Der Diktatorpapst

Eine Buchbesprechung


Papst Franziskus holte Kardinal Godfried Danneels am Wahlabend auf die Mittelloggia des Petersdomes, als er sich dem Volk zeigte. Ein „verheerendes Signal“.
Papst Franziskus holte Kardinal Godfried Danneels am Wahlabend auf die Mittelloggia des Petersdomes, als er sich dem Volk zeigte: ein „verheerendes Signal“.

Von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Die Kir­che ist zutiefst erschüt­tert und ver­wirrt. Ein Papst – oder ist es ein Gegen­papst? – reißt den über­lie­fer­ten Glau­ben nie­der und erweist sich als unbe­re­chen­ba­rer Will­kür­herr­scher. Dazu erschien vor kur­zem ein aus­sa­ge­kräf­ti­ges Buch. Das dem Autor erheb­li­che Miß­lich­kei­ten eintrug.

Henry Sire, Autor von „Der Diktatorpapst“
Hen­ry Sire, Autor von „Der Diktatorpapst“

Hen­ry Sire ist ein in Spa­ni­en gebo­re­ner Eng­län­der mit fran­zö­si­schen Wur­zeln. Er leb­te eini­ge Jah­re in Rom am Sitz des Mal­te­ser­or­dens, dem er ange­hört. Auf­grund des Buches wur­de sei­ne Mit­glied­schaft suspendiert.

Das zum zeit­ge­schicht­li­chen Hin­ter­grund des Buches. Sire ver­öf­fent­lich­te die vor­lie­gen­de Abhand­lung Der Dik­ta­tor­papst zunächst unter dem Pseud­onym Mar­can­to­nio Colonna.

Vie­les von dem, was Sire schreibt, wird dem regel­mä­ßi­gen Leser die­ser Sei­te bekannt sein. Daher soll in die­sem Über­blick auf das mög­li­cher­wei­se weni­ger Bekann­te fokus­siert werden.

Zunächst zu den Umstän­den des angeb­lich „frei­wil­li­gen“ Rück­tritts von Papst Bene­dikt und der Wahl von Papst Franziskus.

Die „St. Gallen – Mafia“ am Ziel: Benedikt XVI. ist weg, ein Revolutionär ist gewählt

Als Papst Fran­zis­kus nach sei­ner Wahl die Log­gia des Peters­do­mes betrat, befand sich dort auch der eme­ri­tier­te Kar­di­nal­erz­bi­schof von Brüs­sel-Mecheln, God­fried Dan­neels. Für Leu­te, die um die Vor­gän­ge der Kir­che in Bel­gi­en wuß­ten, muß das ein ver­hee­ren­des Signal gewe­sen sein:

„Dan­neels war in ganz Euro­pa auf­grund sei­ner poli­ti­schen Schlag­kraft bekannt, mit der er in Bel­gi­en auf die Libe­ra­li­sie­rung der Geset­ze bezüg­lich der Sexua­li­tät und Ehe dräng­te. Im Jahr 1990 riet er König Bau­douin von Bel­gi­en, ein Gesetz zur Lega­li­sie­rung von Abtrei­bung zu unter­zeich­nen und spä­ter wei­ger­te er sich, Mate­ri­al zur Sexu­al­erzie­hung aus den katho­li­schen Schu­len in Bel­gi­en zurück­zu­ru­fen, obwohl die­ses Mate­ri­al von den Eltern als por­no­gra­phisch ver­ur­teilt wor­den war. Es ist doku­men­tiert, dass er die bel­gi­sche Lega­li­sie­rung gleich­ge­schlecht­li­cher Ehen als ‚posi­ti­ve Ent­wick­lung‘ bewer­te­te“ (S. 23).

Dan­neels wur­de vor­ge­wor­fen, den Bischof von Brüg­ge, Roger Van­ge­lu­we, der sei­nen eige­nen Nef­fen sexu­ell miß­braucht hat­te, gedeckt zu haben. Eine Wel­le von Kla­gen brach über Dan­neels her­ein. Die Poli­zei beschlag­nahm­te mas­sen­wei­se Mate­ri­al, der Kar­di­nal selbst wur­de zehn Stun­den lang verhört.

Aber es gab kei­ner­lei Anklage:

„Aus unkla­ren Grün­den wur­de das beschlag­nahm­te Beweis­ma­te­ri­al für unzu­läs­sig erklärt, die Unter­la­gen an die Erz­diö­ze­se zurück­ge­ge­ben und die Ermitt­lun­gen wur­den abrupt ein­ge­stellt. Und das, obwohl Ein­zel­per­so­nen mit fast fünf­hun­dert Ein­zel­kla­gen auf­ge­tre­ten waren, dar­un­ter vie­le, die Dan­neels vor­war­fen, sei­ne Macht und Ver­bin­dun­gen genutzt zu haben, um kle­ri­ka­le Sexu­al­straf­tä­ter zu schüt­zen“ (S. 24f).

Und die­ser Dan­neels kon­spi­rier­te mit eini­gen ande­ren Kir­chen­män­nern, um einen Revo­lu­tio­när zu wäh­len – und die­ser lohn­te es ihm mit einem Platz auf der Loggia.

Der Prolog zum Pontifikat Jorge Bergoglios: krasse Führungsschwächen von Benedikt XVI.

Kri­tisch ist Sire mit Bene­dikt XVI. Er wirft ihm zunächst vor, einen hoch­ver­trau­li­chen und nicht schmei­chel­haf­ten Bericht des argen­ti­nisch-para­gu­ay­ischen Bischofs Roge­l­io Livi­e­res Pla­no über Kar­di­nal Berg­o­glio nicht aus­rei­chend geheim gehal­ten zu haben, wor­auf der Brief Kar­di­nal Berg­o­glio selbst in die Hän­de – und in die Pres­se – gelang­te. Die Rache des spä­te­ren Pap­stes soll­te fürch­ter­lich ausfallen.

Bischof Rogelio Livieres Plano + vor seiner Absetzung durch Papst Franziskus
Bischof Roge­l­io Livi­e­res Pla­no + vor sei­ner Abset­zung durch Papst Franziskus

Bene­dikt lehn­te sodann zum Ent­set­zen der argen­ti­ni­schen Bischö­fe das rou­ti­ne­mä­ßig zum 75. Geburts­tag ein­ge­reich­te Rück­tritts­ge­such Kar­di­nal Berg­o­gli­os als Erz­bi­schof im Dezem­ber 2011 ab.

Zudem räch­te sich Bene­dikts kras­se Fehl­ent­schei­dung, Kar­di­nal Tar­cis­io Ber­to­ne zu sei­nem Kar­di­nal­staats­se­kre­tär zu machen. (Nur eine kur­ze Remi­nis­zenz: Ber­to­ne hat­te 2007 ein unver­schäm­tes Lügen­buch zum The­ma Fati­ma mit dem Titel Die Sehe­rin von Fati­ma ver­öf­fent­licht, das völ­lig unver­ständ­li­cher­wei­se von Papst Bene­dikt ein Vor­wort erhielt. Die­ser Vor­gang gehört zu den Rät­seln die­ses so unglück­lich geschei­ter­ten Pon­ti­fi­kats.) Mög­li­cher­wei­se war dann Kar­di­nal Ber­to­ne das Leck, durch das die Rück­tritts­über­le­gun­gen des Pap­stes zu Kar­di­nal Berg­o­glio gelang­ten. Die­ser ent­fal­te­te auf die­se Infor­ma­ti­on hin hek­ti­sche Betrieb­sam­keit und zeig­te sich am Tag der Rück­tritts­er­klä­rung, dem 11. Febru­ar 2013, eupho­risch und tri­um­phie­rend. Er nahm zahl­rei­che tele­pho­ni­sche Gra­tu­la­tio­nen entgegen.

Schließ­lich war die Bestel­lung des bra­si­lia­ni­schen Kar­di­nals João Braz de Aviz im Jän­ner 2011 als Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Ordens­leu­te eine wei­te­re kata­stro­pha­le Per­so­nal­ent­schei­dung Bene­dikts. Braz de Aviz soll­te sich nur zwei Jah­re spä­ter als erbit­ter­ter Feind und offe­ner Ver­fol­ger der Fran­zis­ka­ner der Imma­cu­la­ta erwei­sen, eines Ordens, den Bene­dikt geschätzt und geschützt hatte.

Keine Reformen, sondern planvoll eingesetztes Chaos

Hen­ry Sire zeich­net den Papst als Psy­cho­pa­then und Nar­ziß­ten, der um sich ein System „chao­ti­scher Riva­li­tä­ten und Kon­flik­te“ auf­baut. Von der immer wie­der ven­ti­lier­ten Kuri­en­re­form kann über­haupt kei­ne Rede sein, denn „mani­pu­la­ti­ve Metho­den“ (S. 80) sor­gen für Angst und Ver­un­si­che­rung im Verwaltungsapparat.

Gleich­zei­tig wer­den mora­lisch kom­pro­mit­tier­te Per­sön­lich­kei­ten in wich­ti­ge Ämter gehievt.

Die­ses Muster reicht in die Zeit Jor­ge Berg­o­gli­os als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires zurück, „indem er sich näm­lich mit mora­lisch schwa­chen Per­sön­lich­kei­ten umgibt, um sie unter sei­ner Kon­trol­le zu hal­ten“ (S. 82).

Eingriff in den nicht mehr sehr souveränen Malteserorden

Nach­dem im Mal­te­ser­or­den Infor­ma­tio­nen über Kon­dom-Ver­tei­lungs­ak­tio­nen auf­ge­taucht waren, schal­te­te sich der Groß­mei­ster, Fra Matthew Fest­ing, ein. Das bekam ihm bekannt­lich nicht gut.

Sire dazu:

„Was den Groß­mei­ster [Fest­ing] betrifft, kam eine pri­va­te Vor­la­dung, allein zu einer Audi­enz zu kom­men, es nie­man­dem zu erzäh­len, und dann eine über­ra­schen­de For­de­rung nach Rück­tritt. Damit ver­bun­den ist eine unbe­küm­mer­te Hal­tung gegen­über der Moral­leh­re der Kir­che, aber eine sehr prak­ti­sche Wert­schät­zung von Geld und Macht, die schwer­lich zu den Ambi­tio­nen einer ‚Kir­che der Armen‘ und zur Ver­ur­tei­lung der ‚Welt­lich­keit in spi­ri­tu­el­len Ange­le­gen­hei­ten‘ paßt“ (S. 206).

In der Tat.

Sire fol­gert aus dem eben Gesagten:

„Es wur­de her­aus­ge­stellt, dass, wenn der Hei­li­ge Stuhl sich unge­hemmt über die Sou­ve­rä­ni­tät des Mal­te­ser­or­dens hin­weg­set­zen konn­te, die ita­lie­ni­sche Regie­rung auch nichts davon abhal­ten wür­de, Poli­zei in den Vati­kan zu ent­sen­den, um die Finanz­la­ge zu kon­trol­lie­ren“ (ebd.).

Letz­te­res wäre übri­gens eine gute Idee und könn­te zur Reha­bi­li­tie­rung des bru­tal hin­aus­ge­wor­fe­nen Gene­ral­re­vi­sors Libe­ro Milo­ne füh­ren, der offen­bar eini­gen dunk­len Geheim­nis­sen im Vati­kan schon zu nahe auf die Spur gekom­men war (S. 228).

Politische Implikationen des Wirkens von Jorge Bergoglio: Anbiederung an die Mächtigen

Papst Franziskus mit Martin Schulz
Papst Fran­zis­kus mit Mar­tin Schulz

Hoch­bri­sant sind die geo­po­li­ti­schen Impli­ka­tio­nen des päpst­li­chen Agie­rens, sei­ne Nähe zu UNO, Olig­ar­chen und Hil­la­ry Clin­ton, sei­ne Feind­schaft gegen Donald Trump – und „die Über­wa­chung des Kon­kla­ves 2013 durch die CIA“ (S. 228).

Hoch­bri­sant sind auch die Recher­chen zum Wir­ken von Pater Berg­o­glio als argen­ti­ni­scher Jesui­ten­pro­vin­zi­al und als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, die das gezeich­ne­te Bild bestä­ti­gen: Hier ist ein skru­pel- und prin­zi­pi­en­lo­ser Tyrann am Werk.

Ein Jesu­it berich­tet in die­sem Zusam­men­hang von Kon­tak­ten des spä­te­ren Pap­stes zur Mili­tär­re­gie­rung, die die­ser gele­gent­lich nutz­te, um Leu­te zu schützen:

„Ich ken­ne Men­schen, denen er half. Das ist Aus­druck sei­ner zwei Gesich­ter und sei­ner Nähe zu den Mili­tär­be­hör­den. Sei­ne Art, Unklar­heit zu erzeu­gen, ist mei­ster­haft. Wenn sie getö­tet wur­den, war er sie los. Wenn sie geret­tet wur­den, war er der Ret­ter. Des­we­gen gibt es Men­schen, die ihn für einen Hei­li­gen hal­ten und ande­re, die gro­ße Angst vor ihm haben“ (S. 247).

Deutung: Die Apostasie in der Kirche

Hen­ry Sire bie­tet kei­ne Inter­pre­ta­ti­on der von ihm kennt­nis­reich dar­ge­stell­ten Vor­gän­ge. Das ist das ein klei­nes Man­ko des Buches. Denn es drän­gen sich natür­lich die Fra­gen auf: Was ist die Bedeu­tung die­ser Kata­stro­phen? In wel­chem Zusam­men­hang ste­hen sie?

 

Eine Erör­te­rung des ame­ri­ka­ni­schen Tho­mi­sten Dr. Tay­lor Mar­shall leg­te für eine plau­si­ble Inter­pre­ta­ti­on die Spur zu Papst Leo XIII. In der Visi­on, derer Papst Leo am 13. Okto­ber 1884 gewür­digt wur­de, sprach der Teu­fel zu Jesus Chri­stus, er kön­ne sei­ne Kir­che zer­stö­ren. Er brau­che dazu mehr Zeit, etwa Hun­dert Jah­re, und „mehr Macht über die, die mir die­nen“. Wie schon im Buch Hiob wird der For­de­rung statt­ge­ge­ben (Hi 1,6ff, vgl. Lk 22,31f) und der Teu­fel darf unter gött­li­cher Zulas­sung in der Kir­che wir­ken. Der iri­sche Ex-Jesu­it Malachi Mar­tin hat das in Winds­wept Hou­se in Roman­form aus­führ­lich the­ma­ti­siert und der katho­li­sche Jour­na­list Micha­el Voris ist die­ser Tage unter Anfüh­rung eini­ger Evi­denz aus­drück­lich dar­auf zurückgekommen.

Irgend­wo konn­te man lesen, daß die­se gött­li­che Zulas­sung ihrer­seits mit den Sün­den, der Nach­läs­sig­keit und Lau­heit der Gläu­bi­gen und ihrer Hir­ten zusam­men­hängt. Die War­nung von La Salet­te 1846 war offen­bar auch nicht aus­rei­chend beher­zigt wor­den. Damit konn­te der Teu­fel nun­mehr wirk­sa­mer vorgehen.

Stang-Pastorale von Papst Franziskus
Stang-Pasto­ra­le von Papst Fran­zis­kus (2018)

Der Schlüs­sel­satz in der Visi­on von Papst Leo ist ver­mut­lich die­ser: „Ich kann Dei­ne Kir­che zer­stö­ren.“ Wenn wir die­se drei­ste Ansa­ge im Auge behal­ten, müs­sen wir zwei Din­ge beach­ten: Erstens lügt der Teu­fel. Er kann die Kir­che nicht zer­stö­ren. (Damit ist aller­dings nichts über den Zustand der Kir­che am Ende der Zeit gesagt.) Und zwei­tens: Die Ver­hee­run­gen, die durch das Kon­zil, die fälsch­lich so genann­te „Lit­ur­gie­re­form“ und das der­zei­ti­ge Unglücks­pon­ti­fi­kat ange­rich­tet wer­den, sind letzt­lich nicht auf einen nur etwas irre­ge­lei­te­ten guten Wil­len der haupt­säch­lich agie­ren­den Per­so­nen zurück­zu­füh­ren. Obwohl es den bei vie­len gege­ben haben wird.

Aber man sieht es bei Papst Fran­zis­kus ganz deut­lich: Die Grund­ten­denz sei­nes Han­delns ist destruk­tiv. Sie macht das Papst­amt – und damit die eige­ne Per­son – lächer­lich (1) und gibt die Gläu­bi­gen der Ver­wir­rung preis. Der Teu­fel will nur ver­der­ben und zer­stö­ren, ein­schließ­lich die Behau­sun­gen sei­nes Wir­kens (wie an der Ent­menschung des Beses­se­nen und der auf den Exor­zis­mus Jesu fol­gen­den Zer­stö­rung der Schwei­ne­her­de von Gera­sa [Mt 8,28ff] deut­lich wird).

Ein offe­nes Zei­chen okkul­ter Ver­bin­dun­gen ist der grau­en­vol­le Hexen­stab („stang“), den Papst Fran­zis­kus bei der Jugend­syn­ode verwendete.(2)

Die See­le des Pap­stes ist in höch­ster Gefahr.

Es ist damit klar: Die­je­ni­ge Epo­che der Papst­ge­schich­te, in der wir leben und die Hen­ry Sire mit dem vor­lie­gen­den Buch so schockie­rend illu­striert, ist eine Epo­che sata­ni­scher Ver­wir­rung. Kei­nem der inner­kirch­li­chen Revo­lu­tio­nä­re, vom Papst über die Kar­di­nä­le bis zu den Pfar­rern und Uni­ver­si­täts­theo­lo­gen, kann irre­ge­lei­te­ter idea­li­sti­scher Reform­geist kon­ze­diert wer­den. Dazu sind sie erstens zu gebil­det und haben zwei­tens zu reich­hal­ti­ges Anschau­ungs­ma­te­ri­al, wohin die päpst­li­chen Wei­chen­stel­lun­gen geführt haben. Der Jesui­ten­papst hat dar­über hin­aus drit­tens in der Schu­le des hl. Igna­ti­us gelernt, die Gei­ster zu prü­fen und zu unter­schei­den. Igna­ti­us hat­te die­se Kunst im Exer­zi­ti­en­buch aus­führ­lich dar­ge­legt und jeder Novi­ze muß sich damit ver­traut machen.

Das gan­ze Igna­tia­ni­sche Exer­zi­ti­en­buch nützt aber nichts, wenn man vom Glau­ben abfällt.(3)

Wie auch immer: Wer in Anbe­tracht der für jeder­mann sicht­ba­ren Früch­te der Poli­tik von Papst Fran­zis­kus die­se ver­tei­digt und an ihr fest­hält, kann nicht bonae vol­un­ta­tis sein. Das­sel­be gilt schon für die ver­hee­ren­den Wir­kun­gen des II. Vati­can­ums und der fälsch­lich so bezeich­ne­ten „Lit­ur­gie­re­form“, die der Papst in gewis­ser Hin­sicht ver­kör­pert und die er auch lehr­amt­lich zu zemen­tie­ren versucht.

Das ist der Rah­men, in dem Sires Buch steht:

Offen­bar erfül­len sich in unse­rer Zeit eini­ge Pro­phe­zei­un­gen, die mit einem Abfall von Gläu­bi­gen und Hier­ar­chie zu tun haben. Beson­ders pro­mi­nent unter ihnen sind Qui­to (1610), das bereits erwähn­te La Salet­te (1846) und die Visi­on von Papst Leo XIII. Danach kom­men Fati­ma, wie schon öfter hier behan­delt, und Aki­ta (1973).

Damit ist klar, daß schlim­me Din­ge ein­ge­tre­ten sind, die alle Men­schen guten Wil­lens zu einer neu­en Hin­kehr zu Gott moti­vie­ren sol­len. Viel Zeit ist ver­mut­lich nicht mehr.

Resümee

Sires Buch ist noch vor der Ver­öf­fent­li­chung der Zeug­nis­se des ehe­ma­li­gen päpst­li­chen Nun­ti­us in den USA, Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, erschie­nen. Durch die­se aktu­el­le Infor­ma­ti­on erhal­ten die Aus­füh­run­gen Sires wei­te­re Bestä­ti­gung und Gewicht: Der Stuhl Petri ist von einem Dik­ta­tor besetzt, der sich um Glau­ben, Moral und Tra­di­ti­on nichts schert.

Der Regie­rungs­stil ähnelt dem­je­ni­gen im Ozea­ni­en von Geor­ge Orwells 1984: Angst und Unsi­cher­heit schü­ren, zwei plus zwei je nach aktu­el­ler Par­tei­li­nie fünf sein las­sen, die Unter­ge­be­nen nicht nur nicht för­dern, son­dern unter­drücken, Macht vor Prin­zip set­zen – also die von Bene­dikt XVI. so sehr kri­ti­sier­te „Dik­ta­tur des Rela­ti­vis­mus“. Dabei wer­den mora­lisch inte­gre Per­so­nen aus dem Appa­rat aus­ge­schie­den und kor­rup­te Per­so­nen zu höch­sten Ämtern befördert.

Der Diktatorpapst
Der Dik­ta­tor­papst

Das ist eine Kari­ka­tur von Kir­che und damit ein ver­hee­ren­des Bei­spiel für den welt­li­chen Bereich.

Und daß der Mal­te­ser­or­den Hen­ry Sire sus­pen­diert hat, beweist ja nur um so mehr, wie recht die­ser mit der Ankla­ge der „Dik­ta­tur“ hatte.

Daß aller­dings Papst eme­ri­tus Bene­dikt XVI. – oder ist der Rück­tritt allen­falls ungül­tig und das Kon­kla­ve von 2013 nich­tig? – zu die­sen skan­da­lö­sen Vor­gän­gen schweigt, wird immer mehr zum Ärgernis.

Mar­can­to­nio Colon­na (Hen­ry Sire), Der Dik­ta­tor­papst, Reno­va­men-Ver­lag, Bad Schmie­de­berg ²2018, 276 S. (Ori­gi­nal: The Dic­ta­tor Pope, Reg­nery Publi­shing, Washing­ton DC 2018)

*MMag. Wolf­ram Schrems, Wien, katho­li­scher Theo­lo­ge, Phi­lo­soph, Kate­chist, Pro-Lifer


(1) Bei vie­len öffent­li­chen Anläs­sen benimmt sich der Papst, als hät­te er kei­ne Selbst­ach­tung. Es gibt unzäh­li­ge Bild­be­rich­te, die skur­ri­les Ver­hal­ten des Pap­stes zei­gen, mit einer Art Tia­ra aus Luft­bal­lons und einer Clown­na­se, bei einer „Seg­nung“ durch eine india­ni­sche Hexe­rin, mit Pana­ma-Hut, bei schlüpf­ri­gen Tanz­ein­la­gen im Vati­kan u. s. w. (Bele­ge auf die­ser tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Sei­te). Völ­lig unver­ständ­lich sind die schon berüch­tig­ten knien­den Fuß­küs­se am Grün­don­ners­tag (auch hier und hier). Gleich­zei­tig ver­mei­det der Papst jedoch die Knie­beu­ge in der Mes­se und wird sehr sel­ten kniend bei der Anbe­tung gezeigt. Das bedeu­tet nichts Gutes.

(2) Es wur­de auch fest­ge­stellt, daß die Mitra, die der Papst beim Welt­fa­mi­li­en­tref­fen in Dub­lin ver­wen­de­te, ein Orna­ment trug, das an Teu­fels­hör­ner erin­nert (bei Min. 16:05), und sein Meß­ge­wand ein heid­nisch-kel­ti­sches Sym­bol zeig­te. Die­ses Sym­bol stellt aber auch drei­mal die Sechs dar. Ein Papst muß sich von sol­chen Zwei­deu­tig­kei­ten fernhalten.

(3) Die­ser Abfall des Jesui­ten­or­dens voll­zog sich wäh­rend des Gene­ralats von P. Pedro Arru­pe, der von 1966 bis 1981 amtier­te. Es waren aber schon zuvor erste Ten­den­zen dazu sicht­bar, die beson­ders von P. Teil­hard de Char­din und P. Karl Rah­ner ver­kör­pert wur­den. Papst Pius XII. hielt es bereits 1948 für nötig, die Jesui­ten zur Ver­tei­di­gung des tra­dier­ten Glau­bens aufzurufen.

Bild: Vati​can​.va/​I​n​f​o​-​C​a​t​h​o​/​MiL (Screen­shots)

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