Asia Bibi auf dem Weg nach Europa?

Unklar, welches Land ihr Asyl gewährt


Asia Bibi wurde gestern abend freigelassen. Sie soll sich bereits auf einem Flug außer Landes befinden. Welches Land gewährt ihr und ihrer Familie Asyl?
Asia Bibi wurde gestern abend freigelassen. Sie soll sich bereits auf einem Flug außer Landes befinden. Welches Land gewährt ihr und ihrer Familie Asyl?

(Islam­abad) Asia Bibi, die paki­sta­ni­sche Chri­stin, die fast zehn Jah­re wegen Belei­di­gung des Islams in Haft war, soll das Land in einem Flug­zeug ver­las­sen haben mit mut­maß­li­cher Flug­rich­tung Europa.

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Vor über einer Woche war sie vom Ober­sten Gerichts­hof von Paki­stan frei­ge­spro­chen wor­den. 2009 hat­te ihre unglaub­li­che Odys­see begon­nen. Ein mus­li­mi­scher Mob woll­te sie damals lyn­chen. Mit mus­li­mi­schen Frau­en hat­te sie in ihrer Hei­mat, dem Pun­jab, Feld­ar­beit ver­rich­tet. Wegen ihres christ­li­chen Glau­bens ver­wei­ger­te man ihr Was­ser. In einem dar­aus ent­stan­de­nen Dis­put habe Asia Bibi gesagt und die Fra­ge gestellt: „Jesus Chri­stus ist für das Heil der Men­schen gestor­ben, was aber hat Moham­med für die Men­schen getan?“

Das war Grund genug, ihr Belei­di­gung des Islams vor­zu­wer­fen. Die Poli­zei nahm sie fest, und ein Gericht ver­ur­teil­te sie 2010 zum Tode. Mög­lich mach­te es das berüch­tig­te Anti­blas­phe­mie­ge­setz, das in den 80er Jah­ren „zum Schutz des Islams“ ein­ge­führt wur­de. Seit­her war sie „zu ihrem eige­nen Schutz“ in einem Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis in Iso­la­ti­ons­haft gehal­ten wor­den. Isla­mi­sche Grup­pie­run­gen hat­ten zu ihrer Ermor­dung auf­ge­ru­fen, soll­te sie nicht hin­ge­rich­tet wer­den. Pro­mi­nen­te Unter­stüt­zer Asia Bibis wur­den tat­säch­lich ermor­det, so der mus­li­mi­sche Gou­ver­neur des Pun­jab und der ein­zi­ge christ­li­che Mini­ster der paki­sta­ni­schen Bun­des­re­gie­rung. Von Mus­li­men wegen des Fal­les Asia Bibi began­ge­ne Atten­ta­te koste­ten vie­le paki­sta­ni­sche Chri­sten das Leben. Asia Bibis Fami­lie leb­te aus Sicher­heits­grün­den seit ihrer Ver­haf­tung versteckt.

Mutige Höchstrichter

Sol­che ernst­zu­neh­men­den Dro­hun­gen wur­den auch vor der jüng­sten Ent­schei­dung der Höchst­rich­ter wie­der­holt. Bereits im Vor­jahr soll­te eine Ent­schei­dung fal­len. Ein Höchst­rich­ter zog sich jedoch im letz­ten Augen­blick aus dem Ver­fah­ren zurück, offen­bar unter dem Druck isla­mi­scher Orga­ni­sa­tio­nen. Mut bewies hin­ge­gen der vor­sit­zen­de Rich­ter Mian Saqib Nasir. Er zeich­net für den Frei­spruch ver­ant­wort­lich. Radi­ka­len Grup­pie­run­gen gefällt das Urteil gar nicht. Aus dem gan­zen Land wur­den laut­star­ke Pro­te­ste gemel­det. Dar­an ändert auch fol­gen­de Erklä­rung des Rich­ters nichts:

„Ich wie auch die ande­ren Rich­ter des Senats lie­be den Pro­phe­ten Moham­med und bin bereit mein Leben zu opfern, um sei­ne Ehre zu ver­tei­di­gen. Wir sind aber Rich­ter nicht nur für die Mus­li­me. Wie kön­nen wir jemand ohne Bewei­se zum Tode verurteilen?“

Unklar blieb in den ver­gan­ge­nen Tagen, ob für den Fall einer Frei­las­sung ein Plan exi­stier­te, um die Sicher­heit Asia Bibis zu gewähr­lei­sten. Der Frei­spruch war meh­re­re Tage geheim­ge­hal­ten wor­den. Es wur­de ver­mu­tet, um ihre schnel­le und gehei­me Aus­rei­se aus Paki­stan zu orga­ni­sie­ren. Nicht alles scheint jedoch so geklappt zu haben, wie es gedacht war. Bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren wand­ten sich paki­sta­ni­sche Men­schen­rechts­grup­pen und die Ver­tre­ter der christ­li­chen Min­der­heit an den Westen, für die Frei­las­sung Asia Bibis ein­zu­tre­ten. Hin­ter den Kulis­sen geschah tat­säch­lich etwas. Zu wenig, wie es manch­mal aus den Krei­sen christ­li­cher Hilfs­wer­ke zu hören war. Die west­li­chen Regie­run­gen woll­ten sich aus außen- und innen­po­li­ti­schen Grün­den in der Sache nicht expo­nie­ren. Die Grün­de sind vielschichtig.

Radikaler Islam, verfolgte Christen

Radi­ka­le isla­mi­sche Grup­pie­run­gen droh­ten für den Fall der Frei­las­sung mit Unru­hen. Die Lage in Paki­stan ist labil. Der Sturz der pro-west­li­chen Regie­rung wird befürch­tet. Paki­stan besitzt die Atom­bom­be. Kei­ne Staats­kanz­lei will, daß sie isla­mi­sti­schen Grup­pen in die Hän­de fällt.
Hin­zu kommt, daß es inzwi­schen in den mei­sten west­li­chen Staa­ten stark wach­sen­de isla­mi­sche Gemein­schaf­ten gibt, auf die poli­ti­sche Par­tei­en und Regie­run­gen immer grö­ße­re Rück­sicht neh­men. Beson­ders in Groß­bri­tan­ni­en leben zahl­rei­che Paki­sta­ner. Als Papst Bene­dikt XVI. für Asia Bibi an Paki­stan appel­lier­te, kam es in meh­re­ren isla­mi­schen Staa­ten zu Gewalt­aus­brü­chen. Die Bilanz waren zahl­rei­che Tote und Verletzte.
Nicht nur die Angst vor einem isla­mi­sti­schen Umsturz in Paki­stan und vor „isla­mi­scher Irri­ta­ti­on“ in den isla­mi­schen Gemein­schaf­ten in west­li­chen Staa­ten läßt west­li­che Regie­run­gen einen „sanf­ten“ Kurs steu­ern. Es gibt noch einen wei­te­ren Grund: Für den latent anti­christ­li­chen Main­stream in west­eu­ro­päi­schen Staa­ten zählt das Schick­sal einer Chri­stin nicht wirklich.

In Paki­stan gibt es etwa drei Mil­lio­nen Chri­sten. Sie bil­den in dem bevöl­ke­rungs­rei­chen Land aber nur eine klei­ne Min­der­heit, gehö­ren zumeist der armen Bevö­ke­rungs­schicht an und wer­den als Bür­ger zwei­ter Klas­se drang­sa­liert und dis­kri­mi­niert. Die Ermor­dung von Chri­sten ist kei­ne Seltenheit.

Asia Bibi konnte gestern abend das Gefängnis verlassen

Gestern abend konn­te Asia Bibi das Gefäng­nis in Mutan end­lich ver­las­sen. Wohin genau man sie brach­te, war unklar. Der erste Weg soll nach Islam­abad geführt haben. Inzwi­schen wur­de unter Beru­fung auf ihren Rechts­an­walt gemel­det, sie befin­de sich in einem Flug­zeug und wer­de außer Lan­des gebracht. Er gab nicht bekannt, wel­ches Land ihr Asyl gewäh­ren wird. Im Vor­feld waren Kon­tak­te zu meh­re­ren Staa­ten auf­ge­nom­men wor­den. Eini­ge zeig­ten die kal­te Schul­ter. Hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand hieß es, man wol­le sich nicht „ein Pro­blem“ ins Land holen. Gemeint ist, daß die Anwe­sen­heit von Asia Bibi die ein­ge­wan­der­te isla­mi­sche Gemein­schaft im Asyl­land „in Unru­he“ ver­set­zen könn­te. Ange­sichts des isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus kei­ne ver­locken­de Aus­sicht. Der Fall Asia Bibi zeigt daher auch die fort­schrei­ten­de Isla­mi­sie­rung des Westens, des­sen Poli­tik – wie im kon­kre­ten Fall – in man­chen Berei­chen sich vor­aus­ei­lend in eine Art Gei­sel­haft der ört­li­chen isla­mi­schen Migran­ten­grup­pen begibt.

Ita­li­en soll sich beson­ders bemüht haben. Asia Bibis Mann hat­te die ita­lie­ni­sche Regie­rung um Hil­fe gebe­ten. Ob sich Asia Bibi auf dem Weg nach Ita­li­en befin­det, ist noch unklar. Sicher dürf­te sein, soll­te sich ihr Abflug bestä­ti­gen, daß sie nach Euro­pa unter­wegs ist. Der Prä­si­dent des Euro­päi­schen Par­la­ments, Anto­nio Taja­ni, hat­te am Diens­tag die paki­sta­ni­schen Behör­den auf­ge­for­dert, alle nöti­gen Rei­se­pa­pie­re aus­zu­stel­len, um Asia Bibi den Weg nach Brüs­sel zu ermöglichen.

Taja­ni twit­ter­te inzwischen:

„Asia Bibi hat das Gefäng­nis ver­las­sen und wur­de an einen siche­ren Ort gebracht! Ich dan­ke den paki­sta­ni­schen Behör­den. Ich erwar­te sie zusam­men mit ihrem Mann und ihrer Fami­lie so bald als mög­lich im Euro­päi­schen Parlament.“

Text: Andre­as Becker
Bild: MiL

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4 Kommentare

  1. Am sicher­sten für Frau Bibi und ihre Fami­lie wäre viel­leicht zur Zeit
    die Vati­kan­stadt, oder?
    Wie dem auch sei: gut, dass sie aus Paki­stan schon ein­mal raus ist.

    • Sehr gute Idee. Der Vati­kan hat jede Men­ge Platz für Geflüch­te­te. Und Frau Bibi fin­det auch sicher einen Arbeits­platz dort.

  2. Ich den­ke, am sicher­sten wäre Polen oder Ungarn. Es gibt Gerüch­te, dass sie selbst sich Deutsch­land als Ziel­land für ihre Fami­lie wün­schen wür­de. Dazu wür­de ich sagen, dass das Deutsch­land von vor mehr als 50 Jah­ren ein siche­res Ziel­land für sie und ihre Fami­lie gewe­sen wäre.

    • Vor kur­zem war ich in Polen.
      Es gibt dort prak­tisch kei­ne Mus­li­me und somit wäre Polen für Asia Bibi zig­mal siche­rer als Deutschland.
      Das mit dem siche­ren Deutsch­land ist schon lan­ge ein Mythos.

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