„Auf welcher Seite Papst Franziskus in Lateinamerika steht: Neutral gegenüber Maduro hat er den neuen Primas von Peru ausgewählt – einen Befreiungstheologen.
Die erste Rede des Papstes in Panama war unter anderem deshalb mit Spannung erwartet worden, um zu verstehen, ob der Heilige Stuhl etwas mehr bezüglich seiner Position zur Venezuela-Krise sagt – oder zumindest zu verstehen gibt. Franziskus hat das Thema nicht berührt.“
Matteo Matzuzzi in der Tageszeitung Il Foglio vom 26. Januar 2019. Die Kirche in Venezuela hat sich eindeutig gegen den sozialistischen Diktator Nicolas Maduro und seine „Bolivarische Revolution“ positioniert. Anders Papst Franziskus in Rom, der aus seines Sympathien für die lateinamerikanischen Linksregierungen in der Vergangenheit kein Hehl machte. Papst Franziskus sprach in seiner ersten Rede in Panama nicht direkt von Venezuela. Er sprach aber von Simon Bolivar und dessen „Traum“ von einem „Großen Vaterland“, das „uns zu verstehen (hilft), dass unsere Völker fähig sind, ein großes Vaterland zu schaffen, zu formen und vor allem zu erträumen, das in der Lage ist, den multikulturellen Reichtum jedes Volkes und jeder Kultur aufzunehmen, zu achten und zu umfassen.“ Simon Bolivar wird in Lateinamerika in hohen Ehren gehalten als Freiheitsheld im Unabhängigkeitskampf gegen Spanien. Bolivar, für diese Unabhängigkeitsbewegung nicht unmaßgeblich, war Freimaurer und Kirchengegner. Allerdings muß auch erwähnt werden, daß er sich, was seine heutigen politischen Adepten gerne vergessen, auf dem Sterbebett bekehrte und dies auch in seinem Testament deutlich dokumentierte.
Die Rede von Papst Franziskus wurde von Maduro in Venezuela als Unterstützung gewertet, da sich der dortige Sozialismus auf Bolivar beruft. Franziskus scheint, wie bereits in den vergangenen Jahren, eine Aussöhnung zwischen den gegnerischen Parteiungen in Venezuela zu erhoffen, die es Maduro erlauben soll, an der Macht zu bleiben. Dessen Sturz wünscht Franziskus jedenfalls nicht.
Die Anspielung auf den „Traum“ eines „multikulturellen ‚Großen Vaterlandes‘ “ Bolivars dürfte manche an eine Agenda zur Auflösung der Nationalstaaten zur Schaffung von Superstaaten bis hin zur Welteinheitsstaat erinnert haben.
In Peru emeritierte Franziskus gestern, das ist die zweite Anspielung im obigen Zitat, Kardinal Cipriani Thorne, den herausragendsten Purpurträger Südamerikas. Er ernannte das genaue Gegenteil zum Nachfolger als Erzbischof von Lima und Primas von Peru, nämlich den Befreiungstheologe Carlos Castillo Mattasoglio, einen Priester, der in der Vergangenheit ein besonderes Näheverhältnis zum Marxismus und eine besondere Distanz zu Kardinal Cipriani Thorne pflegte. Eingefädelt soll dieser radikale Umbruch, der damit erfolgt, von peruanischen Jesuiten worden sein, wie der spanische Kolumnist Francisco Fernandez de la Cigona berichtete.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)