Papst Franziskus und die minimalen Sünden „unter der Gürtellinie“

Wenn der Papst "den Schleier zu seinem wirklichen Denken lüftet"


Papst Franziskus mit Dominique Wolton
Papst Franziskus mit Dominique Wolton

(Rom) Papst Fran­zis­kus wird mor­gen zum Welt­ju­gend­tag nach Pana­ma rei­sen. In sei­nem Gefol­ge wird sich auch der fran­zö­si­sche Sozio­lo­ge Domi­ni­que Wol­ton, kein Katho­lik, befin­den. Er reist auf aus­drück­li­chen Wunsch des Pap­stes mit. Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster erklärt, war­um das und noch mehr erstaunt.

Das Gesprächsbuch

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Zunächst aber die Vor­ge­schich­te: Domi­ni­que Wol­ton wur­de in der katho­li­schen Welt bekannt, als Anfang Sep­tem­ber 2017 sein Gesprächs­buch „Poli­tique et socie­té“ (Poli­tik und Gesell­schaft) mit Papst Fran­zis­kus ver­öf­fent­licht wur­de. Für die ita­lie­ni­sche Aus­ga­be des Buches wur­de mit „Gott ist ein Poet“ ein weni­ger nüch­ter­ner Titel gewählt. 

Eini­ge Tage bevor das fran­zö­si­sche Ori­gi­nal in den Buch­han­del kam, hat­te Le Figa­ro bereits eine gro­ße Ankün­di­gung mit Vor­ab­druck ver­öf­fent­licht. Auf die Titel­sei­te des Le Figa­ro Maga­zi­ne wur­de ein Bild von Papst Fran­zis­kus gesetzt. Die Schlag­zei­le lautete:

„Ist der Papst links?“

Im Gespräch mit Wol­ton ver­tei­dig­te Fran­zis­kus Amo­ris lae­ti­tia und die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on. Wol­ton zitiert ihn mit kurio­sen Worten:

„Etwas ist klar und posi­tiv: daß bestimm­te, zu tra­di­tio­na­li­sti­sche Krei­se es bekämp­fen, indem sie sagen, daß es nicht die wah­re Leh­re ist.“

Der Papst bezeich­ne­te es als „posi­tiv“, daß „tra­di­tio­na­li­sti­sche Krei­se“ Amo­ris lae­ti­tia bekämp­fen. Er stellt die­se „bestimm­ten Krei­se“ in eine Rei­he mit den von ihm im Satz zuvor kri­ti­sier­ten Pha­ri­sä­ern und wer­tet die­se Ableh­nung offen­bar als Güte­sie­gel und Beleg, den rich­ti­gen Weg ein­ge­schla­gen zu haben.

Im wei­te­ren Gespräch unter­schei­det Fran­zis­kus zwi­schen der Tra­di­ti­on und einer „tra­di­tio­na­li­sti­schen Ideo­lo­gie“. Die Tra­di­ti­on wach­se durch den „Dia­log mit der Welt“. „Der Dia­log läßt wach­sen.“ Wer kei­nen Dia­log pflegt „bleibt ver­schlos­sen, klein, ein Zwerg“.

Die Enthüllungen

Das Buch sorg­te in den Mas­sen­me­di­en weni­ger wegen die­ser Aus­sa­gen für Auf­se­hen, son­dern des­halb, weil Fran­zis­kus dar­in ent­hüll­te, am Ende sei­ner Zeit als Jesui­ten­pro­vin­zi­al von Argen­ti­ni­en, im Alter von 42 Jah­ren, für ein hal­bes Jahr die Hil­fe einer jüdi­schen Psy­cho­lo­gin bean­sprucht zu haben. 

Eben­so ent­hüll­te er, sein Ver­ständ­nis von Volk, das bereits eini­ge Rät­sel auf­gab, vom deutsch­stäm­mi­gen, argen­ti­ni­schen Phi­lo­so­phen (Gün­ther) Rodol­fo Kusch über­nom­men zu haben. 

Domi­ni­que Wol­ton kon­zen­triert sich in sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Arbeit vor allem auf poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on. Er war Direk­tor am bekann­ten, fran­zö­si­schen Zen­trum für wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen­for­schung Cent­re natio­nal de la recher­che sci­en­ti­fi­que (CNRS), das mit einem Mil­li­ar­den­haus­halt und mehr als 30.000 Mit­ar­bei­tern aus­ge­stat­tet ist. Dort grün­de­te er das Insti­tut für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaf­ten, das er bis 2013 lei­te­te. Er ist nach wie dort Schrift­lei­ter der von ihm 1988 gegrün­de­ten Fach­zeit­schrift Her­mès, die vom CNRS her­aus­ge­ge­ben wird.

Das Kommunikationsmodell von Papst Franziskus

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster ver­gleicht die „Nähe“, die durch das Gesprächs­buch zwi­schen Papst Fran­zis­kus und Wol­ton ent­stan­den ist, mit der zwi­schen Fran­zis­kus und dem ita­lie­ni­schen Jour­na­li­sten Euge­nio Scal­fa­ri,

„einem ande­ren Mei­ster der Gott­lo­sen, der vom Papst mehr­fach zu Gesprä­chen geru­fen wur­de mit der Gewiß­heit, daß Scal­fa­ri anschlie­ßend ihr Gespräch auf sei­ne Wei­se nie­der­schrei­ben und ver­öf­fent­li­chen wür­de, zur Erbau­ung eines guten Images für Fran­zis­kus in par­ti­bus infi­de­li­um“.

Auch das, so Magi­ster, ist Teil „des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mo­dells, das Berg­o­glio liebt“. Warum?

„Weil er in einem Inter­view mit einem geeig­ne­ten Gesprächs­part­ner einem brei­ten Publi­kum mehr sagen kann, als in den offi­zi­el­len Tex­ten. Er kann den Schlei­er lüf­ten zu sei­nem wirk­li­chen Denken.“

Die „radikalste“ Botschaft und die „leichten Sünden“

Magi­ster wirft einen Blick in Wol­tons Gesprächs­buch, um das Gesag­te zu erklä­ren. Dar­in erklärt Papst Fran­zis­kus, ein Jah­re vor dem jüng­sten Miß­brauchs­skan­dal durch den Penn­syl­va­nia Report und das Viganò-Dos­sier, war­um für ihn der sexu­el­le Miß­brauch durch Kle­ri­ker „nicht so sehr ein Pro­blem von Moral und Sex ist, son­dern der Macht und beson­ders der kle­ri­ka­len Macht, die er im Wort ‚Kle­ri­ka­lis­mus‘ verdichtet“.

Und noch ein Beispiel:

Als Wol­ton ihn fragt, war­um nicht stär­ker die „radi­kal­ste“ Bot­schaft des Evan­ge­li­ums zu hören sei, „die Ver­ur­tei­lung des Geld­wahn­sinns“ ant­wor­tet Franziskus:

„Das ist so, weil gewis­se in ihren Pre­dig­ten und auf den theo­lo­gi­schen Lehr­kan­zeln lie­ber über Moral reden. Es gibt eine gro­ße Gefahr für die Pre­di­ger, und das ist, nur die Moral zu ver­ur­tei­len, die – mit Ver­laub – unter der Gür­tel­li­nie liegt. Aber von den ande­ren Sün­den, die die schwer­wie­gend­sten sind: der Haß, der Neid, der Stolz, die Eitel­keit, den Ande­ren zu töten, das Leben zu neh­men…, von ihnen wird kaum gere­det. In die Mafia ein­zu­tre­ten, gehei­me Abkom­men zu tref­fen… ‚Bist Du ein gute Katho­lik? Also zahl mir Bestechungsgeld.‘“

Und Fran­zis­kus weiter:

„Die Sün­den des Flei­sches sind die leich­te­sten Sün­den. Weil das Fleisch ist schwach. Die gefähr­lich­sten Sün­den sind die des Gei­stes. Ich spre­che vom Ange­lis­mus: Stolz, Eitel­keit sind Sün­den des Ange­lis­mus. Die Prie­ster haben die Ver­su­chung – nicht alle, aber vie­le –, sich auf die Sün­den der Sexua­li­tät zu fokus­sie­ren, die ich die Moral unter der Gür­tel­li­nie nen­ne. Aber die schwe­ren Sün­den sind woanders.“

Ange­lis­mus, „engel­haf­ter“ Schein, meint im Spa­ni­schen eine intel­lek­tu­el­le Perversion.

Wol­ton ant­wor­tet im Buch: „Aber das, was sie sagen, wird nicht verstanden.“

Papst Fran­zis­kus: „Nein, aber es gibt gute Prie­ster… Ich ken­ne einen Kar­di­nal, der ein gutes Bei­spiel ist. Er hat mir anver­traut, indem er von die­sen Din­gen sprach, daß er, sobald jemand zu ihm kommt, um über die­se Sün­den unter der Gür­tel­li­nie zu kla­gen, sagt: ‚Ich habe ver­stan­den. Kom­men wir zum näch­sten The­ma‘. Er stoppt sofort, als wür­de er sagen: ‚Ich habe ver­stan­den, aber schau­en wir, ob du etwas Wich­ti­ge­res hast. Betest du? Suchst du den Herrn? Liest du das Evan­ge­li­um?‘ Er gibt zu ver­ste­hen, daß es Feh­ler gibt, die sehr viel wich­ti­ger sind, als die da. Ja, es ist eine Sün­de, aber… Er sagt ihnen: ‚Ich habe ver­stan­den‘ und geht zu ande­rem über. Umge­kehrt gibt es gewis­se, die, wenn sie in der Beich­te von einer sol­chen Sün­de hören, nach­fra­gen: ‚Wie hast du das gemacht, und wann hast du das gemacht, und wie lan­ge hast du das gemacht?‘… Und sie machen sich einen ‚Film‘ in ihrem Kopf. Aber die brau­chen einen Psychiater.“

Minimalisieren der Sünden „unter der Gürtellinie“

Die Papst­rei­se nach Pana­ma fin­det einen Monat vor dem Miß­brauchs­gip­fel statt, den Fran­zis­kus für den 21.–24. Febru­ar in den Vati­kan ein­be­ru­fen hat. Dazu Magister:

„Es wird inter­es­sant sein, zu sehen, wie Fran­zis­kus bei die­sem Gip­fel sein Mini­ma­li­sie­ren der Schwe­re der Sün­den, die er als ‚unter der Gür­tel­li­nie‘ bezeich­net, mit der star­ken Beto­nung des Macht­miß­brauchs der Kle­ri­ker­ka­ste in Ein­klang brin­gen wird, die er mehr­fach als Haupt­ur­sa­che des Desa­sters stigmatisierte.“

Und wei­ter:

„Nicht nur das. Man wird viel­leicht auch etwas genau­er ver­ste­hen, in wel­chem Maß sein Mini­ma­li­sie­ren der sexu­el­len Sün­den – und der im Kle­rus ver­brei­te­ten Pra­xis der Homo­se­xua­li­tät – sein Schwei­gen und sei­ne Tole­ranz gegen­über kon­kre­ten Miß­brauchs­fäl­len erklärt, began­gen von von Kir­chen­ver­tre­tern, auch hoch­ran­gi­gen, die von ihm geschätzt und begün­stigt wurden.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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10 Kommentare

  1. „Die Sün­den des Flei­sches sind die leich­te­sten Sün­den. Weil das Fleisch ist schwach. Die gefähr­lich­sten Sün­den sind die des Gei­stes. Ich spre­che vom Ange­lis­mus: Stolz, Eitel­keit sind Sün­den des Ange­lis­mus. Die Prie­ster haben die Ver­su­chung – nicht alle, aber vie­le –, sich auf die Sün­den der Sexua­li­tät zu fokus­sie­ren, die ich die Moral unter der Gür­tel­li­nie nen­ne. Aber die schwe­ren Sün­den sind woanders.“

    Lei­der Got­tes gibt es in der moder­nen Kir­che, wie sie die­ses Pon­ti­fi­kat verkörert,keine Spi­ri­tua­li­tät mehr.

    Stolz, Eitel­keit, Hass sind doch eben jene Sün­den, die sich unmit­tel­bar aus dem Fleisch nähren. 

    „Jeder, der sei­ne Frau auch nur lüstern anschaut, hat in sei­nem Her­zen Ehe­bruch began­gen.“ sagt Jesus.

    Der eit­le Blick der Gefall­sucht – ob er sich nun aus dem Hoch­mut oder dem Min­der­wer­tikeits­kom­plex nährt, ist dabei zweit­ran­gig – , zieht doch eben die Lust in jede Faser des Kör­pers. Nichts ande­res hat doch Johan­nes Paul II gelehrt in sei­ner Theo­lo­gie des Leibes. 

    Und da dies nun ein­mal so ist, funk­tio­niert der arg­lo­se Umgang zwi­schen Män­nern und Frau­en nur bedingt oder eben gar nicht. Das Fleisch nimmt über die Augen sofort Kon­takt auf. 

    Dar­um hiel­ten Hei­li­ge den Blick so gut wie immer gesenkt, wenn sie mit dem ande­ren Geschlecht spra­chen. Der hei­li­ge Franz von Sales sag­te, man müs­se eine Frau auch so ‚anblicken‘, dass man sie nicht anblicke. Er gei­ßel­te sich sogar für einen Prie­ster, der einen zu frei­en Umgang mit Frau­en in der Öffent­lich­keit plegte.

    So gese­hen ist der Isalm ehr­li­cher im Umgang mit dem sexu­el­len Verlangen.

    Die moder­ne Kir­che heu­chelt mit dem Zeit­geist einen pro­blem­frei­en Umgang zwi­schen Män­nern und Frau­en, bzw. tabui­siert die Gefah­ren eines zu frei­zü­gi­gen Umgangs gera­de geweih­ter Per­so­nen untereinander.

    Die Frei­zü­gig­keit hat vor­der­grün­dig eine gro­ße spie­le­ri­sche Befrei­ung für Män­ner und Frau­en gebracht, tie­fer­grün­dig bewirkt sie, dass geweih­te Per­so­nen see­lisch krank und inner­lich wie zer­ris­sen sind. Und dies gilt nicht nur für geweih­te Personen.

    Sicher­lich ist die Unkeusch­heit eine Sün­de, die am ein­fach­sten gesche­hen kann. Sie ist aber auch der hei­kel­se Bereich des per­so­na­len Men­schen, inerhalb des­sen sich der Mensch voll­kom­men ver­lie­ren kann und als Mensch letz­ten Endes ver­zwei­feln und schei­tern kann. 

    Dar­um ist die Leh­re der Kir­che immer gewe­sen, die Sexua­li­tät aus­schließ­lich in den Schutz­raum der Ehe zu stellen.

    Die schwe­ren Sün­den sind sicher­lich nicht „woan­ders“, wie der Papst meint. Nein, sie set­zen genau unter­halb der „Gür­tel­li­nie“ an, weil hier der Mensch am stärk­sten mani­pu­lier­bar ist.

    Sicher­lich darf man gera­de im Bereich des 6. Gebo­tes am wenig­sten rich­tem. Das ler­nen auch die Väter des ortho­do­xen Mönchs­tums, weil Gott es sonst zulässt, dass wir mor­gen in eine Sün­de fal­len, über die wir gestern noch einen Men­schen abge­ur­teilt haben.

    Aber sie ist dar­um nicht die leich­te­ste, son­dern ange­sichts 50 Mio Abtrei­bun­gen welt­weit pro Jahr wohl eher die schwer­ste Sün­de. Und sie wird auch nicht bes­ser dadurch, dass sie von fast allen began­gen wird.

    Es gibt eine Les­art der Geschich­te vom Sün­den­fall, der ich sehr viel abge­win­nen kann. In ihr ist die Mit­te des Bau­mes im Gar­ten der männ­li­che Phal­lus. Der Gar­ten ist der Mensch selbst. Gott gibt nun die Wei­sung, der Mensch dür­fe von allen Früch­ten des Gar­tens essen, aber nicht vom Baum aus der Mit­te des Gar­tens, wenn er nicht aus dem Gar­ten ver­trie­ben wer­den will und sei­ne Got­tes­be­zie­hung nicht ver­lie­ren will.

    Allein die Ehe recht­fer­tigt den Gebrauch der Sexualität.

    Ins­be­son­de­re bei der Fra­ge nach der Beru­fung zu einem Wei­he­amt ist der Umgang mit der eige­nen Sexua­li­tät immer noch „der neur­al­gi­sche Punkt“. So sagt es Prä­lat Georg May. 

    Der Papst bezieht sich auf die Beicht­pra­xis eines ihm bekann­ten Kar­di­nals, der beim 6. Gebot sofort das The­ma wechselt:

    “ … ‚Ich habe ver­stan­den, aber schau­en wir, ob du etwas Wich­ti­ge­res hast. Betest du? Suchst du den Herrn? Liest du das Evan­ge­li­um?‘ Er gibt zu ver­ste­hen, daß es Feh­ler gibt, die sehr viel wich­ti­ger sind, als die da. Ja, es ist eine Sün­de, aber… Er sagt ihnen: ‚Ich habe ver­stan­den‘ und geht zu ande­rem über. …“

    Der Kar­di­nal han­delt rich­tig, denn das Insi­stie­ren auf Zusam­men­hän­ge ist eine schwe­re Tod­sün­de für den Geist­li­chen. So sagt es auch der Prie­ster Gre­go­ri­us Hes­se in einem Vortrag.

    Aber Fran­zis­kus geht in die fal­sche Rich­tung, wenn er die­se Sün­den bana­li­siert: „schau­en wir, ob du etwas wich­ti­ge­res hast.“

    Ihm ist nur recht zu geben, wenn die­ses Über­ge­hen auf die Ursa­chen für die Unkeusch­heit hin­lenkt. Denn die­se lie­gen tat­säch­lich immer im gei­sti­gen Bereich. Das größ­te Sexu­al­or­gan ist der Kopf, und eigent­lich stimmt nicht ein­mal das genau: es ist das blu­ten­de Herz als Ursa­che für die Unkeuschheit.

    Ursa­che ist fast immer das Gefühl nicht genü­gend geliebt zu sein. 

    Es geht also um das Aner­ken­nen und Nicht­an­er­ken­nen der eige­nen Gren­zen und Ohnmachten. 

    Die Unkeusch­heit ver­weist direkt auf mei­ne Bezie­hung mit Gott: in wel­cher Bezie­hung steht mei­ne begrenz­te Per­son zu Gott? Kann ich mich anneh­men mit mei­nen eige­nen Gren­zen und begrenz­ten Mög­lich­kei­ten? Oder mach ich Gott Vor­hal­tun­gen, da er mich nicht schö­ner, anzie­hen­der, attrak­ti­ver, intel­li­gen­ter, kräf­ti­ger gemacht hat?

    Der Unkeusch­heit liegt ein Schmerz zugrun­de, der mei­nem Hoch­mut entstammt.

    Sie ist die luzi­fe­ri­sche Sün­de, des Mehr-sein-Wollens-als-ich-Bin. 

    Ich will mehr, anders, gelieb­ter sein. 

    Die­ses Nicht­wol­len und Nichtan­neh­men mei­ner Gren­zen hat sei­nen Ursprung in der See­le, die Gott anklagt für ihre Schwä­chen und Begren­zun­gen, die sich nicht abfin­det und ihr Fiat spricht, son­dern wie der rebel­li­sche Engel sagt: Ich will mehr sein, ich will anders sein. Der See­len­schmerz wird aus­gfoch­ten auf dem Schlacht­feld der Gedan­ken. Der Gedan­ke des Undan­kes oder der Nicht­an­nah­me (mei­ner Begren­zug) wie­der­um baut Druck auf, die über das ‚Fleisch‘ an die Sexu­al­or­ga­ne wei­ter­ge­ge­ben wird. 

    Wir spre­chen dann von einem Sün­den­fall, der dann die Unkeusch­heit als eine Art Trieb abbau­en­de Dro­ge folgt.

    Das erste ist aber immer der Hoch­mut, der dar­in besteht, mich nicht so anzu­neh­men wie ich von Gott geschaf­fen ist.

    Wer sich selbst annimmt mit all sei­nen Begren­zun­gen fällt so leicht nicht mehr in die See­len­krämp­fe von Hass und Neid. Er freut sich am Glück der ande­ren, ohne sel­ber etwas haben zu wol­len, für das Got­tes Vor­se­hung ihn nicht geschaf­fen hat. 

    Die ent­schei­den­de Fra­ge ist doch nun, wie der Mensch dahin kom­men kann, sich sel­ber anzu­neh­men und in sei­ner Schwä­che sei­ne Fül­le (näm­lich den Wil­len Got­tes) zu sehen. 

    Er kommt dahin durch das Gebet und das Betrach­ten des Wor­tes Got­tes, sowie das unbe­dingtt Hal­ten der gött­li­chen Gebo­te, was selbst für die Mön­che pha­sen­wei­se ein täg­li­ches Mar­ty­ri­um ist. Doch auf dem Weg der Gebotstreue ent­steht noch im Schmerz eine uner­gründ­li­che Freu­de, die den Men­schen mit der Gna­de Got­tes erfüllt. Die Mönchs­vä­ter der Ortho­do­xie reden hier von „Durch­got­tung“.

    Scha­de, dass Papst Fran­zis­kus die­se Zusam­men­hän­ge nicht sieht und viel­leicht auch gar nicht sehen kann, weil sei­ne Spi­ri­tua­li­tät sich stark aus den Gedan­ken der Huma­ni­tät und des Sozia­lis­mu­sses ableitet. 

    Zum Teil vor­bild­haft ver­hält er sich im Nicht­rich­ten. Ob er so aber als Leh­rer und Hir­te aus der Tie­fe ihres Dub­kels füh­ren kann, ist frag­lich. Er gibt im Grun­de nichts, außer die Mah­nung nicht zu rich­ten. Und dies, so der Ein­druck, wird dann zu sei­ner gan­zen Theo­lo­gie und zu sei­ner ein­zi­gen ‚Rich­tung‘.

    Dann haben wir es mit einer beglei­ten­den feld­la­za­rett­ar­ti­gen Kir­che zu tun, die zu wein­ge Impul­se der Ethik und Moral gibt und die das Kind nur­mehr antrifft, wenn es bereits in den Brun­nen gefal­len ist, ohne zu sagen, wie wei­te­re Stür­ze zu ver­mei­den sind.

    • @ Alfons
      Vergelt’s Gott für die­se Dar­le­gung. Sehr wert­voll, ja wich­tig zu wis­sen. Nur das rech­te Wis­sen (im Ein­klang mit den Gebo­ten Got­tes und der Moral­leh­re) kann hel­fen, von der Reue auch zur ste­ten Bes­se­rung im Ver­hal­ten bzw. Umgang mit siche selbst und ande­ren zu gelangen.

  2. Das ist unglaub­lich. Er sagt fol­gen­des: Wenn einer sei­ner Bischöfe/​Kardinäle unter der Gür­tel­li­nie ein Kind miss­braucht hat, dann ist sei­ne pas­sen­de Ant­wort: Ich hab ver­stan­den, hast du etwas wich­ti­ge­res? Und anschlie­ßend fährt er see­len­ru­hig zum Miß­brauchs­gip­fel. Wenn Bene­dikt XVI. so etwas gesagt hätte.…

  3. Mög­li­cher­wei­se hat der Papst, bei allem kri­tik­wür­di­gen, hier­bei nicht unrecht:
    Die Sün­den das 6. Gebot betref­fend sind am Ende nicht die,
    die die größ­te Schuld dar­stel­len. Von älte­ren Leu­ten habe ich auch schon gehört,
    das in der Beich­te die­se Din­ge betref­fend inten­siv nach­ge­fragt wurde.
    Ob nicht das Übel, dass wir durch unse­re Zun­ge anrichten,
    die grö­ße­re Sün­de dar­stellt? Oder das, was wir an Gutem mut­wil­lig unter­las­sen haben?

  4. Natür­lich sind die Sün­den wider den Geist die schwersten.
    Aber wie sieht das bei Berg­o­glio in der Pra­xis aus?
    „aber schau­en wir, ob du etwas Wich­ti­ge­res hast. Betest du? Suchst du den Herrn? Liest du das Evangelium?“
    Das wirkt, mit Ver­laub, wie ein Abdrif­ten vom Kon­kre­ten ins höchst Dif­fu­se. Kein gläu­bi­ger Mensch kann von sich sagen, genug zu beten, genug den Herrn zu suchen, genug das Evan­ge­li­um zu lesen. Dar­über hin­aus wird es schwer sein, hier so etwas wie einen all­ge­mei­nen Maß­stab zu finden.
    Noch schlim­mer ver­hält es sich mit Stolz und Eitel­keit. Auch die­se Sün­den sind idR schwer fass­lich. Allen­falls stel­len sie ein Motiv für kon­kre­tes Fehl­ver­hal­ten dar, zB kon­kre­te Krän­kun­gen, Demü­ti­gun­gen, Ver­spot­tun­gen, ev. auch Geld­ver­pras­sung. Per se erscheint mir eine Aus­sa­ge: „Ich bin die­ses Jahr zu stolz gewe­sen“ ziem­lich leer und unergiebig.
    Die Sün­den „unter der Gür­tel­li­nie“ hin­ge­gen sind höchst kon­kret. Der Sün­der kann in die­sen Fäl­len genau sagen, was er ver­bro­chen hat, er ist sich des­sen nicht nur kon­kret bewusst, son­dern kann es auch ganz kon­kret dar­stel­len und eben­so ganz kon­kre­te Bes­se­rungs­vor­sät­ze fassen.
    Letzt­lich wirkt mir Berg­o­gli­os Dar­stel­lung wie eine Auf­for­de­rung zur Auf­wei­chung des Beichsa­kra­ments mit­tels sub­stanz­lo­sen Geschwafels.
    Und dass die „schwe­ren Sün­den“ woan­ders sei­en, ist über­haupt eine unge­heu­re Aus­sa­ge, gera­de im Fal­le der aktu­el­len Missbrauchsvorwürfe.
    Man merkt die Absicht und ist verstimmt.
    Ganz abge­se­hen davon, dass es dane­ben auch noch so Klei­nig­kei­ten wie Ehe­bruch gibt, unten denen unzäh­li­ge Fami­li­en zusam­men­ge­bro­chen sind.

  5. „Die Sün­den des Flei­sches sind die leich­te­sten Sünden.“
    Dem muß ich wider­spre­chen. Das ist eine bei­spiel­lo­se Ver­harm­lo­sung. Die­se Sün­den zie­hen den Bruch des Zöli­bats­ver­spre­chen, Ehe­bruch, Miß­brauch nach sich. 

  6. Zitat Papst Franziskus:
    „Die Sün­den des Flei­sches sind die leich­te­sten Sünden.“

    Mal sehen, was der hei­li­ge Apo­stel Pau­lus dazu sagt.
    Pau­lus­brief an die Gala­ter 5, 19–21(wenn auch in wort­mä­ßig abge­schwäch­ter Übersetzung):

    „19 Die Wer­ke des Flei­sches sind deut­lich erkenn­bar: Unzucht, Unrein­heit, Ausschweifung,
    20 Göt­zen­dienst, Zau­be­rei, Feind­schaf­ten, Streit, Eifer­sucht, Jäh­zorn, Eigen­nutz, Spal­tun­gen, Parteiungen,
    21 Neid, maß­lo­ses Trin­ken und Essen und Ähn­li­ches mehr. Ich sage euch vor­aus, wie ich es frü­her vor­aus­ge­sagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Got­tes nicht erben.“

    Also fas­sen wir zusam­men. Papst Fran­zis­kus meint, die Sün­den des Flei­sches sei­en die leich­te­sten Sün­den. Doch der hei­li­ge Apo­stel Pau­lus, des­sen Brie­fe Teil der hei­li­gen katho­li­schen Glau­bens­leh­re sind, sagt wer die Sün­den des Flei­sches begeht, wird das Reich Got­tes nicht erben.
    Was für eine Dis­kre­panz, was für ein Unter­schied. Ver­trau­en wir also auf das, was seit 2000 Jah­ren Glau­bens­gut der katho­li­schen Kir­che ist, mit den Früch­ten unzäh­li­ger Hei­li­ger und Mär­ty­rer, Wun­der und Zei­chen die Gott gesche­hen ließ, die genau das glaubten.
    Oder las­sen wir uns auf Ohren­schmeich­ler ein? Leben wir etwa nicht in den Zei­ten, wo die Men­schen die gesun­de Leh­re nicht mehr ver­tra­gen? Wie Pau­lus sagte?

    Hier muss man mit dem Ver­stand bewusst unter­schei­den, was rich­tig und was falsch ist. Nicht sich nur auf das Gefühl und das Herz ver­las­sen, sonst wird man von fal­schen Gei­stern in die Irre geführt. Wie sag­te Karl-Hein­rich Wag­gerl sinn­ge­mäß ein­mal, dass das Herz nicht zur Ver­nunft fähig ist?

    Ohne Ver­stand sind wir den Tie­ren gleich, der Ver­stand macht uns erst zu Men­schen. Wenn jeman­dem das Gefühl sagt, es sei rich­tig ande­ren zu hel­fen, und der Ver­stand ver­drängt ist, wer­den Zustän­de wie in Deutsch­land durch die Migra­ti­on von Wirt­schafts­mi­gran­ten erst mög­lich. Sie sind die unver­schäm­ten Pro­fi­teu­re des Syri­en-Krie­ges. Auf dem Rücken der syri­schen Kriegs­flücht­lin­ge haben hun­dert­tau­sen­de Nicht­sy­rer ille­gal Asyl erschli­chen. Denn sie wären nie auf den Kon­ti­nent Euro­pa gelas­sen wor­den, hät­te es den Vor­wand Syri­en-Krieg nicht gegeben.

    • Ich hät­te hier einen Ver­bes­se­rungs­vor­schlag anzubringen:

      „Ohne Ver­stand sind wir den Tie­ren gleich, der Ver­stand macht uns erst zu Menschen.“

      Alter­na­tiv:

      „Ohne Ver­nunft sind wir den Tie­ren gleich, die Ver­nunft macht uns erst zu Menschen.“

      Und:

      „Wie sag­te Karl-Hein­rich Wag­gerl sinn­ge­mäß ein­mal, dass das Herz nicht zur Ver­nunft fähig ist?“

      Alter­na­tiv:

      … dass das vom Trieb und der Lei­den­schaft (also von den vom bösen Geist ein­ge­ge­be­nen Gedan­ken) genähr­te ‚Herz‘, „nicht zur Ver­nunft fähig ist“.

      Nach dem hei­li­gen Augu­sti­nus hat die ‚Ver­nunft‘ ihren Sitz im Herzen.

      Da das Herz aber sozu­sa­gen die Mit­te des Kör­pers dar­stellt – es liegt ziem­lich genau in der Mit­te des Brust­korps – ist es ’nach unten hin‘ (Lei­den­schaf­ten, mit denen sich der Mensch sel­ber quält) offen, aber auch ’nach oben hin‘. (mensch­li­cher und gött­li­cher Geist)

      Das Herz muss sozu­sa­gen aus­wäh­len, wel­che Gedan­ken es auf­nimmt und durch­lässt in die Glie­der des Kör­pers – womit es den Kör­per nährt. 

      Denn das Herz ist der ent­schei­den­de Seis­mo­graph für Gutes und Böses. 

      Der Herz ist nicht die gleich­zu­set­zen mit dem Gefühl. 

      Das Gefühl ist eher dem lei­den­schaft­lich-sinn­li­chen Bereich zuzu­ord­nen, wäh­rend die Intui­ti­on aus dem ‚rei­nen‘ und für Gott ‚bren­nen­den Her­zen‘ kommt. Das rei­ne Herz hat Geist­un­ter­schei­dung. Es ver­fügt über die Her­zens­schau. Dem Ver­hal­ten nach kommt das rei­ne Herz aus der Demut und dem Gebet.

      Die Hei­li­gen, wie etwas Anna-Katha­ri­na Emme­rick sahen und hör­ten alles auf ver­bor­gen-mysti­sche Wei­se mit dem Her­zen. Emme­rick erklär­te es so, dass das Herz dann über den Appa­rat des Kop­fes (als eine Art ein Fern­se­her also wür­den wir heu­te sagen) die Bil­der des Schau­ens und Betrach­tens kreiert. 

      Das Herz wird von den Gedan­ken ange­trie­ben, also vom guten (Gott und sei­nen Engeln) oder bösen Geist (Luzi­fer und sei­nen Engeln). 

      Und je nach­dem, wel­cher Stim­me es lauscht und folgt, deren Taten begeht es auch: die Taten des Flei­sches, oder die Taten der christ­li­chen Näch­sten­lie­be und Barmherzigkeit.

  7. Auch in die­sen Kom­men­ta­ren herrscht die Ver­wir­rung vor. Ich zitie­re: Die Sün­den des Flei­sches sind die Leich­te­sten und die Sün­den die Sün­den des Gei­stes die Schwer­sten. Es hört sich ja so an als hät­ten wir Men­schen ein Rän­king der Sün­den. Jede Sün­de ist eine Belei­di­gung Got­tes und der Mensch ist doch nicht berech­tigt zu sagen : Es war nur ein Biss­chen. Ich hät­te es doch noch viel Schlim­mer machen kön­nen. Sün­de heisst doch „Ich habe Gott belei­digt in einer Dimen­si­on, die ich auf Erden nicht ermes­sen kann, son­dern, die ich erst vor dem Rich­ter­stuh­le Got­tes in ihrer voll­kom­me­nen Dimen­si­on ermes­sen werde.

    • Die Sün­den des Gei­stes kom­men ja direkt aus der Begier­de des Flei­sches. Und umge­kehrt gilt es genau so: Die Sün­den des Flei­sches wer­den ver­stärkt und genährt aus den Sün­den des Geistes.

      Nun mag man ein­wen­den wol­len, die Engel hät­ten als rei­ne Gei­ster doch kei­ne Sün­den des Flei­sches bege­hen können.

      Und dar­um wird auch gesagt, ihre Sün­de sei­en uner­mess­lich ver­werf­li­cher – näm­lich ver­dam­mens­wert – gewesen.

      Ich mei­ne, es gibt hier für den Bereich des Gei­stes noch eine ande­re Lesart.

      Auch der Engel Got­tes hat sozu­sa­gen sei­ne ‚fleisch­li­chen‘ Sün­den. Nur dass sie nicht das Fleisch sind, son­dern das je höhe­re Licht Gottes.

      Die­ses Licht Got­tes wird ihm zur Ver­su­chung, wenn er es besit­zen will. Wenn er es ‚für sich‘ haben will, um aus ihm zu herrschen.

      In der Anbe­tung wäre ihm das Licht von allei­ne zuge­kom­men. Es hät­te ihn immer mehr durchgottet.

      Denn auch die Engel sind inso­fern offen­bar ver­such­bar, weil Gott sich sei­ner gesam­ten Schöp­fung, Engeln wie Men­schen, suk­zes­si­ve und unend­lich offen­bart; ist sei­ne Schön­heit und Grö­ße doch Unundlichkeit.

      Die­ses Vor­an­schrei­ten und Gezo­gen­wer­den nen­nen wir Lie­be oder eben auch ‚bren­nen­des Herz‘.

      Wenn wir also unter­schei­den zwi­schen Sün­den des Flei­sches und Sün­den des Gei­stes, wer­den wir ver­wirrt. Wir müs­sen letzt­lich auch die Mate­rie des Flei­sches dem Geist zurech­nen, aber doch nur inso­fern als dass hin­ter dem Fleisch der Geist­schöp­fer steht und sich in sei­ner Schöp­fung offenbart.

      Das Fleisch soll Raum der Geist­an­be­tung wer­den; dann kommt es Hypo­sta­se von Geist und Fleisch, indem der Geist in der Anbe­tung Got­tes das Fleisch zum Leib saktamentalisiet.

      Und dann noch ein Wort zum Richten.

      Wir rich­ten auf zwei­er­lei Weise: 

      1.) Wir rich­ten, wenn wir sün­di­gen durch die Taten des Flei­sches, ohne es in der Ver­ant­wor­tung Got­tes zu sakra­men­ta­li­sie­ren (Ehe).
      Dann gilt, was Pau­lus in Römer 2,5 schreibt:

      „Du aber mit dei­nem ver­stock­ten und unbuß­fer­ti­gen Her­zen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offen­ba­rung des gerech­ten Gerich­tes Gottes.“

      Sün­den, die nicht gebeich­tet, son­dern ver­ges­sen wer­den, lagern sich als dicke Geist­schlacken im Unter­be­wusst­sein der See­le ab. Sie blei­ben wirk­sam wie ein gespar­tes ‚Gut­ha­ben‘ bis zum Tag des Gerichts.
      Außer in der Selbst­an­kla­ge der Beich­te wer­den sie sakra­men­tal aus­ge­löscht. Auch das Unter­be­wusst­sein wird frei, so dass der Mensch heil wer­den kann.

      Dann gibt es die Sün­den des Rich­tens über ande­re, die ich noch sehe (ver­ur­tei­le), und womit ich selbst mich als noch unheil aus­wei­se. Der Neid ist ein siche­res Zei­chen für ein Ver­lan­gen im ‚Gei­ste‘, das ich sel­ber noch nicht ange­ge­ben habe. Wenn ich etwas bei ande­ren benei­de, erseh­ne ich es noch.

      Dann kommt es dazu, wie es Geron­tas Por­phy­ri­os zu einem gei­sti­gen Kind sagte:

      „Wir sol­len den Sün­der lie­ben, aber die Sün­de hassen.“

      Das heißt wir ver­ur­tei­len, weil wir eigent­lich (noch) ‚die Sün­de lie­ben und den Sün­der hassen‘.

      Bezüg­lich Röm 2, 1–4 han­delt Fran­zis­kus rich­tig und mit sei­ner War­nung in der Beich­te ‚kei­ne Stei­ne von oben her­ab auf reu­mü­ti­ge Sün­der zu wer­fen‘ han­delt er in der Tra­di­ti­on der Mönchsväter.

      Denn die Möchs­vä­ter sagen, wenn du einen Men­schen sün­di­gen siehst und ihn ver­ur­teilst, ist es als wenn du einen Men­schen von einem Löwen ange­fal­len und kämp­fen siehst – und von außen (durch dein Rich­ten) noch Stei­ne auf ihn wirfst.

      Auch Pre­dig­ten und Beleh­run­gen, die dem Sün­der lieb­los ent­ge­gen­gestzt wer­den, ver­trei­ben ihn. Die Unter­wei­sung hat im Forum inter­num ‚immer‘ mit Lie­be zu erfolgen. 

      „Dar­um, o Mensch, kannst du dich nicht ent­schul­di­gen, wer du auch bist, der du rich­test. Denn wor­in du den ande­ren rich­test, ver­dammst du dich selbst, weil du eben das­sel­be tust, was du richtest.
      Wir wis­sen aber, dass Got­tes Urteil recht ist über die, die soches tun.“ (Röm 2,1–2)

      „Wir kön­nen den ande­ren Men­schen am besten hel­fen durch unse­re Hei­li­gung.“ D.h. indem wir von der Sün­de, die wir sehen frei sind, weil wir sie in der Beich­te aus unse­ren See­len aus­ge­löscht haben und schon sehr lan­ge nicht mehr bege­hen; wenn wir uns durch ein Gelüb­de in der Erin­ne­rung an unse­re Tau­fe ver­spre­chen, die­se oder jene Sün­de bspw. für ein Jahr nicht mehr zu bege­hen. Danach rich­ten sich ja auch die Ver­spre­chen inner­halb der Orden aus.

      Wenn wir die Sün­de nicht mehr bege­hen, sehen wir den Sün­der nicht mehr als Sün­der an, son­dern als ein gelieb­tes Kind Got­tes, dass mit dem Teu­fel kämpft und dar­in eigent­lich sein Kreuz hat. Wir blicken mit LIe­be, Mit­leid und Barm­her­zig­keit auf den Sün­der. Denn die Sün­de ist dem kein Gut, der das Gna­den­le­ben in Gott geko­stet hat; und sei es auch nur durch die Intu­ti­on des Glau­bens im Ort des bren­nen­den Her­zens; und sei es auch nur durch die Erfah­rung, dass wir nach jeder Sün­de fest­stel­len müs­sen: ‚die Kir­che hat mit ihren Gebo­ten doch recht‘. Sie dient mit ihren Wei­sun­gen dem Men­schen, weil sie ihn zu Gott füh­ren will.

      Nur wer sel­ber nicht mehr sün­digt, kann den ‚ver­lo­re­nen Sün­der‘ mit der Lie­be Got­tes anblicken, die die­ser braucht, um sich von der Sün­de lösen zu kön­nen. Wer selbst noch sün­digt und auf ande­re ‚Sün­der‘ rich­tend schaut, rich­tet und ver­ur­teilt, was eigent­lich nur Gott zukommt. Alle ande­ren müs­sen schwei­gen und dür­fen sich dem Wort Got­tes in der Ver­kün­di­gung nur mit ‚rei­nen‘ Her­zen, Lip­pen und Hän­den zuwen­den. Denn durch das ver­kün­de­te Wort Got­tes spricht Gott selbst zu den Men­schen im Geist; aber eben durch den ‚gehei­lig­ten‘ Priester. 

      Wer unhei­lig rich­tet, ver­misst sich und rich­tet sich selbst. Er treibt die Men­schen aus der Kirche. 

      Denkst du aber, o Mensch, der du die rich­test, die sol­ches tun, und tust auch das­sel­be, dass du dem Urteil Got­tes ent­rin­nen wirst?
      Oder ver­ach­test du den Reich­tum sei­ner Güte. Geduld und Lang­mut? Weißt du nicht, dass dich Got­tes Güte zur Buße lei­tet?“ (Röm 2, 3–4)

      Dar­um brau­chen wir müt­ter­lich beten­de, eben maria­ni­sche Prie­ster, die mit Demut und Geld­uld im Gebet die Men­schen anblicken. Der demü­ti­ge Prie­ster, so Geron­tas Por­phy­ri­os zieht die magne­tisch an Men­schen, auch ohne Wor­te. Denn wo ein rei­ner Prie­ster ist, gesche­hen wie­der die Wun­der wie zu Zei­ten der Bibel. Über­all wo die­ser leben­di­ge Glau­be ist, ist Jesus gegen­wär­tig und Gemein­de bil­det sich. 

      Wenn wir nach LaSa­let­te oder ande­re Gna­den­or­te blicken, haben wir ein expo­nen­ti­el­les Wachs­tum der Men­schen­an­samm­lun­gen. Erst kom­men 10, dann 50, dann 100, 500, 1000 … Ende offen. Alles ist möglich. 

      Wenn wir den ver­lo­ren Sohn oder Bru­der ‚rich­ten‘ (i.S. von ver­ur­tei­len, beschimp­fen, ihm dro­hen …) , dann nur weil wir als Söh­ne oder älte­re Bru­der sel­ber nicht im hei­li­gen Hau­se Got­tes sind, wo Gott sich über uns als Vater fast wun­dert, wenn er durch die Wor­te Pau­li spricht, wer ande­re ver­ur­teilt, rich­tet sich selbst – und wenn er im Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn den Vater sagen lässt: „Was mein ist, ist doch auch dein.“

      Wer also wirk­lich beim Vater und des­sen Hei­lig­keit (Fül­le) ist, ist froh und satt; er ist von über­flie­ßen­der Lie­be und Sehn­sucht gegen­über dem ‚ver­lo­re­nen‘ Sohn, so dass er ihn schon erwar­tend von der Fer­ne aus kom­men sah.

      Nur was wir glau­ben, bewir­ken wir.

      Denn der lie­ben­de Blick des Glau­bens ist der Magnet, der Men­schen unwi­der­steh­lich anzieht. Wo Got­tes Lie­be in eines Men­schen Herz brennt, da lebt und blüht der Glau­be (wie­der auf).

      (Zu emp­feh­len sind die Enzy­kli­ken zur Hei­li­gung des Prie­sters ‚hae­rent ani­mo‘ von Pius X, sowie ‚Sacer­do­tii nostri Pri­mor­dia‘ von Johan­nes XXIII. Die­se habe ich bei Falk­me­di­en kosten­frei erhal­ten; dank dem Falk­me­di­en. sie­he unter:
      https://​www​.falk​me​di​en​.de/​n​a​v​i​.​p​h​p​?​q​s​=​p​a​s​t​o​r​+​b​o​n​u​s​&​s​e​a​rch=)

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