Ich bin Seelsorgerin, Managerin, Pfarrerin vor Ort und Diakonin, geweiht vom Leben


Diakonin, Pfarrerin, Managerin, so sieht sich Pfarrassistentin Sissy Kamptner selbst.
Diakonin, Pfarrerin, Managerin, so sieht sich Pfarrassistentin Sissy Kamptner selbst.

(Wien) Die Usur­pa­ti­on des Altar­rau­mes durch Frau­en ver­gif­tet schlei­chend die Kir­che Öster­reichs und hat einen nie dage­we­se­nen Prie­ster­man­gel zur Folge.

Anzei­ge

Wenn Brü­che statt­fin­den, haben sie meist eine lan­ge Vor­ge­schich­te. Nur ein Teil davon muß an der Ober­flä­che sicht­bar sein. Gei­sti­ge Strö­mun­gen, beson­ders wenn sie nicht zum Main­stream gehö­ren oder sogar geäch­tet sind, exi­stie­ren unter­ir­disch wei­ter, sogar über Gene­ra­tio­nen. Sie tre­ten erst an die Öffent­lich­keit, wenn sie stark genug sind, manch­mal schlag­ar­tig, manch­mal schleichend.

„Pfarrerin“ in Aktion
„Pfar­re­rin“ in Aktion

Unab­hän­gig davon, ob dies im Ein­zel­fall nega­tiv oder posi­tiv ist (auch das Chri­sten­tum konn­te mehr­fach in der Geschich­te in ein­zel­nen Län­dern nur im Unter­grund über­le­ben), zeigt es, daß län­ger­fri­stig kein Weg um eine gei­sti­ge Aus­ein­an­der­set­zung her­um­führt. Das gilt mit Sicher­heit für die katho­li­sche Kir­che von heu­te, die seit den „Auf­brü­chen“ rund um das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil aller­lei gei­sti­ge Strö­mun­gen und Abwei­chun­gen in ihrem Inne­ren dul­det, derer sie immer weni­ger Herr wird. Grund dafür ist zual­ler­erst, daß die Kir­chen­ver­ant­wort­li­chen zu vie­len Aus­ein­an­der­set­zun­gen aus dem Weg gegan­gen sind und daher immer mehr Aus­ein­an­der­set­zun­gen aus dem Weg gehen „müs­sen“. Erst recht, wenn sie selbst mehr oder weni­ger bewuß­te Anhän­ger sol­cher Abwei­chun­gen sind.

So kommt die Kir­che die Dul­dung abwei­chen­der Leh­ren an den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten und Hoch­schu­len immer teu­rer zu ste­hen. Um allen Illu­sio­nen zuvor­zu­kom­men: Wer in der Kir­che Häre­si­en ver­brei­tet, aber nicht ertappt wer­den will, weiß sich aus­rei­chend geschickt zu ver­hal­ten, im rich­ti­gen Moment zu schwei­gen, sich einer Tarn­spra­che zu bedie­nen und aus­zu­nüt­zen, daß ohne­hin das mei­ste gedul­det wird.

Die im Irr­tum aus­ge­bil­de­ten und auf irri­ge Wege geführ­ten Viertel‑, Halb- und Voll­theo­lo­gen strö­men in haupt- und ehren­amt­li­che Posi­tio­nen in der Kir­che. Und sie füh­ren ihrer­seits, je nach Auf­ga­be, wie­der Gene­ra­tio­nen von Gläu­bi­gen und Theo­lo­gen auf Abwe­gen. Wobei die­se von den Betrof­fe­nen selbst immer weni­ger als sol­che erkenn­bar sind. Mit der Zeit scheint der Abweg zum „gol­de­nen Weg“ und der „gol­de­ne Weg“ zu einem obsku­ren Abweg zu wer­den. Nicht nur außer­halb, auch in der Kir­che kann sich Blind­heit breitmachen.

„Ich bin Seelsorgerin“

Wallfahrtskirche Christkindl
Wall­fahrts­kir­che Christkindl

Die­se Blind­heit wird in der heu­ti­gen Aus­ga­be der öster­rei­chi­schen Kro­nen­zei­tung bewor­ben. Man ach­te auf die Ver­wir­rung der Begrif­fe, das Selbst­ver­ständ­nis und die Forderungen.

„Ich bin Seelsorgerin.“

Mit die­sen Wor­ten zitiert die Kro­nen­zei­tung Sis­sy Kampt­ner (57). „Die Theo­lo­gin lei­tet die Pfar­re Christ­kindl bei Steyr und for­dert mehr Rech­te für alle Frau­en in der Kir­che“, so die Zeitung.

Der Wall­fahrts­ort Christ­kindl ist vor allem wegen sei­nes Son­der­post­am­tes inter­na­tio­nal bekannt, das für die Wün­sche der Kin­der an das Christ­kind „zustän­dig“ ist.

Die Unter­neh­mers­toch­ter woll­te nicht den elter­li­chen Betrieb über­neh­men: „Ich arbei­te nun seit 1984 in der Kirche“.

„Heu­te“, so die Zei­tung, „liegt die Seel­sor­ge in Christ­kindl ganz in ihrer Hand.“

„Ich bin Pfarrerin vor Ort!“

„Ich bin die Pfar­re­rin vor Ort!“

So Kampt­ner selbst.

Längst habe die Gemein­de „ihr Tun im Altar­raum lieb­ge­won­nen“, weiß die Zei­tung zu berich­ten und man spürt, etwas ande­res könn­te an die­ser Stel­le aus poli­ti­scher Kor­rekt­heit auch gar nicht geschrie­ben werden.

„Für Eucha­ri­stie­fei­ern in der Wall­fahrts­ba­si­li­ka wird zusätz­lich ein exter­ner Prie­ster geholt“,

so die Kro­ne und läßt in die­sem kur­zen Satz die ganz Ver­wir­rung um Lit­ur­gie und Sakra­men­te aufblitzen.

Detail des Hochaltars
Detail des Hochaltars

Eucha­ri­stie­fei­ern sind nur mehr ein optio­na­ler, gele­gent­li­cher Zusatz, das Haupt­ge­wicht bil­den die „Got­tes­dien­ste“ der „Pfar­re­rin vor Ort“. Das Wört­chen „zusätz­lich“ läßt erah­nen, wer das Kom­man­do hat und wer nur mehr gedul­det ist.

„Die Got­tes­dien­ste sind bestens besucht“, setzt Eli­sa­beth Rathen­böcks femi­ni­sti­scher Jubel­be­richt fort. Einen Unter­schied zwi­schen Got­tes­dienst und Hei­li­ge Mes­se kennt sie nicht. Und falls doch, ver­steht sie ihn offen­bar nicht.

Wen wun­dert das, wird die Nivel­lie­rung doch hoch­of­fi­zi­ell von diö­ze­saner Sei­te gedul­det. Dabei ist nicht ganz klar, ob und wer als bewuß­ter Roß­täu­scher han­delt. Jeden­falls legt in der Diö­ze­se offen­bar nie­mand Wert dar­auf, die Gläu­bi­gen dar­an zu erin­nern, daß sie mit irgend­ei­nem „Got­tes­dienst“ nicht ihre Sonn­tags­pflicht erfül­len. Auch in der Lan­des­haupt­stadt Linz läßt man man­chen Pfar­rei­en, für die es kei­ne Prie­ster mehr gibt, die Nar­ren­frei­heit, an jedem Sonn­tag aller­lei „Got­tes­dien­ste“ zu fei­ern (Fami­li­en­got­tes­dienst, Kin­der­got­tes­dienst, Faschings­got­tes­dienst, Öku­me­ni­scher Got­tes­dienst …), anstatt die Gläu­bi­gen auf­zu­for­dern, weni­ge hun­dert Meter dane­ben eine Hei­li­ge Mes­se zu besu­chen. Die Krea­ti­vi­tät von Seel­sor­ge­teams geht vor.

Roßtäuscherei

Gottesdienstordnung
Got­tes­dienst­ord­nung

Theo­lo­gin Kampt­ner in Christ­kindl betreibt in jedem Fall Roß­täu­sche­rei, wie ein Blick auf die Sei­te der Pfar­rei auf dem Inter­net­auf­tritt der Diö­ze­se zeigt. Dort wer­den flei­ßig Sonn­tags­got­tes­dien­ste bewor­ben, aber mit kei­nem Wort erwähnt, ob es sich um eine Hei­li­ge Mes­se oder nur um eine Andacht a la Kampt­ner han­delt. Dabei legt sie, die offi­zi­ell „Pfarr­as­si­sten­tin“ ist, gro­ßen Wert in der Kir­che prie­ster­ähn­lich gewan­det auf­zu­tre­ten. Auch dar­in liegt Roß­täu­sche­rei, die unter Pasto­ral­as­si­sten­tin­nen im Bis­tum Linz eher die Regel als die Aus­nah­me ist. Bun­te Batik­tü­cher sol­len eine Sto­la vor­täu­schen und eine nicht vor­han­de­ne Amts­wür­de signalisieren.

Um nähe­re Aus­kunft zu erhal­ten, muß man eine eige­ne „Got­tes­dienst­ord­nung“ anklicken und fragt sich, wozu dann die unvoll­stän­di­gen Anga­ben auf der Inter­net­sei­te, auf die der Besu­cher zuerst stößt. Am kom­men­den Sonn­tag gibt es zum Bei­spiel einen „Wort­got­tes­dienst“ und einen „Pfarr­got­tes­dienst“, aber kei­ne Hei­li­ge Mes­se. Für den Wort­got­tes­dienst wird eine „Gebets­mei­nung“ für eine Fami­lie und ihren ver­stor­be­nen Sohn „zum Ster­be­tag“ aus­ge­wie­sen. Han­delt es sich dabei um eine Meß­in­ten­ti­on, für die ein Meß­sti­pen­di­um bezahlt wurde?

Der Ver­dacht, daß für „Got­tes­dien­ste“, die kei­ne Hei­li­gen Mes­sen sind, Meß­sti­pen­di­en kas­siert wer­den, wird aus ver­schie­de­nen öster­rei­chi­schen Diö­ze­sen geäußert.

Priestermangel

Wenn es in Christ­kindl kei­nen Prie­ster mehr gibt, son­dern die selbst­er­nann­te „Pfar­re­rin“ Kampt­ner, so hat das sei­ne Grün­de. Die haben nicht nur mit Hyper­in­di­vi­dua­lis­mus, Hedo­nis­mus und zuneh­men­der Bin­dungs­un­fä­hig­keit, auch nicht nur mit dem Gebur­ten­rück­gang zu tun. Sie haben weit mehr noch mit einer fal­schen Theo­lo­gie zu tun, die das katho­li­sche Prie­ster­tum bekämpft und durch ein „ande­res“ Prie­ster­tum erset­zen will.

Standardisierte Linzer Gewandung für Pastoralassistentinnen
Stan­dar­di­sier­te (?) Lin­zer Gewan­dung für Pastoralassistentinnen

Der Prie­ster­man­gel, ob gewollt oder nicht, ist ein direk­tes Ergeb­nis einer fal­schen Theo­lo­gie, der ein fal­sches Kir­chen­ver­ständ­nis zugrun­de liegt. Der immer drücken­der wer­den­de Prie­ster­man­gel ist von einem Teil des Kir­chen­per­so­nals durch­aus erwünscht. Er soll die Kir­che zu den struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen zwin­gen, die man errei­chen will: die Auf­he­bung des Prie­ster­zö­li­bats und die Zulas­sung des Frauenpriestertums.

War­um soll­te die Theo­lo­gin Kampt­ner trau­rig dar­über sein, daß man inzwi­schen in ihrer Diö­ze­se lan­ge nach­den­ken muß, um sich an das Jahr zu erin­nern, in dem das letz­te Mal ein Ober­öster­rei­cher für das Bis­tum zum Prie­ster geweiht wur­de. Lang ist es her.

Eini­ge Prie­ster­wei­hen von Ober­öster­rei­chern gab es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren schon, aber alle für Klö­ster oder für die Tra­di­ti­on. Die Neu­prie­ster, die für die Diö­ze­se geweiht wur­den – der letz­te wur­de 2014 geweiht -, kamen von aus­wärts (Polen, Schles­wig-Hol­stein). Das Durch­schnitts­al­ter der Diö­ze­san­prie­ster im Bis­tum Linz liegt inzwi­schen bei 67 Jah­ren und das Prie­ster­se­mi­nar ist fast leer. Wer von den weni­gen Semi­na­ri­sten im gen­der­ver­seuch­ten, poli­tisch links-grü­nen, letzt­lich wenig kir­chen­freund­li­chen Kli­ma des haupt­amt­li­chen Lai­en­ap­pa­rats durch­hält, flüch­tet sich in die Gemein­schaft eines alten Mönchs­klo­sters oder Chorherrenstifts.

„Ich bin Managerin“

War­um es so wenig Prie­ster­be­ru­fun­gen gibt, das macht „Pfar­re­rin“ Kampt­ner exem­pla­risch deut­lich. Sie und Ihres­glei­chen, die zuneh­mend das Heft im Bis­tum in der Hand hal­ten, brau­chen keine.

Kamptner als Vorsitzende der Frauenkommission
Kampt­ner als Vor­sit­zen­de der Frau­en­kom­mis­si­on der Diözese

Was zählt ist gen­der- und poli­tisch kor­rek­te Grup­pen­dy­na­mik einer „Kir­che in Bewe­gung“, oder wie die Theo­lo­gin von Christ­kindl es sagt: „Ich will unse­re Pfar­re leben­dig hal­ten“. Was immer sie damit auch meint, es wird im Arti­kel nicht hin­ter­fragt. Kor­rek­te Wort­hül­sen genü­gen. Auch das ist sym­pto­ma­tisch, nicht nur für den Arti­kel, son­dern für den Zustand der Ortskirche.

Sich selbst sieht Kampt­ner als „unei­gen­nüt­zi­ge Mana­ge­rin“, denn „der Geist Jesu steht in der Mit­te“. Nicht Jesus steht in der Mit­te, denn das wür­de ja Fra­gen nach der Real­prä­senz und damit nach der wirk­li­chen Mit­te der Kir­che, dem hei­li­gen Meß­op­fer, auf­wer­fen. Damit aber wäre „Pfar­re­rin“ Kampt­ner, da kein Prie­ster, aus dem Ren­nen. Das weiß sie offen­bar genau, denn sie recht­fer­tigt ihre Stellung:

„Wir haben die Auf­ga­be dem Leben zu die­nen, und nicht den Machtkonstruktionen.“

Mit sol­chen Sät­zen kann man bei einem in Sachen Glau­bens­leh­re und Kir­che zuneh­mend unge­bil­de­ten oder ver­bil­de­ten Publi­kum offen­bar punk­ten. Theo­lo­gin­nen ihres Schla­ges tra­gen flei­ßig zu die­ser Ver­bil­dung und Unbil­dung bei.

Rathen­böck zollt flei­ßig Bei­fall und atte­stiert Kampt­ner, daß das „star­ke Gedan­ken“ seien.

Was genau waren noch gleich star­ke Gedanken?

„Ich bin Diakonin, geweiht vom Leben!“

Forderung Frauendiakonat
For­de­rung Frau­en­dia­ko­nat (Inter­net­sei­te der Diö­ze­se Linz/​Frauenkommission)

Da ver­wun­dert es auch nicht, daß die „Pfar­re­rin“ es nicht nur in die Frau­en­kom­mis­si­on der Diö­ze­se Linz gebracht hat, son­dern sogar sechs Jah­re deren Vor­sit­zen­de war. Wel­cher „Geist“ dort in Sachen Kir­chen­ver­ständ­nis, Sakra­men­te und Prie­ster­tum herr­schen, möch­te man eigent­lich gar nicht wissen.

Ganz im femi­ni­sti­schen und lin­ken Ton for­mu­liert die Unter­neh­mers­toch­ter dann über die Arbeit der Frau­en­kom­mis­si­on wie gehabt:

„Wir trei­ben die struk­tu­rel­le Gleich­stel­lung voran“.

Kon­kret heißt das, man ahnt es längst, „die Zulas­sung von Frau­en zu katho­li­schen Ämtern“, so die Kro­nen­zei­tung. Kampt­ner wörtlich:

„Dass bezüg­lich der Wei­he von Frau­en zur Dia­ko­nin end­lich etwas wei­ter geht!“

Von sich selbst sagt sie schließ­lich auch:

„Ich bin Dia­ko­nin, geweiht vom Leben!“

Man darf getrost unter­stel­len, daß die Theo­lo­gin nicht nur „Dia­ko­nin“ wer­den möch­te, ein Amt, das es in der Kir­chen­ge­schich­te nie geben hat, son­dern wenn schon auch Prie­ste­rin und Pfar­re­rin ohne Anführungszeichen.

Und an Bischofs­an­wär­te­rin­nen wür­de es dann garan­tiert auch nicht fehlen.

Text: Mar­tha Burger
Bild: dioe​ze​se​-linz​.at/​W​i​k​i​c​o​m​m​ons (Screen­shots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!