Papst Franziskus und der „Schrei der Erde“

Macht Papst Franziskus aus der Öko-Ideologie eine echte Öko-Religion?


Papst Franziskus fordert von den Moraltheologen, ein „Bewußtsein“ für die „Sünde“ gegen die Erde zu schaffen.
Papst Franziskus fordert von den Moraltheologen, ein „Bewußtsein“ für die „Sünde“ gegen die Erde zu schaffen.

(Rom) Seit Papst Fran­zis­kus die Kir­che lei­tet, ver­blas­sen Tei­le der tra­di­tio­nel­len Sün­den­leh­re, wäh­rend vom Kir­chen­ober­haupt „neue“ Sün­den ange­pran­gert wer­den und in den Vor­der­grund tre­ten. Ein Bewußt­sein für eine neue Sün­de for­der­te Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen Sams­tag und bedien­te damit die Öko-Ideo­lo­gie, die im Rah­men des Kli­ma­wan­del-Rum­mels mit päpst­li­chem Segen schein­bar zur ech­ten Öko-Reli­gi­on mutie­ren soll.

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Am 29. Dezem­ber 2013 titel­te der aus einer alten Frei­mau­r­er­fa­mi­lie stam­men­de Doy­en des ita­lie­ni­schen Links­jour­na­lis­mus, Euge­nio Scal­fa­ri, ein Athe­ist und per­sön­li­cher Freund von Papst Fran­zis­kus, in der von ihm gegrün­de­ten Tages­zei­tung La Repubbli­ca:

„Papst hat mit Evan­ge­lii gau­di­um de fac­to die Sün­de abgeschafft“.

Am näch­sten Tag demen­tier­te von Vati­kan­spre­cher P. Feder­i­co Lom­bar­di SJ:

„Papst Fran­zis­kus hat die Sün­de nicht abgeschafft“.

Lom­bar­di weiter:

„Mit Sicher­heit ist die Fest­stel­lung Scal­fa­ris in einem lan­gen Leit­ar­ti­kel, der Papst habe die Sün­de abge­schafft nicht zutref­fend. Ganz im Gegen­teil, wer dem Papst wirk­lich Tag für Tag folgt, weiß, wie oft er von der Sün­de spricht, von unse­rem Zustand als Sün­der, und gera­de die Bot­schaft von der Barm­her­zig­keit“, ver­ste­he man nur im Zusam­men­hang mit der Sünde.

In der Tat spricht Fran­zis­kus wie­der­holt über Sün­den, wes­halb Scal­fa­ris Behaup­tung zwei­fel­haft erscheint. Eben­so unwahr­schein­lich ist aber, daß die Aus­sa­ge von Scal­fa­ri frei erfun­den wur­de. Dage­gen spricht die Tat­sa­che, daß Papst Fran­zis­kus die unor­tho­do­xen Gesprä­che mit dem Main­stream-Chro­ni­sten naht­los fortsetzte. 

Am 9. Okto­ber 2017 konn­te Scal­fa­ri bei­spiels­wei­se mit einer nicht min­der sen­sa­tio­nel­len Mel­dung auf­war­ten, nach­dem er mit Papst Fran­zis­kus gespro­chen hatte:

„Papst Fran­zis­kus hat die Höl­le abgeschafft“.

Die Mel­dung war aus Scal­fa­ris Sicht die logi­sche Kon­se­quenz aus der Aus­sa­ge vom Dezem­ber 2013. Er schrieb in La Repubbli­ca:

„Papst Fran­zis­kus – ich wie­der­ho­le es – hat die Orte einer ewi­gen Wohn­statt der See­len im Jen­seits abge­schafft. Die von ihm ver­tre­te­ne The­se ist, daß die vom Bösen beherrsch­ten und nicht reu­igen See­len auf­hö­ren zu exi­stie­ren, wäh­rend jene, die sich vom Bösen befreit haben, in die Selig­keit auf­ge­nom­men wer­den, wo sie Gott schau­en.
Das ist die The­se von Fran­zis­kus. Hier füge ich eine Anmer­kung ein: Das Jüng­ste Gericht, das zur Tra­di­ti­on der Kir­che gehört, wird sinn­los. Die See­len, die das Böse gewählt und prak­ti­ziert haben, ver­schwin­den und das Jüng­ste Gericht bleibt eine blo­ße Vor­la­ge für groß­ar­ti­ge Bil­der der Kunstgeschichte.“

Aus dem Vati­kan erfolg­te kein Demen­ti mehr.

Sind Scal­fa­ris Aus­sa­gen ein offen­sicht­li­cher Wider­spruch? Bis zu einem bestimm­ten Grad bestimmt. Die Behaup­tun­gen Scal­fa­ris schei­nen sich jedoch auf die tra­di­tio­nel­le Sün­den­leh­re der Kir­che zu bezie­hen, wäh­rend Papst Fran­zis­kus eine neue Sün­den­leh­re eta­bliert. Inso­fern könn­te der Wider­spruch zwi­schen den Aus­sa­gen von Scal­fa­ri und Fran­zis­kus klei­ner sein, als auf den ersten Blick angenommen. 

Die neu­en Sün­den schei­nen Scal­fa­ri nicht zu bewe­gen. Sie erin­nern Beob­ach­ter ja auch mehr an die Par­al­lel­mo­ral links­grü­ner Gut­men­schen, die seit ’68 als Ersatz für die christ­li­che Moral­leh­re ent­wickelt wird.

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag, den 9. Febru­ar, ermahn­te Fran­zis­kus, sich einer neu­en Sün­de bewußt zu wer­den. Das Kir­chen­ober­haupt emp­fing in der Sala Cle­men­ti­na des Apo­sto­li­schen Pala­stes Pro­fes­so­ren und Stu­den­ten der Päpst­li­chen Aka­de­mie Alfon­sia­na. Dabei han­delt es sich um eine spe­zia­li­sier­te Hoch­schu­le für Moral­theo­lo­gie, die seit 1960 Teil der Päpst­li­chen Late­ran­uni­ver­si­tät ist. Das Insti­tut wur­de 1949 vom Redempto­ri­sten­or­den gegrün­det. Da das Amt des Direk­tors der­zeit unbe­setzt ist, lei­tet der Vize­di­rek­tor, der Redempto­rist P. Alfon­so Ama­ren­te, das Institut.

In sei­ner Anspra­che an den Lehr­kör­per und die Stu­den­ten der Hoch­schu­le sprach Papst Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen Sams­tag vom „Schrei der Erde“, weil sie durch „ego­isti­sche Aus­beu­tung“ auf „tau­sen­der­lei Wei­se ver­ge­wal­tigt und ver­letzt“ werde.

Wört­lich sag­te Fran­zis­kus und for­mu­lier­te dabei einen Auf­trag an das Insti­tut für Moraltheologie:

„Die öko­lo­gi­sche Dimen­si­on ist eine uner­läß­li­che Kom­po­nen­te der Ver­ant­wor­tung eines jeden Men­schen und jedes Staa­tes. Die Tat­sa­che stimmt mich nach­denk­lich: Wenn ich die Ver­söh­nung ver­wal­te – auch frü­her, wenn ich es getan habe – klagt sich sel­ten jemand an, der Natur, der Erde, der Schöp­fung Gewalt ange­tan zu haben. Wir haben noch kein Bewußt­sein für die­se Sün­de. Es ist eure Auf­ga­be, es zu schaffen.“

Erhält der Mut­ter-Erde-Kult, ob „Gaia“ oder „Pacha­ma­ma“ genannt, durch Papst Fran­zis­kus eine ech­te reli­giö­se Dimen­si­on? Bestimm­te poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Kräf­te dürf­te es freu­en, erklär­te der Vati­kan unter Fran­zis­kus ja im Gleich­schritt mit der UNO den angeb­lich men­schen­ver­schul­de­ten Kli­ma­wan­del zur vor­dring­li­chen Sor­ge. Eine Sün­de setzt eine ent­spre­chen­de Norm vor­aus, was nur auf „Öko-Dog­men“ ver­wei­sen kann, wie sie seit der Enzy­kli­ka Lau­da­to si kur­sie­ren. Jüngst konn­ten im Vati­kan sogar neue Zehn Gebo­te des Kli­ma­wan­dels ver­kün­det werden.

Sind Kli­ma­skep­ti­ker, die sich mit gutem Grund gegen die Öko-Ideo­lo­gie auf­leh­nen, nun auto­ma­tisch „Sün­der“? Folgt als näch­ster Schritt der neu­en Moral­theo­lo­gie in schwer­wie­gen­den Fäl­len der Öko-Wider­spen­stig­keit gar die Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae?

Schließ­lich mein­te Papst Fran­zis­kus bereits im Sep­tem­ber 2017 in Sachen Klimawandel:

„Der Mensch ist ein Tier und düm­mer als alle ande­ren Tiere“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Der ein­zi­ge Zweck der katho­li­schen Kir­che, man wun­dert sich, ist die See­len der Men­schen vor der ewi­gen Ver­damm­nis zu ret­ten. Sonst nichts.
    Ideo­lo­gien jed­wel­cher Art lehnt die katho­li­sche Kir­che gemäß Kate­chis­mus ab. Nicht nur Natio­nal­so­zia­lis­mus, Kom­mu­nis­mus, Kapi­ta­lis­mus, Öko­fun­da­men­ta­lis­mus, so gut wie alle ‑ismen eigent­lich wer­den abgelehnt.

    Das ist auch das Schö­ne an der katho­li­schen Glau­bens­leh­re, man ist davon ent­bun­den men­schen­er­dach­te Ideo­lo­gien zu unter­stüt­zen. Wir Katho­li­ken glau­ben hin­ge­gen dar­an, dass sich Gott in Jesus Chri­stus geof­fen­bart hat und uns in ihm und durch ihn die Erlö­sung von der Sün­de anbietet.
    Ich den­ke, es ist eine gute Unter­schei­dungs­hil­fe für alle Katho­li­ken, um her­aus­zu­fin­den ob sie auf dem rich­ti­gen Weg sind, wenn sie sich selbst dar­auf­hin prü­fen, ob sie mit ihrem Lebens­stil und ihren Ansich­ten und Über­zeu­gun­gen zufol­ge ent­we­der Ideo­lo­gien oder der Leh­re Jesu Chri­sti nahestehen.

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