Papst fordert von Argentiniens Bischöfen Einheit zu Amoris laetitia


Amoris laetitia : Die neue Spitze der Argentinischen Bischofskonferenz am 3. Februar 2018 bei Papst Franziskus: Papst fordert landesweite Einheit bei der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten.
Amoris laetitia : Die neue Spitze der Argentinischen Bischofskonferenz am 3. Februar 2018 bei Papst Franziskus: Papst fordert landesweite Einheit bei der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten.

(Rom) Papst Fran­zis­kus for­dert von den argen­ti­ni­schen Bischö­fen „Ein­heit in der Anwen­dung von Amo­ris lae­ti­tia“. Das bedeu­tet die Auf­for­de­rung zur lan­des­wei­ten Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakramenten.

Päpstliche Forderung nach Uniformierung

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Am 3. Febru­ar emp­fing das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt die neue Füh­rungs­spit­ze der Argen­ti­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Über den Inhalt der halb­stün­di­gen Begeg­nung berich­te­te das neue vati­ka­ni­sche Nach­rich­ten­por­tal Vati­can News:

„Papst Fran­zis­kus hat am Sams­tag, 3. Febru­ar die Exe­ku­tiv­kom­mis­si­on der Argen­ti­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz getrof­fen. Die näch­sten Syn­oden über den Ama­zo­nas und die Jugend, die Ein­heit der Bischö­fe in der Anwen­dung von Amo­ris lae­ti­tia und das per­sön­li­che Lebens­zeug­nis waren die Haupt­the­men des Gesprächs.“

Es fällt die Gewich­tung auf, daß die Ama­zo­nas­syn­ode, die mit dem Ver­such einer Auf­wei­chung des Prie­ster­zö­li­bats in Ver­bin­dung gebracht wird, vor der Jugend­syn­ode genannt wird, obwohl letz­te­re im Okto­ber 2018, ein Jahr frü­her, stattfindet.

Vor allem sticht jedoch die Auf­for­de­rung zur „Ein­heit der Bischö­fe bei der Anwen­dung von Amo­ris lae­ti­tia“ ins Auge. Sie wird durch ein Vati­can News-Inter­view des neu­en Vor­sit­zen­den der Argen­ti­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Bischof Oscar Ojea, ver­stärkt. Dar­in sag­te der Bischof von San Isidro:

„Es war, wür­de ich sagen, eine höchst frucht­ba­re Begeg­nung. Wir haben über die Not­wen­dig­keit der Ein­heit im argen­ti­ni­schen Epi­sko­pat zum Lehr­amt der Kir­che gespro­chen, beson­ders zu sehr kon­kre­ten Din­gen rund um das Lehr­amt von Papst Fran­zis­kus wie das Schrei­ben Amo­ris laetitia.“

Die neu­tral oder tra­di­tio­nell klin­gen­de Spra­che meint in Wirk­lich­keit „Ein­heit“ zu einer grund­le­gen­den Neuerung.

„Es gibt keine anderen Interpretationen“

Im Sep­tem­ber 2016 wur­den Richt­li­ni­en der Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires zur Anwen­dung des ach­ten Kapi­tels von Amo­ris lae­ti­tia bekannt, die eine Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten vor­se­hen. Papst Fran­zis­kus lob­te die­se Richt­li­ni­en aus­drück­lich als ein­zig rich­ti­ge Inter­pre­ta­ti­on sei­nes umstrit­te­nen, nach­syn­oda­len Schrei­bens. Wört­lich schrieb der Papst apodiktisch:

„Es gibt kei­ne ande­ren Interpretationen“.

Wie vie­les in die­sem argen­ti­ni­schen Pon­ti­fi­kat wur­de auch rund um die­sen Papst­brief reich­lich Ver­wir­rung gestif­tet. Als eine katho­li­sche Inter­net­zei­tung den Brief ent­hüll­te, wur­de des­sen Exi­stenz geleug­net. Der Brief tauch­te auf und wie­der ab. Zurück­blieb der Ein­druck: Nichts Genau­es weiß man nicht. Das Gegen­teil des­sen, was man sich von einem Papst erwar­ten würde.

Fest­stand nur, daß die Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires, der Jor­ge Mario Berg­o­glio bis 2013 als Metro­po­lit vor­stand, Amo­ris lae­ti­tia als Bruch mit der bis­he­ri­gen kirch­li­chen Pra­xis und Leh­re aus­le­gen. Chri­sti Gebot der Unauf­lös­lich­keit der Ehe wur­de durch eine Ein­zel­fall­prü­fung ersetzt, und damit Ehe­schei­dung und Zweit­ehe fak­tisch akzeptiert.

Amoris laetitia und die Hintertür

Bericht von Vatican News
Bericht von Vati­can News

Unklar blieb, zumin­dest offi­zi­ell, wie Papst Fran­zis­kus dazu steht. Kri­ti­ker gin­gen aller­dings davon aus, daß der loben­de Papst­brief exi­stiert und auch so gemeint war. Weil es sich um das ehe­ma­li­ge Bis­tum des Pap­stes han­delt, lag die Mut­ma­ßung nahe, daß die Richt­li­ni­en zur Anwen­dung von Amo­ris lae­ti­tia in direk­ter Rück­spra­che mit ihm aus­ge­ar­bei­tet wurden.

Im Herbst 2017 wur­de dann – wie­der­um nicht offi­zi­ell, son­dern durch die Recher­che eines Jour­na­li­sten – bekannt, daß der „ver­schwun­de­ne“ Papst­brief vom Sep­tem­ber 2016 bereits im Juni 2017 still und lei­se wie­der auf­ge­taucht war, und zwar hoch­of­fi­zi­ell in den Acta Apo­sto­li­cae Sedis.

Damit war der Brief, von des­sen Exi­stenz man bis dahin nicht ein­mal mit Sicher­heit wuß­te, offi­zi­el­ler Teil des päpst­li­chen Lehr­am­tes gewor­den. Damit wur­de auch gesagt, daß es zum umstrit­te­nen Doku­ment Amo­ris lae­ti­tia, zu dem so vie­le Kar­di­nä­le, Bischö­fe, Theo­lo­gen und Phi­lo­so­phen öffent­lich oder ver­trau­lich von Fran­zis­kus Klä­run­gen gefor­dert hat­ten, ohne Ant­wort zu erhal­ten, „kei­ne ande­ren Inter­pre­ta­tio­nen“ geben würde.

Durch die Hin­ter­tür hat­te Fran­zis­kus die gan­ze Kir­che über­rollt und vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt. Auf die­sel­be, wenig trans­pa­ren­te und auch wenig ehr­li­che Art war letzt­lich die gan­ze Akti­on Fami­li­en­syn­ode seit dem Herbst 2013 durch­ge­zo­gen worden.

Nächste Etappe: Herstellung der (heterdoxen) Einheit

Die päpst­li­che Auf­for­de­rung zur „Ein­heit bei der Anwen­dung von Amo­ris lae­ti­tia“ stellt nun die näch­ste Etap­pe in der Durch­set­zung einer hete­ro­do­xen Umin­ter­pre­ta­ti­on der kirch­li­chen Pra­xis und Leh­re dar. Im Klar­text for­der­te Fran­zis­kus  Argen­ti­ni­ens Bischö­fe auf, dem Bei­spiel der Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires zu fol­gen, und deren Richt­li­ni­en zu Amo­ris lae­ti­tia lan­des­weit ein­heit­lich anzuwenden.

Damit wider­spricht Papst Fran­zis­kus der bis­he­ri­gen Behaup­tung, wie sie Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, sein Syn­oden­wort­füh­rer zur Auf­wei­chung des Ehe­sa­kra­ments, ver­tre­ten hat­te, offen­bar nur zum Zweck, einen Keil in den Epi­sko­pat zu trei­ben. Die The­se Kas­pers war, daß die Neue­rer kei­ne neue Regel for­dern, son­dern jede Diö­ze­se und jede Bischofs­kon­fe­renz nach den ört­li­chen Gege­ben­hei­ten und Not­wen­dig­kei­ten ent­schei­den soll­te können.

Grob gesagt, wenn die deut­schen Bischö­fe sich mit Ehe­schei­dung und Zweit­ehe arran­gie­ren wol­len, sol­len sie es tun dür­fen, so wie die pol­ni­schen Bischö­fe an der bis­he­ri­gen Unauf­lös­lich­keit der Ehe fest­hal­ten können.

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag wur­de die­se offen­sicht­lich nicht ernst­ge­mein­te „Dezen­tra­li­sie­rung“ von Papst Fran­zis­kus selbst wider­legt. Aller­dings nicht im Sin­ne der über­lie­fer­ten, ortho­do­xen Leh­re, son­dern im Sinn der hete­ro­do­xen Neue­rung. Denn nun sol­len, so die päpst­li­che For­de­rung, alle argen­ti­ni­schen Bischö­fe die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner prak­ti­zie­ren, und damit Schei­dung und Zweit­ehe anerkennen.

Die For­de­rung, die nun ganz Argen­ti­ni­en trifft, wird mor­gen wohl für die gan­ze Welt erho­ben werden:

„Die Ein­heit der Bischö­fe in der Anwen­dung von Amo­ris lae­ti­tia“ – und „kei­ne ande­re Interpretation“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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