
(Rom) Im Vatikan tagt derzeit der C9-Kardinalsrat, das im April 2013 von Papst Franziskus geschaffene Gremium, das ihn bei der Reform der Römischen Kurie und der Leitung der Weltkirche beraten soll. Es handelt sich um die 27. Sitzungssession, die wie gewohnt drei Tage umfaßt. Die Zahl der Anwesenden wurde unterdessen kleiner.
Am Montag vormittag fand die erste Sitzung statt. Papst Franziskus wird an fünf der wie üblich sechs Sitzungen teilnehmen, ausgenommen morgen vormittag wegen der Generalaudienz.
Durch den Rücktritt von Kardinal Errazuriz, dem emeritierten Erzbischof von Santiago de Chile und Vertreter von Südamerika im Kardinalsrat, sind nur mehr sieben von neun Mitgliedern anwesend. Kardinal Errazuriz war als persönlicher Freund des Papstes, von diesem in den Rat berufen worden. Der ehemalige Primas von Chile zog mit dem Rücktritt die Konsequenzen aus dem Fall Barros. Papst Franziskus begann im vergangenen Juni mit der Emeritierung einer größeren Zahl von Bischöfen, um den Fall und die damit zusammenhängenden Kontroversen zu beenden. Beobachter machen Kardinal Errazuriz maßgeblich verantwortlich dafür, daß Franziskus 2015 Msgr. Juan Barros Madrid zum Bischof von Osorno ernannte und mehr als drei Jahre gegen alle Kritik an ihm festhielt.
Um genau zu sein, war es Franziskus der wegen des dadurch zerrütteten Vertrauensverhältnisses die Konsequenzen zog und im Vatikan lautstark wissen ließ, künftig ohne den chilenischen Purpurträger auszukommen. Der Unmut war so laut, daß Journalisten Kardinal Errazuriz im vergangenen August dazu befragten, noch ehe eine entsprechende Nachricht aus Rom eingetroffen war. Das führte zu einer weiteren Verlegenheit, da der Kardinal anfangs seinen Rückzug aus dem Kardinalsrat bestritt. Schließlich war es Errazuriz, der Mitte November offiziell erklärte, sein Mandat im Kardinalsrat sei auf fünf Jahre beschränkt gewesen, und diese Zeit sei nun um.
Kardinal George Pell, der Vertreter Ozeaniens im Kardinalsrat, nimmt bereits seit Juni 2017 nicht mehr an den Arbeiten des Rates teil.
Wegen der entstandenen Lücken, und da weitere C9-Mitglieder entweder angeschlagen sind oder das Verhältnis zu Franziskus nicht mehr ungetrübt ist, wurde bereits über einen größeren Umbau des Kardinalsrates spekuliert.
Text: Giuseppe Nardi
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