Nach hundert Jahren erste Messe des ökumenischen Patriarchen in Ostthrakien

Der interreligiöse Konlikt mit Moskau


Nach hundert Jahren konnte ein ökumenischer Patriarch von Konstantinopel wieder eine Messe im türkischen Ostthrakien zelebrieren.
Nach hundert Jahren konnte ein ökumenischer Patriarch von Konstantinopel wieder eine Messe im türkischen Ostthrakien zelebrieren.

(Istan­bul) Die Euro­päi­sche Tür­kei, ein Relikt euro­päi­scher Macht­po­li­tik, gehör­te zur grie­chisch-ortho­do­xen Diö­ze­se Selym­bria, dem heu­ti­gen Sili­vri. Das Gebiet wur­de zwi­schen 1878 und 1922 von rus­si­schen, bul­ga­ri­schen, grie­chi­schen und ita­lie­ni­schen Trup­pen besetzt, aber schließ­lich an die Tür­kei als Nach­fol­ger des Osma­ni­schen Rei­ches zurückgegeben.

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Noch bis zum Ersten Welt­krieg waren fast 60 Pro­zent der Bewoh­ner die­ser Land­schaft ortho­do­xe Chri­sten. Mit dem Ein­marsch der tür­ki­schen Trup­pen am 1. Novem­ber 1922 begann ihre Ver­trei­bung aus dem gesam­ten Gebiet. Anders aus­ge­drückt: Die Gegend wur­de von Chri­sten gesäubert.

Nach einem Jahr­hun­dert konn­te am 11. Novem­ber erst­mals wie­der ein öku­me­ni­scher Patri­arch in Ost­thra­ki­en eine hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren. Anlaß war das Fest des Nek­ta­ri­os von der Pen­ta­po­lis, der 1846 in Sili­vri gebo­ren wur­de. 1920 starb der Bischof auf der Insel Ägi­na und wur­de 1961 vom öku­me­ni­schen Patri­ar­chat von Kon­stan­ti­no­pel heiliggesprochen.

Von einem einst christ­li­chen Land mit einer leben­di­gen Kir­che ist nichts geblie­ben. Die Reste der byzan­ti­ni­sche Bischofs­kir­che waren noch bis zum Ersten Welt­krieg zu sehen. Seit­her wur­den sie rest­los besei­tigt. Das­sel­be geschah mit allen ande­ren Kir­chen. Im gesam­ten Gebiet exi­stiert kei­ne Kir­che mehr. Patri­arch Bar­tho­lo­mä­us I. muß­te die Hei­li­ge Mes­se unter frei­em Him­mel zele­brie­ren. Eini­ge Gläu­bi­ge waren zu dem Anlaß aus dem nahen Grie­chen­land angereist.

Der Patri­arch beton­te in sei­ner Pre­digt die inter­re­li­giö­se Dimen­si­on sei­nes Besu­ches. Jen­seits „reli­giö­ser Ideo­lo­ge­me“ gebe es „unse­ren gemein­sa­men Gott“, wes­halb „alle Ehr­li­chen, die an Ihn glau­ben, am gemein­sa­men Wohl der Mensch­heit zu arbei­ten“ haben.

Der Patri­arch hob den hier gebo­re­nen Nek­ta­ri­os von der Pen­ta­po­lis als Vor­bild her­vor. Er habe ande­re ortho­do­xe Bischö­fe geta­delt, die sich wei­ger­ten, mit den Bischö­fen ande­ren Kon­fes­sio­nen in Kon­takt zu treten.

„Der Bischof, der sich wei­gert, sei­ne Brü­der ande­rer Kon­fes­sio­nen zu umar­men und am gemein­sa­men Wohl der Kir­che Chri­sti zu arbei­ten, arbei­tet nur für sei­ne Eigen­in­ter­es­sen als Aus­druck eines fal­schen Eifers, dem jedes Emp­fin­den der Lie­be fehlt, das Das Wesen unse­res Glau­bens in Chri­stus darstellt.“

Den Wor­ten kommt Bedeu­tung zu, nach­dem das Mos­kau­er Patri­ar­chat bekannt­gab, nicht mehr am öku­me­ni­schen Dia­log zwi­schen Rom und der ortho­do­xen Welt teil­neh­men zu wol­len, da er unter dem Vor­sitz von Kon­stan­ti­no­pel statt­fin­den soll.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews

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