Können Bischöfe oder Bischofskonferenzen entscheiden, was ein coetus fidelium ist?

Fragen und Antworten zum Motu proprio Summorum Pontificum


Fragen (eines polnischen Priesters) und Antworten (der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei) zu Summorum Pontificum.
Fragen (eines polnischen Priesters) und Antworten (der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei) zu Summorum Pontificum.

(Rom) Haben die Bischö­fe die Zustän­dig­keit, fest­zu­le­gen, wie vie­le Gläu­bi­ge not­wen­dig sind, um einen coe­tus fide­li­um zu bil­den, für den die hei­li­ge Mes­se in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus zele­briert wer­den darf?

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Die Fra­ge ist so alt wie das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. In der deut­schen Über­set­zung der rechts­ver­bind­li­chen latei­ni­schen Fas­sung wird der coe­tus fide­li­um als eine „Grup­pe von Gläu­bi­gen“ wie­der­ge­ge­ben. Die For­mu­lie­rung fin­det sich zwei­mal im Motu proprio:

Im Arti­kel 5, Absatz 1 leg­te Bene­dikt XVI. fest:

„In Pfar­rei­en, wo eine Grup­pe von Gläu­bi­gen, die der frü­he­ren lit­ur­gi­schen Tra­di­ti­on anhän­gen, dau­er­haft exi­stiert, hat der Pfar­rer deren Bit­ten, die hei­li­ge Mes­se nach dem im Jahr 1962 her­aus­ge­ge­be­nen Römi­schen Meß­buch zu fei­ern, bereit­wil­lig aufzunehmen.“

Im Arti­kel 7 heißt es:

„Wo irgend­ei­ne Grup­pe von Lai­en durch den Pfar­rer nicht erhal­ten soll­te, wor­um sie nach Art. 5 § 1 bit­tet, hat sie den Diö­ze­san­bi­schof davon in Kennt­nis zu set­zen. Der Bischof wird nach­drück­lich ersucht, ihrem Wunsch zu entsprechen.“

In der Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae der zustän­di­gen Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei vom April 2011 über die Aus­füh­rung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum, wird auf den coe­tus fide­li­um ein­ge­gan­gen. In der Num­mer 15 heißt es unter anderem:

„Ein sol­cher coe­tus kann auch aus Per­so­nen bestehen, die aus ver­schie­de­nen Pfar­rei­en oder Diö­ze­sen stam­men und die zu die­sem Zweck in einer bestimm­ten Pfarr­kir­che, einem Ora­to­ri­um oder einer Kapel­le zusammenkommen.“

In der Num­mer 17 wird zudem ausgeführt:

„Wenn es sich um klei­ne­re Grup­pen han­delt, soll man sich an den Orts­or­di­na­ri­us wen­den, um eine Kir­che zu fin­den, in der die­se Gläu­bi­gen sich ver­sam­meln und sol­che Got­tes­dien­ste mit­fei­ern kön­nen. Auf die­se Wei­se soll den Gläu­bi­gen die Teil­nah­me erleich­tert und eine wür­di­ge­re Fei­er der hei­li­gen Mes­se gewähr­lei­stet werden.“

Dawid Pietras bei der Zelebration in der überlieferten Form des Römischen Ritus
Dawid Pie­tras bei der Zele­bra­ti­on in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus

Ins­ge­samt brin­gen das Motu pro­prio und die Instruk­ti­on die Absicht und den Wunsch zum Aus­druck, daß die ver­ant­wort­li­chen Prie­ster in ihren Ent­schei­dun­gen „sich von Klug­heit sowie von seel­sor­ge­ri­schem Eifer und vom Geist groß­zü­gi­ger Gast­freund­schaft lei­ten las­sen“ sollen.

Den­noch wur­de seit 2007 von Prie­stern und Bischö­fen, die sich nicht unbe­dingt „vom Geist groß­zü­gi­ger Gast­freund­schaft lei­ten las­sen“, wie­der­holt die Fra­ge auf­ge­wor­fen, wie groß die­se „Grup­pe von Gäu­bi­gen“ sein müs­se, um als sol­che im Sin­ne des Motu pro­prio gel­ten zu können.

Der pol­ni­sche Prie­ster Dawid Pie­tras des Bis­tums Zie­lo­na Góra-Gor­zów (deutsch Grün­berg-Lands­berg, 1972 errich­tet aus dem ehe­ma­li­gen Anteil des Bis­tums Ber­lin bzw. der Prä­la­tur Schnei­de­mühl öst­lich der Oder-Nei­ße-Linie) schreibt an sei­ner Dis­ser­ta­ti­on zum The­ma „Eine außer­or­dent­li­che Form des Römi­schen Ritus. Die Riten der Lit­ur­gie und die recht­li­che Posi­ti­on der Gemein­den nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil“. Pie­tras ist Pfar­rer und im Bis­tum mit der Zele­bra­ti­on in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus beauftragt.

Im Zuge sei­ner Dok­tor­ar­beit tra­ten für den 2008 zum Prie­ster geweih­ten Pie­tras eini­ge Fra­gen auf. Er leg­te daher am 24. Sep­tem­ber der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei 29 Fra­gen samt Erläu­te­run­gen vor. Sei­ne Fra­gen und die Ant­wor­ten der Kom­mis­si­on vom 14. Novem­ber wur­de von Pie­tras im Inter­net ver­öf­fent­licht, um sie all­ge­mein zugäng­lich zu machen (die eng­li­schen Ori­gi­na­le: die Fra­gen, die Ant­wor­ten).

Einige Fragen und Antworten

Fra­ge 12. Umfaßt die Auto­ri­tät der Abso­lu­ti­on, die FSSPX-Prie­ster von Papst Fran­zis­kus mit dem Apo­sto­li­schen Schrei­ben Miser­i­cor­dia et mise­ra erhal­ten haben, auch Prie­ster von Ordens­ge­mein­schaf­ten, die Teil der Bru­der­schaft sind und Prie­ster von Ordens­ge­mein­schaf­ten, die mit der Bru­der­schaft ver­bun­den sind, aber ihr for­mal nicht angehören?

Ant­wort: So ist es.

Fra­ge 13. Wer­den nicht-römi­sche (alt­spa­ni­sche und ambro­sia­ni­sche) Riten und römi­sche Ter­ri­to­ri­al­ri­ten (Lyon und Bra­gan­za) durch das Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum gere­gelt? Die Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae (Nr. 34) erwähnt nur die Bücher der Ordens­ge­mein­schaf­ten, die 1962 ver­wen­det wurden.

Ant­wort: Das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum gilt für den Römi­schen Ritus und sei­ne Anwen­dun­gen (ent­we­der loka­le oder ordens­ei­ge­ne Riten).

Fra­ge 14. Wie lau­ten die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen für die Fei­er der Lit­ur­gie in den in der vori­gen Fra­ge genann­ten Riten? Soll­ten sie nur in einem bestimm­ten Gebiet gefei­ert wer­den? Ist die Zustim­mung des Orts­or­di­na­ri­us (des Diö­ze­san­bi­schofs) für die Fei­er der Lit­ur­gie im alt­spa­ni­schen [moza­ra­bi­schen] und ambro­sia­ni­schen Ritus, dem Ritus von Bra­ga und dem Lyo­ner-Ritus notwendig?

Ant­wort: Sie­he Ant­wort 13.

Fra­ge 17. Haben die Bischofs­kon­fe­ren­zen und Diö­ze­san­bi­schö­fe das Recht, die Grö­ße und sogar die Art der Grup­pe von Gläu­bi­gen (coe­tus fide­li­um) zu bestim­men, die den Pfar­rer um eine dau­er­haf­te Mes­se in der außer­or­dent­li­chen Form bit­ten kön­nen? Ver­fü­gung sol­che Richt­li­ni­en über Rechtskraft?
Sol­che Richt­li­ni­en schei­nen dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum zu wider­spre­chen. In der Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae wer­den „eini­gen Ange­hö­ri­ge“ oder „eini­gen Per­so­nen“ (ali­qui­bus per­so­nis) erwähnt, die eine feste Grup­pe von Gläu­bi­gen bil­den kön­nen. In der Über­zeu­gung von Kano­ni­sten basiert die Grö­ße der Grup­pe, die nicht spe­zi­fisch defi­niert ist, auf dem Prin­zip des tres faciunt col­le­gi­um (Can 115,2 CIC). Daher rei­chen drei Per­so­nen aus, um einen Coe­tus fide­li­um zu bil­den. Dar­über hin­aus kann die Ein­füh­rung einer höhe­ren Zahl durch die Bischö­fe das päpst­li­che Motu pro­prio behin­dern und den Gläu­bi­gen die Lit­ur­gie erschwe­ren. Dar­über hin­aus kann die Ein­füh­rung einer höhe­ren Zahl durch die Bischö­fe das päpst­li­che Motu pro­prio behin­dern und den Gläu­bi­gen die Lit­ur­gie erschweren.

Ant­wort: Die Fra­ge ist zu all­ge­mein. Ein­zel­ne Richt­li­ni­en soll­ten von Fall zu Fall geprüft werden.

Fra­ge 18. Haben die Richt­li­ni­en von Bischofs­kon­fe­ren­zen und Diö­ze­san­bi­schö­fen Rechts­kraft, in denen die Ent­schei­dung, eine stän­di­ge Fei­er der Mes­se in der über­lie­fer­ten Form zuzu­las­sen, nicht dem Pfar­rer über­las­sen wird, son­dern dem Diö­ze­san­bi­schof, wenn die Gläu­bi­gen, die den coe­tus fide­li­um bil­den, aus ver­schie­de­nen Pfar­rei­en stammen?

Ant­wort: Es ist in Über­ein­stim­mung mit den Para­gra­phen 5, 7 und 8 des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum vorzugehen.

Fra­ge 19. Haben die Richt­li­ni­en von Bischofs­kon­fe­ren­zen und Diö­ze­san­bi­schö­fen Rechts­kraft, wonach die Mes­se in der außer­or­dent­li­chen Form die in der ordent­li­chen Form gefei­er­te Mes­se nicht erset­zen darf?

Ant­wort: Sie­he Ant­wort auf Fra­ge 17.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: pie​trasda​wid​.pl (Screen­shot)

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