Kirchenschändung im Senegal


Islamisten Zerstörte Marienstatue im Senegal
Islamisten: Zerstörte Marienstatue im Senegal

(Dakar) In der Nacht auf den 3. Febru­ar haben – lau­ten Behör­den­an­ga­ben – Unbe­kann­te die St. Abra­hams-Kir­che von Gué­dia­waye im Sene­gal geschän­det. Auch im west­afri­ka­ni­schen Land meh­ren sich Signa­le einer isla­mi­schen Radikalisierung.

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Die Kir­che befin­det sich am nörd­li­chen Rand von Dakar, der Haupt­stadt des Sene­gal. Laut Berich­ten der Lokal­pres­se nah­men die Täter vor allem eine Sta­tue der Got­tes­mut­ter Maria zur Ziel­schei­be. Die Mari­en­dar­stel­lung wur­de zer­stört, wie Pfar­rer Eric Ton­duan­gu bedauerte.

Das Sakri­leg erreg­te die Gläu­bi­gen, die sich in ihren reli­giö­sen Gefüh­len tief ver­letzt füh­len, so sehr, daß der bel­gi­sche Prie­ster Her­man de Vri­endt bei der Sonn­tags­mes­se die größ­te Mühe hat­te, die Pfarr­an­ge­hö­ri­gen zu beru­hi­gen und die Poli­zei ihre Arbeit tun zu lassen.

Offen­bar besteht der Ver­dacht, eine isla­mi­sche Grup­pe könn­te die Tat began­gen haben. Die Gläu­bi­gen woll­ten die Sache zunächst selbst in die Hand neh­men und sie nicht der Poli­zei überlassen.

Islam und Christentum

Die 1936 geweihte Kathedrale von Dakar im byzantinisch-orientalischen Stil mit lokalen Elementen.
Die 1936 geweih­te Kathe­dra­le von Dakar im byzan­ti­nisch Stil und des christ­li­chen Ori­ents sowie loka­len Elementen.

Die Situa­ti­on ist unge­wöhn­lich, da der Sene­gal bis­her als in Reli­gi­ons­fra­gen ruhi­ges Land galt. Die rund 15 Mil­lio­nen Sene­ga­le­sen set­zen sich aus ver­schie­de­nen, histo­ri­schen Eth­ni­en zusam­men. Der Groß­teil, rund 92 Pro­zent, sind sun­ni­ti­sche Mus­li­me. Mit dem Islam erst­mals in Berüh­rung kam die Gegend am Beginn des zwei­ten Jahr­tau­sends. Die eigent­li­che Isla­mi­sie­rung erfolg­te aber erst im 19. Jahr­hun­dert. In einem blu­ti­gen Dschi­had wur­de ganz Sene­gam­bia dem Islam unterworfen.

Seit dem 15. Jahr­hun­dert war mit den Por­tu­gie­sen auch das Chri­sten­tum ins Land gekom­men. Da unter den ein­hei­mi­schen Völ­ker die Skla­ve­rei herrsch­te, betrie­ben Por­tu­gie­sen, Eng­län­der, Fran­zo­sen und Nie­der­län­der Skla­ven­han­del für Ame­ri­ka mit ihnen. Als der Skla­ven­han­del ab dem 17. Jahr­hun­dert schritt­wei­se zum Erlie­gen kam, führ­ten der Ein­nah­me­ver­lu­ste zu isla­mi­schen Auf­stän­den und zur Isla­mi­sie­rung des Landes.

Mit Errich­tung der fran­zö­si­schen Kolo­ni­al­herr­schaft im 19. Jahr­hun­dert ent­fal­te­te sich auch eine christ­li­che Mis­si­ons­tä­tig­keit, die sich haupt­säch­lich auf die noch nicht oder nur teil­wei­se isla­mi­sier­ten Völ­ker des Südens, die Serer und die Dio­la kon­zen­trier­te. Die­se hat­ten sich bewaff­net gegen den Dschi­had zur Wehr gesetzt. Die Dio­la sind heu­te mehr­heit­lich Christen.

Die bei­den Völ­ker­schaf­ten machen rund 19 Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus. Sie­ben Pro­zent der Sene­ga­le­sen sind heu­te Chri­sten, haupt­säch­lich Katholiken.

Einsickern islamistischer Strömungen

Die Schän­dung von Kir­chen, Kapel­len, christ­li­chen Sym­bo­len und auch christ­li­chen Fried­hö­fen wur­de in jüng­ster Zeit zu einer regel­rech­ten Pla­ge, die sogar die Regie­rung des Lan­des besorgt.

Im Land herrsch­te bis­her ein weit­ge­hend ent­spann­tes Kli­ma zwi­schen Islam und Chri­sten­tum. Die Angrif­fe gegen christ­li­che Ein­rich­tun­gen und Sym­bo­le wird als bedenk­li­ches Indiz genom­men, daß  unter Mus­li­men des Lan­des eine Radi­ka­li­sie­rung statt­fin­det. Beob­ach­ter gehen vor­erst nicht davon aus, daß dies für eine der vier gro­ßen isla­mi­schen Bru­der­schaft gilt, daß aber von aus­wärts isla­mi­sti­sche Strö­mun­gen ins Land ein­sickern und offen­bar Anhän­ger finden.

Text: Andre­as Becker
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Wikicommons

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