Henry Sire: Ausschluß aus dem Malteserorden „ist illegal“

Autor des Buches „Der Diktatorpapst“ wehrt sich


„Der Papstdiktator“ und der Malteserorden

(Rom) Hen­ry Sire, der bri­ti­sche Histo­ri­ker und Autor des Buches „Der Dik­ta­tor­papst“, wur­de vom Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­den aus­ge­schlos­sen. Der Bri­te will sich dage­gen wehren.

Marcantonio Colonna
Mar­can­to­nio Colonna
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Die Ent­schei­dung lag bereits in der Luft, seit Sire im Früh­jahr als Autor des Buches bekannt wur­de. Er selbst hat­te sei­ne Iden­ti­tät über den Ver­lag der eng­li­schen Aus­ga­be ent­hül­len las­sen. Die Ori­gi­nal­aus­ga­be in ita­lie­ni­scher Spra­che war unter dem Pseud­onym Mar­can­to­nio Colon­na erschie­nen (zur Fami­lie Colon­na sie­he hier). Meh­re­re Mona­te lang war gerät­selt wor­den, wer sich hin­ter die­sem Namen ver­birgt. Eini­ge Ange­hö­ri­ge der päpst­li­chen Entou­ra­ge gin­gen empört „auf die Jagd“ nach dem Autor. Eine Dis­kus­si­on über die Inhal­te des Buches wur­de hin­ge­gen bis­her vermieden.

Den Kern des Buches bil­det die Rekon­struk­ti­on der Stra­te­gie des inner­kirch­li­chen Geheim­zir­kels von Sankt Gal­len, bes­ser bekannt als „Mafia von Sankt Gal­len“, um den Auf­stieg von Kar­di­nal Jor­ge Mario Berg­o­glio auf den Stuhl des Petrus zu orga­ni­sie­ren. Ein wei­te­rer Schwer­punkt ist das „Kli­ma der Angst“, das Papst Fran­zis­kus an der Römi­schen Kurie geschaf­fen habe, um jeden Wider­stand gegen sei­ne Agen­da zu brechen.

Auch das Pseud­onym war von dem katho­li­schen Ari­sto­kra­ten und Histo­ri­ker mit Bedacht gewählt wor­den. Mar­can­to­nio Colon­na war der Befehls­ha­ber der päpst­li­chen Trup­pen in der See­schlacht von Lepan­to. Die katho­li­schen Trup­pen blie­ben sieg­reich und konn­ten die tür­ki­sche Vor­macht zur See bre­chen. Der Sieg war der erste Schritt, den tür­ki­schen Vor­marsch nach Euro­pa zurück­zu­schla­gen. Ober­be­fehls­ha­ber in der Schlacht war Juan d’Austria (Johann von Öster­reich), ein Sohn von Kai­ser Karl V.

Der Souveräne Malteserorden und seine Unterwerfung

Der Mal­te­ser­or­den, dem Sire ein Kapi­tel sei­nes Buches wid­me­te, weil Papst Fran­zis­kus den regie­ren­den Für­sten und Groß­mei­ster, Fra Matthew Fest­ing, zum Rück­tritt gezwun­gen hat­te, sus­pen­dier­te die Mit­glied­schaft des Historikers.

Henry Sire, Autor von „Der Diktatorpapst“
Hen­ry Sire, Autor von „Der Diktatorpapst“

Gleich­zei­tig wur­de eine Dis­zi­pli­nar­kom­mis­si­on ein­ge­setzt und ein Aus­schluß­ver­fah­ren gegen den Autor ein­ge­lei­tet. Sire nahm nichts von sei­nen im Buch ent­hal­te­nen und doku­men­tier­ten Aus­sa­gen zurück. Viel­mehr erschie­nen seit der Sus­pen­die­rung wei­te­re Über­set­zun­gen, dar­un­ter auch eine deut­sche Aus­ga­be. Bei Katho​li​sches​.info ver­öf­fent­lich­te Sire den Text, den er anläß­lich der Ver­öf­fent­li­chung der deut­schen Aus­ga­be verfaßte.

Der neue, regie­ren­de Fürst und Groß­mei­ster, Fra Gia­co­mo Dal­la Tor­re, voll­zog nun den Aus­schluß aus dem alt­ehr­wür­di­gen Hos­pi­tal- und Rit­ter­or­den, der bald sein tau­send­jäh­ri­ges Bestehen fei­ern kann. Kri­ti­ker wie Hen­ry Sire sehen die Sou­ve­rä­ni­tät des Ordens als eigen­stän­di­ges Völ­ker­rechts­sub­jekt durch das rück­sichts­lo­se und will­kür­li­che Vor­ge­hen von Papst Fran­zis­kus gefähr­det, wie er sie bei der Ent­mach­tung des legi­ti­men Groß­mei­sters an den Tag gelegt hatte.

Zu den Hin­ter­grün­den der Abset­zung von Groß­mei­ster Fest­ing siehe:

Der Raus­wurf aus dem Orden wur­de damit begrün­det, daß das Buch Sires gegen­über Papst Fran­zis­kus „belei­di­gend und respekt­los“ sei. Das Ver­hal­ten des bri­ti­schen Histo­ri­kers wird in die­sem Zusam­men­hang als „unver­ein­bar mit der Mit­glied­schaft im Orden“ gewertet.

Buch ein „notwendiger Weckruf“

Hen­ry Sire wehrt sich gegen sei­nen Aus­schluß, wes­halb er mit Ein­lei­tung des Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens eine Rechts­an­walts­kanz­lei mit der Wah­rung sei­ner Inter­es­sen beauftragte.

Den Aus­schluß bezeich­ne­te er in einer Erklä­rung als „ille­gal“, weil das Ver­fah­ren gegen die gel­ten­den Grund­sät­ze der Rechts­ord­nung des Mal­te­ser­or­dens ver­sto­ßen habe. Er wider­sprach auch der Behaup­tung der der­zei­ti­gen Ordens­lei­tung, er sei zu einer Anhö­rung gela­den wor­den, aber nicht erschie­nen. Das ent­spre­che nicht den Tat­sa­chen. Es habe einen Schrift­wech­sel gege­ben, doch sei er „nie“ zu einer Anhö­rung gela­den wor­den. Auch sei­en nie Zeu­gen benannt oder ange­hört worden.

Sire sieht in sei­nem Buch eine „not­wen­di­gen Weck­ruf“ und äußer­te die Hoff­nung, daß „Der Dik­ta­tor­papst“ die Kar­di­nä­le davor bewah­ren wer­de, „im näch­sten Kon­kla­ve den­sel­ben Feh­ler zu bege­hen“. Das Buch habe er „zum Wohl der Kir­che, zur Ver­tei­di­gung des Glau­bens und in Gehor­sam gegen­über sei­ner Pflicht als Christ geschrie­ben, Zeug­nis für die Wahr­heit zu geben“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL/​Wikicommons

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1 Kommentar

  1. Man stel­le sich vor, ein z.B. Jesu­it hät­te unter dem vor­aus­ge­hen­den Pon­ti­fi­kat ein in ähn­li­cher Dik­ti­on kri­tisch-pole­mi­sches Buch gegen Bene­dikt XVI. geschrie­ben. Wäre er dann im gering­sten sank­tio­niert wor­den? Ist das vor­stell­bar ? Und wie hät­ten die Medi­en getobt? Wäre in Chi­na ein Sack Reis umge­fal­len? Jeder beant­wor­te das für sich selbst, und zie­he die Schlüsse!

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