(Rom) Die Forderung nach „Dezentralisierung“ war gestern. Inzwischen macht sich unter Papst Franziskus in der Kirche ein neuer Zentralismus breit. Amoris laetitia weist den Weg.
Um die Revolutionierung des Ehesakraments durchzubringen, hatten die Verfechter der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten auch mit einer Dezentralisierung der Kirche geworben. Jedes Bistum und jedes Land solle es in etwa halten, wie es wolle. Die Afrikaner (wer erinnert sich noch an die rassistischen Auslassungen des Kardinals?) hätten den Europäern nicht vorzuschreiben, was sie zu denken und zu tun hätten. Die Polen könnten an der Unauflöslichkeit der Ehe festhalten, die Deutschen aber über „Ausnahmen“ Scheidung und Zweitehe anerkennen. „Hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden“, hatte der Preußenkönig Friedrich II. (1712–1786) verkündet. Und der mußte es ja wissen, schließlich war er seit 1738 Freimaurer. 22 Monate nach der Veröffentlichung des umstrittenen Schreibens Amoris laetitia und offiziell erfolgter, wenn auch verklausulierter Aufweichung des Sakraments geht es offenbar in Richtung eines neuen Zentralismus.
Am 3. Februar empfing Papst Franziskus die neue Führungsspitze der Argentinischen Bischofskonferenz. In den Worten des Papstes war nicht mehr von Dezentralisierung die Rede. Vielmehr verlangte er von den argentinischen Bischöfen „Einheit in der Anwendung von Amoris laetitia“. Eine Aufforderung, die nur bedeuten kann, daß die Richtlinien der Bischöfe von Buenos Aires, die Franziskus zur einzig gültigen erklärte („es gibt keine anderen Interpretationen“) auch von allen anderen Kirchenprovinzen und Diözesen einzuführen ist.
In die gleiche Richtung gehen jüngste Äußerungen von Kurienerzbischof Vincenzo Paglia. Paglia war „Familienminister“ des Vatikans und steht seit August 2016 an der Spitze von zwei Institutionen, die Papst Johannes Paul II. zur Verteidigung der Kultur des Lebens und von Ehe und Familie errichtet hatte. Paglia baute sie radikal um und brachte sie auf Bergoglio-Kurs. Er ist Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben und Großkanzler des Päpstlichen Theologischen Instituts Johannes Paul II. für Ehe- und Familienwissenschaften.
Amoris laetitia: „Kirche darf nicht wie ein Staatsanwalt auftreten“
Gestern sprach der Kurienerzbischof in Assisi auf einer Tagung der Vereinigung der Pfarrer und Pfarrvikare des Franziskanerordens von Italien und Albanien[1]Associazione nazionale parroci e vicari parrocchiali di Italia e Albania dell’Ordine dei frati minori. Paglia sagte dort:
„Mit Amoris laetitia fordert Papst Franziskus von der ganzen Kirche eine Kursänderung“.
Und weiter:
„Wir haben uns nicht eine Frage zur Doktrin zu stellen, sondern zur Lebenswirklichkeit: Was ist in der Komplexität der Lebensgeschichten zu tun, die auf verschiedene Weise in Widerspruch dazu treten?“
Die „Kursänderung“ verlange ein „Annehmen“ und ein „Schauen mit Barmherzigkeit auf die Familiensituation“.
Der Kurienerzbischof beharrte darauf, daß es keine Änderung in der Lehre gebe, sondern lediglich eine aufmerksame „Unterscheidung“, um „der Komplexität Rechnung zu tragen“.
„Familie und christliche Gemeinschaft müssen ihre neue Allianz finden, nicht um sich in ihrem Kreis einzuschließen, sondern auf ‚familiäre‘ Weise die ganze Gesellschaft zu durchsäuern.“
Paglia weiter:
„Die Kirche darf nicht wie ein Gericht oder wie ein Staatsanwalt als Ankläger auftreten, um über die Erfüllung oder Nicht-Erfüllungen des Gesetzes zu urteilen, ohne die schmerzlichen Lebensumstände und die innere Gewissensfreiheit zu berücksichtigen.“
Die Kirche sei vom Herr beauftragt worden, „mutig und stark zu sein im Schutz der Schwachen, im Versorgen der Wunden der Väter und der Mütter, der Kinder und der Geschwister vor allem jener, die sich als Gefangene ihrer Schuld sehen und als Verzweifelte, weil ihr Leben gescheitert ist.“
Soweit der Kurienerzbischof, der damit die Aufweichung des Ehesakraments durch einzelfallgeprüfte Anerkennung von Scheidung und Zweitehe rechtfertigte, obwohl eine sakramental gültige Ehe besteht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
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↑1 | Associazione nazionale parroci e vicari parrocchiali di Italia e Albania dell’Ordine dei frati minori |
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Diese Kursänderung werde ich nie und nimmer akzeptieren und mittragen!
Mag sein, dass das den Verantwortlichen der Kirche kaum interressieren wird, ich spreche es aber trotzdem frei heraus, dieser Papst sollte zurücktreten!!
Zitat(Kurienerzbischof Paglia): „Die Kirche darf nicht wie ein Gericht oder wie ein Staatsanwalt auftreten, um … zu urteilen, ohne die schmerzlichen Lebensumstände und die innere Gewissensfreiheit zu berücksichtigen.“
Oh Mann, oh Mann, hier wird aber ein Sack aufgemacht!
Denn wenn diese Aussage unter Bezug auf „AL“, also bei Verstoß gegen das Ehesakrament, d.h. im Hinblick auf das 6. Gebot, gilt, dann stellt sich die Frage, ob bzw. inwieweit damit auch alle übrigen biblischen Gebote und Weisungen zur Gottes‑, Nächsten- und Selbstliebe ausgehebelt werden „dürfen“, wenn …
Beispiele dafür ‑im Großen wie im Kleinen- ließen sich viele finden.
Jeder üble Bösewicht der Geschichte könnte auf irgendein traumatisches (Kindheits-)Erlebnis verweisen, auf Grund dessen er mit ruhigem Gewissen seine schlimmen Taten als gerechtfertigt ansieht.
Weder die Propheten des Alten Testamentes noch die des Neuen Testamentes haben gefragt, ob die Botschaft, die sie verkündigten, ihren Zuhörern gefällt.
Jesus Christus gibt uns ein deutliches Beispiel dafür, was Vorrang hat, ob die Botschaft oder der Wunsch, den Menschen zu gefallen, Priorität hat.
Als sich nach der „Brotrede“ (6.Kapitel Johannesevangelium) viele seiner Zuhörer entfernten, da sagte er nichts, um sie von ihrer Entscheidung zu gehen abzuhalten und erzählte ihnen auch nichts, was sie lieber gehört hätten, er lief er ihnen auch nicht nach, um sie zurückzuholen.
Im Gegenteil, er fragte die „Zwölf“, die noch da waren: „Wollt nicht auch ihr weggehen?“
Laut Bibel antwortete ihm Simon Petrus mit seinem Messiasbekenntnis.
Interessant ist die Antwort Jesu: „Habe ich nicht euch als die Zwölf auserwählt? Und doch – einer unter euch ist ein Teufel…“
Also damals bezeichnete Jesus seinen späteren Verräter Judas als einen Teufel, einen Diabolos, einen „Verwirrer“.