Neo-Kardinal bestreitet Vorwürfe


Eidesstattliche Erklärung an die Apostolische Nuntiatur
Eidesstattliche Erklärung an die Apostolische Nuntiatur

(La Paz) Der desi­gnier­te Kar­di­nal Tori­bio Tico­na Por­co reagier­te empört auf Medi­en­be­rich­te, daß der 81-Jäh­ri­ge Frau und Kin­der habe. Der Vati­kan gibt sich offi­zi­ell ein­sil­big und war­tet auf „Infor­ma­tio­nen“. Gegen Adel­an­te la fe, das die Mel­dung in Umlauf gesetzt hat­te, hagel­te es Ver­leum­dungs­vor­wür­fe. Die Nach­rich­ten­sei­te zeig­te sich gelas­sen und ver­öf­fent­lich­te wei­te­re Details.

Kardinal „des Volkes“ dementiert empört

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Die Boli­via­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz ver­öf­fent­lich­te eine hand­schrift­lich von Msgr. Tico­na Por­co unter­zeich­ne­te Erklä­rung. Der eme­ri­tier­te Prä­lat von Coro­co­ro gehört zu den 14 Kir­chen­ver­tre­tern, die zu Pfing­sten von Papst Fran­zis­kus als künf­ti­ge Pur­pur­trä­ger bekannt­ge­ge­ben wur­den. Elf von ihnen, aller­dings nicht Tico­na Por­co, sind auch poten­ti­el­le Papst­wäh­ler. Der boli­via­ni­sche Prä­lat hat die dafür vor­ge­schrie­be­ne Alters­gren­ze bereits im April 2017 überschritten.

Neokardinal Ticona Porco
Neo­kar­di­nal Tico­na Porco

Sei­ne Erklä­rung wur­de ACI Pren­sa, dem spa­nisch­spra­chi­gen Able­ger der CNA, über­mit­telt. Msgr. Tico­na Por­co spricht dar­in von einer „Ver­leum­dung“ über „mein Pri­vat­le­ben“, gegen die er sich not­falls „mit allen gebo­te­nen recht­li­chen Mit­teln“ zur Wehr set­zen wer­de. Die Behaup­tun­gen „ent­spre­chen nicht der Wahr­heit“, so der Prälat.

Die Nach­richt, daß der Neo-Kar­di­nal Frau und Kin­der habe, war Anfang der Woche von Adel­an­te la fe, einer seriö­sen, tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Nach­rich­ten­sei­te für die spa­nisch­spra­chi­ge Welt ver­öf­fent­licht wor­den, zu deren Grün­dern kurz vor sei­nem Tod auch Bischof Roge­l­io Livi­e­res gehörte.

Die Sei­te schrieb:

Msgr. Tico­na Por­co „führ­te wäh­rend sei­ner Amts­aus­übung in Coro­co­ro in der bischöf­li­chen Resi­denz in Oruro ein Ehe­le­ben mit einer Frau. Die Seño­ra und die Kin­der sind stolz dar­auf, sich Ehe­frau und Kin­der des ‚Bischofs von Pata­ca­ma­ya‘ zu nen­nen, wie Bischof Tori­bio Tico­na auch genannt wird“.

Rom gibt sich zugeknöpft

In sei­ner Erklä­rung führ­te der desi­gnier­te Kar­di­nal aus, daß „die­se Gerüch­te“ nicht neu sei­en. Bereits 2011 sei­en die „Ver­leum­dun­gen“ in Umlauf gewesen.

„Ich per­sön­lich freue mich, daß die­se Beschwer­den zu die­sem Zeit­punkt auf­tau­chen, um den Fall defi­ni­tiv abzu­schlie­ßen zu können.“

Zugleich beton­te der Neo-Kar­di­nal, daß er in den „Ver­leum­dun­gen“ nicht so sehr einen Angriff gegen sei­ne Per­son sehe, son­dern „gegen Papst Fran­zis­kus. Es sind Angrif­fe, die von einer Quel­le stam­men, die für ihre Geg­ner­schaft zum Hei­li­gen Vater bekannt ist“.

Tori­bio Tico­na Por­co wur­de 1986 Weih­bi­schof von Pto­sí und 1992 Prä­lat von Coro­co­ro. Ein Amt, das er bis 2012 ausübte.

In Rom herrscht unter­des­sen eine gewis­se Unru­he. Die Ange­le­gen­heit gilt als unan­ge­nehm. Offi­zi­ell wur­de gestern mit­ge­teilt, daß bis­her kei­ne Bestä­ti­gun­gen für die Behaup­tun­gen vor­lie­gen. Edward Pen­tin, Vati­ka­nist des Natio­nal Catho­lic Regi­ster, woll­te vom vati­ka­ni­schen Pres­se­amt erfah­ren, ob Papst Fran­zis­kus bereits vor der Ernen­nung von den Gerüch­ten wuß­te. Das Pres­se­amt beschränk­te sich in sei­ner Ant­wort auf die Fest­stel­lung, daß man „Infor­ma­tio­nen einhole“.

Der Kardinal „des Volkes“ und sein kirchenfeindlicher „Freund“ Evo Morales

Ticona Porco wird von Evo Morales ausgezeichnetn
Tico­na Por­co wird von Evo Mora­les ausgezeichnet

Boli­vi­ens Staats­prä­si­dent, der Coca­le­ro Evo Mora­les, gab inzwi­schen bekannt, Tico­na Por­co zur Kar­di­nals­er­he­bung „nach Rom beglei­ten“ zu wol­len. Sei­nen „Freund“ ver­lieh er den Titel „Kar­di­nal des Volkes“.

Der Abtrei­bungs­be­für­wor­ter Mora­les, der so kir­chen­feind­lich ist, daß er in sei­nem Land einen Ordens­ein­tritt mit sie­ben bis zwölf Jah­ren Gefäng­nis bedroht wird, schenk­te Papst Fran­zis­kus 2015 das berüch­tig­te Ham­mer-und-Sichel-Kreuz und nennt Fran­zis­kus einen „Freund“. Die Sym­pa­thien wur­den von Fran­zis­kus durch­aus erwi­dert.

Gegen Adel­an­te la fe hagel­te es statt­des­sen Fake-News-Vor­wür­fe. Die Nach­rich­ten­sei­te reagier­te auf das „vor­her­seh­ba­re“ Demen­ti des Neo­kar­di­nals mit einer Bekräf­ti­gung der Vor­wür­fe und der aus­zugs­wei­sen Ver­öf­fent­li­chung einer eides­statt­li­chen Erklä­rung an die Apo­sto­li­sche Nun­tia­tur. Dar­in wird auch der Name der Frau genannt, mit der der Prä­lat angeb­lich zusam­men­leg­te und fünf Kin­der zeugte.

Adelante la fe veröffentlichte weitere Details

„Die Infor­ma­ti­on ist abso­lut wahr und seit vie­len Jah­ren im Bis­tum Oruro auf allen Ebe­nen all­ge­mein bekannt.“

Das Bis­tum Oruro grenzt an die Ter­ri­to­ri­al­prä­la­tur von Coro­co­ro an. Bischof Tico­na Por­co soll, so der Vor­wurf, mit sei­ner Kon­ku­bi­ne nicht in sei­ner Prä­la­tur, son­dern in Oruro gelebt haben. Die Ter­ri­to­ri­al­prä­la­tur, in der 2012, als der desi­gnier­te Kar­di­nal eme­ri­tiert wur­de, 18 Prie­ster wirk­ten, hat eine Flä­che von der Grö­ße Bran­den­burgs und zählt rund 220.000 Katholiken.

Heu­te berich­te­te Adel­an­te la fe:

„Der Apo­sto­li­schen Nun­tia­tur in Boli­vi­en liegt seit eini­gen Tagen eine detail­lier­te, eides­statt­li­che Erklä­rung vor, in der die Namen der Zeu­gen ange­führt wer­den sowie die Adres­se, unter der das Paar zusam­men­leb­te, und sogar die von den Kin­dern besuch­ten Schu­len. Dabei han­delt es sich nicht um Klatsch, son­dern um Zeu­gen­aus­sa­gen aus erster Hand, dar­un­ter auch von Nachbarn.“

Eidesstattliche Erklärung an die Apostolische Nuntiatur
Eides­statt­li­che Erklä­rung an die Nuntiatur

In der eides­statt­li­chen Erklä­rung wer­de bei­spiels­wei­se ange­führt, daß Tico­na Por­co mit sei­ner Frau und den Kin­dern im Haus Nr. 6 (es folgt die genaue Adres­se) wohn­te, das „dem heu­ti­gen Gene­ral­vi­kar der Diö­ze­se Oruro, Tomas Valen­cia Tel­leria, gehört“.

Oder die Zeu­gen­aus­sa­ge einer Apo­te­ke­rin (voll­stän­di­ger Name), die bezeugt, daß Seño­ra (voll­stän­di­ger Name) regel­mä­ßig bei ihr ein­kauf­te und die Rech­nung auf die Prä­la­tur von Coro­co­ro aus­stel­len ließ, und als „seño­ra del obis­po de Pata­ca­ma­ya“ (als Frau des Bischofs von Pata­ca­ma­ya) bekannt war.

Adel­an­te la fe berich­te­te zudem, daß seit der Ver­öf­fent­li­chung der Mel­dung, „jede Art von Aktio­nen im Gan­ge sind, um die Zeu­gen zum Schwei­gen zu brin­gen und die Nach­richt zu unter­drücken, damit sei­nem Freund Evo Mora­les nicht sein Kar­di­nal ‚des Vol­kes‘ abhan­den kommt“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Adel­an­te la fe/​InfoCatolica/​InfoVaticana

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