Liebe Brüder und Schwestern,
in unseren Katechesen zu den Zehn Geboten wollen wir das Thema des Götzendienstes vertiefen. Das Götzenbild schlechthin ist das Goldene Kalb im Buch Exodus.
Das Volk Israel macht die Erfahrung der Wüste, des Orts bedrohlicher Unsicherheit, wo Mangel an Wasser, Nahrung und Schutz herrscht. Die Wüste ist ein Bild für das Leben, das über keine sicheren Garantien verfügt. Wenn der Bezugspunkt fehlt, sucht sich die menschliche Natur Ersatz in einer „Selfmade-Religion“. Wir schaffen uns einen Gott nach eigenem Maß, und der Götze ist ein Vorwand, „sich selbst ins Zentrum der Wirklichkeit zu setzen“ (Lumen fidei¸ 13). Das Goldene Kalb versinnbildlicht Erfolg, Macht, Reichtum – die ewigen Versuchungen und Wünsche, welche Freiheit vortäuschen, stattdessen aber versklaven. Der Götzendienst entspringt letztlich unserer Unfähigkeit, in Gott unser Vertrauen und unsere Sicherheiten zu setzen. Die eigene Schwäche anzuerkennen ist die Bedingung, sich dem zu öffnen, der wirklich stark ist. So besteht die Freiheit des Menschen darin, zuzulassen, dass der wahre Gott der einzige Herr ist. Ihn erkennen wir im gekreuzigten Christus, der unser schwaches Menschsein gänzlich auf sich genommen hat, um es mit Liebe und Kraft zu erfüllen.
Gerne heiße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. Diese Urlaubszeit lädt uns ein, die Schönheit der Schöpfung Gottes zu bewundern und im Gebet unsere Beziehung zum Herrn wachsen zu lassen. Gott allein kann den Wünschen unseres Herzens echte Tiefe schenken. Der Heilige Geist erfülle euch mit seiner Freude. Schönen Aufenthalt in Rom.