Von Wolfram Schrems*
Der Bonner Altphilologe Heinz-Lothar Barth, Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Abhandlungen, von denen einige schon auf dieser Seite vorgestellt wurden (Hermeneutik der Kontinuität oder des Bruchs?, Die Messe der Kirche, Johannes Paul II. – ein kritischer Rückblick auf sein Pontifikat, Ist die traditionelle lateinische Messe antisemitisch?), brachte vor kurzem zwei Bände unter dem Titel Christus und Mohammed heraus. Es handelt sich um die 3., erheblich erweiterte und aktualisierte Auflage einer Publikation von 1995.
Die beiden Bände enthalten vieles, was man wissen sollte.
Aufgrund deren Umfanges werden beide Bände getrennt vorgestellt.
Im Dienst an der Wahrheit – wider Irenismus, Lüge und Propaganda
Der Autor weiß sich aufgerufen, zu einem Thema zu schreiben, in dem es nach seiner eigenen Beurteilung besser eingearbeitete Fachleute gibt. Diese sind aber häufig dem „Irenismus“, einer falschen Friedenssehnsucht auf Kosten der Wahrheit, verfallen. Andere versuchen unter Berufung auf das II. Vaticanum interreligiösen Ökumenismus zu betreiben, der aber weder der Wirklichkeit des Islam noch der göttlichen Offenbarung gerecht wird. Wieder andere betreiben „primitive Propaganda“.
Gegen die islamische Selbstimmunisierung und Wahrheitsverweigerung
Der Autor hält fest, daß normalerweise die für eine bestimmte Wissenschaft notwendige Sprachkenntnis gegeben sein muß, um wissenschaftlich mitreden zu können. Barth gibt zu, daß er die arabische Sprache nicht beherrscht. Allerdings verwahrt er sich auch gegen die islamische Selbstimmunisierung, die uns seit Jahrzehnten im deutschen Sprachraum wohlvertraut ist:
„Jedenfalls sollten wir uns nicht dem Diktat vieler Muslime fügen, nur wer das Arabisch des Korans beherrsche, dürfe über den Islam mitreden. (…) Jede Sprache ist prinzipiell in jede andere zu übersetzen, wenngleich manchmal auch nur approximativ und unter Zuhilfenahme von Umschreibungen; Unklarheiten bedürfen einer Erläuterung durch Interpretation“ (11).
Es handelt sich hier freilich nicht nur um das Diktat „vieler Muslime“ sondern um das Selbstverständnis des Koran und des Islam selbst: Derjenige Geist, der sich Mohammed offenbarte, hält sich hinter schwer verständlichen Texten mit unklaren und widersprüchlichen Aussagen, einer schwierigen Sprache und einer umständlichen und fehleranfälligen Schrift verborgen und immunisiert sich so gegen Anfragen und Kritik (vgl. Sure 3,7).
Barth zerschlägt also den Gordischen Knoten der islamischen Sophistik, indem er die prinzipiell auch in Übersetzung zugänglichen Inhalte der islamischen Quellen darlegt und sich damit nicht der islamischen Deutungshoheit unterwirft.
Damit ist der Weg der Analyse und der Kritik, besonders der discretio spirituum, der Unterscheidung der Geister und deren allfälliger Exorzierung, eröffnet.
Alleine das ist schon wichtig und verdienstvoll.
Der Islam als antichristliche Lehre – Mißbrauch des „Dialogs“ von islamischer Seite
Barth legt im ersten Kapitel anhand der jeweiligen Glaubensgrundlagen und der daraus bestimmten geschichtlichen Entwicklungen dar, wie Christentum und Islam zueinander stehen. In der Geschichte verwirklichte sich das, was im Koran grundgelegt ist, nämlich Feindschaft gegen die Christen und das Christentum, wobei der Koran eine falsche Vorstellung davon vermittelt, was die kirchliche Lehre ausmacht.
Der Islam macht in unserer Zeit mehr Christen zu Opfern und Märtyrern als jemals zuvor in der Geschichte.
All das ist seit langem bekannt.
Aber das ist nicht Thema des heute (meist nur im Westen) inflationär praktizierten „Dialogs“, der im Grunde keiner ist. Er ist meist ein islamischer Monolog und ein Zurückweichen der Christen und ihrer geistlichen und weltlichen Führer. Die Texte des II. Vaticanums und die „nachkonziliare Revolution“ mit ihrem Bildersturm und der Verwüstung der Kirchen leisten der Islamisierung massiv Vorschub, wobei letzteres von islamischen Repräsentanten auch „enthusiastisch begrüßt“ wird (85).
Bekanntlich wird von islamischer Seite die „Kunst des ‚Verhüllens‘ bzw. der Verstellung“ (taqiya), also die Lüge, eingesetzt, die nach Angabe maßgeblicher Autoritäten (Ibn Taimiya, Abu Hamid al-Ghazali) ausdrücklich gerechtfertigt wird. Was das für den offiziellen „Dialog“, aber auch für das Alltagsleben, das Geschäftsleben und die Politik, etwa für die „Vertragstreue“ bedeutet, sehen wir ohnehin seit Jahren in steigendem Ausmaß (87).
Quellen der islamischen Inspiration – Leugnung der historischen Fakten
Barth geht tief in die Geschichte zurück, um die Quellen freizulegen, aus denen Mohammed bzw. der Geist, der sich „Dschibril“ nannte, geschöpft hat: Es handelt sich um gnostische Irrlehren und christliche bzw. judenchristliche Häresien.
Da besonders der Kreuzestod Jesu „für Juden ein Ärgernis und für Heiden eine Torheit“ ist, wie Paulus im 1. Korintherbrief schreibt, gab es in der „Gnosis“ von Anfang an das Bestreben, dieses Ärgernis zum Verschwinden zu bringen. Das spiegelt sich im Koran wider, wo der Kreuzestod Jesu, ein historisches Faktum, ausdrücklich geleugnet wird (Sure 4,155ff; 126 u. a.).
Islamkritik – beständige kirchliche Praxis bis zum Konzil
In Zeiten wie diesen sind die Ausführungen des Autors zur traditionellen Kritik am Islam sehr wertvoll: St. Johannes Damascenus († 753), Theodor Abu Qurra († 820), Theophanes Confessor († 818), Niketas von Byzanz († 867), St. Petrus Venerabilis († 1156) und Kardinal Nikolaus von Kues († 1464) werden als Kritiker der mohammedanischen Lehre und als Verteidiger der wahren Offenbarung gegen den Islam genannt.
Gleichzeitig wird auch das seelsorgliche Anliegen thematisiert: Islamkritik ist nicht Selbstzweck, sie dient der Befreiung der in dem geistigen und politischen Zwangssystem Gefangenen.
Erst die nachkonziliare Kirche gab das auf und öffnete sich einem „Dialog“, von dem sie wissen müßte, daß er nur Verwirrung und Zerstörung der christlichen Zivilisation bringen kann. Der vorläufige Höhepunkt dieser Narretei ist die Politik von Papst Franziskus, der die Probleme mit dem Islam und der Masseninvasion nach Europa „verkennt“ und „falsche Handlungsmaximen“ verkündet (316). Damit wird auch die Christenverfolgung, die übrigens in der Weltpolitik kein Thema ist, in verstärktem Ausmaß nach Europa geholt, allem voran in die Asylquartiere (321).
Andere im Buch behandelte Themen sind die islamischen Auffassungen von einer angeblichen Prophezeiung Mohammeds im Alten Testament als „Paraklet“, das für die islamische Propaganda wichtige „Barnabas-Evangelium“, die Aktivitäten des deutschen Muslims, Freimaurers und Multifunktionärs Muhammad Salim Abdullah, ursprünglich Herbert Krahwinkel (1931–2016), und Hintergründe und Folgen der Masseninvasion von Muslimen seit 2015.
Das alles ist sehr lesens- und beherzigenswert.
Zwei – kleine – Kritikpunkte
Der Rezensent sieht das im Buch erwähnte Institut St. Justinus in Mariazell (Steiermark) nicht so positiv wie der Autor. Es ist zwar richtig, daß durch die Taufe von zahlreichen Ex-Muslimen, durch die Herausgabe hilfreicher Kleinschriften und durch die Katechistenausbildung viel Gutes geschehen ist, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist, daß sich sehr viele, möglicherweise die meisten der Neugetauften wieder verliefen, weil Nachbetreuung und Eingliederung in eine Pfarre o. dgl. nicht vorgesehen waren. Es gab keinerlei Plan für den Aufbau des Werkes, dafür aber einen hohen Mitarbeiterverschleiß und eines katholischen Werkes unwürdige Gepflogenheiten. Der Gründer des Instituts ist übrigens nicht Doktor (168).
Die Taufvorbereitung von Konvertiten aus dem Islam ist jedenfalls nicht auf dieses Werk angewiesen. Darüber hinaus ist – ganz allgemein – eine gesunde Nüchternheit bezüglich der Motivation der Taufbewerber durchaus geboten.
Der andere Punkt, der nach Ansicht des Rezensenten einseitig ist, ist der Absatz „Die Bedrohung der Juden in Deutschland und Europa durch den Islam“ (325).
Erstens ist hier von der „christlich-jüdischen Kultur Europas“ die Rede (326). So etwas kann es nicht geben, weil das eine definitionsgemäß das andere ausschließt (1 Thess 2,15f). Ein deutscher Rabbiner und Ex-Katholik namens Walter Homolka schrieb vor etwa zehn Jahren in einer Kolumne einer österreichischen Wochenzeitung (und an anderen Stellen) sinngemäß, daß sich die Juden den Begriff einer „jüdisch-christlichen Kultur“ o. ä. verbäten, denn hier würden die Juden bzw. das Judentum von rechten Islamgegnern mißbraucht. Zudem gebe es inhaltliche Differenzen: Die Juden würden bspw. die Polygamie anerkennen, die Christen nicht.
Homolka hat ganz recht. Wir sollten ihm hier folgen.
Und zweitens ist es zwar richtig, daß sich der erstarkende Islam in Europa da und dort schon gegen Juden gerichtet hat. Ebenso richtig ist aber, daß maßgebliche jüdische Autoritäten den Islam gegen Kritik verteidigen und die islamische Massenimmigration nach Europa und in die USA (nicht aber nach Israel) gutheißen.
Hier besteht das Desiderat, die offenbar verwickelte und widersprüchliche jüdisch-islamische Beziehung klar darzulegen.
Resümee
Heinz-Lothar Barth verarbeitet eine Fülle sowohl wissenschaftlicher Literatur als auch katholischer und säkularer Medienberichterstattung. Da schon ein gewisses Niveau an Kenntnissen vorausgesetzt wird, ist die Publikation eher nicht für Einsteiger geeignet.
Manchmal ist es so, daß Barth zuviel auf einmal sagen will. Manchmal sind auch allzu viele Quellenangaben in den Text eingebaut. Dann wird die Lektüre etwas mühsam. Vielleicht kann man die nächste Auflage etwas straffen.
Besonders empfohlen wird die Publikation für Multiplikatoren, Lehrer, Journalisten, Katechisten und vor allem für Priester und Bischöfe des deutschen Sprachraums.
Heinz-Lothar Barth, Christus und Mohammed, Band 1, Alverna Verlag, Wil (CH), 345 S.
*MMag. Wolfram Schrems, Wien, katholischer Theologe, Philosoph, Katechist, reiche Erfahrung im „Dialog“-Zirkus
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Bild: MiL