
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker.
Der amerikanische Schriftsteller Daniel Goldhagen veröffentlichte vor 22 Jahren das Buch: „Hitlers willige Vorstrecker – ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust“. In diesem Werk sprach er „die Deutschen“ allgemein als aktive Vollstrecker oder passive Unterstützer schuldig. Die Mikro-Studie zu den zwei Westerwaldgemeinden Frickhofen und Langendernbach hat gezeigt, dass Goldhagen im Unrecht steht mit seinen Thesen. Er hat die historische Wirklichkeit der NS-Zeit bezüglich Nazitäter einerseits und der gespaltenen Bevölkerung andererseits nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben.
Wer waren die Täter des November-Pogroms?
Seit Goldhagens Publikation hat sich bei manchen Autoren die vorgestanzte Antwort eingebürgert: „Ganz gewöhnliche Deutsche“ wären die Täter gewesen und die überwältigende Mehrheit der Deutschen hätten hinter ihnen gestanden. Raphael Gross, von 2006 bis 2015 Leiter des Jüdischen Museums Frankfurt und des Fritz-Bauer-Instituts, schrieb in seinem 2013 publizierten Buch „November 1938. Die Katastrophe vor der Katastrophe“: Hunderttausende Juden ständen einer „aufgehetzten Bevölkerung gegenüber“ und: „einer antisemitischen ‚Volksgemeinschaft’“ wären alle Mittel des „staatlichen Gewaltmonopols in die Hände gelegt“ worden gegen die jüdisch-deutsche Minderheit. (Zitate aus dem FAZ-Artikel vom 30. 6. 2013).
Goldhagen versteckt Nazis und SS in der grauen Masse des Volkes
Gross’ Behauptung einer „antisemitischen Volksgemeinschaft“ scheint von Goldhagens Thesen inspiriert zu sein. Der hatte schon in den methodischen Vorüberlegungen seines Buchs (S. 18–20 der Taschenbuchausgabe von 1998) dekretiert, „wir“ sollten die „bequeme, aber oft unangemessene und vernebelnde Etikettierung wie ‚Nazis’ oder ‚SS-Männer’ vermeiden“ und die Täter als das bezeichnen, was sie wirklich gewesen seien, „nämlich Deutsche“. Hinter diesem linguistischen Verstecken von Nazis und SS in die graue Masse des deutschen Volkes (was zugleich die Unterschiede in Verantwortlichkeit und Schuld nivelliert) steht die These, dass die Judenverfolgung aus dem Deutschtum oder der Geschichte der Deutschen zu erklären wäre. Die „Täter“ wären „zunächst und vor allem als Deutsche und erst in zweiter Linie als SS-Leute, Polizisten oder Lageraufseher“ zu sehen. Goldhagen gebraucht sogar meistens den Terminus „die Deutschen“, also alle Deutschen, wenn er von der Verantwortlichkeit für die Nazi-Verbrechen spricht – wie auch im Folgenden: „Die Deutschen damals waren von einem derartigen Drang beherrscht, Juden zu töten“ (S. 19). Dabei wird der Nationalsozialismus als Ideologie, Partei und Staat auf die Rolle eines Katalysators reduziert, der den in Deutschen innewohnenden Drang, Juden zu schikanieren, drangsalieren und zu töten, freigelegt und ermöglicht habe. Dem deutschen Volk wird eine negative Sonderrolle zugeschrieben, die es von allen anderen Nationen unterscheiden würde – „konkret: keine Deutschen, kein Holocaust“.
War die Stadt Gedern nazi-frei?
Bei der Darstellung der nationalsozialistischen Maßnahmen und Aktionen zur Judenverfolgung seit 1933 wendet Goldhagen die selbstgestellte Sprachregelung an: Es wären „die Deutschen“ gewesen, die in der westdeutschen Stadt Gedern „einige Juden zwangen, Parolen von der Straße zu waschen“, „die Deutschen zwangen zwei jüdische Männer, durch die Stadt zu paradieren“, „die Deutschen warfen auf dem jüdischen Friedhof Grabstein um“. Die Nationalsozialisten und ihre Organisationen sind bei Goldhagen sprachlich eliminiert. Er vermittelt den Eindruck, als wenn die Stadt Gedern nazi-frei gewesen wäre.
Goldhagen erkennt im ‚kollektiven Gesicht Deutschlands’ Juden-Hass
Von einzelnen Städten rechnet Goldhagen großzügig auf die Deutschen in Gesamtdeutschland hoch: „Die Bevölkerung reagierte im allgemeinen zustimmend auf die eliminatorischen Ziele und Maßnahmen“ der Nazis. Goldhagen unterstellt hier frei von jeglichen Belegen, dass die deutsche Bevölkerung von Anfang an bei den NS-Schikanen gegen die Juden die eliminatorische Zielsetzung der Nazis erkannt und zugestimmt hätten – in einer Zeit also, als selbst vielen Juden und den meisten Nationalsozialisten die späteren Vernichtungsziele der Nazi-Führung nicht klar waren. Der amerikanische Autor macht sich als Wissenschaftler lächerlich, wenn er mit solchen summarischen Zusammenfassungen wie Bevölkerungsreaktion „im allgemeinen“ eindeutige Aussagen wie ‚Zustimmung’ verbindet. Auf Photos von Teilnehmern einer Streicher-Rede in Nürnberg will Goldhagen „in den Gesichtern ganz gewöhnlicher Deutscher das ‚kollektive Gesicht’ (sic!) von Nürnberg und Deutschland“ gesehen haben. Und in diesen Gesichtern der Zuhörer glaubt er eindeutig die „glühende Zustimmung zum eliminatorischen Programm ihrer Regierung“ erkennen zu können. Goldhagen scheint eher Hellseher als Wissenschaftler zu sein.
Der ‚Volkszorn’ des ‚Tätervolks’ dringt in heutige Schulbücher ein
Bis zum Ende des Jahres 2003 gebrauchten die Mainstream-Medien in blinder Gefolgschaft zu Goldhagen für ‚die Deutschen’ den Terminus „Tätervolk“. Der SPIEGEL glaubte diese Selbstbezichtigung noch übertreffen zu müssen, indem er im November 2003 die Deutschen als das„ wahre Tätervolk“ hochstilisierte. Seither ist dieser Begriff als „Unwort des Jahres“ geächtet, gleichwohl wird die inhaltliche Aussage weiter verwendet.
In dem Klett-Schulbuch „Geschichte und Geschehen 4“, dessen letzte Ausgabe von 2004 noch heute verwendet wird, schreibt der Autor Prof. Dr. Klaus Bergmann auf S. 104: „Der Nationalsozialismus ermöglichte es vielen Deutschen, Vorurteile und Aggressionen gegen Minderheiten in Worten und Gewalttaten uneingeschränkt (…) auszudrücken und auszuleben. (…) In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 steckten fanatische Deutsche überall in Deutschland jüdische Synagogen in Brand: stürmten, zerstörten und plünderten jüdische Wohnhäuser, Geschäfte und Schulen; verprügelten, quälten und ermordeten jüdische Frauen und Männer. Die Polizei griff nicht ein und ließ die Antisemiten wüten …“ Von den gewalttätigen SA-Schlägertrupps als Vollstrecker der nationalsozialistischen Pogrome erfahren die Schüler nichts. Das merkbare Bemühen des Autors, die Deutschen an sich als das eigentliche Subjekt der antisemitischen Gewaltideologie herauszustellen und die Rolle der Nationalsozialisten als Entscheider, Propagandisten und Täter zu marginalisieren, führt zu einem peinlichen Ergebnis. Die Schüler bekommen 70/80 Jahre nach dem Ereignis eine ähnliche Erklärung für die November-Pogrome wie die Bevölkerung 1938 durch die gleichgeschaltete NS-Presse: Das gewalttätige Vorgehen gegen die Juden, ihre Wohnungen, Geschäfte und Synagogen wäre der Triebkraft nach hauptsächlich von den Deutschen gewollt, durchgeführt oder unterstützt worden – eben eine spontane Aktion des „Volkszorns“, wie Goebbels es damals propagierte.
Goldhagen wird inkonsequent…
Daniel Goldhagen stellt auf Seite 129 seines Buches richtig heraus, dass „Reichspropagandaminister Joseph Goebbels die Fäden zog bei diesem ‚Racheakt’ anlässlich der Ermordung des deutschen Legationsrats“. Er nennt auch die wirklichen Täter, „SA-Leute, die annähernd hundert Juden töteten und weitere Dreißigtausend in Konzentrationslager verschleppten“. Mit dieser richtigen Zuordnung der Gewalttätigkeiten zu einer Nazi-Gruppierung verstößt er allerdings gegen seinen selbstaufgestellten Grundsatz, dass „wir“ die Nazi-Tätergruppen nicht beim Namen nennen sollten, sondern nur von ‚den Deutschen’ oder dem gewöhnlichen Deutschen an sich sprechen dürften. Auch die folgenden Passiv-Konstruktionen widersprechen seinen Prinzipien: „Hunderte von Synagogen wurden niedergebrannt“ und „Schaufensterscheiben von etwa 7.500 ‚jüdischen’ Geschäften wurden zertrümmert.“ Goldhagen hatte in seinem Methoden-Kapitel gefordert: „Man muß im Aktiv und nicht im Passiv berichten, um sicherzugehen, daß nicht die Täter bei der Schilderung ihrer Taten ausgeblendet werden.“
…und verlegt sich aufs Gedankenlesen
Nach diesen korrekten Feststellungen von Nazi-Tätergruppen und ihren Gewalttätigkeiten wendet sich Goldhagen wieder seiner Lieblingsspekulation zu, aus den Gesichtern der Deutschen deren Gedanken zu lesen: „Die überwältigende Mehrheit der Deutschen hielt den eliminatorischen Weg grundsätzlich für richtig.“ Noch dreister sein pauschales Verdikt über „das deutsche Volk“: „Es besiegelte das Schicksal der deutschen Juden, indem es die Herrschenden wissen ließ, dass es mit dem eliminatorischen Unternehmen einverstanden war“ (S. 132). „Die Deutschen zeigten wenig Mitgefühl“ und stimmten weitgehend „dahingehend überein, dass die Juden kollektiv schuldig waren“. Merkt der Mann denn nicht, wie nahe er sich mit solchen pauschalen Behauptungen vom angeblich kollektiven Denken und Wollen des ‚deutschen Volkes’ an die Phrasen des ‚Völkischen Beobachters’ zubewegt?
Selektive Zitatensuche für eine vorgefasste These
Goldhagen geht methodisch so vor, dass er an den Anfang seiner Darstellung der November-Pogrome die Behauptung von der breiten Zustimmung, ja sogar der „Begeisterung der Deutschen für das eliminatorische Unternehmen“ stellt (S. 131). Danach sucht er selektiv nach Zitaten von Historikern wie Kropat oder Kershaw, die sein pauschales Vorurteil zu bestätigen scheinen. Und schließlich wählt er aus den hunderten Zeitzeugenberichten zwei heraus, die ebenfalls zu seiner vorgefassten These passen. Diese beiden biographischen Meinungen werden dem Leser als Beispiele für die Gesamtheit präsentiert, „welche Einstellung die Deutschen“ zu den November-Pogromen gehabt hätten.
Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass man mit Goldhagens Vorgehen nicht auf die Spur der historischen Wahrheit kommt, sondern nur vorgefasste Thesen bestätigt werden. Insbesondere bei den Fragen: Wer waren die Täter? Und wie reagierte die Bevölkerung? können nur Mikro-Studien helfen, die sich auf soziale Einheiten wie Dorf oder Kleinstadt und ihre Geschichte beziehen.
An der Untersuchung der Gewalttätigkeiten vom 9. November in den zwei Westerwalddörfern Frickhofen und Langendernbach kann man deutlich erkennen, dass Goebbels und Goldhagen gleichweit von der historischen Wahrheit entfernt sind: Weder waren die Gewalttätigkeiten gegen jüdische Personen und Sachen Ausdruck des „spontanen Volkszorns“ noch war die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung mitleidlos einverstanden mit der Überfall-Politik der Nazi-Partei.
Text: Hubert Hecker
In der letzten Zeit beschäftige ich mich weider verstärkt mit dem Nationalsozialismus, weil ich verstehen will, wie es dazu kommen konnte.
Dazu gehört m.E. auch die Beschäftigung mit der rechten Propaganda.
Es muss eine möglichst umfassende Beschäftigung mit dem NS-Phänomen geschehen.
Ich sage vorab: der NS war in den wesentlichen Teilen seiner Ideologie menschenverachtend und rassistisch.
Aber nun gab es auch Umstände, die ‚das‘ Volk der Dichter und Denker dazu bewegte, Hitler zu wählen, ihm zu erliegen,ihm auf den Leim zu gehen. An dieser Stelle sei bemerkt, dass katholische Wähler Hitler überwiegend nicht wählten – und wenn doch, dann nur sehr wenige (10%). Die Evangelischen gehörten zu seinen begeisterten Stammwählern (90% der Stimmen bekam Hilter von Evangelischen; als Katholik wählte man ‚Zentrum‘.
Das deutsche Volk befand sich weltpolitisch in einer brisanten Lage, so dass immer mehr Historiker zu der Einsicht kommen: „[Auch] Der 2. WK Krieg hatte viele Väter.“
Für manche ganz neue Einsichten liefert dieser Beitrag:
https://www.youtube.com/watch?v=FBA5M9SSUWs
Darin wird behauptet, der 2. WK richtete sich nicht gegen Hitler oder den NS. Auch nicht gegen irgendwelche Menschenrechtsverletzungen oder den deutschen Antisemitismus, sondern gegen Deutschland als geopolitische und wirtschafltiche Macht…
Bei all dem müssen wir aufpassen, dass wir nicht in eine rechte Proganda hineinrutschen, wenn wir uns mit den spärlichen unorthodoxen Quellen über den Holocaust befassen.
Wir wissen einfach zu wenig über die Zusammenhänge und stehen in Deutschland am Beginn einer verunmöglichten und tabuisierten wissenschaftlichen Auseinadersetzung. Vielleicht ist es auch besser, nicht zu tief einzusteigen …
Ja, es ist strafbar, den Holocaust zu leugnen; aber ist es strafbar, sich zu informieren, um sich dann nur um so deutlicher zu distanzieren? Dahin sollte doch jede ehrliche Umerziehung im Geiste der Freiheit führen. Angst muss man nur vor Unverstandenem haben. Unverstandenes muss man dämonisieren. Ich kann aber Dinge nicht einfach tabuisieren oder dmonisieren, ohne sie nicht gleichzeitig mit aufzuwerten und neugierig darauf zu machen. Ich muss sie verstehen, mich mit der Vernunft ehrlich damit auseinaderzusetzen, besonders ihre zerstörerischen Elemente begreifen, um mich von ihnen distanzieren zu können.
Dies findet gesellschaftlich doch auf kaum einer Ebene statt. Die Menschen werden indoktriniert und bevormundet. Eigenes Denken traut man ihnen nicht zu. So kann auch niemand nachhaltig vor Ehebruch oder Pornographie warnen, wenn er nicht die Gefahren vollumfänglich aufgezeigt bekommt, die damit verbunden sind oder davon ausgehen. Ich muss schlüssig machen, dass diese Dinge zur Abtreibung (Papst Franziskus: „Auftragsmod“ führen.
So macher sieht eine Schieflage in unserer Erinnerungskultur: Während wir zu Recht an die Opfer des NS erinnern, lassen uns 50 Mio Abtreibungen pro Jahr und weltweit fast kalt. Eine öffentliche Diskussion fndet nicht statt. So bleibt auch unbegreifbar, worauf es der AFD wirklich ankommt, einer Partei, die ich für die einzig wählbare und christliche Partei halte.
Je weniger Ahnung jemand von den Zusammenhängen hat, umso lauter schreit er. (vergleiche das Gekeife der Gründenpolitikerinnen während eines parlamentarischen Vortrags über den Islam des Abgeordneten Curio)
Es ist heute in der Politik fast schon blöde zu nennen, wie man mit Begriffen wie Nazi oder Rassist/Rassismus als Todschlagwörter umgeht; weil man sie eben nicht um Verständnis bemüht und nicht wahrhaben will, wohin Milti-MamaMerkel-Kulti führt: zur dritten freimaurerischen Syntese (sich bekreigenden Islam und Christentum), um einen Bürgerkrieg hervorzurufen, um dann die Menschen mit einem NWO- Überwachungschip zu versehen. Den geistigen Chip haben die allermeisten leider jetzt schon.
Tabuisierungen, Sprechverbote sind Kennzeichen einer ideologisch-diktatorischen und faschistoieden Staatsform. Ich möchte nicht in einem Kommunismsmus ala DDR 2.0 leben. Die gesellchaftliche Reise geht allerdings politisch ganz klar in diese Richtung. Der Kapitalismus ist nur das Vehikel für linke Ideologen. Der eine spielt den anderen aus. (Nur so konnte übrigens auch Hitler an die Macht kommen. Zunächst wurde er von Engländern und Amerikaner finanziell gefödert, um einen Schutzwall gegen den Bolschewismus zu errichte; schließlich bekämpfte man ihn, da er zu stark wurde. Und eine Schande dabei ist, dass man ihn eben nicht aus humanitären Gründen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen bekämpfte.)
Den NS lehne ich ab, denn ich bin der Meinung, wenn auch nur ein Mensch in einer Gaskammer oder im Rahmen des Eugenikprogramms gestorben ist, dann ist das ganze System (hier der NS) abzulehnen. Verteufeln bringt aber nichts. Eine ähnliche Auffassung vertrete ich auch dem Isalm gegenüber oder hinsichtlich dem aggressieven liberalen Demokratismus (Obama, Clinton, Soros, Bilderberger …), der sehr verquickt ist mit dem Satanismus und Illuminatentum (Luzifer als wahrer Gott).