpstliche Missionswerk Missio Deutschland) bis in die einzelnen Pfarren.
Damit im Zusammenhang steht die falsche Rede von den „abrahamitischen Religionen“:
„[Entgegen] dem, was man in offiziellen Verlautbarungen der kirchlichen Hierarchie in der Ära des II. Vatikanums liest, [steht] der Islam nicht in der Tradition Abrahams (…). Das gilt einerseits vom Standpunkt traditioneller katholischer Theologie aus betrachtet: Denn Abraham war auf den Messias, den Gottmenschen Jesus Christus hin ausgerichtet (siehe Joh 8,56). Aber auch kein ernsthafter Profanhistoriker oder Religionswissenschaftler kann dem Islam eine echte geschichtliche Abhängigkeit von Abraham attestieren“ (239).
Es ist auch nicht so, daß falsche Religionen eine praeparatio evangelica, also eine Vorbereitung für die Annahme des wahren Glaubens und die Hinführung zu Christus, wären, wie manche behaupten, besonders der Islam nicht. Dieser ist ja von seiner Aussageabsicht gegen Christus gerichtet. Die in diesem Zusammenhang geübte Rede von den auf eine Annahme Christi begünstigenden „Samen der Wahrheit“ (semina Verbi, lógoi spermatikoí), wie sich die Kirchenväter ausdrückten, wurde immer auf das Beste der antiken Philosophie bezogen, niemals auf die falschen religiösen Kulte (68ff).
Islamisches Streben nach Weltherrschaft, dschihad und Kreuzzüge
Die allgegenwärtige Lügenpropaganda erklärt uns, daß Gewalt „mit dem wirklichen Islam“ nichts zu tun hätte o. ä. Der historische Befund zahlloser islamischer Eroberungskriege spricht bekanntlich dagegen. Dazu kommt die allgegenwärtige islamische Aggression, von Beschimpfungen, Rempeleien und Schlägereien über Vergewaltigungen bis hin zu Morden und Terroranschlägen in unseren europäischen Großstädten (und Dörfern).
Es klingt immer ein wenig lächerlich, wenn jemand mit muslimischem oder liberal-christlich-gutmenschlichem Hintergrund reflexhaft dagegen einwirft: „Ja, aber die Kreuzzüge!“ Barth stellt demgegenüber unter Berufung auf Autoritäten der Geschichtswissenschaft klar, daß es sich bei diesen weder um einen „Missionskrieg“ noch um einen „[politischen] Expansionskrieg“ handelte, sondern um das Bestreben, den Zugang zu den heiligen Stätten wiederherzustellen und die angestammte christliche Bevölkerung vor Versklavung zu retten.
Oder, im Zitat eines Historikers ausgesagt:
„Die ‚gerechte Sache‘ im Kreuzzug bestand nicht in der Bekehrung der Heiden durch Gewalt, sondern in der Herstellung eines früheren Rechtszustandes, der durch die Heiden gestört worden war“ (190).
Von diesem Befund ausgehend erklärt Barth den wesentlichen Unterschied zwischen dem Dschihad und den Kreuzzügen. Er kommt zur Haltung des Christen zwischen legitimer Notwehr und Nothilfe und Martyrium und folgert im Zusammenhang von Kreuzfahrern, die zwar „im Krieg für den Glauben fielen“, aber deswegen nicht als Märtyrer angesehen werden können, sehr einprägsam:
„Das heißt nicht, daß ein Christ sich nie wehren dürfte, hier ging es nur um die besondere Stellung eines Märtyrers, der gewaltlos geblieben sein muß. Seinem persönlichen Feind hat der Jünger des Herrn sicher stets zu verzeihen; das entspricht dem Geist der Bergpredigt. Gegen die Feinde Gottes und der göttlichen Ordnung ist hingegen manchmal Widerstand bis zum bewaffneten Verteidigungskampf nötig. Andernfalls könnte das Böse allgemein und wo es will sich durchsetzen. Nur müssen stets die richtigen Wege gewählt werden, das heißt, es sind ausschließlich die von Gott erlaubten (…) Mittel einzusetzen, um das gerechte Ziel zu erreichen“ (195).
Richtig stellt der Autor in dem bis in die Gegenwart reichenden Gedankenbogen fest, wie stark die durchaus geschichtsbewußte, aggressive und stolze Haltung der Mohammedaner vom Kindesalter an die Atmosphäre in der europäischen Öffentlichkeit zu bestimmen beginnt, allem voran an den Schulen – und besonders dort in ein postchristliches Vakuum hineinstößt (204ff).
Die Schlußfolgerung dieses Kapitels lautet: „Wahre Liebe und wahrer Friede ist nur in Christus möglich!“ (210)
Papst Franziskus als Förderer der Islamisierung
Daß nicht einmal ein Papst das zu wissen scheint, geht aus der ärgerniserregenden Ansprache von Papst Franziskus am 6. Juni 2015 in Sarajewo hervor. Im Prinzip stärkte er damit das islamische Selbstbewußtsein und die islamische Aggression gegen die christliche Welt. Barth zerpflückt diesen relativistischen Unsinn ausführlich (244ff).
Man darf ergänzen: Wie um zu bestätigen, daß diese Art (ohnehin unwahrhaftiger) interreligiöser Fraternisierung keinen Segen bringt, wurde der Balkan nur einige Wochen nach der Papstrede zum Schauplatz der Masseninvasion von Mohammedanern nach Zentraleuropa.
Manche Gegenden von Bosnien-Herzegowina sind heutzutage regelrecht von islamischen „Migranten“ besetzt, wogegen sogar die islamische Bevölkerung Bosniens protestiert.
Dissens: drei Einsprüche
Da es dem Rezensenten wichtig erscheint, gestattet er sich, in drei Punkten Dissens anzumelden:
- Inwieweit der Westen und/oder Israel hinter so mancher Strategie der Spannung stecken, indem sie islamischen Terror zu geopolitischen Zwecken einsetzen oder gewähren lassen, ist nach Ansicht des Rezensenten gerade angesichts der seit 2011 tobenden massiven Lügenpropaganda gegen Präsident Baschar al-Assad, dessen Regime die sunnitische Muslimbruderschaft eindämmte und die Christen schützt, eine legitime Frage. Warum sind die USA und Israel ausgerechnet mit dem Terrorförderer Saudi-Arabien verbündet? Nicht jede Frage nach schmutziger Kriegsführung und möglicherweise bewußt geschaffenen islamischen Golems ist „Antisemitismus“ (88).
- Der Rezensent ist nicht einverstanden, wenn der Autor die Anregung Ednan Aslans, Bassam Tibis oder Mouhanad Korchide offenbar positiv aufgreift, eine „moderne“ oder „historische Interpretation“ des Koran zu fördern (123). Ein so oft beschworener, aber nebulos definierter „Euro-Islam“ ist eine Illusion, wenn damit ein gleichsam ent-islamisierter Islam gemeint sein soll. Eine „Selbstsäkularisierung“ des Islam durch kritische Koran-Exegese ist eine eitle Hoffnung. Zumal der Islam sowieso schon „säkular“ ist, nämlich indem von diesem saeculum bzw. vom princeps huius saeculi abstammend.
- Barth entlastet den oströmischen Kaiser von „späteren Fehlentwicklungen bei den Kreuzzügen“ und kritisiert den „schmählichen Überfall auf das christliche Byzanz“ im Jahr 1204 (185). Das ist, konsultiert man Rodney Starks God’s Battalions. The Case for the Crusades (2009, dt. Gottes Krieger – Die Kreuzzüge in neuem Licht, 2013), zumindest einseitig. Stark zeigt die Schaukelpolitik oströmischer Kaiser auf, die häufig zulasten der Kreuzfahrer ging. Der Plünderung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer 1204 ging ein Thronstreit voraus, bei dem Thronprätendent Alexios IV. den Kreuzfahrern große Versprechungen machte, die er dann nicht hielt. Das ist keine Rechtfertigung für die Greueltaten bei der Plünderung, stellt aber den Verstehenszusammenhang her. Übrigens ist etwa unter Ukrainern bis heute ein starkes antigriechisches und antibyzantinisches Ressentiment vorhanden. Man konnte schon hören, daß sich die Byzantiner aufgrund ihrer Arroganz und ihrer Grausamkeit gegenüber den Slawen den Untergang 1453 als Strafe Gottes verdient hätten o. ä.
Resümee
Barth hat sich eingehend mit islamrelevanten Themen beschäftigt und dazu wissenschaftliche Werke in mehreren Sprachen konsultiert. Seine Grundthese, nämlich daß die lehramtlichen Aussagen zum Islam seit dem Konzil nicht der Wirklichkeit entsprechen, konnte er belegen. Im Gegensatz zu vielem, was man heute von offiziell-kirchlicher Seite vorgesetzt bekommt, lassen die Barthschen Ausführungen katholischen Glaubenssinn und bewährten Hausverstand erkennen. –
Wie üblich packt Barth vieles in den laufenden Text und in die gewohnt spektakulär gestalteten Fußnoten. Manchmal ist der Text allerdings allzu dicht und ist dann aufgrund zahlreicher Quellenverweise im laufenden Text und der Vorliebe für Parenthesen etwas mühsam zu lesen. An einigen Stellen werden Themen behandelt, die erbaulich und interessant sind, aber höchstens am Rande mit dem Hauptthema zu tun haben.
Dadurch eignet sich der Band allerdings auch als Quellensammlung für weitergehende Studien.
Wie schon der erste Band setzt auch der zweite eine gewisse Vertrautheit mit der Problematik voraus. Beide Bände können unabhängig voneinander gelesen werden.
Dringend empfohlen wird die Lektüre allen, die einschlägig interessiert sind, die sich politisch betätigen und die sich im kirchlichen Dienst mit dem Islam auseinanderzusetzen haben.
PS: Wann entstand der Islam eigentlich?
Der Rezensent regt an, daß Dozent Barth, immerhin versierter Philologe, in einer weiteren Veröffentlichung der Frage nach der Zuverlässigkeit der islamischen Quellen nachgehen könnte. Die Problematik wird einmal kurz erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt.
Es gibt Publikationen, die darauf hinweisen, daß die frühesten schriftlichen Zeugnisse über Mohammed erst aus der Zeit von 150 bis 200 nach den behaupteten Ereignissen vorliegen. Norbert G. Pressburg (Pseudonym) schreibt in Good Bye, Mohammed, Books on Demand, Norderstedt ³2012, daß der „Islam“ erst im 9. Jahrhundert historisch greifbar ist. Patricia Crone (1945 – 2015), eine dänische Orientalistin, bemerkte, daß lange Zeit ein Ort namens „Mekka“ in den Quellen nicht vorkommt (auch im Koran nicht, genauso wenig wie Jerusalem)1. Auch der Priester Édouard-Marie Gallez publizierte zu diesem Thema. Offenbar müssen die offiziell-islamischen Vorstellungen über die Entstehung des Islam vollkommen revidiert werden.
Es wäre sehr interessant zu wissen, was Dozent Barth davon hält.
Heinz-Lothar Barth, Christus und Mohammed, Band 2, Alverna Verlag, Wil (CH), 452 S.
*MMag. Wolfram Schrems, Wien, katholischer Theologe, Philosoph, Katechist, reiche Erfahrung im christlich-islamischen „Dialog“-Zirkus
Bild: MiL
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Die beiden besprochenen Bände können über unsere Partnerbuchhandlung bezogen werden:
- Heinz-Lothar Barth, Christus und Mohammed, Band 1
- Heinz-Lothar Barth, Christus und Mohammed, Band 2
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1 Nach Wikipedia „hielt sie an den grundlegenden Ergebnissen ihres Werkes fest:
- Die Geschichtlichkeit der islamischen Quellen über die Anfänge des Islam muss grundsätzlich infrage gestellt werden.
- Der Islam wurzelt tief im Judentum und Araber und Juden waren anfangs Verbündete.
- Nicht Mekka, sondern ein anderer Ort in Nordwest-Arabien war die Wiege des Islam. (Zugriff 01.02.19)
„genauso wenig wie Jerusalem“. Jerusalem wird im Koran erwähnt, mit dem selben Namen als in den Konziltexten der Kirche: „Aelia (Capitolina)“. So hieß die Stadt bis zur islamischen Eroberung und sicher eine Weile danach. Und der Name „Al-Quds“ (die Heilige) kann auch christlichen Ursprungs sein.
Der Name „Jerusalem“ steht im ganzen Koran nicht geschrieben. Darauf kommt es an.
Und wo bitte steht „Aelia“?
Wie immer erweist sich MMag Schrems als zuverlässiger Rezensent. Er würdigt Barths Unternehmung mit Recht, denn sie füllt eine Lücke und ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichter der Irrlehren des II. Vatikanum. Anschließen möchte ich mich ausdrücklich dem ersten Einwand, den Schrems nennt: Amerikaner, Israelis, überhaupt die transatlantische Welt haben sich den islamisch-sunnitischen Terrorismus schon viel zu oft zunutze gemacht, haben Blut an ihren Händen kleben, und das reichlich. Das Beispiel der westlichen Lügenkampagne gegen Syriens Präsidenten Assad ist besonders zutreffend.