Die Abtreibungslobbyisten im Vatikan


Gregoriusorden in seinen vier Klassen.
Gregoriusorden in seinen vier Klassen.

von Ric­car­do Cascioli*

Anzei­ge

Mit der Ver­lei­hung des Päpst­li­chen Ordens des hei­li­gen Gre­gors des Gro­ßen, der der füh­ren­den, nie­der­län­di­schen Abtrei­bungs­ver­fech­te­rin Lili­an­ne Plo­u­men zuteil wur­de, ist ein sol­ches Aus­maß an Absur­di­tät erreicht, daß es schwer­fällt, nicht von einer regel­rech­ten Abtrei­bungs­lob­by inner­halb des Hei­li­gen Stuhls zu spre­chen. Auch des­halb, weil das nur der jüng­ste einer gan­zen Rei­he von „Unfäl­len“ ist, von denen jeder pein­li­cher als der vor­he­ri­ge war, sodaß eine end­gül­ti­ge Klä­rung mehr als gebo­ten scheint.

Die skandalöse Verleihung

Keh­ren wir zum Fall Plo­u­men zurück, der in den ver­gan­ge­nen Tagen von Micha­el Hich­born vom Lepan­to Insti­tu­te publik gemacht wur­de. Plo­u­men, wie bereits berich­tet, ehe­ma­li­ge Ent­wick­lungs­hil­fe­mi­ni­ste­rin in den Nie­der­lan­den, ist eine Super­ak­ti­vi­stin sowohl für die Abtrei­bung als auch für die Homo-Ehe. Sie kann eine Erfolgs­li­ste vor­wei­sen, um die sogar Emma Boni­no sie benei­den dürf­te. Es ist daher unver­ständ­lich, wie es mög­lich wer­den konn­te, ihr eine Aus­zeich­nung zu ver­lei­hen, mit der jene geehrt wer­den, die sich durch beson­de­re Ver­dien­ste um die hei­li­ge Kir­che aus­ge­zeich­net haben.

Abtreibungslobbyisten
Plo­u­men mit dem Kom­tur­kreuz des Ordens

Der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti ver­such­te vom Pres­se­spre­cher des Hei­li­gen Stuhls Auf­klä­rung zu erhal­ten. Als Ant­wort erhielt er am Abend des 15. Janu­ar eine gute Mit­tei­lung, die von Palo­ma Gar­cia Ove­je­ro, der Stell­ver­tre­te­rin von Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke unter­zeich­net war. Ihr zufol­ge wur­de Frau Plo­u­men die Aus­zeich­nung im ver­gan­ge­nen Juni anläß­lich des „Besu­ches des nie­der­län­di­schen Königs­paa­res beim Hei­li­gen Vater“ ver­lie­hen und „ent­spricht der diplo­ma­ti­schen Gepflo­gen­heit“, bei offi­zi­el­len Besu­chen von Staats- oder Regie­rungs­chefs im Vati­kan „Aus­zeich­nun­gen zwi­schen den Dele­ga­tio­nen aus­zu­tau­schen“. Die­se Aus­zeich­nung sei daher, so die Mit­tei­lung, „nicht im gering­sten ein Pla­zet zur Poli­tik zugun­sten der Abtrei­bung und der Gebur­ten­kon­trol­le, deren För­de­re­rin Frau Plo­u­men ist“.

Es ist offen­sicht­lich ein Ver­such, das Vor­ge­fal­le­ne her­un­ter­zu­spie­len. Die Ant­wort, soll­te das über­haupt noch mög­lich sein, ver­schlim­mert sogar noch das Bild. Will man der Mit­tei­lung recht geben, könn­te man mei­nen, daß der Hei­li­ge Stuhl bei offi­zi­el­len Staats­be­su­chen auf einem sil­ber­nen Tablett eini­ge Medail­len bereit­hält, die ver­schie­de­nen Rit­ter­or­den ent­spre­chen, um die­se dann, zufäl­lig vom Tablett genom­men, den eben­so zufäl­li­gen Dele­ga­ti­ons­teil­neh­mern, die den eigent­li­chen Staats­gast beglei­ten, an die Brust zu heften.

Dem ist aber nicht so.

Die skandalöse Antwort des Presseamtes

Die Aus­zeich­nun­gen wer­den ad per­so­nam ver­lie­hen und erst nach­dem die „Ver­dien­ste“ des Kan­di­da­ten geprüft wur­den. Die schrift­li­che Begrün­dung beglei­tet die Ver­lei­hung des Kreu­zes, das die Aus­zeich­nung, kon­kret die Mit­glied­schaft im Rang eines Kom­turs im Gre­go­ri­us­or­den, beglei­tet. Das wird von Plo­u­men übri­gens selbst im Video bestä­tigt, das die Sache ins Rol­len brach­te. Sie sagt dort, daß ihr Akti­vis­mus für die Abtrei­bung „nicht erwähnt“ wird, „aber an sich ist es inter­es­sant, daß das erwähnt wird, was für die Res­sour­cen für die Gesell­schaft ist …“. Sie selbst betrach­tet die päpst­li­che Aus­zeich­nung „als Bestä­ti­gung des­sen, was sie für die Mäd­chen und für die Abtrei­bung“ macht. Dazu ent­hüll­te sie, „in den ver­gan­ge­nen Jah­ren viel in Kon­tak­te mit dem Vati­kan inve­stiert“ und „Lob­by­ar­beit“ im Vati­kan betrie­ben zu haben für die Zusam­men­ar­beit in den Entwicklungsländern.

Im Vati­kan muß­te man also sehr genau wis­sen, wer Plo­u­men ist. Erst recht, nach­dem vor eini­gen Jah­ren eine stren­ge­re Prü­fung der Kan­di­da­ten ange­ord­net wor­den war. Nach dem Tod von Jim­my Savi­le kam es zum Skan­dal, als bekannt wur­de, daß er sich des viel­fa­chen sexu­el­len Miß­brauchs schul­dig gemacht hat­te. Ihm war 2008 der Gre­go­ri­us­or­den ver­lie­hen wor­den. Zum Unter­schied von Plo­u­men waren Savi­les Ver­bre­chen nicht bekannt, son­dern nur sei­ne Wohl­tä­tig­keit in den Jah­ren davor, wäh­rend die Nie­der­län­de­rin ihre Poli­tik am hellich­ten Tag betreibt. „Schluß mit leicht­fer­ti­gen Ehrun­gen“, lau­te­te 2012 die Paro­le des Staats­se­kre­ta­ri­ats. Seit damals gel­ten stren­ge­re Prüfungen.

Der Fall Plo­u­men ist schwer­wie­gen­der. Hier wuß­te man genau, wel­che „zivil­ge­sell­schaft­li­chen“ Kämp­fe die nie­der­län­di­sche Mini­ste­rin seit Jah­ren vor­an­treibt. Nicht bekannt sind hin­ge­gen die „Ver­dien­ste“, für die sie der Hei­li­ge Stuhl aus­ge­zeich­net hat. Zudem war auch der eigent­lich zustän­di­ge, nie­der­län­di­sche Kar­di­nal Eijk in der Sache nicht gehört wor­den. Die­ser distan­zier­te sich noch am 15. Janu­ar öffent­lich von der Aus­zeich­nung, von der auch er bis zu jenem Zeit­punkt nichts gewußt hatte.

Die Mit­tei­lung des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes, die zudeckt, anstatt zu erklä­ren, ist daher nicht weni­ger skan­da­lös als die Aus­zeich­nung selbst.

Wen der Papst an seiner Seite duldet

Inzwi­schen wird damit klar, daß es in hohen Sphä­ren des Vati­kans jemand gibt, der die­ses Pon­ti­fi­kat aus­nützt, um poli­ti­sche Agen­den vor­an­zu­brin­gen, die nichts mit dem Lehr­amt der katho­li­schen Kir­che zu tun haben. In der Abtrei­bungs­fra­ge, das muß aner­kannt wer­den, war Papst Fran­zis­kus den Wor­ten nach immer sehr klar, wenn er auch nicht ein­greift, um die poli­ti­sche Debat­te zum The­ma zu beein­flus­sen, wie er es hin­ge­gen mit Nach­druck zu ande­ren The­men tut. „Die Abtrei­bung ist ein Ver­bre­chen, etwas abso­lut Böses“ hat­te er am 18. Febru­ar 2016 auf dem Rück­flug von Mexi­ko gesagt.

Ja, aber er ist von Leu­ten umge­ben, die offen­sicht­lich die Kir­che auf einen ande­ren Weg füh­ren wol­len, wo die För­de­rung der Homo-Agen­da samt „Homo-Ehe“, die Zulas­sung von Ver­hü­tungs­mit­teln und ein Augen­zwin­kern in Rich­tung Abtrei­bungs-Lob­by Hand in Hand gehen.

*Ric­car­do Cascio­li, Chef­re­dak­teur der Inter­net­zei­tung La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na und des Monats­ma­ga­zins Il Timone.

Bild: Wiki­com­mons

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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4 Kommentare

  1. „Ja, aber er ist von Leu­ten umge­ben, die offen­sicht­lich die Kir­che auf einen ande­ren Weg füh­ren wol­len…“ Nicht nur die­se Leu­te son­dern auch Fran­zis­kus selbst will die Kir­che auf einem ande­ren Weg füh­ren! Immer sind die ande­ren schuld, nie­mals Fran­zis­kus? Dafür ist er doch von einer bestimm­ten Grup­pe unter den Kar­di­nä­len gewählt wor­den, um fal­sche „Refor­men“ ein­zu­füh­ren und die Kir­che zu ver­än­dern. Haben eini­ge das immer noch nicht bemerkt?

  2. Was hat das mit „umge­ben­den Leu­ten“ zu tun, wenn der Papst selbst sagt, dass Emma Boni­no „eine ganz Gro­sse“ ist? Das hat der Papst selbst gesagt! Bit­te nichts verharmlosen!

  3. Trump unter­stützt „Marsch für das Leben“
    und auf ORF wird das dann so gemeldet:

    Trump grün­det Abtei­lung für „Gewis­sen“:

    Dis­kri­mi­nie­run­gen im Bereich der Medi­zin befürchtet:
    Mit der Maß­nah­me geht die Trump-Regie­rung auf For­de­run­gen kon­ser­va­ti­ver Grup­pie­run­gen ein.
    Kri­ti­ker befürchten,
    dass sie Diskriminierung
    beim Zugang zu medi­zi­ni­scher Behandlung
    zur Fol­gen haben könnte.
    „Nie­mand soll­te erle­ben müssen,
    dass ihm die Ver­sor­gung ver­wei­gert wird,
    dar­un­ter eine siche­re und lega­le Abtreibung“,
    erklär­te die auf Fami­li­en­pla­nung spe­zia­li­sier­te Orga­ni­sa­ti­on Plan­ned Parenthood.

    http://​reli​gi​on​.orf​.at/​s​t​o​r​i​e​s​/​2​8​9​0​3​55/

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