Interkommunion – das neue Kampffeld der Deutschen Bischofskonferenz


Interkommunion
Nach Ehebruch, Scheidung sowie Zweitehe und Homosegnung stoßen Kardinal Marx und die Deutsche Bischofskonnferenz das nächste Kampffeld an: die Interkommunion.

(Ber­lin) Die Ein­zel­fall­the­se „Von Fall zu Fall“ zieht wei­te­re Krei­se. Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz will sie auf gemischt­kon­fes­sio­nel­le Ehe­paa­re aus­wei­ten und pro­te­stan­ti­sche Ehe­part­ner zur Kom­mu­ni­on zulas­sen. Der Inter­kom­mu­ni­on soll die Tür geöff­net werden.

Durch die Hintertür

Anzei­ge

Durch die Hin­ter­tür wur­de die Ein­zel­fall­the­se mit dem umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia ein­ge­führt. „Von Fall zu Fall“ kön­nen Ehe­bre­cher, wert­neu­tral „wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne“ genannt, zu den Sakra­men­ten zuge­las­sen wer­den. Die Ein­füh­rung erfolg­te so ver­stoh­len und ver­schlei­ert, daß der dabei von Papst Fran­zis­kus beschrit­te­ne Weg für Otto­nor­mal­ver­brau­cher kaum nach­voll­zieh­bar ist. Was zählt, ist aber nicht der Weg, son­dern das Ergebnis.

Nun soll der so erfolg­reich Beschrit­te­ne Weg aus­ge­wei­tet wer­den, wenn es nach Kar­di­nal Rein­hard Marx geht. Marx ist Erz­bi­schof von Mün­chen-Frei­sing, Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on der Bischofs­kon­fe­ren­zen der EU COMECE, Ver­tre­ter Euro­pas im päpst­li­chen Kar­di­nals­rat C9 und Vor­sit­zen­der der vati­ka­ni­schen Wirt­schafts­kom­mis­si­on, kurz­um, ein in jeder Hin­sicht gewich­ti­ger Mann in der Kirche.

Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz, ein­zel­nen deut­sche Bischö­fen zum Trotz, gehör­te zum Stoß­trupp, als es dar­um ging, das Ehe­sa­kra­ment zu unter­mi­nie­ren, um die Aner­ken­nung von Schei­dung und Zweit­ehe einzuläuten.

Scheidung, Homosegnung, Interkommunion

Vor kur­zem griff Kar­di­nal Marx erneut zum Vor­schlag­kam­mer. In einem Inter­view mit dem Baye­ri­schen Rund­funk sag­te er es und sag­te es nicht: Homo­se­xu­el­le Paa­re soll­ten geseg­net wer­den. So ver­stand es der BR, und so ver­stan­den es auch die ande­ren Medi­en. Da Marx nicht demen­tier­te, hat­te er es auch so gemeint. Es nicht offen zu sagen, ist offen­sicht­lich Teil der Stra­te­gie, die vom ton­an­ge­ben­den Teils der der­zei­ti­gen Kir­chen­füh­rung, von Mün­chen bis Rom, ver­folgt wird.

Doch damit nicht genug. Gestern eröff­ne­te Kar­di­nal Marx gleich das näch­ste Kampf­feld. Bei sei­ner Pres­se­kon­fe­renz zum Abschluß der Früh­jahrs­voll­ver­samm­lung der Bischofs­kon­fe­renz gab er bekannt, daß „die Bischö­fe Deutsch­lands“ (Vati­can News), den „kon­fes­si­ons­ver­schie­de­nen Ehe­part­ner die gemein­sa­me Teil­nah­me an der Eucha­ri­stie ermög­li­chen wollen“.

Marx rief dazu den Not­stand aus: Es hand­le sich dabei um eine „drin­gen­de pasto­ra­le Auf­ga­be“. So hat­te es auch Papst Fran­zis­kus gesagt, als er zum Beginn der ersten Bischofs­syn­ode über die Fami­lie im Okto­ber 2014 die Syn­oda­len mahn­te, „den Schrei des Vol­kes“ zu hören. Bemer­kens­wert dabei:  Sowohl Fran­zis­kus als auch Marx benüt­zen den „Not­stand“, den sie selbst erklärt haben, um für eine Ände­rung der kirch­li­chen Leh­re und Pra­xis zu mobi­li­sie­ren. Um genau zu sein, bestrei­ten sie jede Absicht, die Leh­re ändern zu wol­len. Der Grund liegt auf der Hand: Laut kirch­li­chem Ver­ständ­nis kann die Leh­re Jesu Chri­sti nicht geän­dert wer­den, weder von Kar­di­nal Marx, ja nicht ein­mal von einem Papst.

Auch das Bestrei­ten sol­cher Absich­ten ist jedoch offen­sicht­li­cher Teil der neu­en Stra­te­gie. Die Ände­rung der Pra­xis ändert näm­lich, ob beab­sich­tigt oder nicht, auch die Leh­re. Die Pra­xis ist Aus­fluß der Leh­re. Bei­de hän­gen in die­ser Rei­hung untrenn­bar zusam­men. Kir­chen­füh­rer von Marx’schem Kali­ber wis­sen das natür­lich genau.

Dezentraliserung und Tabu Konversion

Die „katho­li­sche Eucha­ri­stie­leh­re“ müß­ten „bei­de“ Ehe­part­ner „tei­len“, das sei „sicher­zu­stel­len“, so Marx. Meint der Kar­di­nal, daß nicht-katho­li­sche Ehe­part­ner die katho­li­sche Eucha­ri­stie­leh­re aner­ken­nen müs­sen, oder meint er, daß sie die­se zu glau­ben haben?

Wäre nicht viel­leicht vom Prie­ster (Marx sprach von Seel­sor­gern), soll­te ein Pro­te­stant das katho­li­sche Eucha­ri­stie­ver­ständ­nis haben, also an das sakra­men­ta­le Prie­ster­tum, die Trans­sub­stan­tia­ti­on und die Real­prä­senz Jesu Chri­sti glau­ben, eine Kon­ver­si­on zur katho­li­schen Kir­che zu emp­feh­len? Davon ist aber bei Marx kei­ne Rede. Das macht die Sache mehr als ver­däch­tig. „Ori­en­tie­rungs­hil­fen“ hin oder her. Was theo­re­tisch, und manch­mal sogar sophi­stisch, oben fein säu­ber­lich zu Papier gebracht wird, kommt unten in den Pfar­rei­en „in der Pra­xis“ nicht sel­ten ganz anders an. Auch das weiß Marx nicht erst seit Buß­an­dach­ten die Beich­te ver­drängt haben. Auch das weiß Papst Franziskus.

Wie kommt die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz dazu, einen Son­der­weg anzu­kün­di­gen? Die Ankün­di­gung zeigt, daß die von Kar­di­nal Kas­per ver­kün­de­te und von Papst Fran­zis­kus appro­bier­te „Dezen­tra­li­sie­rung“ tat­kräf­tig genützt wird (sie­he auch Dezen­tra­li­sie­rung belei­digt den Glau­ben und den gesun­den Men­schen­ver­stand, eben­so Ratz­in­gers Ant­wort auf die Dezen­tra­li­sie­rungs­plne von Papst Fran­zis­kus).

Es geht um eine „Von Fall zu Fall“-Lösung, so stellt es Marx dar. In der Sache tritt er in die Fuß­stap­fen von Papst Fran­zis­kus. Die­ser hat­te bereits im Novem­ber 2015, bei sei­nem Besuch der luthe­ri­schen Chri­stus­kir­che in Rom, in einem schwin­del­erre­gen­den Wort­schwall etwas ver­ste­hen gege­ben. Fran­zis­kus sag­te es nicht, aber er gab es zu ver­ste­hen: Auf die Fra­ge einer deut­schen Luthe­ra­ne­rin, die mit einem ita­lie­ni­schen Katho­li­ken ver­hei­ra­tet ist, ob und wann sie mit ihrem Mann die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen könn­te, ant­wor­te­te Fran­zis­kus lang­at­mig „Nein“, „Jein“, „Ja“.

Er wer­de „nie“ die Zustim­mung dazu geben, „aber“, es sol­le jeder nach sei­nem Gewis­sen ent­schei­den, und wenn das Gewis­sen den Kom­mu­nion­emp­fang erlau­be, „dann“, ja dann…

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Dom​ra​dio​.de (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!