Der Gesundheitszustand von Kardinal Castrillon-Hoyos soll kritisch sein


Kardinal Castrillon-Hoyos
Dario Kardinal Castrillon-Hoyos

(Rom) Der Gesund­heits­zu­stand von Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos soll sich ver­schlech­tert haben. Der 88 Jah­re alte Kolum­bia­ner war Prä­fekt der römi­schen Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on und Vor­sit­zen­der der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei. In sei­ne Amts­zeit fällt das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum zur Aner­ken­nung der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus. An sei­nem Zustan­de­kom­men trägt der Kar­di­nal erheb­li­chen Anteil.

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1929 in Medel­lin in Kolum­bi­en gebo­ren, pro­mo­vier­te Dario Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos, nach dem Stu­di­um der Theo­lo­gie und der Phi­lo­so­phie im hei­mat­li­chen Prie­ster­se­mi­nar, an der Gre­go­ria­na in Rom in Kir­chen­recht und absol­vier­te an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Löwen wei­te­re Stu­di­en der Poli­tik­wis­sen­schaf­ten, Reli­gi­ons­so­zio­lo­gie und Wirtschaftsethik.

1952 wur­de er für das Bis­tum San­ta Rosa de Osos zum Prie­ster geweiht, und wur­de in der Pfarr­seel­sor­ge ein­ge­setzt, war geist­li­cher Assi­stent der Katho­li­schen Jugend und der Legio Mariae. 1966 wur­de er Gene­ral­se­kre­tär der Kolum­bia­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz und erhielt einen Lehr­stuhl für Kir­chen­recht an der Frei­en Uni­ver­si­tät in Bogo­ta. 1971 ernann­te ihn Papst Paul VI. zum Bischof­ko­ad­ju­tor von Perei­ra, wo er 1976 Bischof wur­de. Als sol­cher war er zugleich ab 1983 Gene­ral­se­kre­tär und von 1987–1991 Vor­sit­zen­der des Latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­ra­tes (CELAM), ehe ihn Papst Johan­nes Paul II. 1992 zum Erz­bi­schof von Buca­ra­ma­ga mach­te. Zu jener Zeit arbei­te­te er auch an der Her­aus­ga­be des Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che mit. Der pol­ni­sche Papst war es dann auch, der Cas­tril­lon-Hoyos 1996 an die Römi­sche Kurie berief und zum Prä­fek­ten der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on ernannte.

1998 erfolg­te sei­ne Kre­ierung zum Kar­di­nal der Hei­li­gen Kirche.

2000 wur­de er Vor­sit­zen­der der 1988 geschaf­fe­nen Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei, die für die alt­ri­tu­el­len Gemein­schaf­ten und Fra­gen der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie zustän­dig ist. Als Kar­di­nal Cas­tril­lon Hoyos im 78. Lebens­jahr stand, nahm Papst Bene­dikt XVI. sei­nen Rück­tritt als Kle­rus­prä­fekt an. Ein Fehl­griff, wie sich bald zei­gen soll­te. Zu sei­nem Nach­fol­ger mach­te Bene­dikt XVI. einen Mann von ganz ande­rer Aus­rich­tung: den Bra­si­lia­ner Clau­dio Hum­mes, der mit sei­ner Zustim­mung zur Zöli­bats­auf­he­bung noch vor Amts­an­tritt für einen inner­kirch­li­chen Eklat sorgte.

2009 wur­de Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos als Vor­sit­zen­der von Eccle­sia Dei für einen welt­li­chen Eklat ver­ant­wort­lich gemacht, als die Rück­nah­me der Exkom­mu­ni­ka­ti­on für die vier 1988 von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re ohne Erlaub­nis Roms geweih­ten Bischö­fe der Pius­bru­der­schaft mit einer mas­si­ven Kri­tik an Holo­caust­aus­sa­gen von Bischof Richard Wil­liam­son, einem der vier, quit­tiert wur­den. Der dama­li­ge Bischof von Stock­holm – Wil­liam­son hat­te die Aus­sa­gen im Herbst 2008 in einem Inter­view mit dem schwe­di­schen Fern­se­hen getä­tigt – behaup­te­te, daß „jeder, der im Vati­kan mit dem über­lie­fer­ten Ritus zu tun hat“, von ihm bereits im Novem­ber 2008 über die Wil­liam­son-Wor­te unter­rich­tet wor­den sei. Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos bestritt die Behaup­tung und kon­ter­te öffent­lich: „Wir archi­vie­ren alle Doku­men­te, die wir erhal­ten. Msgr. Arbo­re­li­us soll sagen, wie, wem und wann er etwas mit­ge­teilt hat, und ob er das schrift­lich oder münd­lich getan hat“. Zugleich stell­te der Kar­di­nal klar, daß es kei­nen Zusam­men­hang zwi­schen der Exkom­mu­ni­ka­ti­on und den Aus­sa­gen Wil­liam­sons gab. Wil­liam­son war nicht wegen sei­ner Aus­sa­gen zum Holo­caust exkom­mu­ni­ziert wor­den, son­dern weil er sich ohne Erlaub­nis des Pap­stes zum Bischof wei­hen hat­te lassen.

Vati­kan­spre­cher Feder­i­co Lom­bar­di demen­tier­te Behaup­tun­gen, der Kar­di­nal habe Papst Bene­dikt XVI. nicht oder sogar absicht­lich nicht über das Wil­liam­son-Inter­view infor­miert. Statt­des­sen wur­de Cas­tril­lon-Hoyos´ „maß­geb­li­che Ver­mitt­lung“ gewür­digt, die eine Rück­nah­me der Exkom­mu­ni­ka­tio­nen mög­lich machte.

Die Kri­tik rich­te­te sich jedoch pri­mär gegen Papst Bene­dikt XVI.. Die Ange­le­gen­heit wur­de von zahl­rei­chen Tritt­brett­fah­rern genützt, um den media­lem Dau­er­be­schuß gegen den deut­schen Papst zu inten­si­vie­ren. Kur­ze Zeit dar­auf wur­de Cas­tril­lon-Hoyos von Bene­dikt XVI. auch als Vor­sit­zen­der von Eccle­sia Dei eme­ri­tiert und die Kom­mis­si­on ins­ge­samt einer Neu­or­ga­ni­sa­ti­on unter­zo­gen. Papst Bene­dikt XVI. war­te­te mit der Eme­ri­tie­rung exakt den 80. Geburts­tag des Kar­di­nals ab. Den­noch wur­de hart­näckig und nicht zu Unrecht der Aus­tausch der gesam­ten Füh­rungs­spit­ze von Eccle­sia Dei mit dem Fall Wil­liam­son in Ver­bin­dung gebracht. Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos, der damals noch bei bester Gesund­heit war, soll die Ent­las­sung sehr bedau­ert haben.

Weni­ge Wochen bevor der Fall Wil­liam­son „explo­dier­te“, hat­te der Kar­di­nal in einem Inter­view die Not­wen­dig­keit betont, zur knien­den Mund­kom­mu­ni­on zurück­zu­keh­ren: „Nicht nur, weil das der Über­lie­fe­rung ent­spricht, wie sie durch die Jahr­hun­der­te von allen Gläu­bi­gen gepflegt wur­de, son­dern weil es die Ehr­furcht vor dem Aller­hei­lig­sten gebietet“.

Wegen sei­nes hohen Alters konn­te der Kar­di­nal 2013 nicht mehr am Kon­kla­ve teil­neh­men. Weni­ge Mona­te nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus ver­si­cher­te Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos der Gene­ral­ver­samm­lung der Inter­na­tio­na­len Föde­ra­ti­on Una Voce (FIUV), daß er „vor kur­zem“ Papst Fran­zis­kus spre­chen konn­te. Die­ser „bestä­tig­te mir, daß er kei­ne Pro­ble­me mit dem über­lie­fer­ten Ritus und eben­so­we­nig mit Lai­en­grup­pen und Ver­ei­ni­gung wie der euren hat, die ihn fördern“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: sum​morum​pon​ti​fi​cum​.org

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