Papst Franziskus: „Ich fühle, daß der Herr…“

Auftrag an den Jesuitenorden


Papst Franziskus bei der Begegnung mit den Jesuiten des Baltikums.
Papst Franziskus bei der Begegnung mit den Jesuiten des Baltikums.

(Rom) Im Bal­ti­kum traf sich Papst Fran­zis­kus vor drei Wochen mit den den dor­ti­gen Jesui­ten und erteil­te ihnen bei der pri­va­ten Begeg­nung einen Auftrag.

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Wie bei Aus­lands­rei­sen üblich, trifft sich Papst Fran­zis­kus mit den Jesui­ten des besuch­ten Lan­des. Die Tref­fen fin­den unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit statt, aller­dings wer­den die dort geäu­ßer­ten Wor­te des Pap­stes nach­träg­lich ver­öf­fent­licht. Dies erfolgt in der Regel durch die römi­sche Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Cat­to­li­ca. Manch­mal sind anwe­sen­de Jesui­ten schnel­ler und publi­zie­ren per­sön­li­che Mit­schrif­ten. Dar­aus folgt: Die Aus­sa­gen des Pap­stes dür­fen und sol­len Ver­brei­tung finden.

Vom 22. – 25. Sep­tem­ber rei­ste Fran­zis­kus in die drei bal­ti­schen Staa­ten Litau­en, Lett­land und Est­land. In Litau­en traf er sich in der Apo­sto­li­schen Nun­tia­tur mit den Jesui­ten die­ser Län­der. 28 Ange­hö­ri­ge der Gesell­schaft Jesu waren gekom­men, davon 22 der Pro­vinz Litau­en und Lettland.

Auch vier Jesui­ten­bi­schö­fe waren anwe­send, dar­un­ter Sigi­tas Tam­ke­viči­us, der frü­he­re Erz­bi­schof von Kau­nas, der 1983 zu sechs Jah­ren KZ-Haft, Arbeits­la­ger genannt, und zu wei­te­ren vier Jah­ren Ver­ban­nung ver­ur­teilt wor­den war. Fünf Jah­re muß­te er „wegen anti­so­wje­ti­scher Agi­ta­ti­on“ in sibi­ri­schen Gulags ver­brin­gen, weil er über die Chri­sten­ver­fol­gung in der Sowjet­uni­on berich­tet hatte.

Anwe­send war auch der ruß­land­deut­sche Jesu­it Joseph Werth, seit 1991 Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor von Sibi­ri­en und seit 2002 Bischof von Nowo­si­birsk ist. Er hat­te sein Novi­zi­at zum Teil in Litau­en verbracht.

Der „Dia­log“, den der Papst mit den Jesui­ten führ­te, wur­de gestern von P. Anto­nio Spa­da­ro, Schrift­lei­ter der Civil­tà Cat­to­li­ca und enger Ver­trau­ter des Pap­stes, ver­öf­fent­licht.

„Ich glaube, daß der Herr eine Veränderung in der Kirche fordert“

Als sich der Papst den Fra­gen sei­ner Ordens­mit­brü­der stell­te, mel­de­te sich auch ein jun­ger litaui­scher Jesu­it zu Wort, „der sei­ne theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung in Afri­ka“ absol­viert hat­te. Er stellt Papst Fran­zis­kus fol­gen­de Frage:

Fra­ge: Als Sie zum Papst gewählt wur­den, stu­dier­te ich Theo­lo­gie. Vor drei Jah­ren, als ich Prie­ster wur­de, sind Sie zur Quel­le der Inspi­ra­ti­on für mein Leben als Jesui­ten­prie­ster gewor­den. Sie haben der Kir­che viel gege­ben. Ich möch­te Sie fra­gen, wie wir Ihnen hel­fen können.

Papst Fran­zis­kus: Dan­ke! Ich weiß nicht, um was ich bit­ten soll. Was aber heu­te zu tun ist, ist die Kir­che zu beglei­ten zu einer tie­fen, geist­li­chen Erneue­rung. Ich glau­be, daß der Herr eine Ver­än­de­rung in der Kir­che for­dert. Ich habe vie­le Male gesagt, daß eine Per­ver­si­on in der Kir­che heu­te der Kle­ri­ka­lis­mus ist. Vor 50 Jah­ren hat aber das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil klar gesagt: Die Kir­che ist das Volk Got­tes. Lest die Num­mer 12 von Lumen gen­ti­um. Ich füh­le, daß der Herr will, daß sich das Kon­zil in der Kir­che eine Bahn bricht. Die Histo­ri­ker sagen, daß es hun­dert Jah­re braucht, damit ein Kon­zil umge­setzt wird. Wir sind auf hal­bem Weg. Daher, wenn Du mir hel­fen willst, hand­le auf eine Wei­se, das Kon­zil in der Kir­che vor­wärts zu brin­gen. Und hilf mir mit Dei­nem Gebet. Ich brau­che viel Gebet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Civil­tà Cat­to­li­ca (Screen­shot)

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