Sexueller Mißbrauch: Würfel für Cupich/Wuerl-Lösung schon gefallen?

Auf dem Weg zum Mißbrauchsgipfel im Februar 2019


Stellt Papst Franziskus den Mißbrauchsgipfel im Februar 2019 mit dem Cupich/Wuerl-Vorschlag vor vollendete Tatsachen?
Stellt Papst Franziskus den Mißbrauchsgipfel im Februar 2019 mit dem Cupich/Wuerl-Vorschlag vor vollendete Tatsachen?

(Rom) Im Kampf gegen den sexu­el­len Miß­brauch durch Kle­ri­ker wer­ben Medi­en, die Papst Fran­zis­kus nahe­ste­hen, mit Blick auf den Miß­brauchs­gip­fel im Febru­ar 2019, für die Metropoliten-Lösung.

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Die Metro­po­li­ten-Lösung meint den Cupich/­Wuerl-Vor­schlag, der erst­mals im Zusam­men­hang mit der bla­ma­blen Herbst­voll­ver­samm­lung der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz ins Gespräch kam. 

Von den jüng­sten Miß­brauchs­skan­da­len ist die US-Kir­che am stärk­sten betrof­fen. Bei der Herbst­voll­ver­samm­lung Mit­te Novem­ber woll­ten die  Bischö­fe daher ein star­kes Signal set­zen und Maß­nah­men zur Miß­brauchs­be­kämp­fung beschlie­ßen. Am 12. Novem­ber, dem Abend vor Ver­samm­lungs­be­ginn, unter­sag­te Papst Fran­zis­kus den Bischö­fen jedoch über­ra­schend, irgend­wel­che Beschlüs­se zu fas­sen. Zur Begrün­dung ver­wies er auf den von ihm ein­be­ru­fe­nen Son­der­gip­fel im kom­men­den Februar. 

Die US-Bischö­fe wur­den vom Papst des­avou­iert. Der Ärger war groß, doch den Auf­stand wag­te man nicht. Ein ent­spre­chen­der Antrag, trotz des „mit Nach­druck“ vor­ge­brach­ten „Wun­sches“ aus Rom Beschlüs­se zufas­sen, wur­de von der Mehr­heit abgelehnt.

Beob­ach­ter sehen hin­ter der päpst­li­chen Inter­ven­ti­on ein mehr­schich­ti­ges Manö­ver. Es betrifft ein­mal den Ver­such von Papst Fran­zis­kus, der schon das gan­ze Pon­ti­fi­kat andau­ert, den Ein­fluß der Mehr­heit der US-Bischö­fe zurück­zu­drän­gen. Dabei geht es um die Aus­rich­tung der Kir­che in den USA, die dem der­zei­ti­gen Bischof von Rom zu kon­ser­va­tiv scheint. Zugleich, so Beob­ach­ter, ver­su­che der Papst ihm nahe­ste­hen­de Kir­chen­krei­se in den USA zu schüt­zen, die beson­ders stark in den Miß­brauchs­skan­dal ver­strickt sind. 

Der Vor­sitz, also die Mehr­heits­mei­nung der US-Bischö­fe, woll­te als Maß­nah­me die Ein­set­zung von unab­hän­gi­gen Kom­mis­si­on beschlie­ßen, die Vor­wür­fe gegen Bischö­fe zu unter­su­chen hät­ten. Genau das will der Kreis um Ex-Kar­di­nal Theo­do­re McCar­ri­ck nicht, der selbst wegen sei­nes homo­se­xu­el­len Dop­pel­le­bens und sei­ner sexu­el­len Kor­rum­pie­rung sei­ner eige­nen Semi­na­ri­sten und Prie­ster im ver­gan­ge­nen Juli auf sein Kar­di­nals­pur­pur ver­zich­ten muß­te. Gegen den genann­ten Vor­schlag wur­de von den bei­den Kar­di­nä­len Bla­se Cupich (Erz­bi­schof von Chi­ca­go) und Donald Wuerl (wegen des Miß­brauchs­skan­dals eme­ri­tier­ter Erz­bi­schof von Washing­ton) ein „alter­na­ti­ver Vor­schlag“ aus­ge­ar­bei­tet. Wäh­rend Papst Fran­zis­kus dar­über unter­rich­tet war, wuß­ten die ande­ren US-Bischö­fe nichts davon. 

Die­ser Vor­schlag sieht vor, daß der zustän­di­ge Metro­po­lit einer Kir­chen­pro­vinz für Ermitt­lun­gen gegen einen ihm unter­ste­hen­den Bischof ver­ant­wort­lich sein soll. Soll­te der Metro­po­lit selbst beschul­digt sein, hät­ten die älte­sten Suf­fra­gan­bi­schö­fe dies zu unter­su­chen. Aus die­sem Grund ist beim Cupich/­Wuerl-Vor­schlag auch von der Metro­po­li­ten-Lösung die Rede.

Man­che Beob­ach­ter sehen dar­in den Ver­such, das Heft in der Sache nicht aus der Hand zu geben und die Kon­trol­le über even­tu­el­le Eme­ri­tie­run­gen zu behal­ten. Ande­re spre­che ziem­lich offen davon, daß der Miß­brauchs­skan­dal vor allem pro­gres­si­ve Kir­chen­obe­re betref­fe. Papst Fran­zis­kus selbst befürch­te, daß der Skan­dal sei­ne bis­her durch­ge­setz­te Ach­sen­ver­schie­bung in pro­gres­si­ve Rich­tung, durch Umbau des US-Epi­sko­pats, zunich­te machen könnte.

Indem die US-Bischö­fe kei­ne Beschlüs­se fas­sen durf­ten, rich­ten sich nun alle Blicke auf den Son­der­gip­fel im Febru­ar. Wel­che Maß­nah­men wird Papst Fran­zis­kus der Welt­kir­che vorschlagen?

In den ver­gan­ge­nen Tagen war­ben ihm nahe­ste­hen­de Medi­en für die Metro­po­li­ten-Lösung. Damit ver­stär­ken sie die Stim­men, daß Fran­zis­kus den Cupich/­Wuerl-Vor­schlag bevorzugt. 

Am 5. Novem­ber brach das pro­gres­si­ve Flagg­schiff der USA, der Natio­nal­Ca­tho­lic Repor­ter, des­sen Selbst­be­zeich­nung katho­lisch vie­le US-Katho­li­ken als Eti­ket­ten­schwin­del gilt, eine Lan­ze für die Metro­po­li­ten-Lösung. Zudem deu­te­te das Blatt an, daß auch der Vati­kan die­sem Vor­schlag zuneigt. Eine kon­kre­te Quel­le für die­se Annah­me wur­de zwar nicht genannt, den­noch scheint die Aus­sa­ge glaubwürdig.

Der Natio­nal Catho­lic Repor­ter mach­te den Auftakt

Dafür spricht, daß er umge­hend von Vati­can Insi­der, der Speer­spit­ze der Fran­zis­kus-nahen Medi­en über­nom­men wurde.

Das­sel­be tat weni­ge Stun­den dar­auf auch Reli­gi­on­Di­gi­tal, die füh­ren­de pro­gres­si­ve Publi­ka­ti­on des spa­nisch­spra­chi­gen Rau­mes. Auch dort stütz­te man sich auf den Arti­kel des Natio­nal Catho­lic Repor­ter. Anzei­gen „auf loka­ler Ebe­ne zu lösen“, sei „ein­fach eine gute Ekkle­sio­lo­gie“, so die spa­ni­sche Online-Zeitung.

Die Abfol­ge läßt eine kon­zer­tier­te Akti­on ver­mu­ten und ver­stärkt die Annah­me, daß die Ent­schei­dun­gen bereits gefal­len sind. Der Son­der­gip­fel im Febru­ar wird kein Dis­kus­si­ons­fo­rum und noch weni­ger ein beschlie­ßen­des Gre­mi­um sein. Das Gip­fel­tref­fen scheint viel­mehr der blo­ße Rah­men zu sein, um die vom Papst gefaß­te Beschlüs­se bekannt­zu­ge­ben: Wie es aus­sieht, wird es sich dabei um den Cupich/­Wuerl-Vor­schlag handeln.

Jene Kir­chen­ver­tre­ter, die unab­hän­gi­ge Kom­mis­sio­nen ein­set­zen wol­len, wie Kar­di­nal DiNar­do, der Vor­sit­zen­de der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, wer­den im Febru­ar wohl vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt wer­den. Papst Fran­zis­kus ver­trö­ste­te die US-Bischö­fe zwar auf das Gip­fel­tref­fen, als er ihnen unter­sag­te, selbst Beschlüs­se zu fas­sen. Er sag­te aber nicht, daß der Gip­fel ergeb­nis­of­fen ein­be­ru­fen wurde.

Ein wei­te­rer US-Kar­di­nal, der an unab­hän­gi­gen Kom­mis­si­on fest­hal­ten will, ist Kar­di­nal Sean Patrick O’Malley, der Erz­bi­schof von Bos­ton. Als Vor­sit­zen­der der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on wäre er der in der Sache zustän­di­ge Regie­rungs­be­auf­trag­te des Vati­kans. Fran­zis­kus berief aber nicht ihn, son­dern Kar­di­nal Cupich in das vier­köp­fi­ge Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee für den Son­der­gip­fel. Kar­di­nal O’Malley war ursprüng­lich nicht ein­mal zum Gip­fel ein­ge­la­den wor­den. Erst nach­träg­lich, als Kri­tik laut wur­de, erfolg­te sein Ein­la­dung, aller­dings mit dem aus­drück­li­chen Hin­weis, nicht als Vor­sit­zen­der der Kin­der­schutz­kom­mis­si­on, son­dern als Mit­glied des C9-Kar­di­nals­ra­tes ein­ge­la­den zu sein.

Die Wür­fel in Sachen Miß­brauchs­be­kämp­fung schei­nen gefal­len, und die Grup­pe um McCar­ri­ck scheint sich mit päpst­li­cher Hil­fe durchzusetzen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can Insider/​National Catho­lic Repor­ter (Screen­shots)

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3 Kommentare

  1. Eine unab­hän­gi­ge Exper­ten­kom­mis­si­on wol­len Papst Fran­zis­kus und sei­ne Anhän­ger offen­sicht­lich nicht, sonst hät­te „Rom“ die US-Bischofs­kon­fe­renz ja nicht zurück­ge­pfif­fen, ah, Par­don, ‚gebe­ten‘, auf die ent­spre­chen­de Reso­lu­ti­on zu verzichten.
    Statt des­sen wird wohl die sog. ‚Metro­po­li­ten­lö­sung‘ bevorzugt.
    Nun, wenn ich mich rich­tig ent­sin­ne, dann nennt man ein sol­ches Ver­hal­ten doch auch ‚den Bock zum Gärt­ner machen‘.
    Glau­ben die denn tat­säch­lich, durch ein sol­ches Ver­hal­ten ver­lo­ren gegan­ge­nes Ver­trau­en wie­der zu gewinnen?
    Oder ist es nicht viel eher ein wei­te­rer Schritt, die katho­li­sche Kir­che über­flüs­sig zu machen, um nicht zu sagen ‚einen Schritt wei­ter in Rich­tung Abgrund zu beför­dern‘? Trau­rig, ein­fach nur noch traurig.
    Und trotz­dem: „…Gott behü­tet die Getreu­en. Doch er ver­gilt mit from­mem Maß dem Stol­zen. Seid stark und unver­zag­ten Her­zens, ihr alle, die ihr harrt des Herrn!“ (aus Psalm 31)

  2. Wie kann es sein, dass ein deut­sches Volk von über 80 Mil­lio­nen Men­schen und ganz Euro­pa von ca. 500 Mil­lio­nen dazu von einer Frau und die katho­li­sche Welt­kir­che von über 1,2 Mil­li­ar­den Men­schen von einem Papst aus den Angeln geho­ben werden?

    Ich (Jahr­gang 1950) habe mich immer gefragt, wie ein ein­zel­ner Hit­ler wal­ten konn­te. Ich habe kei­ne Erklä­rung, aber ich sehe es heu­te wieder.

    • Das mag auf den ersten Blick wohl so aus­se­hen. Effek­tiv ste­hen hin­ter die­sen Per­so­nen, in der Regel Stroh­män­ner, ideo­lo­gi­sier­te Netz­wer­ke mit gro­sser finan­zi­el­ler Kraft (z.B. Sor­os). Bei Papst Fran­zis­kus ist das recht offen­sicht­lich. Weder persönlich/​intellektuell noch theo­lo­gisch auf der Höhe führt er strikt aus, was ihm vor­ge­ge­ben wird (Kas­per und Konsorten).
      Das süsse Gift des Sozia­lis­mus mit ent­spre­chen­den phi­lo­so­phi­schen Hin­ter­grün­den (Nihi­lis­mus, Rela­ti­vis­mus) ist ein­fach nicht aus­zu­rot­ten. Es fal­len immer wie­der Men­schen dar­auf rein. Die katho­li­sche Kir­che, die wah­re Kir­che Chri­sti, wäre der Gegen­pol, lei­der inzwi­schen zu gro­ssen Tei­len infil­triert durch lin­ke Netzwerke.

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