US-Ordensobere für Frauendiakonat


Frauendiakonat
Frauendiakonat: Was tut sich in Rom dazu?

(Rom/​New York) Die Ordens­obe­ren der katho­li­schen Kir­che in den USA wol­len das Frau­en­dia­ko­nat. Mit die­sen Wor­ten läßt sich das Ergeb­nis einer neu­en Stu­die zusammenfassen.

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77 Pro­zent der Ordens­obe­ren in den USA, ob männ­lich oder weib­lich, hal­ten das Frau­en­dia­ko­nat für mach­bar – zumin­dest theo­re­tisch. Dies geht aus einer am 2. August ver­öf­fent­lich­ten Stu­die des Cen­ter for Applied Rese­arch in the Apo­sto­la­te (CARA) der Jesui­ten­uni­ver­si­tät George­town her­vor. Ähn­li­che Posi­tio­nen von (männ­li­chen) Ordens­obe­ren sind auch aus Euro­pa bekannt (sie­he auch).

Frauendiakonat, neue CARA-Studie
Frau­en­dia­ko­nat, neue CARA-Studie

Laut CARA ist eine deut­li­che Mehr­heit der US-Ordens­obe­ren dafür, immer­hin noch 72 Pro­zent, daß Frau­en auch tat­säch­lich zu Dia­ko­nin­nen geweiht wer­den soll­ten. Zugleich gehen aller­dings nur 45 Pro­zent davon aus, daß die Kir­che das tat­säch­lich tun wird.

Die weib­li­chen Ordens­ge­mein­schaf­ten in den USA zer­fal­len in zwei gro­ße Grup­pen: in einen grö­ße­ren, pro­gres­si­ven Zusam­men­schluß ohne Nach­wuchs und in einen klei­ne­ren, glau­bens­treu­en Dach­ver­band mit Nach­wuchs. Papst Bene­dikt XVI. hat­te den pro­gres­si­ven Dach­ver­band LCWR wegen „ern­ster dok­tri­nel­ler Pro­ble­me“ unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt. Kar­di­nal Mül­ler sprach 2014 mit Blick auf den LCWR von einem „Iden­ti­täts­ver­lust“. Doch Papst Fran­zis­kus zeig­te sich gnädig.

CARA wur­de 1964 gegrün­det, um laut eige­nen Anga­ben Diö­ze­sen, Pfar­rei­en, Ordens­ge­mein­schaf­ten und katho­li­sche Orga­ni­sa­tio­nen zu bera­ten. Die Neue Stu­die kann daher auch als „Bera­tung“ und Emp­feh­lung gedeu­tet wer­den, das Frau­en­dia­ko­nat einzuführen.

Konzilskompromiß Ständige Diakone

Das Dia­ko­nat bil­det im Novus Ordo die unter­ste der drei Wei­he­stu­fen Dia­kon – Prie­ster – Bischof. Das gesam­te Wei­he­sa­kra­ment war in der Kir­chen­ge­schich­te immer nur zöli­ba­t­är leben­den Män­nern vor­be­hal­ten. Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil nahm eine Umdeu­tung vor und durch­brach die Pflicht zum Zöli­bat. Die Ope­ra­ti­on wur­de eine „Auf­wer­tung“ das Dia­ko­nats genannt. Der eigent­li­che Grund war aber ein anderer.

Wäh­rend des Kon­zils war eine mas­si­ve Erwar­tungs­hal­tung auf­ge­kom­men, daß der Zöli­bat für das Prie­ster­tum auf­ge­ho­ben wür­de. Dazu kam es nicht, dafür aber zum erwähn­ten Kom­pro­miß. Er soll­te ver­hei­ra­te­ten Män­nern zumin­dest den Zugang zum Dia­ko­nat ver­schaf­fen. Man nann­te sie viri pro­ba­ti und nach ihrer Wei­he stän­di­ge Dia­ko­ne. Seit den 90er Jah­ren nimmt im deut­schen Sprach­raum die Zahl der stän­di­gen Dia­ko­ne zu. Den­noch sind sie in man­chen Welt­ge­gen­den noch heu­te unbekannt.

Dia­ko­ne, ob als Zwi­schen­stu­fe zum Prie­ster­tum oder als stän­di­ge Dia­ko­ne, kön­nen die Tau­fe spen­den, Beer­di­gun­gen durch­füh­ren und pre­di­gen. Die Mes­se dür­fen sie aber nicht zele­brie­ren. In der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus gibt es kei­ne stän­di­gen Dia­ko­ne, da ihre Ein­füh­rung mit der Lit­ur­gie­re­form nach dem Kon­zil gekop­pelt nnnnnnnnmbist.

Feministische Forderungen

Frauendiakonat Papst Franziskus mit der Chefin des Dachverbandes der Ordensoberinnen
Papst Fran­zis­kus mit der Che­fin des Dach­ver­ban­des der Ordensoberinnen

Femi­ni­sti­sche Krei­se for­dern seit den 60er Jah­ren eine stär­ke­re Ein­bin­dung von Frau­en. Kon­kret ist damit nicht nur der Zugang zu Ent­schei­dungs­funk­tio­nen, son­dern auch zum Wei­he­sa­kra­ment gemeint.

Par­al­lel zur Lit­ur­gie­re­form mit ihrer Ein­füh­rung stän­di­ger Dia­ko­ne und dem Auf­tre­ten der For­de­rung nach der Frau­en­or­di­na­ti­on kam es zu einer schwe­ren Beru­fungs­kri­se. Der zuneh­men­de Prie­ster­man­gel wird von den Befür­wor­tern der Zöli­bats­ab­schaf­fung und der Frau­en­or­di­na­ti­on, also den­sel­ben Kräf­ten, die für die Beru­fungs­kri­se ver­ant­wort­lich gemacht wer­den, als Argu­ment ins Feld geführt, daß es die Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Män­ner zum Prie­ster­tum und der Frau­en zum Wei­he­sa­kra­ment brauche.

Geg­ner einer sol­chen „Öff­nung“ sehen im Frau­en­dia­ko­nat nur den ersten Schritt. Das eigent­li­che Ziel sei das Frau­en­prie­ster­tum und Bischö­fin­nen. Das Bei­spiel der pro­te­stan­ti­schen Kon­fes­sio­nen und vor allem der Angli­ka­ner sei der abschrecken­de Beleg dafür.

Papst Franziskus und die Studienkommission

2016 setz­te Papst Fran­zis­kus eine Stu­di­en­kom­mis­si­on ein. Der offi­zi­el­le Auf­trag lau­tet, das Amt der Dia­ko­nis­sen in der frü­hen Kir­che zu unter­su­chen. Eine sol­che Zusa­ge mach­te Fran­zis­kus im Mai 2016 gegen­über der Inter­na­tio­na­len Ver­ei­ni­gung der Ordens­obe­rin­nen. (UISG).

Franziskus empfängt Odersoberinnen der UISG (2016)
Fran­zis­kus emp­fängt Oders­obe­rin­nen der UISG (2016)

Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, damals noch Glau­bens­prä­fekt an der Römi­schen Kurie, repli­zier­te, daß es dafür kei­ne Stu­di­en­kom­mis­si­on brau­che, da die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on das The­ma erst weni­ge Jah­re zuvor gründ­lich unter­sucht hat­te. Bereits im Juni 2013 hat­te Mül­ler als Glau­bens­prä­fekt erklärt, daß es für Dia­ko­nin­nen kei­ne Grund­la­ge und für Dia­ko­nis­sen kei­nen Bedarf gebe.

Zusätz­li­che Unklar­heit schuf eine sprach­li­che Schlam­pe­rei des Vati­kans, die auf Fran­zis­kus selbst zurück­geht. Laut Kon­text bezog sich der Auf­trag auf die früh­christ­li­chen Dia­ko­nis­sen, die trotz der Namens­ähn­lich­keit kei­nen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment hat­ten. Laut der Wort­wahl aber auf Dia­ko­nin­nen, also weib­li­che Dia­ko­ne, wie sie von femi­ni­sti­schen Kir­chen­krei­sen heu­te gefor­dert wer­den, aber in der Kir­che nie exi­stier­ten. Fran­zis­kus selbst sprach am 12. Mai 2016 in sei­ner Anspra­che an die Ordens­obe­rin­nen von Dia­ko­nin­nen, obwohl aus dem Satz­zu­sam­men­hang klar her­vor­ging, daß er Dia­ko­nis­sen mein­te. Mit dem syn­ony­men Gebrauch von Begrif­fen, die  unter­schied­li­ches mei­nen, setz­te sich das Kir­chen­ober­haupt dem Ver­dacht aus, bewuß­te Unklar­heit zu schaf­fen, um die Tür zum Frau­en­dia­ko­nat aufzutun.

Die mit vati­ka­ni­scher Druck­erlaub­nis erschei­nen­de römi­sche Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Cat­to­li­ca erhär­te­te die­sen Ver­dacht 2017.

Franziskus und eine seltsame Begründung

Fran­zis­kus selbst schien grund­sätz­li­che Beden­ken zer­streu­en zu wol­len, indem er sag­te, ein „wei­ser Mann“ habe ihm emp­foh­len, „wenn du ein Pro­blem nicht lösen willst, bil­de eine Kom­mis­si­on“, um die Ange­le­gen­heit auf die lan­ge Bank zu schieben.

Papst Franziskus sichtlich zufrieden bei UISG-Audienz 2016
Papst Fran­zis­kus sicht­lich zufrie­den bei UISG-Audi­enz 2016

Eine sol­che „Offen­her­zig­keit“ ließ schon damals Zwei­fel dar­über auf­kom­men, was Fran­zis­kus nun wirk­lich wol­le. Schließ­lich war klar, daß auch die Ordens­obe­rin­nen, denen er eine Zusa­ge gege­ben hat­te, die­se fast ent­schul­di­gen­de „Erklä­rung“ hören wür­den und sich schlicht­weg ver­schau­kelt füh­len könn­ten. Waren sie also über­haupt die Adres­sa­ten die­ser Begründung?

Da die Stu­di­en­kom­mis­si­on tat­säch­lich errich­tet wur­de, ver­mu­ten seit­her man­che, die Beschwich­ti­gung mit der „lan­gen Bank“ habe viel­mehr kir­chen­in­ter­nen Kri­ti­kern sei­nes Pon­ti­fi­kats und kon­ser­va­ti­ven und tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Krei­sen gegol­ten. Sie habe der Papst damit ruhig­stel­len wollen.

Die­se Krei­se scheint das Kir­chen­ober­haupt ja als Brem­ser zu betrach­ten, die sei­nem Kurs Prü­gel zwi­schen die Bei­ne wer­fen. Um es mit sei­nen Wor­ten zu sagen: Das sind „Geset­zes­leh­rer“ und sol­che, die „uns sonst einen Casi­no machen“, also einen Wir­bel, wie er im Zusam­men­hang mit dem Schluß­be­richt der zwei­ten Fami­li­en­syn­ode zu Erz­bi­schof Bru­no For­te sagte.

Was läuft also in Sachen Frauendiakonat in Rom?

Als die Stu­di­en­kom­mis­si­on im Novem­ber 2016 ihre Arbeit auf­nahm, erklär­te Kar­di­nal Wal­ter Kas­per: „Man muß inno­va­tiv sein“. Eine Aus­sa­ge, die Beden­ken­trä­ger kei­nes­wegs beruhigte.

Nico­le Win­field, die Vati­ka­ni­stin von Asso­cia­ted Press (AP) schrieb am 2. August:

„Die Kom­mis­si­on arbei­tet in aller Stil­le, und es ist nicht klar, ob und wann ihre Ergeb­nis­se ver­öf­fent­licht werden“.

Zugleich heißt es im Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment für die Ama­zo­nas­syn­ode von 2019, daß die Bischö­fe auch neue „offi­zi­el­le Ämter für Frau­en“ aus­fin­dig machen sol­len. Kon­kret geht es bei der Bischofs­syn­ode zwar um die Ama­zo­nas­re­gi­on. Ver­schie­de­ne, offi­zi­ell mit der Vor­be­rei­tung oder Durch­füh­rung der Syn­ode beauf­trag­te Per­so­nen oder Kir­chen­ver­tre­ter erklär­ten bereits, daß es „nicht nur“ um den Ama­zo­nas gehe.

Dar­aus zog Win­field ihre Schlußfolgerung:

„Das legt nahe, daß bei die­ser Syn­ode auch über das Frau­en­dia­ko­nat dis­ku­tiert wird, obwohl die Frau­en Zugang zu ande­ren ‚Laien‘-Ämtern haben“.

Die CARA-Erhe­bung unter den Ordens­obe­ren der USA fand zwi­schen Janu­ar und Mai 2018 statt. Die Feh­ler­quo­te wird mit 3,5 Pro­zent angegeben.

Tex­te: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​C​a​r​a​.​g​e​o​r​g​e​t​own /​Screenshots)

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2 Kommentare

  1. Als Frau sage ich:
    Kei­ne Frau­en am Altar, auch nicht im Mini­stran­ten­dienst; Frau­en haben kei­ne Prie­ster­be­ru­fun­gen, da gibt es am Altar nichts zu erkennen.
    Kei­ne Frau­en und auch kei­ne Män­ner als „Kom­mu­ni­on­hel­fer“, woher neh­men die die Drei­stig­keit mit unge­weih­ten Hän­den Chri­stus Selbst anfas­sen zu wol­len, haben sie noch nie im AT gele­sen, dass der zupacken­de Hel­fer, der die kip­pen­de Bun­des­la­de vor dem Her­ab­fal­len „ret­ten“ woll­te, tot zu Boden fiel?

    Wer die Kir­che noch schnel­ler zer­stö­ren will denkt sich tau­sen­der­lei neue über­flüs­si­ge Gre­mi­en und Funk­tio­nen aus, vor­zugs­wei­se für die ach so ungleich behan­del­ten Frauen.

    Wol­len Män­ner und Frau­en Gott Wohl­ge­fal­len oder ihrer eige­nen Ideo­lo­gie, ihrem von Drit­ten mani­pu­lier­tem Self-made-Glauben?

  2. Femi­nis­mus und Gen­de­ris­mus sind zwei Häre­si­en der heu­ti­gen Zeit. Bedau­er­li­cher­wei­se scheint die Kir­che von ihnen unter­wan­dert zu sein.

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