
Natürlich dürften Kardinal Marx und EKD-Repräsentant Bedford-Strohm es als unerträgliche Provokation empfinden, dass es da jemanden gibt, der Kreuze aufhängen will, wo doch beide ihre Brustkreuze ausgerechnet in der Stadt der Kreuzigung abgenommen haben: um keinen Anstoß bei Andersgläubigen zu erregen. Natürlich ist ein Kreuz immer ein Zeichen des Anstoßes (vgl. 1 Kor 1,22). Und natürlich weiß auch Kardinal Marx, mit nur welcher Begründung ein staatlicher Amtsträger wie ein Ministerpräsident angesichts eines laizistisch dominierten Bundesverfassungsgerichts einen solchen Erlass herausgeben kann. Aber Letzterer hat das ihm Mögliche getan und Zeugnis gegeben.
Bei vorauseilender Unterwerfungsbereitschaft kirchlicher Repräsentanten ist allerdings abzusehen, dass demnächst anderes „Anstoß erregt“, „spaltet“ und deshalb geräumt werden muss: Vielleicht der provokative Gottesbezug in der Präambel der Bayerischen Verfassung? Oder der Bezug auf das Christentum im Schulartikel der Bayerischen Verfassung? Oder der wiederholte Gottesbezug in jeder Strophe der Bayernhymne? Oder die Gipfelkreuze auf den bayerischen Bergen?
Das Feld für solche Rücksichtnahmen und Rückzüge ist weit, allerdings fast nur noch in Bayern.
Aus einem Brief an die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, (FAZ, 17. Mai 2018 Seite 25)
Kurienerzbischof Georg Gänswein unterstützt Söder
Der Vorstoß von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), künftig in allen Behörden in Bayern Kruzifixe aufzuhängen, „bewahrt den Staat vor der Versuchung, sich totalitär des Menschen zu bemächtigen“, sagte der Präfekt des Päpstlichen Hauses dem „Stern“.