Papst Franziskus: „Es ist besser, als Atheist zu leben“

Mißverständliche Spontaneität?


Papst Franziskus auf dem Weg zur ersten Generalaudienz 2019 in der Aula Paolo VI.
Papst Franziskus auf dem Weg zur ersten Generalaudienz 2019 in der Aula Paolo VI.

(Rom) Die gewähl­te Über­schrift ist zwar ver­kür­zend, den­noch ist es mög­lich, Fran­zis­kus seit gestern mit einem ganz unge­wöhn­li­chen und wahr­schein­lich vie­le Men­schen irri­tie­ren­den Satz zu zitieren.

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Der Papst hielt im Rah­men sei­ner ersten Gene­ral­au­di­enz des Jah­res 2019 in der Aula Pao­lo VI eine jener „Revo­lu­ti­ons­re­den“, die für sein Pon­ti­fi­kat so typisch sind. Er sprach von der „Revo­lu­ti­on des Evan­ge­li­ums“ und gebrauch­te den Begriff Revo­lu­ti­on in einem für die Kir­che sehr unor­tho­do­xen Sinn, den sei­ne Vor­gän­ger mie­den, oder sogar verurteilten.

„Wo das Evan­ge­li­um ist, da ist Revo­lu­ti­on. Das Evan­ge­li­um läßt nicht in Ruhe, es drängt uns: Es ist revolutionär.“ 

Noch erstaun­li­cher war eine ande­re, poten­ti­ell miß­ver­ständ­li­che Aus­sa­ge des Pap­stes, indem er dazu auf­for­der­te, „wie Athe­isten zu leben“:

„Es ist bes­ser nicht in die Kir­che zu gehen: Leb ein­fach wie ein Atheist.“

Es folg­te:

„Wenn du aber in die Kir­che gehst, dann lebe wie ein Kind, wie ein Bru­der, und gib ein wirk­li­ches Zeugnis.“

Dabei han­del­te es sich um einen spon­ta­nen Zusatz von Papst Fran­zis­kus, der nicht in der vor­be­rei­te­ten Text­fas­sung ent­hal­ten war. 

Wie man die Wor­te ver­ste­hen kann, ver­deut­licht der Kom­men­tar der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no:

„Das Jahr beginnt bereits schlecht… Wir haben das Jahr 2019 kaum begon­nen und schon die erste Aus­sa­ge, die unter den Gläu­bi­gen Beun­ru­hi­gung und Ver­wir­rung stif­tet – pünkt­lich wie eine Schwei­zer Uhr.“

Der Vati­kan ergänz­te die offi­zi­el­le Text­fas­sung für die Ver­öf­fent­li­chung auf der Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls um die spon­ta­nen Zusät­ze des Papstes. 

In der Ver­gan­gen­heit wur­den die vor­be­rei­te­ten Tex­te häu­fig nicht nach­träg­lich kor­ri­giert und um die spon­ta­nen Zusät­ze von Fran­zis­kus ergänzt. Damit gibt es von ihnen zwei Fas­sun­gen, eine münd­li­che und eine schriftliche. 

In der Regel gilt, so auch gestern, das gespro­che­ne Wort.

Hier das Video von der gest­ri­gen Gene­ral­au­di­enz. Das Video star­tet am Beginn der genann­ten Stelle.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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