Geheimdienst warnt: Amazonassynode von „linkem Klerus“ mißbraucht

Die Amazonassynode und neue Verwicklungen


Geheimdienst warnt, daß „linker Klerus“ die Amazonassynode zur Agitation gegen die neue brasilianische Regierung nützt.
Geheimdienst warnt, daß „linker Klerus“ die Amazonassynode zur Agitation gegen die neue brasilianische Regierung nützt.

(Rom/​Brasilia) Die Ama­zo­nas­syn­ode, die von Papst Fran­zis­kus für kom­men­den Okto­ber ein­be­ru­fen wur­de, will der „pro­gres­si­ve Kle­rus“ miß­brau­chen, um die neue bra­si­lia­ni­sche Regie­rung anzu­grei­fen. Davor warnt ein Bericht des bra­si­lia­ni­schen Geheimdienstes.

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Die gest­ri­ge Aus­ga­be der bra­si­lia­ni­schen Tages­zei­tung O Estado de Sao Pau­lo wur­de mit einer gro­ßen Schlag­zei­le auf der Titel­sei­te aufgemacht. 

„Die obe­re Ebe­ne han­delt, um  die Akti­on des ‚lin­ken Kle­rus‘ zu bekämpfen“.

Laut Infor­ma­tio­nen des bra­si­lia­ni­schen Geheim­dien­stes Agên­cia Bra­silei­ra de Inte­li­gên­cia (ABIN) wol­le der „pro­gres­si­ve Kle­rus“ die Ama­zo­nas­syn­ode gebrau­chen, um die neue bra­si­lia­ni­sche Regie­rung von Staats­prä­si­dent Jair Bol­so­n­a­ro zu attackieren. 

Der Vize­prä­si­dent von Staats- und Regie­rungs­chef Bol­so­n­a­ro ist Antô­nio Hamil­ton Mourão. Mourão war Gene­ral des bra­si­lia­ni­schen Hee­res. Er stammt aus dem Bun­des­staat Ama­zo­nas und ist selbst indi­ge­ner Abstam­mung. Der Ama­zo­nas als Raum und die indi­ge­nen Völ­ker sind laut offi­zi­el­len kirch­li­chen Anga­ben die zen­tra­len The­men der Synode. 

Kon­flikt zwi­schen Bra­si­li­ens Regie­rung und lin­kem Kle­rus. Bericht von „O Estado de S. Paulo“.

Nicht ins Ama­zo­nas-Bild der Syn­oden­ma­cher gehört, daß der Staat Ama­zo­nas bei den Wah­len im ver­gan­ge­nen Herbst von Bol­so­n­a­ro und sei­ner Koali­ti­on gewon­nen wur­de. Seit 1. Janu­ar ist Wil­son Lima von der Christ­lich-Sozia­len Par­tei (PSC) Gou­ver­neur von Ama­zo­nas. Dem Part­ido Social Cri­stão gehör­te auch Bol­so­n­a­ro an, bis er 2018 für die Prä­si­dent­schafts­wah­len eine eige­ne Wahl­li­ste grün­de­te. Den Vize-Gou­ver­neur von Ama­zo­nas stellt mit Car­los Almei­da die Par­tei von Vize­prä­si­dent Mourão.

Der Staat Ama­zo­nas hat eine gigan­ti­sche Aus­deh­nung von mehr als 1,5 Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­tern, wird aber nur von vier Mil­lio­nen Men­schen bewohnt. Laut Anga­ben des bra­si­lia­ni­schen Sta­ti­stik­am­tes bezeich­nen sich davon ledig­lich 0,1 Pro­zent als Ange­hö­ri­ge indi­ge­ner Völ­ker. Das bra­si­lia­ni­sche Sta­ti­stik­amt führt fünf „Ras­sen“ an. Ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung sind Wei­ße, drei Vier­tel Par­dos („Brau­ne“), womit in Bra­si­li­en die unter­schied­li­chen Misch­lin­ge der übri­gen vier Ras­sen (Wei­ße, Schwar­ze, Asia­ten und Indi­os) gemeint sind.

Die Zah­len­an­ga­ben haben Beob­ach­ter früh­zei­tig zur Annah­me ver­an­laßt, hin­ter den öffent­lich genann­ten Syn­oden­the­men eine „tie­fe­re Agen­da“ zu vermuten. 

Der bra­si­lia­ni­sche Geheim­dienst ABIN stützt sich in sei­nem Bericht auf eige­ne Erkennt­nis­se und Infor­ma­tio­nen ver­schie­de­ner Mili­tär­kom­man­dos. In dem Geheim­dienst-Bericht, so die Tages­zei­tung O Estado de Sao Pau­lo wird auch das jüng­ste Tref­fen von Papst Fran­zis­kus mit bra­si­lia­ni­schen Kar­di­nä­len im Vati­kan behan­delt, bei dem die The­men der kom­men­den Syn­ode bespro­chen wurden.

Orga­ni­sa­tor der Ama­zo­nas­syn­ode ist das 2014 gegrün­de­te kirch­li­che Netz­werk REPAM, das aus einem Dach­ver­band und natio­na­len Able­gern in den Ama­zo­nas-Anrai­ner­staa­ten besteht. Von wirk­li­chem Gewicht ist dabei nur REPAM-Bra­si­li­en. Der Dach­ver­band und der bra­si­lia­ni­sche Able­ger wer­den von zwei Kir­chen­ver­tre­tern gelei­tet, die dem pro­gres­si­ven Rand der Kir­che ange­hö­ren. Den Dach­ver­band führt Clau­dio Kar­di­nal Hum­mes und REPAM-Bra­si­li­en der eme­ri­tier­te Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler aus Öster­reich. Hum­mes und Kräut­ler sind für die Auf­he­bung des prie­ster­li­chen Zöli­bats und die Zulas­sung von ver­hei­ra­te­ten Prie­stern. Bei­de spra­chen sich in der Ver­gan­gen­heit wie­der­holt für die Ein­füh­rung des Frau­en­prie­ster­tums aus. Bei­de ste­hen der poli­ti­schen Lin­ken nahe. Hum­mes ist ein per­sön­li­cher Freund von Ex-Staats­prä­si­dent Lula, der seit April 2018 wegen Kor­rup­ti­on im Gefäng­nis sitzt. Kräut­ler ist ein Lieb­ling der lin­ken Medi­en, wie jeder Hei­mat­be­such in Öster­reich bestätigte.

Die poli­ti­sche Lin­ke in Bra­si­li­en, Latein­ame­ri­ka und dar­über hin­aus wei­gert sich die Ver­ur­tei­lung Lulas anzu­er­ken­nen. Sie behaup­tet, es habe sich um einen poli­ti­schen Pro­zeß gehan­delt, um den Ein­fluß der Lin­ken zurück­zu­drän­gen. Papst Fran­zis­kus brach­te Lula sei­ne Sym­pa­thie und Nähe zum Aus­druck. Noch unver­söhn­li­cher stimm­te der Wahl­sieg Bol­so­n­a­ros. Die bra­si­lia­ni­sche Lin­ke erleb­te im Herbst 2018 eine Nie­der­la­ge, die mit jener der Demo­kra­ti­schen Par­tei in den USA gegen Donald Trump ver­gleich­bar ist. 

Vor allem setz­te Papst Fran­zis­kus erneut auf „das fal­sche Pferd“. Sei­ne War­nung vor einer Wahl­nie­der­la­ge der poli­ti­schen Lin­ken in Bra­si­li­en führ­te dazu, daß die neue Staats­füh­rung die katho­li­sche Kir­che, beträcht­li­che Tei­le der bra­si­lia­ni­schen Hier­ar­chie und die Kir­chen­füh­rung in Rom, als erklär­te Regie­rungs­geg­ner erkennt.

Bol­so­n­a­ro ist Katho­lik, sei­ne Frau Frei­kirch­le­rin. Im Wahl­kampf stützt sich der neue Staats­prä­si­dent vor allem auf die pro­te­stan­ti­schen Frei­kir­chen. Dahin­ter steckt eine mas­si­ve Abwan­de­rungs­be­we­gung von der katho­li­schen Kir­che zu den Frei­kir­chen. Grund ist der mas­si­ve poli­ti­sche und theo­lo­gi­sche Links­ruck in der katho­li­schen Kir­che des Lan­des der seit Jahr­zehn­ten prä­gend ist und zu einer Ent­frem­dung der Gläu­bi­gen von ihrer Kir­che führte.

Die Ama­zo­nas­syn­ode bekommt, wie der Geheim­dienst­be­richt zeigt, neben der welt­kirch­li­chen Dimen­si­on durch die Absicht, ein neu­es „ande­res“, „zwei­tes“ Prie­ster­tum zu instal­lie­ren, und neben der welt­po­li­ti­schen Dimen­si­on, durch sozia­le und öko­lo­gi­sche Aus­sa­gen beim links­li­be­ra­len Main­stream zu punk­ten, auch eine inner­b­ra­si­lia­ni­sche Dimen­si­on von poli­ti­scher Brisanz.

Der Ein­druck festigt sich, bei Freun­den und Geg­nern, daß Papst Fran­zis­kus mehr als Poli­ti­ker denn als Kir­chen­füh­rer handelt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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