
(Rom) Während der Vatikan das spanische Nachrichtenportal InfoVaticana schikaniert, fand Papst Franziskus lobende Worte für ein anderes, spanisches Nachrichtenportal, für Religion Digital.
Der Unterschied?

Religion Digital ist ein antikirchliches Portal, gegründet vom Ex-Priester Josè Manuel Vidal, dessen „Linie unvereinbar mit dem Glauben der katholischen Kirche und dem Minimum an Bindungen ist, die ein Katholik mit seinen Hirten vereinen sollte“, wie P. Josè Antonio Fortea die Internetseite im September 2016 definierte. Vidal betreibt seit mehr als 20 Jahren ständige Angriffe gegen die Kirche und ihre Glaubenslehre. Die Bandbreite der kirchenfeindlichen Propaganda reicht von einer Plattform für Kirchengegner bis zur Veröffentlichung von blasphemischen Karikaturen.
InfoVaticana wurde 2013 von Gabriel Ariza und Fernando Beltrán als kirchentreues Gegengewicht gegründet, um Religion Digital nicht das Feld der Information zu überlassen.
Der Unterschied?
Religion Digital berichtet seit 2013 mit Begeisterung über Papst Franziskus bei gleichzeitiger Beibehaltung der antikirchlichen Linie.
InfoVaticana berichtet zunehmend kritisch über bestimmte Aussagen und Gesten von Papst Franziskus, da es den Kurs der Verteidigung von Kirche und Glaubenslehre fortsetzt.
Der Unterschied?

Die Positionen der beiden Nachrichtenportale sind diametral entgegengesetzt. Das zeigt sich nicht nur in Spanien, sondern – wenn auch abgeschwächt – außerhalb der iberischen Halbinsel. So etwa in Rom: Der päpstliche Hausvatikanist Andrea Tornielli kooperiert mit Religion Digital, der heimliche Doyen der Vatikanisten, Sandro Magister, mit InfoVaticana.
Während Tornielli unter Franziskus in Santa Marta ein und aus geht, den Papst in Medienfragen berät, Teil der päpstlichen Kommunikationsstrategie ist und Informationen von Franziskus aus erster Hand erhält, wurde Magister wegen seiner kritischen Berichterstattung 2015 die Akkreditierung beim vatikanischen Presseamt entzogen – nach mehr als 30 Dienstjahren. Nach einigen Monaten wurde er wieder akkreditiert. Der Schuß vor den Bug war jedoch eindeutig.
Gleiches gilt für InfoVaticana und Religion Digital. Unter dem regierenden Papst wird unmißverständlich signalisiert, wer wohlgelitten ist und wer nicht.
Der Knüppel für InfoVaticana, Freundlichkeiten für Religion Digital
Das vatikanische Staatssekretariat hat eine der globalen Top 10 unter den Rechtsanwaltskanzleien beauftragt, einen Rechtsstreit gegen InfoVaticana einzuleiten. Der Heilige Stuhl wirft dem Nachrichtenportal vor, durch den Vatikanbezug im Namen, in die Irre führen zu wollen, um Spenden zu lukrieren. Ein absurder Namensstreit. Es wäre, als würde die Stadt Frankfurt einen Rechtsstreit gegen die Frankfurter Allgemeine Zeitung beginnen, oder als würden die Städte Zürich und New York in diesem Sinne gegen die Neue Zürcher Zeitung und die New York Times vorgehen. InfoVaticana führt den Vatikan im Namen, weil sich der Großteil der Berichterstattung auf den Heiligen Stuhl und die Weltkirche konzentriert. Es gibt verschiedene Medien mit einem vergleichbaren Namensbezug, gegen die das vatikanische Staatssekretariat bisher nicht vorgeht.
Auf diesem Umweg gibt der Vatikan dem Nachrichtenportal seine Mißbilligung zu verstehen, die so weit geht, InfoVaticana unter Druck setzen und schädigen zu wollen. Der Vatikan bestritt zwar eine solche Absicht, doch die Rechtsanwälte wurden nicht zurückgepfiffen.
Religion Digital in Santa Marta
Am Donnerstag, 19. April, begleitete der Gründer und Chefredakteur von Religion Digital, Josè Manuel Vidal, den kirchenfernen Theologen und ehemaligen Jesuiten Josè Maria Castillo in den Vatikan. Castillo kehrte 2007 dem Jesuitenorden aus Gründen der „psychischen Hygiene“ den Rücken, nachdem er jahrzehntelang mit seinen heterodoxen Ansichten und seiner Propagierung der marxistischen Befreiungstheologie Konflikte mit der kirchlichen Hierarchie provoziert hatte. Castillo ist ständiger Kolumnist von Religion Digital und betreibt auf der Seite des Nachrichtenportals seinen Blog mit dem provokanten Namen „Theologie ohne Zensur“.

Castillo war von Franziskus zur morgendlichen Messe des Papstes in Santa Marta eingeladen worden. Im Anschluß daran kam es zu einer Begegnung, zwischen dem Ex-Jesuiten und dem Jesuiten auf dem Papstthron (siehe Papst Franziskus „rehabilitiert“ Befreiungstheologen). In diesem Zusammenhang kam es auch zur Begegnung zwischen Franziskus und Vidal, bei der das Kirchenoberhaupt bemerkenswert wohlwollende Worte für das Nachrichtenportal fand, wie Vidal selbst auf seiner Seite berichtete:
„Ich sagte ihm, worum es geht, und zeigte ihm einen Farbausdruck von Religion Digital und einen weiteren Ausdruck der Titelseite von Pro Francisco, die wir seit drei Jahren auf unserem Portal hosten. Franziskus legte beide Hände auf meine und sagte mir: ‚Setzt weiterhin auf die Erneuerung einer Kirche, die hinausgeht‘.
Dann gab ich ihm drei Tafeln spanischen Turrón[1]Turrón ist eine Süßware aus Mandeln, Zucker, Honig und Eiklar, die in Italien als Torrone bekannt ist. Anders als manchmal behauptet (z.B. der deutschen Wikipedia), gelangte sie nicht durch die … Continue reading.“
Die Begegnung zwischen Castillo und Vidal mit Papst Franziskus belegt, was Kardinal Gerhard Müller, der von Franziskus entlassene Präfekt der römischen Glaubenskongregation sagte, daß es einen „inneren Zusammenhang zwischen den Papisten von heute und den Rebellen von gestern“ gibt, zwischen den „großen Gegnern von Johannes Paul II. und Benedikt XVI“, die gestern „die Fundamente der Theologie unterminierten“ und jenen, die sich heute als große Bergoglio-Anhänger präsentieren.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Religion Digital (Screenshots)
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↑1 | Turrón ist eine Süßware aus Mandeln, Zucker, Honig und Eiklar, die in Italien als Torrone bekannt ist. Anders als manchmal behauptet (z.B. der deutschen Wikipedia), gelangte sie nicht durch die Muslime auf die iberische Halbinsel. Belege für diese Süßware gibt es in Mittel- und Süditalien bereits aus vorrömischer Zeit. Durch die Römer scheint sie sie sich im ganzen Mittelmeerraum verbreitet zu haben und existiert seither in unterschiedlichen Varianten. |
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Ich kann es nicht nachvollziehen, mit wem der Papst spricht und wem er das Gespräch verweigert, wen er befördert und wen er absetzt, wen belobigt und wen er tadelt. Ich würde es genau anders herum machen.
dann haben Sie es ja schon nachvollzogen, wenn Sie es genau andersrum machen würden 😉
da steckt schon Methode dahinter