Mit einem Offenen Brief wandte sich vergangene Woche eine besorgte, deutsche Katholikin wegen der deutschen Interkommunion-Katastrophe an Papst Franziskus. Sie stellte den von ihr unterzeichneten Brief für die Veröffentlichung zur Verfügung, möchte aber wegen des in Deutschland herrschenden Drucks anonym bleiben.
In dem offenen Brief bringt sie ihre Sorge zum Ausdruck über die fortgesetzte Mißachtung des Allerheiligsten Altarsakraments, die der Eucharistie in Deutschland in vielen Fällen entgegengebracht wird. Sie nennt Vorfälle, bei denen katholische Priester, ohne von den zuständigen Bischöfen ermahnt und korrigiert zu werden, zusammen mit protestantischen Amtsträgern die jeweiligen Gemeinden eingeladen haben, das protestantische Abendmahl und die katholische Eucharistie zu empfangen.
Als Reaktion auf die jüngst von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossene Handreichung für die Kommunionzulassung der protestantischen Ehepartner von Katholiken, die in mehreren Diözesen bereits von den zuständigen Bischöfen umgesetzt wurde, fordert die Papst Franziskus auf, seine Stimme zur Geltung zu bringen und gegen diesen deutschen Vorstoß einzuschreiten. Die mutige Katholikin schriebt dazu:
„Wir dürfen nie das Mysterium des Opfers Jesu Christi, Seiner Auferstehung und seiner dauerhaften realen Präsenz in der konsekrierten Hostie zu einem zeitlich begrenzten weltlichen Ding profanieren“, indem wir die Heilige Eucharistie mit anderen „wie Brot“ teilen.
Sie erinnert Papst Franziskus an seine Aufgabe als Nachfolger des Petrus, daß er ein „guter Hirte ist, der Christi Schafe weidet, auf ihr Seelenheil bedacht ist und sie vor dem Bösen schützt“.
„Wenn jedoch die Kirche und Sie als Papst keine verlässliche Autorität mehr ausstrahlen, weil Sie zentrale Begriffe wie Wahrheit, Sünde und Gericht relativieren und deren Beurteilung einer je individuellen Gewissensentscheidung anheimstellen, ist es um die Glaubwürdigkeit der Kirche geschehen.“
Die deutsch-amerikanische Historikerin und Publizistin Maike Hickson, die erwähnt wird, weil sie mit ihrem Offenen Brief von 2014 der deutschen Katholikin zum Vorbild wurde, kommentierte die Veröffentlichung auf LifeSiteNews mit den Worten:
„Diese mutige Katholikin verweist auch auf einen offenen Brief an Papst Franziskus zur Frage der Kommunion für die ‚wiederverheirateten‘ Geschiedenen, den ich selbst Ende 2014 geschrieben habe. Er kann nicht behaupten, dass es keine katholischen Laien gab, die ihn um Hilfe angerufen haben, auch nicht angesichts der aktuellen Missbrauchskrise, in der mehr als 15.000 katholische Frauen ihn jetzt auffordern, die Fragen zu beantworten, die der Viganò-Bericht aufgeworfen hat.“
Brief einer besorgten deutschen Katholikin an Papst Franziskus
Heiliger Vater,
am 27. Juni wurde die sog. „Orientierungshilfe“ der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema „Konfessionsverschiedene Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ veröffentlicht, nachdem Sie durch Kardinal Reinhard Marx hatten wissen lassen, dass Sie mit der Veröffentlichung einverstanden seien. In der Folge haben bereits mehrere deutsche Diözesen bekannt gegeben, dass sie diese “Orientierungshilfe” durchsetzen wollen, also einzelne protestantische Ehepartner von Katholiken zum regelmäßigen Kommunionempfang zulassen.
Anfang Mai hatte in einer katholischen Kirche meiner Heimat ein evangelischer Abendmahlsgottesdienst stattgefunden, wobei alle Getauften beider Konfessionen zu Tische geladen waren.
Mir wurde schmerzlich bewusst, dass man aus dem Mysterium unseres katholischen Glaubens ein offenes Geheimnis macht, das keines mehr ist und das man einfach so teilt wie ein Stück Brot.
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Brief schreiben soll. Es ist der Hilferuf einer praktizierenden Katholikin, die unseren Erlöser Jesus Christus liebt, in der heiligen Kommunion empfängt und sich treu zur katholischen Kirche bekennt.
Ausgelöst hat mein Schreiben der Offene Brief einer besorgten amerikanischen Katholikin an den Papst. Maike Hickson, die ich als tief gläubige Katholikin kenne, hatte diesen Brief erstmals 2014 veröffentlicht. Sie sah damals die Gefahren und die Verwirrung, die durch die im Raum stehende Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion entstehen würden. Sie appellierte an Sie, die katholische Morallehre nicht zu unterminieren und bat Sie, den Menschen nicht die Orientierung zu nehmen, welche die Erkenntnis von Schuld befördert und die Reue erweckt, ohne die es keine Vergebung geben kann.
Frau Hicksons Hilferuf von damals hat nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil. Das hat die Auseinandersetzung um Amoris laetitia und die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion gezeigt.
Als deutsche Katholikin im Jahre 2018 gehöre ich zur Gruppe der Gläubigen, die sich in zunehmendem Maße verunsichert fühlen, weil insbesondere die katholische Kirche in Deutschland mit päpstlicher Billigung auf Kosten der Katholizität der einen Kirche Christi ganz eigene Wege einschlägt. Was mich mit besonderem Schmerz erfüllt, ist der beispiellos leichtfertige Umgang mit dem Allerheiligsten Sakrament des Altares, der Eucharistie, der mit der möglichen Zulassung protestantischer Ehepartner zur Kommunion in konfessionsverbindenden Ehen nun schließlich seinen traurigen Höhepunkt gefunden hat.
Es ist mir unbegreiflich, dass Sie als Papst auch bei diesem Thema Mahnungen und Fragen offenkundig ignorieren. Deshalb fasste ich den Mut, diesen Brief zu schreiben. Mut braucht es in dem feindseligen Klima, in dem lehramtstreuen Katholiken oft mehr als nur Unverständnis entgegenschlägt. Ja, auch darunter leide ich, dass diese Katholiken ausgerechnet von ihrem Papst keine Hilfe erfahren.
Katholiken, die sich der einen wahren katholischen Kirche Christi immer noch verbunden fühlen, für die Glaube und Vernunft keine Antonyme sind und die das katholische Sakraments-und Kirchenverständnis nicht zur Disposition stellen, werden heute systematisch marginalisiert, weil sie stören. Dass dies keineswegs ein diffuses Gefühl wehleidiger „Konservativer“ ist, erlebte ich hautnah bei einer Predigt des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper im Mai diesen Jahres in Süddeutschland. Er warb aktiv für die Zulassung protestantischer Ehepartner zur Kommunion und nannte sie „Frischzellen im Leib der Kirche Christi“. Den Gegenbegriff vom krank machenden „Bazillus“ legte er denen in den Mund, die nicht seiner Meinung sind.
Heiliger Vater, es ist gut, dass uns der Herr mit der Einsetzung des Petrus und der Gründung der apostolischen Sukzession Gottes Stellvertreter auf Erden gegeben hat, den wir Vater nennen dürfen und der unser guter Hirte ist, der Christi Schafe weidet, auf ihr Seelenheil bedacht ist und sie vor dem Bösen schützt.
Von einem Vater erwarten wir Vorbild und Führung. Sanftmut, aber auch Strenge, barmherzige Güte und Konsequenz.
Wenn jedoch die Kirche und Sie als Papst keine verlässliche Autorität mehr ausstrahlen, weil Sie zentrale Begriffe wie Wahrheit, Sünde und Gericht relativieren und deren Beurteilung einer je individuellen Gewissensentscheidung anheimstellen, ist es um die Glaubwürdigkeit der Kirche geschehen.
Es gibt nur eine Wahrheit, Jesus Christus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Alles andere leugnet die Offenbarung, ist ein Widerspruch in sich und nicht auf Vernunft begründet. Es gibt keine relativierbare Wahrheit und auch nicht viele gleichberechtigte Wahrheiten. Wenn Sie Papst der unteilbaren einen wahren katholischen und apostolischen Kirche sind, dann sind Sie das. Punkt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr! Ohne die Wahrheit gibt es keine Unterscheidung der Geister mehr, die Ihnen als Jesuit aus dem Ignatianischen Denken wichtig sein sollte. Es gibt dann immer irgendwelche Ausnahmen von der Regel, und Sünde ist nicht mehr Sünde, sondern jeder entscheidet in eigener „Gewissensentscheidung“ (die dann ja schon längst keine mehr ist), was er als Sünde empfindet.
Nichts ist unbarmherziger als ein Gott, der nur barmherzig, aber nicht gerecht wäre. Es ist Verrat an den Seelen, sie im Glauben zu bestärken, Gott würde nicht richten.
Sie als unser Papst wollen doch von Gottes Barmherzigkeit künden und ein barmherziger Hirte sein. Genau darum dürfen Sie nicht versuchen, den Begriff der Barmherzigkeit zum Zwecke eines pastoralen Zugehens auf die Menschen so zu verdrehen und zu überdehnen, dass er reißt. Damit ist Eheleuten in konfessionsverbindenden Ehen sicher nicht geholfen. Der Ökumene schon gar nicht. Wenn nämlich das sinnvolle Bemühen um evangelisch-katholische Einheit im ökumenischen Geist dazu führt, dass unser Herr nicht mehr in der Opfermesse, sondern auf dem Altar der Ökumene geopfert wird, stehen Altar und Ökumene auf tönernen Füßen. Übernehmen Sie als Stellvertreter Christi dereinst vor unserem Herrn die Verantwortung dafür?
Wie groß die während Ihres Pontifikats gestiftete Verwirrung schon ist und in welchem Maße selbst Pfarrer und Bischöfe meinen, einen Freibrief zu haben für ökumenische Experimente mit Interkommunion und „eucharistischer Gastfreundschaft“, erlebe ich in meiner Heimat. Der eingangs erwähnte Abendmahlsgottesdienst zählt dazu, und selbst Pfarrer ließ man gewähren, die schon im Herbst 2017 in ihrer Stadt in aller Öffentlichkeit Fakten schufen und den Beginn offen praktizierter Interkommunion per Unterschrift besiegelten.
Ein Katholik begeht jedoch eine Sünde, wenn er beim evangelischen Abendmahl das Brot empfängt. Ein evangelischer Christ versündigt sich am Leib des Herrn, wenn er die Eucharistie empfängt, ohne dass eine extreme Notlage vorliegt. Empfindet er aber ein wirkliches geistliches Bedürfnis nach der Kommunion, darf, ja muss er sogar konvertieren. Sie dürfen ihm nicht suggerieren, er könne einfach nur zum Zwecke des Kommunionempfangs das katholische Kirchen- und Sakramentsverständnis bejahen.
Wenn ein Christ sich auf Martin Luther beruft und Protestant sein will, verbindet ihn als Christ mit katholischen Christen das gemeinsame Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus. Das Katholische ist für ihn aber eben nicht das allein Seligmachende, Glaubensgemeinschaft bedeutet für ihn nicht auch Kirchengemeinschaft. Gerade als deutsche Katholikin bin ich da sehr hellhörig. Es genügt, die Stellungnahme der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) zu lesen, um zu wissen, dass eine sich abzeichnende Protestantisierung der Katholischen Kirche in Deutschland kein Hirngespinst ist. Die Forderung nach einer Zulassung von Katholiken zum evangelischen Abendmahl, die Bezeichnung von Dogmen als abstrakte Regel und die Infragestellung des Opferbegriffs, der Nennung Marias und der Heiligen und auch der eucharistischen Anbetung sind deutlich.
Es ist schwer, mitansehen zu müssen, wie Sie als der Heilige Vater die Zerstörung der Heiligen Mutter Kirche aus ihrem Innersten heraus voranzutreiben scheinen. Es ist schwer, angesichts dessen, was geschieht, als papsttreue Katholikin nicht selbst in arge Gewissensnöte gestürzt zu werden, weil Verzweiflung und die ohnmächtige Erfahrung, nirgends Gehör zu finden, den Nährboden bereiten für solche Gedanken. Ich muss ehrlich zugeben, dass in den letzten Jahren mein Vertrauen in Sie als meinen Papst mehr und mehr geschwunden ist.
Ich werde möglicherweise nie erfahren, ob Sie diesen Brief gelesen haben werden und was er in Ihnen ausgelöst haben könnte. Hätte ich nicht das Gebet und die Zuversicht, die es mir gibt, wäre dieser Brief nie geschrieben worden.
Ich bete, weil ich weiß, dass ER Seine Kirche nicht untergehen lässt und dass ihr Menschenwerk nichts anhaben kann. Ich bete für uns alle, dass wir daran nicht zweifeln mögen. Ich bete für Sie, meinen Papst, dass Sie in der Wahrheit bleiben.
Ich habe mich in den letzten Monaten zwei Mal an den apostolischen Nuntius in Berlin gewandt zum Thema Interkommunion und insbesondere wegen des
evangelischen Abendmahls in einer katholischen Kirche. Solche Aktionen gehen schon längst weit über die Kommunionzulassung für protestantische Ehepartner
hinaus. Doch immer hatte ich den Eindruck, man habe gar nicht richtig gelesen, was ich schrieb, und wolle einfach nicht verstehen. Man sieht die zunehmende Protestantisierung der Katholischen Kirche in Deutschland offensichtlich als Faktum an, denn man verwies mich in einer ersten Antwort auf die durch die Orientierungshilfe der Bischöfe gegebene „Klärung“ der Situation. Die Antwort auf mein zweites Schreiben machte endgültig alle Hoffnung auf Unterstützung durch den Nuntius zunichte. Das letzte, was man mir zum Thema Eucharistieempfang und Interkommunion antwortete, war Folgendes:
„Dem Herrn Nuntius ist bewußt, dass durch die Vorgänge und Diskussionen der letzten Zeit viele Gläubige verunsichert sind.
Sie wissen aber sicher selbst, daß das, was in der Welt ist, nicht oder nur äußerst schwer wieder durch ein noch so mächtiges Wort einzuhegen ist.“
Ich wünschte sehnlichst, Sie, der Papst, der Stellvertreter Christi auf Erden, wären dieses mächtige Wort…
Wir dürfen nie das Mysterium des Opfers Jesu Christi, Seiner Auferstehung und seiner dauerhaften realen Präsenz in der konsekrierten Hostie zu einem zeitlich begrenzten weltlichen Ding profanieren.
Gott wird unser Richter sein, und wenn wir dereinst vor Ihm stehen werden, werden wir nicht geschwiegen haben dürfen, wenn es um die Wahrheit ging.
Bild: MiL