Amazonas-Bewohner sollen sich selbst evangelisieren


Amazonas-Synode: Papst besucht Puerto Maldonado mit Blick in den Amazonas.
Amazonas-Synode: Papst besucht Puerto Maldonado mit Blick in den Amazonas.

(Lima) Die erste, offi­zi­el­le Etap­pe des Peru-Besu­ches von Papst Fran­zis­kus wird eine „Begeg­nung mit den Völ­kern des Ama­zo­nas“ in Puer­to Mal­do­na­do sein. Am Ran­de des Papst­be­su­ches wird es dort auch um die Ama­zo­nas-Syn­ode gehen, die der Papst für Okto­ber 2019 ein­be­ru­fen hat.

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Die Stadt liegt auf 192 Metern über dem Mee­res­spie­gel und damit für perua­ni­sche Ver­hält­nis­se sehr nie­der. Puer­to Mal­do­na­do befin­det sich bereits im Ama­zo­nas-Tief­land und ist eines der wich­tig­sten Wirt­schafts­zen­tren Ama­zo­ni­ens. Die Stadt mit rund 90.000 Ein­woh­nern ist Sitz eines Apo­sto­li­schen Vika­ri­ats, also einer Vor­stu­fe zu einem Bis­tum, das bereist von einem Bischof gelei­tet wird, der sei­ne Juris­dik­ti­on wie ein Diö­ze­san­bi­schof ausübt.

Kathedrale von Puerto Maldonado
Kathe­dra­le von Puer­to Maldonado

Das Vika­ri­at ist 1900 aus dem Erz­bis­tum Cuz­co aus­ge­glie­dert wor­den. Cuz­co liegt auf 3416 Metern hoch in den Anden.

Apo­sto­li­scher Vikar von Puer­to Mal­do­na­do ist seit Juni 2015 der 48 Jah­re alte Domi­ni­ka­ner David Mar­tí­nez De Aguir­re Gui­nea. Ihn hat­te Papst Fran­zis­kus bereits im Jahr zuvor zum Koad­ju­tor sei­nes Vor­gän­gers gemacht. Alle bis­he­ri­gen Vika­re gehör­ten dem Domi­ni­ka­ner­or­den an.

Das Vika­ri­at umfaßt eine Flä­che von 150.000 Qua­drat­ki­lo­me­tern. 1949 leb­ten in die­sem Gebiet erst 42.000 Men­schen. Heu­te sind es mehr als 330.000. Dem Apo­sto­li­schen Vikar ste­hen in 22 Pfar­rei­en 58 Prie­ster zur Ver­fü­gung: 40 Welt- und 18 Diözesanpriester.

Am Mitt­woch gab Bischof De Aguir­re der spa­ni­schen Sen­der­ket­te COPE ein Inter­view, bei der es um den Papst-Besuch und die Ama­zo­nas-Syn­ode geht. Die­se wird seit Dezem­ber 2015 mit der Abschaf­fung des Prie­ster­zö­li­bats in Ver­bin­dung gebracht. Zuletzt auch des­halb, weil an der Spit­ze des ört­li­chen Ansprech­part­ners der Repam zwei Kir­chen­ver­tre­ter ste­hen, Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes und Bischof Erwin Kräut­ler, die bei­de erklär­te Ver­fech­ter der Zöli­bats­auf­he­bung und der Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Prie­ster sind. Kar­di­nal Hum­mes gilt als einer der eng­sten Ver­trau­ten von Papst Fran­zis­kus im Kar­di­nals­kol­le­gi­um. Ihn bat er als ein­zi­gen, ihn am Abend des 13. März 2013 auf die Mit­tel­log­gia des Peters­do­mes zu beglei­ten, als sich Fran­zis­kus nach sei­ner Wahl dem Volk zeigte.

Zum Auf­takt des Besu­ches in Chi­le und Peru sag­te Kar­di­nal Bal­dis­se­ri, daß die Ama­zo­nas-Syn­ode der Haupt­grund für die­se Papst­rei­se ist.

Das Interview von Bischof De Aguirre

COPE: Wel­che Impul­se erhof­fen sie sich vom Besuch des Papstes?

Bischof De Aguir­re: „Gut, ich den­ke, daß der Ama­zo­nas und wir Gemein­schaf­ten einer Revi­ta­li­sie­rung bedür­fen. So wie die gan­ze Kir­che. Vie­le Jah­re lang hat der Ama­zo­nas Mis­sio­na­re erhal­ten, Mis­sio­na­re aus vie­len Gegen­den des Pla­ne­ten. Aus Gegen­den, in denen die Beru­fungs­kri­se es nicht mehr mög­lich macht, uns Mis­sio­na­re zu schicken.“ Der­zeit sei die Situa­ti­on gut in sei­nem Vika­ri­at. Nun sei jedoch die eige­ne Kir­che und die Orts­be­völ­ke­rung an der Rei­he, und habe selbst Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men „in der Orga­ni­sa­ti­on und der Lei­tung der kirch­li­chen Gemein­schaf­ten. Ich glau­be, daß wir uns in einem wich­ti­gen Moment befin­den, in dem die Bevöl­ke­rung des Ama­zo­nas selbst zum Sub­jekt ihrer eige­nen Evan­ge­li­sie­rung wird […]. Ohne so sehr auf ande­re Mis­sio­na­re und Mis­sio­na­rin­nen zu hof­fen, die aus ande­ren Welt­ge­gen­den kom­men. Mir scheint, daß das ein wich­ti­ger Moment ist, der eines Impul­ses bedarf.“

COPE: Das alles, was uns Don Davis sagt, hat logi­scher­wei­se mit der vom Papst für 2019 ein­be­ru­fe­nen Ama­zo­nas-Syn­ode zu tun. Und vie­le sehen die­se Etap­pe in Puer­to Mal­do­na­do in einer gewis­sen Wei­se, sagen wir es meta­pho­risch, als Beginn, wenn nicht der Syn­ode, so doch einer Vor­syn­ode, eines Weges zur Syn­ode. Was sagen sie uns zu die­ser Aus­sicht auf die Syn­ode, und was erhof­fen sich alle Diö­ze­sen an den Ufern des Ama­zo­nas, das sind vie­le und ver­streut über vie­le Länder?

Bischof De Aguir­re: So ist es. Nun sicher, in der Tat hat uns Kar­di­nal Bal­dis­se­ri, der der Sekre­tär ist, den der Papst für die Syn­ode bestimmt hat, vor einem Monat mitgeteilt…
Gut, im Rah­men sei­nes Besuchs kommt der Papst auch nach Puer­to Mal­do­na­do, und die Bischö­fe kom­men aus jedem Ama­zo­nas-Land. Es kommt zumin­dest ein Bischof und Kar­di­nal Bal­dis­se­ri nützt die Gele­gen­heit, um eine klei­ne Ver­samm­lung abzu­hal­ten, nicht so sehr eine Vor­syn­ode, aber eine Art Auf­wär­men. So könn­ten wir es nen­nen, nicht wahr!? Und was wir ein biß­chen von die­ser Syn­ode erhof­fen kön­nen, ist, daß sie ein Impuls für unse­re Ama­zo­nas-Kir­che sein wird. Daß sie uns hilft, die Wirk­lich­keit zu sehen, die Wirk­lich­keit zu erleuch­ten mit dem Licht des Evan­ge­li­ums, und daß sie uns auch hilft, uns als Kir­che im Ein­klang mit die­ser Wirk­lich­keit, die wir haben, zu orga­ni­sie­ren. Daß sie uns hilft, die besten For­men zu suchen, die Gemein­schaft Jesu zu leben. Dar­um geht es.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: COPE/​Wikicommons (Screen­shot)

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