
(Santiago de Chile) Die Scheinwerfer waren in den vergangenen Wochen vielfach auf Chile gerichtet: wegen des Papst-Besuches und wegen des Falls von Bischof Barros. Dabei dürfte es wahrscheinlich auch noch einige Zeit bleiben. Es soll jedoch auch Anlaß für eine ganze andere Meldung sein – über die Messe aller Zeiten.
Am 2. Februar wurde für eine Gruppe chilenischer Studenten das Fest Mariä Lichtmeß, In Purificatione Beatæ Mariæ Virginæ, in einer Kirche des Opus Dei eine Heilige Messe zelebriert. Das Besondere daran, wie in der spanischsprachigen Welt bemerkt wird: Die Heilige Messe wurde in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus zelebriert.
Der Gründer des Opus Dei, Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás (1902–1975), der 2002 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen wurde, gehörte zu den wenigen Priestern, die sich eine Sondererlaubnis sicherten, trotz Liturgiereformen weiterhin im überlieferten Ritus zelebrieren zu dürfen. So hielt es der heilige Escrivá bis an sein Lebensende.
Überlieferter Ritus und die Jugend
„Die Faszination vieler junger Menschen für die traditionelle Messe ist ein Phänomen von großem pastoralen Interesse, das meiner Meinung nach nicht die gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat, zumindest nicht jene, die unser emeritierter Papst Benedikt, gewünscht hat. Ich hoffe, daß die kommende Jugendsynode eine Gelegenheit dafür sein wird.
Vielleicht fühlen sich junge Menschen besonders von den schönen Versen von Psalm 42 angesprochen, die dreimal vor dem Altar wiederholt werden: Introibo ad Altare Dei ad Deum qui Laetificat iuventutem meam. Die Jugend ist vorurteilsfreier, deshalb entdecken sie die nüchterne und ernste Heiligkeit des alten Ritus, durch den sie Gott begegnen und sich von Ihm anziehen lassen.“
So der spanische Blogger El Buho Escurtador.
Der bekannte spanische Kolumnist Francisco Fernandez de la Cigoña erinnert daran, daß Josemaria Escriva zwar vom Opus Dei als Gründer und Heiliger verehrt werde, aber nur erstaunlich wenige Priester ihm darin folgen, die heilige Liturgie in der überlieferten Form zu zelebrieren. In der seit 1980 vom Opus Dei betreuten, römischen Stadtpfarrei Sant’Eugenio wurden nach dem Motu proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. erstmals Heilige Messen in der überlieferten Form zelebriert. Heute wird dort jeden zweiten und vierten Samstag im Monat, um 8 Uhr, die Heilige Messe zelebriert wie sie der Opus-Dei-Gründer immer zelebrierte.
Das chilenische Beispiel zeigt, daß es jedenfalls dort einen Priester des Opus Dei gibt, der auf Wunsch der Studenten die heilige Messe in der überlieferten Form zelebriert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: El Buho Escrutador (Screenshot)
In jeder Diözese sollte es möglich sein, in einem würdigen zentralen Gotteshaus oder in einer der Wallfahrtskirchen ein Messopfer im überlieferten lateinischen Ritus mitfeiern zu können. Bisher beschränken sich die Angebote zumeist auf versteckte Kapellenräume. Was spricht eigentlich dagegen, diese Feier auch in einer Kathedralkirche zu ermöglichen? Dann würde sich bald zeigen, wieviel Interesse überhaupt besteht. Vielleicht ist es sogar größer als „befürchtet“. Wer diese Feier in seiner Jugend noch selbst miterleben durfte, gar noch als Ministrant, weiß um den schmerzlichen Verlust und wird die damalige Euphorie nie so ganz verstehen können. Eine gewisse Ernüchterung begann sich aber schon spätestens ein Jahrzehnt nach dem Verbot durch Paul VI. abzuzeichnen.
Fortsetzung
Wenn schon die sog. ordentliche Liturgie keinen sonderlich großen Zuspruch mehr erfährt, obwohl auch sie natürlich – würdig, mit Hingabe und ohne Mätzchen zelebriert – sehr erhebend und beglückend ist, warum sollte man es eigentlich nicht mal öfters, am besten sogar regelmäßig, mit der überlieferten Form versuchen? Nachdem der Papa emerito Benedikt dies nun schon mal ermöglicht hat, wäre es in den einzelnen Diözesen wenigstens einen Versuch wert. Bedauerlicherweise hatte aber Benedikt ganz selten die heilige Handlung in der überkommenen Form öffentlich zelebriert.