Säuberungsaktion gegen Papstkritiker an Europas größter Privatuniversität


Papstkritik Säuberung an der Katholischen Universität vom heiligen Herzen, der größten Privatuniversität Europas, gegen Papstkritiker.
Säuberung an der Katholischen Universität vom heiligen Herzen, der größten Privatuniversität Europas, gegen Papstkritiker.

(Rom) „Barm­her­zig­keit in Action“ nennt der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti eine „lei­se Säu­be­rung“, die an der renom­mier­ten Katho­li­schen Uni­ver­si­tät vom Hei­li­gen Her­zen von Mai­land im Gan­ge ist. Ihr fal­len jene zum Opfer, die Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus gewagt haben.

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Die Kri­tik muß kein bestimm­tes The­ma zum Inhalt haben, etwa das umstrit­te­nen, nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia, zu dem es unter katho­li­schen Theo­lo­gen und Phi­lo­so­phen, aber auch ins­ge­samt unter auf­merk­sa­men, gläu­bi­gen Katho­li­ken, erheb­li­che Beden­ken gibt. Das Kri­tik­ver­bot betrifft die Per­son des regie­ren­den Pap­stes, kurz­um alles, was er sagt und tut, und gilt kategorisch.

Säu­be­run­gen die­ser Art gab es in der ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr­fach. Sie gin­gen zum Teil direkt von Papst Fran­zis­kus aus, zum Teil erfolg­ten sie durch vor­aus­ei­len­den Gehor­sam. Letz­te­res gilt vor allem für from­me Krei­se. Die Maxi­me lau­tet: Kri­tik am Papst kann und darf es nicht geben. Punkt. Wer dage­gen ver­stößt, fliegt aus dem Fen­ster, wie es Don Livio Fanz­a­ga, der Pro­gramm­di­rek­tor von Radio Maria Ita­li­en bereits 2014 for­mu­lier­te. Er selbst setz­te eine gan­ze Rei­he von Mit­ar­bei­tern vor die Tür, die er unter Papst Bene­dikt XVI. noch selbst zum Radio geholt hatte.

Christenverfolgung an endgültigem Paradox angelangt

Vor weni­gen Tagen ver­öf­fent­lich­te Mar­co Tosat­ti fol­gen­de Text eines anonym blei­ben­den Autors, der ihm regel­mä­ßig unter dem Pseud­onym Pez­zo Grosso (Gro­ßes Tier) Gedan­ken zukom­men läßt. Der Text stammt vom 26. Dezember:

Heu­te, 26. Dezem­ber, wird der hei­li­ge Ste­pha­nus, der erste Mär­ty­rer gefei­ert. Das Fest des hei­li­gen Ste­pha­nus ist wegen sei­nes sym­bo­li­schen Wer­tes im Zusam­men­hang mit den Ver­fol­gun­gen wich­tig, die zu allen Zei­ten jene traf, die Chri­stus nach­fol­gen. Der hei­li­ge Augu­sti­nus sagt, daß „alle Zei­ten sind Mar­ty­ri­um“. Der Herr selbst sag­te es: „Wenn die Welt euch haßt, dann wißt, daß sie mich schon vor euch gehaßt hat.“ Die Ver­fol­gun­gen waren aber nicht immer der­sel­ben Art. In den ersten Zei­ten wur­de ver­sucht, den Glau­ben der ersten Chri­sten durch phy­si­sche Gewalt zu ver­nich­ten, wie es dem hei­li­gen Ste­pha­nus wider­fah­ren ist (und wie es noch heu­te geschieht, vor allem in isla­mi­schen Lan­den, trotz derer, die uns sagen, daß es sich um eine Reli­gi­on des Frie­dens han­delt; sie­he Ägyp­ten, Palä­sti­na, den dschi­ha­di­sti­schen Teil Syri­ens, Irak, Nige­ria). Dann ver­wan­del­te sich die Ver­fol­gung in „Aus­schluß“ des Chri­sten von Füh­rungs­po­si­tio­nen, dann in Ent­zug vie­ler, auch grund­le­gen­der Rech­te, schließ­lich wur­den sei­ne Wer­te lächer­lich gemacht, dann wur­de er ein­ge­schüch­tert, dann wur­den sein Wer­te geleug­net, um nicht jene der Ein­wan­de­rer ande­rer Reli­gi­on zu stö­ren, dann, indem man inner­halb der Kir­che selbst leug­nen läßt, daß die­se Wer­te über­haupt Wer­te sind und jene ver­folgt, die dar­an fest­hal­ten (man den­ke an die triden­ti­ni­sche Mes­se). Heu­te aber ist man beim end­gül­ti­gen Para­dox ange­langt. Heu­te wird ver­folgt, wer in Fra­ge stellt, was der Papst sagt, nicht Chri­stus; ein Papst, der nicht ex cathe­dra spricht, son­dern von Armut, Ein­wan­de­rung, Umwelt… Wer­den wir bald soweit sein, jene in der Kir­che ver­folgt zu sehen, die Satan, die Gno­sis, usw. kritisieren?

MisericordinaTosat­ti füg­te die Auf­for­de­rung an, sich die Stel­le ab „Heu­te wird ver­folgt“ noch ein­mal durch­zu­le­sen, denn ihn erreich­te eine wei­te­re Zuschrift, die ganz kon­kre­te Säu­be­rungs­fäl­le an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät vom Hei­li­gen Her­zen (Uni­ver­si­tà Cat­to­li­ca del Sacro Cuo­re) schil­dert, der größ­ten Pri­vat­uni­ver­si­tät Euro­pas und der größ­ten katho­li­schen Uni­ver­si­tät der Welt. Grund der Säu­be­rung ist die Unter­schrift unter die Cor­rec­tio filia­lis gegen die Ver­brei­tung von Häre­si­en:

„Lieber Tosatti,

dan­ke für Dei­ne Ant­wort. Im Novem­ber erhielt ich eine Abmah­nung durch die Katho­li­sche Uni­ver­si­tät von Mai­land, in der man mei­ne Betei­li­gung an der Cor­rec­tio anführt. Sowohl mir als auch N.N. (der sie eini­ge Tage spä­ter erhielt) wird nicht die Unter­schrift unter das Doku­ment an sich vor­ge­hal­ten, son­dern ein unan­ge­mes­se­ner Gebrauch der aka­de­mi­schen Titel und Funk­tio­nen, die unse­ren Namen unter der Cor­rec­tio hin­zu­ge­fügt wur­den, in einem außer­aka­de­mi­schen Kon­text. Natür­lich ist die Begrün­dung ein jesui­ti­scher Vor­wand: Ich möch­te sie sehen, wie sie alle Anwalts­kanz­lei­en von Mai­land ange­hen, in denen ange­se­he­ne Rechts­an­wäl­te auf den Kanz­lei­schil­dern alle ihre Zusam­men­ar­bei­ten mit der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät anführen!

Anfang Dezem­ber muß­te ich zudem fest­stel­len, aus dem Mit­ar­bei­ter­ver­zeich­nis gelöscht wor­den zu sein, was bedeu­tet, daß ent­ge­gen dem, was mir münd­lich gesagt wur­de, es für die kom­men­den Mona­te kei­nen Ver­trag geben wird. Aus Lie­be zur Wahr­heit hän­ge ich Dir die E‑Mail an, mit der die Katho­li­sche Uni­ver­si­tät mir den Titel eines „ricer­ca­to­re ester­no“ [Lehr­be­auf­trag­ter] zuer­kann­te, und einen Screen­shot des Mit­ar­bei­ter­ver­zeich­nis­ses am Tag, als ich die Abmah­nung erhielt. Weder mich noch N.N. haben sie eines per­sön­li­chen Kon­tak­tes gewürdigt. […]

Sie löschen von der Inter­net­sei­te sogar, sowohl von mir als auch von N.N., die Bele­ge unse­rer bis­he­ri­gen Aktivitäten.

Ich habe den Schutz mei­ner Inter­es­sen und mei­ner Inte­gri­tät einer Rechts­an­walts­kanz­lei anver­traut, eben­so hat es N.N. getan. Ich habe mei­ner­seits die Katho­li­sche Uni­ver­si­tät abge­mahnt, und das­sel­be macht auch N.N. über die­sel­be Anwaltskanzlei.

Ein mir zugäng­li­cher Kanal im Vati­kan hat mir gesagt, daß die gan­ze Initia­ti­ve nicht so sehr und direkt vom Rek­to­rat aus­ge­gan­gen sein könn­te, son­dern von einem bestimm­ten, bekann­ten Kar­di­nal der Römi­schen Kurie, von des­sen Dik­aste­ri­um neu­er­dings die katho­li­schen Uni­ver­si­tä­ten abhän­gen sollen.

Oder gilt für bestimm­te katho­li­sche Insti­tu­tio­nen, um den kai­ser­li­chen Hof­staat zu para­phra­sie­ren, den Taci­tus beschreibt, ein Ren­nen und Schmei­cheln, selbst dann, wenn es gar nicht ver­langt wurde?

Wenn ich die Geduld hät­te, könn­te ich leicht nach­wei­sen, nicht das letz­te Glied zu sein: ich war 20 Jah­re Redak­teur von Com­mu­nio, letz­ter Reak­ti­ons­se­kre­tär vor Ein­stel­lung der ita­lie­ni­schen Aus­ga­be, Über­set­zer von Tex­ten von Cor­des, Kas­per (!), Ratz­in­ger, Schönborn …“

Auf­grund der Anga­ben ist unschwer zu erken­nen, wer dem päpst­li­chen Hof­staat zum Opfer fällt. Da Tosat­ti den Namen nicht nennt, wer­den auch wir es nicht tun, um im kon­kre­ten Fall nicht noch Öl ins Feu­er zu gießen.

Ins­ge­samt rele­vant ist, daß es sich um einen wei­te­ren Fall von Miser­i­co­di­na han­delt. Abschlie­ßend zitiert Tosat­ti den Vati­ka­ni­sten Aldo Maria Val­li, mit den Worten:

„Barm­her­zig­keit trieft aus allen Klauen“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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3 Kommentare

  1. Die­ses ist der Anfang der Übel, der Ver­lust jeg­li­cher Lehr­frei­heit. Wäre die­ses wäh­rend dem Pon­ti­f­kat von Papst Bene­dikt XVI gesche­hen, hät­te es einen Auf­schrei gege­ben. Aber der Ent­zug der Lehr­be­fug­nis ist erst der Anfang. Ich fürch­te für Kle­ri­ker es folgt als kir­chen­recht­li­che die Stra­fe der Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand. Wel­che Ver­feh­lun­gen für den Aus­spruch die­ser Stra­fe Vor­aus­set­zung sind, wird nicht beschrieben.

    • Das im obi­gen Text Geschrie­be­ne erin­nert an das, was dem Phi­lo­so­phen Prof. Josef Seifert
      wider­fuhr (katho­li­sches info vom 7.9.17). Prof. Sei­fert wur­de vom Erz­bi­schof von Gra­na­da aus der von ihm (Prof.Seifert) sel­ber mit­ge­grün­de­ten ‚Inter­na­tio­na­len Aka­de­mie für Phi­lo­so­phie‘, die heu­te vom Erz­bis­tum Gra­na­da abhängt, ausgeschlossen.
      Jetzt wird in Mai­land ähn­lich verfahren.
      Wie vie­le ähn­lich gela­ger­te Fäl­le gibt es noch?
      Ein Freund der Fami­lie hat einem ihm seit Jahr­zehn­ten bekann­ten Prie­ster Fra­gen zu diver­sen kon­kre­ten Äuße­run­gen von Papst Fran­zis­kus vor­ge­legt. Die­ser anson­sten recht selbst­be­wuss­te, offe­ne, gut infor­mier­te, dia­log­be­rei­te Mensch wur­de dar­auf­hin unsi­cher, ver­schlos­sen, unwis­send, schweigsam …
      Wo soll das enden?

    • Die Fra­ge für eine mög­li­che kir­chen­recht­li­che Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand wür­de aber die Gegen­fra­ge bedeu­ten: Ist die­se Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand gül­tig? Es muß doch auch die gene­rel­le und wesent­li­che Fra­ge gestellt wer­den, wer im (höhe­ren) Kle­ri­ker­stand ist in sei­nem Her­zen über­haupt noch christ­lich-katho­lisch, daß er so ein­fach Prie­ster aus dem Kle­ri­ker­stand „ver­ban­nen“ kann? Die Anzahl (Quan­ti­tät) der wirk­li­chen und wah­ren (Qua­li­tät) rk Chri­sten ist bestimmt schon rapi­de zurück­ge­gan­gen, sodaß schon von einer klei­nen Her­de wird gespro­chen wer­den müs­sen. Es reicht nicht, ein­fach nur ein Tauf­schein­christ zu sein. Jeder muss es auch im Her­zen und im Gei­ste sein.

      Es kann für die ent­las­se­nen Papst­kri­ti­ker nur eine Bestä­ti­gung sein, daß sie rich­tig lie­gen und eine Ehre ist es alle­mal. Auch wenn natür­lich eine Ent­las­sung aus der Anstel­lung der Uni schmerz­lich ist und exi­sten­zi­el­le Nöte wohl mit sich bringt. Seit län­ge­rem geht mir der Satz Jesu aus der Berg­pre­digt: „Sucht zuerst das Reich Got­tes, alles ande­re wird euch dazu­ge­ge­ben wer­den.“ durch den Kopf. Ver­trau­en wir auf den Herrn in die­ser dunk­len Zeit. Es ist eine Zeit der Prüfung.

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