Römische Ordenskongregation macht Abtei Mariawald den Garaus


Abtei Mariawald : Die römische Ordenskongregation, notorisch traditionsfeindlich, macht dem altrituellen Trappistenkloster in der Eifel den Garaus.
Abtei Mariawald: Die römische Ordenskongregation, notorisch traditionsfeindlich, macht im altrituellen Trappistenkloster in der Eifel das Licht aus.

(Aachen) „Wird vom Vati­kan die Auf­he­bung der alt­ri­tu­el­len Trap­pi­sten­ab­tei Maria­wald betrie­ben?“ So lau­te­te die Fra­ge am Beginn eines Arti­kels im Juni 2017. Inzwi­schen steht die Ant­wort fest.

Abtei Mariawald – eine geistige Insel

Wappen von Mariawald
Wap­pen von Mariawald
Anzei­ge

Maria­wald ist neben dem Stift Engels­zell in Ober­öster­reich das ein­zi­ge Trap­pi­sten­klo­ster im deut­schen Sprach­raum. Trap­pi­sten, Zister­zi­en­ser der stren­gen Obser­vanz, sind auch unter katho­li­schen Ordens­leu­ten eine sel­te­ne Erschei­nung. Dies gilt erst recht, wenn sie an der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus festhalten.

1480 waren die ersten Zister­zi­en­ser nach Maria­wald im Bis­tum Aachen gekom­men. Die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on, die preu­ßi­sche Regie­rung im Kul­tur­kampf und der Natio­nal­so­zia­lis­mus ver­such­ten dem Klo­ster den Gar­aus zu machen. Doch immer gab es einen Neuanfang.

Zuletzt geschah das 1887 durch Trap­pi­sten aus dem Elsaß, die das Klo­ster wie­der­auf­bau­ten und zu neu­er Blü­te führ­ten. Nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil setz­te aller­dings ein Nie­der­gang ein.

Nach­dem Papst Bene­dikt XVI. mit dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum dem über­lie­fer­ten Ritus wie­der vol­les Hei­mat­recht in der Kir­che zurück­ge­ge­ben hat­te, bat der neue Abt des Klo­sters, Josef Voll­berg, um die Erlaub­nis zur stren­gen Obser­vanz des Ordens zurück­keh­ren zu dürfen.

Im Juni 2017 schrieb Katho​li​sches​.info:

„Abt Voll­berg setz­te die­sen Schritt aus tie­fer Über­zeu­gung, weil er ihn in spi­ri­tu­el­ler und lit­ur­gi­scher Hin­sicht für not­wen­dig erach­te­te. Indi­rekt ver­bun­den war damit auch die Hoff­nung und Über­zeu­gung, daß durch die geist­li­che Gene­sung sich auch ein Zuwachs an Mön­chen ein­stel­len wird.“

Bene­dikt XVI. gewähr­te am 21. Novem­ber 2008 die Bit­te zur „Erneue­rung der Kir­che im Gei­ste der Tra­di­ti­on“, und so wur­de Maria­wald das erste Klo­ster im deut­schen Sprach­raum, in dem der alte Ritus wie­der auflebte.

Was von Abt Voll­berg als Grund­stein für eine neue Blü­te gedacht war, hat­te die inner­kirch­li­che Feind­se­lig­keit unter­schätzt. Der Neu­be­ginn von Maria­wald scheint zusam­men mit dem über­ra­schen­den Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI. geen­det zu haben.

Gegner im Aufwind

Chorraum und Presbyterium mit Lettner
Chor­raum und Pres­by­te­ri­um mit Lettner

Das Kli­ma in der Kir­che hat sich unter Papst Fran­zis­kus geän­dert. Jene, die den Schritt von Abt Voll­berg abge­lehnt hat­ten und jene, die grund­sätz­lich der über­lie­fer­ten Form des römi­schen Ritus feind­se­lig begeg­nen, sehen sich seit­her im Auf­wind. Das päpst­li­che Unver­ständ­nis für den alten Ritus und abschät­zi­ge Äuße­run­gen über „Tra­di­tio­na­li­sten“ wur­den als Gunst der Stun­de erkannt und genützt.

Seit 2013 lau­tet der Gesamt­ein­druck: Wenn Rom gegen eine alt­ri­tu­el­le Gemein­schaft vor­ge­hen will, dreht man sich die „Argu­men­te“ zurecht, wie sie gera­de passen.

Abt Voll­berg wag­te gute und deut­li­che Wor­te für die Tra­di­ti­on, den über­lie­fer­ten Ritus und auch die Kir­chen­kri­se. Zu deut­li­che Wor­te für sei­nen mehr­heit­lich neu­ri­tu­el­len Orden, das Bis­tum und die Ordens­kon­gre­ga­ti­on in Rom. Aus­schlag­ge­bend für die Ableh­nung war, daß die Abtei durch das wie­der­ge­won­ne­ne Cha­ris­ma, im besten Sin­ne des Wor­tes, zu einem Teil jener „Kon­ter-Revo­lu­ti­on“ wur­de, die ein Wesens­merk­mal der Katho­li­zi­tät ist. In revo­lu­tio­nä­ren Zei­ten macht man sich damit nicht unbe­dingt Freunde.

Ein Teil der älte­ren Mön­che hielt gegen die Ent­schei­dung des Abtes am neu­en Ritus fest. Zwei Riten in einem Klo­ster sei­en nicht akzep­ta­bel, ließ Rom wis­sen. Und da in den Köp­fen vie­ler Kir­chen­ver­tre­ter Sum­morum Pontfi­cum nie wirk­lich ange­kom­men ist, kann es für so einen Fall nur eine Lösung geben: das Aus für den über­lie­fer­ten Ritus.

„In was für Hände sind wir nur“

Selbst im fer­nen Spa­ni­en fand der bekann­te Kolum­nist Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña har­te Wor­te für das Vor­ge­hen der römi­schen Ordenskongregation:

„Wäre es nicht bes­ser gewe­sen, anstatt das Klo­ster zu schlie­ßen, die Mehr­heit der Mön­che im Klo­ster zu belas­sen und die Min­der­heit in ande­re Klö­ster zu ver­le­gen? Doch in die­sem Fall waren die ‚Tra­dis‘ die Mehr­heit, und denen gibt man nicht ein­mal Was­ser. Erneut haben Mate­pe­lo [Kar­di­nal Joao Braz de Aviz, Prä­fekt der Ordens­kon­gre­ga­ti­on] und Chá­ma­me Pepe [Kuri­en­erz­bi­schof Jose Rodri­guez Car­bal­lo, Sekre­tär der Ordens­kon­gre­ga­ti­on] ein Inter­dikt erlas­sen. In was für Hän­de sind wir nur.“

Abtei Mariawald mit Lettner
Abtei Maria­wald mit altem Lettner

Nur die alt­ri­tu­el­len Gemein­schaf­ten, die der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei unter­ste­hen, genie­ßen einen gewis­sen Schutz. Wer der Ordens­kon­gre­ga­ti­on von Kar­di­nal Braz de Aviz und Kuri­en­erz­bi­schof Car­bal­lo unter­steht, muß sich warm anzie­hen, falls über­haupt Gele­gen­heit dazu bleibt.

Bereits im Okto­ber 2016 war Abt Voll­berg zum Rück­tritt gezwun­gen wor­den. Damit hat­ten der Trap­pi­sten­or­den und die römi­sche Ordens­kon­gre­ga­ti­on ihr Urteil dar­über gefällt, was sie von sei­nem Wir­ken gehal­ten haben. Was unter Bene­dikt XVI. undenk­bar war, wur­de unter Fran­zis­kus in nur drei Jah­ren Wirk­lich­keit: das Ende der Abtei.

Abt Voll­berg hat­te dem Rück­tritt auch des­halb zuge­stimmt, weil ihm andern­falls mit der Auf­he­bung der Abtei gedroht wor­den war. Durch sei­nen Amts­ver­zicht hoff­te er zumin­dest den Fort­be­stand des Klo­sters ret­ten zu können.

Die Abnei­gung gegen die Tra­di­ti­on ist in man­chen, der­zeit ein­fluß­rei­chen Kir­chen­krei­sen aber so groß und so mas­siv, daß man sich nicht mit Voll­bergs Kopf zufrie­den­gab. Die alt­ri­tu­el­le Abtei wird im Trap­pi­sten­or­den und vor allem von der Ordens­kon­gre­ga­ti­on als „Fremd­kör­per“ emp­fun­den, der zu besei­ti­gen ist.

Von der Degradierung zum Aus

Heilige Messe im überlieferten Ritus
Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus

Im Herbst 2016 ver­lor die Abtei ihre Eigen­stän­dig­keit und wur­de dem Abt von Til­burg in den Nie­der­lan­den als Kom­mis­sar unter­stellt. Seit gestern ist es aber fix. Das end­gül­ti­ge Aus wur­de von der Ordens­kon­gre­ga­ti­on besie­gelt. Ein Datum für die letz­te Hei­li­ge Mes­se in Maria­wald soll bereits in den Kalen­der ein­ge­tra­gen wor­den sein. Danach soll der Rie­gel ins Schloß fal­len, und der Schlüs­sel des auf­ge­las­se­nen Klo­sters muß dem Bischof von Aachen über­ge­ben werden.

Die noch ver­blie­be­nen zehn Mön­che wer­den im Lau­fe des Jah­res das Klo­ster ver­las­sen und auf ande­re Klö­ster auf­ge­teilt wer­den, wie Abt Ber­nar­dus Pee­ters von Til­burg in sei­ner Funk­ti­on als Päpst­li­cher Kom­mis­sar bekanntgab.

Rom hat das Licht aus­ge­macht. Der Öko­nom des Klo­sters, Wolf­gang Nowak, hat­te noch am Mon­tag Maria­wald als „finan­zi­ell aut­ark“ beschrie­ben. Das Klo­ster ist kein Sanie­rungs­fall. Daher bestand die Hoff­nung, daß es zumin­dest auf der Stu­fe eines Prio­rats unter Pri­or Voll­berg wei­ter­exi­stie­ren könn­te. Doch die Ordens­kon­gre­ga­ti­on woll­te nichts davon wis­sen. Abt Ber­nar­dus bekun­de­te sein Bedau­ern. Es sei „alles“ ver­sucht wor­den, „das Klo­ster am Leben zu erhal­ten. Das ist uns nicht gelun­gen“, zitier­te ihn gestern der Köl­ner Stadt-Anzei­ger.

Betrof­fen sind auch 30 Lai­en, die in den Wirt­schafts­be­trie­ben des Klo­sters arbei­ten, davon 18 Fest­an­ge­stell­te und 12 Aushilfskräfte.

Der Vor­sit­zen­de des Ver­eins der Freun­de und För­de­rer der Abtei Maria­wald, Wil­helm Scheu­vens sagte:

„Wir sind wie kalt geduscht wor­den. Ein Christ hat aber immer Hoff­nung. Wir geben nicht auf.“

Welche Hoffnung gibt es?

Seit die ersten Auf­he­bungs­ge­rüch­te auf­tauch­ten, bil­de­te sich eine eige­ne Gebets­ge­mein­schaft für Maria­wald. Die Ange­hö­ri­gen beten für die eige­ne Ver­voll­komm­nung aber in beson­de­rer Wei­se auch für das Klo­ster und die klö­ster­li­che Gemeinschaft.

Falls sich die Mön­che dafür aus­spre­chen, etwas gegen die Schlie­ßung unter­neh­men zu wol­len, „wer­den auch wir etwas unter­neh­men“, sag­te Scheu­vens dem Köl­ner Stadt­an­zei­ger.

Die Fra­ge steht unab­hän­gig von der römi­schen Ent­schei­dung im Raum, in wel­cher Form das Klo­ster den­noch als sol­ches und als geist­li­ches Zen­trum der Tra­di­ti­on und des über­lie­fer­ten Ritus bewahrt wer­den kann. Eine Fra­ge, die alle Gläu­bi­gen ange­hen sollte.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikixommons/​Kloster Mariawald/​noort­jes­voetst­ap­pen 

 

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