Die Humanisierung Gottes und die Todesstrafe


Todesstrafe
Zur Menschenwürde gehört die Gerechtigkeit. Auf Gott, der nicht mehr straft, folgt der Staat der nicht mehr straft.

Ein Essay von Uwe Lay

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Stra­fe setzt vor­aus, daß der Täter für sei­ne Tat oder Taten ver­ant­wort­lich ist, und daß er in Rela­ti­on zur Grö­ße der Untat eine Stra­fe zu erlei­den hat als Aus­gleich zur Untat. Die Waa­ge ist so das Sym­bol der Gerech­tig­keit: Der Schwe­re der Untat ent­spricht die Schwe­re der Stra­fe. Dem liegt eine tie­fe meta­phy­si­sche Wahr­heit zugrun­de, die besagt, daß ein sozia­les Gemein­we­sen aus dem Gleich­ge­wicht gerät, wenn in ihr die Unta­ten nicht durch sie kor­re­lie­ren­de Stra­fen wie­der ins Gleich­ge­wicht gebracht wird. Dazu gehört auch, daß dem Staa­te als Aus­gleich für schwer­ste Unta­ten der Voll­zug der Todes­stra­fe zur Ver­fü­gung steht.

Die Wür­de der Staats­ge­walt erkennt die christ­li­che Reli­gi­on in dem Fak­tum, daß Gott selbst durch Pon­ti­us Pila­tus sei­nen Sohn zu Tode ver­ur­tei­len ließ; Jesus hät­te ja auch wie der erste Mär­ty­rer ein­fach von auf­ge­brach­ten Juden gestei­nigt wer­den kön­nen, um dann am drit­ten Tage auf­er­weckt zu wer­den. Nein, um deut­lich zu machen, daß der Tod Jesu kein Will­kür­tod war, son­dern um der gött­li­chen Gerech­tig­keit wil­len, ließ Gott Jesus durch den Staat töten. Er erlitt so die gerech­te Stra­fe, stell­ver­tre­tend für die Sün­der. Gott nahm selbst die römi­sche Schwert­ge­walt in sei­nen Dienst der Gerech­tig­keit. Got­tes Gerech­tig­keit ist dabei die Straf­ge­rech­tig­keit. Es gibt also Sün­den, die so groß sind, daß die Gerech­tig­keit die Todes­stra­fe ver­langt. Dar­um bil­lig­te ja auch der reu­ige Sün­der am Kreu­ze sei­ne Todes­stra­fe, und Jesus bewahr­te ihn auch nicht vor der Voll­streckung des Todes­ur­teils, obgleich das ihm als All­mäch­ti­gen leicht mög­lich gewe­sen wäre.

Wie nun aber, wenn die­ses Ver­ständ­nis der Stra­fe sich auf­löst, weil man huma­ni­ta­ri­stisch gewor­den ist? Der Täter ist dann nicht mehr ver­ant­wort­lich für sei­ne Tat, son­dern man betrach­tet ihn eher als einen defek­ten Men­schen, der the­ra­piert wer­den muß! Die Stra­fe ist dann kei­ne Stra­fe mehr, son­dern: a) wird der Täter nur noch ein­ge­sperrt, damit so die Gesell­schaft vor dem Defek­ten geschützt wird, und b) der Täter in der Zeit der Ein­sper­rung geheilt wer­den kann. Kon­se­quent zu Ende gedacht, müß­te sich dann die Län­ge der Stra­fe nicht mehr nach der Schwe­re der Straf­tat rich­ten, son­dern nach der zu erwar­ten­den Zeit für eine erfolg­rei­che The­ra­pie. So könn­te ein Ehe­mann, der sei­ne Ehe­frau im Affekt töte­te, mil­der bestraft wer­den, wäh­rend ein Berufs­kri­mi­nel­ler, der durch Ein­brü­che sei­nen Lebens­un­ter­halt sich ver­dien­te, eine län­ge­re The­ra­pie (frü­her Stra­fe genannt)  bräuchte.

Die Todes­stra­fe ist bei die­sem The­ra­pie­ver­ständ­nis eine Absur­di­tät. Das gilt auch für eine lebens­lan­ge Inhaf­tie­rung, denn das Ziel ist ja die Reso­zia­li­sie­rung des Täters, auf daß er wie­der ein nütz­li­ches Glied der Gesell­schaft wird. Dabei wird die Idee der Gerech­tig­keit völ­lig auf­ge­ge­ben. Genau genom­men gibt es dann näm­lich weder einen schul­di­gen Täter noch eine Untat, die zu bestra­fen ist, son­dern nur defekt Sozia­li­sier­te, die zu reso­zia­li­sie­ren sind.

Das ist der nai­ve Huma­ni­ta­ris­mus, der nichts von Schuld und Stra­fe, aber auch nichts von Reue, Beich­te und Ver­ge­bung mehr weiß!

Weil Gott nur noch als Lie­ben­der simu­liert wird, und Ver­bre­cher nur noch defekt Sozia­li­sier­te sein sol­len, kann es so kei­ne Stra­fe und somit schon gar nicht die Todes­stra­fe geben. Das ist der rein huma­ni­ta­ri­sti­sche Gedan­ke, den nun Papst Fran­zis­kus zur Leh­re der Katho­li­schen Kir­che kürt im Wider­spruch zur gan­zen Leh­re der Kirche.

Absurd ist dabei die Ver­nut­zung des Begrif­fes der Men­schen­wür­de durch den Papst. Die Wür­de des Men­schen ver­langt näm­lich, daß er gerecht behan­delt wird, daß er für sein gutes Tun belohnt und für sein böses Tun bestraft wird. Die Wür­de des Mör­ders besteht eben gera­de dar­in, daß er für sei­ne Untat den gerech­ten Lohn emp­fängt, die Todes­stra­fe. Wo der Mör­der aber nur noch als Kran­ker und zu Reso­zia­li­sie­ren­der behan­delt wird, da wird er sei­ner Wür­de beraubt, indem er für straf­un­mün­dig erklärt wird!

Text: Uwe Lay
Bild: MiL

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4 Kommentare

  1. Die Todes­stra­fe ist, anders als es die­ser Papst Berg­o­glio wahr­ha­ben will, in sich nicht böse, son­dern gerecht­fer­tigt und somit Teil der Gerech­tig­keit. Das ist Leh­re der Kir­che und kann als Dog­ma nicht ver­än­dert wer­den, nicht ein­mal durch den Ober­papst, der es wie­der ein­mal bes­ser weiß als der Eine und Drei­fal­ti­ge Gott. Inso­fern liegt hier eine zumin­dest mate­ri­el­le Häre­sie vor. 

    Ob eine Todes­stra­fe in einem bestimm­ten Fal­le jedoch ver­hängt wird, steht auf einem ganz ande­ren Blatt Papier und muß von den staat­li­chen Behör­den ent­schie­den werden.

  2. Den Arti­kel kann ich voll unter­schrei­ben. Das deut­sche Straf­recht spricht von der Stra­fe als „Ehre“ des Ver­bre­chers. Es mag ehren­wer­te Grün­de geben, sich letz­ten Endes doch gegen den Voll­zug der Todes­stra­fe aus­zu­spre­chen, aber kei­nes­falls ist die Beru­fung auf die Men­schen­wür­de zuläs­sig. Die­se wird in letz­ter Zeit zur klei­nen Mün­ze gemacht. Unlängst wur­de sogar von links­grü­ner Sei­te behaup­tet, dass es gegen die Men­schen­wür­de ver­sto­ße, nicht unkon­trol­liert nach Deutsch­land ein­rei­sen zu dürfen.

  3. Gut geschrie­ben, danke
    Zu ergän­zen wäre noch, dass Gott selbst die Men­schen züch­tigt, zu ihrem Woh­le. Und Er, die die Men­schen erschaf­fen und sie des­halb genaue­stens kennt, beson­ders die gefal­le­ne Mensch­heit sagt uns: „Rute und Rüge ver­lei­hen Weisheit,
    ein zügel­lo­ser Kna­be macht sei­ner Mut­ter Schan­de.“ (wie heu­te über­all zu sehen ist).
    Um Gott wohl­zu­ge­fal­len, sol­len wir demü­tig die Züch­ti­gung aus Sei­ner Hand anneh­men, sie dient dem Wohl unse­rer See­le. und eben­so sol­len wir als Eltern mit Lie­be, Klug­heit aber auch wenn nötig mit Züch­ti­gung unse­re Kin­der für den Him­mel erziehen.
    Die Welt kennt kei­ne Lie­be und kei­ne Got­tes­rech­te, die kennt nur frei­mau­re­ri­sche „Men­schen­rech­te“ und selbst­ver­ständ­lich wol­len die Frei­mau­rer die Kin­der nicht für den Him­mel erziehen.
    Es gibt etli­che Geset­ze, die man als Katho­lik, als Christ nicht akzep­tie­ren, nicht umset­zen kann, ja sogar dage­gen anhan­deln muss. Die­se Geset­ze wer­den mehr, je mehr die Gott­lo­sig­keit um sich greift.
    Aber Satan weiß die jun­gen Men­schen zu zwin­gen. Will man sei­ne Anstel­lung auch im kirch­li­chen Bereich nicht gefähr­den, muss man mit der gott­lo­sen Meu­te heulen.
    Des­halb müs­sen wir Alten reden für die Jun­gen mit. Wir dür­fen z.B. nicht den­ken „ich habe kei­ne Kin­der mehr in der Schu­le“ doch wir haben alle Kin­der in der Schu­le, die müs­sen wir alle schützen.

  4. Was die Befür­wor­ter der Todes­stra­fe über­se­hen, ist die Tat­sa­che, dass eine Exe­ku­ti­on in vie­len Fäl­len eben kei­ne ange­mes­se­ne Stra­fe ist Ein Mas­sen­mör­der z. B. bekommt durch sei­ne Exe­ku­ti­on sogar noch Rabatt, da er nur ein­mal getö­tet wer­den kann. Und sadi­sti­sche Grau­sam­kei­ten, die jemand vor einem Mord begeht, wür­den durch die Todes­s­stra­fe ebnfalls nicht ange­mes­sen bestraft. Es sei denn, man führ­te mit­tel­al­ter­li­che Fol­ter­prak­ti­ken wie­der ein, die vor der eigent­li­chen Exe­ku­ti­on ange­wen­det wer­den. Wol­len Sie so wtwas wirklich?

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