Wozu Papst Franziskus Stellung nimmt und wozu nicht


Fußball-WM 2018: Grußbotschaft von Papst Franziskus. Wozu der Papst Stellung nimmt und wozu nicht.
Fußball-WM 2018: Grußbotschaft von Papst Franziskus. Wozu der Papst Stellung nimmt und wozu nicht.

(Rom) Papst Fran­zis­kus nahm bei sei­ner gest­ri­gen Mitt­wochs­au­di­enz zur Eröff­nung der Fuß­ball­welt­mei­ster­schaft in Ruß­land Stel­lung. Der­lei Bot­schaf­ten gehö­ren zu den Neue­run­gen des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats. Den neu­en Bot­schaf­ten steht ein Schwei­gen gegenüber.

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Bereits 2014 gab es von Fran­zis­kus ein Wort zur Fußball-WM.

Gestern sand­te er zu den Eröff­nungs­fei­er­lich­kei­ten einen „herz­li­chen Gruß“ an alle Spie­ler, die Orga­ni­sa­to­ren und die Zuschau­er sowie „alle, die über die sozia­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­en die­sem Ereig­nis fol­gen, das alle Gren­zen überwindet“.

Und wei­ter:

„Möge die­ses wich­ti­ge Sport­er­eig­nis zu einer Gele­gen­heit der Begeg­nung, des Dia­log und der Brü­der­lich­keit zwi­schen ver­schie­de­nen Kul­tu­ren und Reli­gio­nen wer­den und die Soli­da­ri­tät und den Frie­den zwi­schen den Staa­ten fördern“.

Frü­her äußer­ten sich Päp­ste, wenn über­haupt, nur bei­läu­fig und in inof­fi­zi­el­lem Rah­men dazu. Bene­dikt XVI. erwähn­te 2006, als die WM in sei­ner Hei­mat aus­ge­tra­gen wur­de, nur am Ran­de – im Rah­men einer Audi­enz für den dama­li­gen Mini­ster­prä­si­den­ten von Nord­rhein-West­fa­len –, daß er dar­in ein „Fest der Völ­ker“ sieht. Sei­nem per­sön­li­chen Sekre­tär Georg Gäns­wein blieb es 2006 und 2010 vor­be­hal­ten, auf Medi­en­an­fra­gen zu ant­wor­ten, indem er berich­te­te, daß auch Bene­dikt XVI. das eine oder ande­re Fuß­ball­spiel der WM anschaue. 2006 noch mit einem Schwarz-Weiß-Fernseher.

Papst Franziskus und die die WM 2018
Papst Fran­zis­kus und die die WM 2018

Die Fuß­ball-WM ist ein Mas­sen­er­eig­nis. War­um also nicht einen Gruß über­mit­teln. Ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ta­lent wie Papst Fran­zis­kus zöger­te da kei­nen Augen­blick. Er nimmt zu vie­len Ereig­nis­sen Stel­lung, liebt das impro­vi­sier­te Wort und vor allem den infor­mel­len Rah­men. Gestern sprach er sogar im offiziellen.

Bemer­kens­wer­ter ist sein Schwei­gen, das von nicht weni­gen sogar als beklem­mend emp­fun­den wird. Bereits in den ersten Mona­ten sei­nes Pon­ti­fi­kats sorg­te sein Schwei­gen zum Lebens­recht unge­bo­re­ner Kin­der und dem Abtrei­bungs­ver­bre­chen für zuneh­men­de Unru­he in der Kir­che. Als im Som­mer 2013 die­se Ner­vo­si­tät auch in San­ta Mar­ta deut­lich wahr­nehm­bar wur­de, nahm Fran­zis­kus im ersten Inter­view sei­nes Pon­ti­fi­kats end­lich dazu Stel­lung. Dem Chef­re­dak­teur der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Roma­na gegen­über begrün­de­te er dar­in sein Schwei­gen. „Wir kön­nen uns nicht nur mit der Fra­ge um die Abtrei­bung befas­sen. […] Man muß nicht end­los davon spre­chen.“ Erstaun­li­che Wor­te für einen Papst, der in den sechs Mona­ten sei­nes Pon­ti­fi­kats bis dahin sich weder mit der Abtrei­bung befaßt noch davon gespro­chen hat­te. Das war eine kla­re Bot­schaft an alle Katho­li­ken und an die Welt. Und es war der erste, wirk­li­che Para­dig­men­wech­sel die­ses Pontifikats.

Aus dem Zusam­men­hang wird ersicht­lich, zu wel­chen The­men Fran­zis­kus Stel­lung nimmt und zu wel­chen nicht. Zum päpst­li­chen Schwei­gen, das mit sei­ner Wahl ein­setz­te, gehört auch das Feh­len einer Stel­lung­nah­me zur hit­zi­gen Abtrei­bungs­de­bat­te, die der­zeit in Argen­ti­ni­en statt­fin­det. Obwohl Argen­ti­ni­en sei­ne Hei­mat ist, und selbst radi­kal­ste Kir­chen­fein­de einem Argen­ti­ni­er auf dem Papst­thron kei­ne „Ein­mi­schung“ in inne­re Ange­le­gen­hei­ten vor­wer­fen könn­ten, schweigt Papst Franziskus.

Gestern fand nicht nur die Eröff­nung der Fuß­ball­welt­mei­ster­schaft 2018 in Ruß­land statt, zu der Fran­zis­kus eine Bot­schaft über­mit­tel­te. Gestern wur­de im Argen­ti­ni­schen Par­la­ment auch die Debat­te über einen Gesetz­ent­wurf zur Abtrei­bungs­le­ga­li­sie­rung eröff­net, zu der Fran­zis­kus nichts zu sagen hatte.

Bereits zur Volks­ab­stim­mung in Irland kam ein mäßi­ges Papst­wort erst im sprich­wört­lich letz­ten Augen­blick, sodaß es kei­ne Ver­brei­tung mehr fin­den, geschwei­ge denn der Mei­nungs­fin­dung die­nen konnte.

Life­Si­teNews stell­te des­halb die Frage:

„War­um schweigt Papst Fran­zis­kus zur Abtrei­bungs­ab­stim­mung in Irland?“

The Spec­ta­tor gab die Ant­wort darauf:

„Papst Fran­zis­kus hißt die wei­ße Flag­ge. Der Papst scheint es auf­ge­ge­ben zu haben, die katho­li­sche Leh­re von der Hei­lig­keit des Lebens zu verteidigen“.

Gilt das auch für Argentinien?

Info­Va­ti­ca­na titelt daher:

„Argen­ti­ni­en dis­ku­tiert über die Lega­li­sie­rung der Abtrei­bung, und Papst Fran­zis­kus redet über … Fußball“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: FC/​MiL (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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