FARC, Kolumbiens Jesuiten und linkskatholische Blindheit


Kolumbien: Projektion kommunistischer Symbole der neuen, linksradikalen Partei FARC (vormals Terrororganisation FARC) auf die Kathedrale von Bogota.
Kolumbien: Projektion kommunistischer Symbole der neuen, linksradikalen Partei FARC (vormals Terrororganisation FARC) auf die Kathedrale von Bogota.

(London/​Bogota) The Tablet, die pro­gres­si­ve, katho­li­sche Wochen­zei­tung Groß­bri­tan­ni­ens, ver­öf­fent­lich­te einen Arti­kel über Kolum­bi­en und wähl­te dazu als Titel­bild aus­ge­rech­net eine Dar­stel­lung, die Kolum­bi­ens gläu­bi­ge Katho­li­ken belei­dig­te. Über die FARC in Kolum­bi­en und die „Treff­si­cher­heit“ der euro­päi­schen Ver­tre­ter einer „ande­ren“ Kirche.

Der linke Friedensprozeß

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Der Tablet-Arti­kel befaßt sich mit dem umstrit­te­nen Frie­dens­pro­zeß im süd­ame­ri­ka­ni­schen Land. In des­sen Mit­tel­punkt ste­hen die Ent­waff­nung der kom­mu­ni­sti­schen FARC-Rebel­len und deren Umwand­lung in eine poli­ti­sche Par­tei. Ein Pro­zeß, der von Papst Fran­zis­kus mit Nach­druck und sogar gegen den Wil­len der Kolum­bia­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz unter­stützt wurde.

Tablet-Artikel mit Titelbild
Tablet-Arti­kel mit Titelbild

Fran­zis­kus mach­te sei­nen Kolum­bi­en-Besuch davon abhän­gig, daß der Frie­dens­plan, den Staats­prä­si­dent Juan Manu­el San­tos und die FARC aus­ge­han­delt hat­ten, in einer Volks­ab­stim­mung vom Volk bestä­tigt wird. Das war aber nicht der Fall. Die Vor­be­hal­te gegen den ein­sti­gen mili­tä­ri­schen Arm der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Kolum­bi­ens sind nach 50 Jah­ren des Ter­rors und des Mor­dens sehr groß und wer­den auch von den mei­sten Bischö­fen des Lan­des geteilt. Vie­le Kolum­bia­ner sahen nicht ein, war­um die von San­tos Vor­gän­ger, Alva­ro Uri­be, mili­tä­risch besieg­ten Ter­ro­ri­sten glimpf­lich davon­kom­men und poli­tisch auf­ge­wer­tet wer­den sollten.

In einer etwas abge­än­der­ten Form ließ Prä­si­dent San­tos im Novem­ber 2016, weni­ge Wochen nach dem geschei­ter­ten Volks­ab­stim­mung, den Frie­dens­plan vom Par­la­ment geneh­mi­gen. Dies­mal ohne Volks­be­tei­li­gung. Dafür sprach das lin­ke Nobel­preis­ko­mi­tee in Oslo San­tos kurz dar­auf den Frie­dens­no­bel­preis 2016 zu. Die­sen hät­te sein Amts­vor­gän­ger Uri­be weit mehr gebührt, doch gehört die­ser im Gegen­satz zum links­li­be­ra­len San­tos einer Par­tei mit kon­ser­va­ti­ven Posi­tio­nen an.

Suche nach linken Mehrheiten

Im Hin­ter­grund geht es um künf­ti­ge Regie­rungs­mehr­hei­ten links der Mit­te, um eine Rück­kehr bür­ger­li­cher, kon­ser­va­ti­ver Krei­se an die Regie­rung zu ver­hin­dern. Der Pro­zeß soll durch die Ein­bin­dung der extre­men Lin­ken ver­stärkt wer­den. Dazu wur­den die am Boden lie­gen­den FARC künst­lich wie­der­be­legt. Am ver­gan­ge­nen 27. August kon­sti­tu­ier­ten sich die Nar­co­guer­ril­le­ros als poli­ti­sche Par­tei. Das Kür­zel FARC wur­de bei­be­hal­ten. Statt Fuerz­as Arma­das Revo­lu­cio­na­ri­as de Colom­bia – Ejérci­to del Pue­blo (Revo­lu­tio­nä­re Streit­kräf­te Kolum­bi­ens – Volks­ar­mee) nennt sich die Par­tei Fuer­za Alter­na­ti­va Revo­lu­cio­na­ria del Común (Alter­na­ti­ve Revo­lu­tio­nä­re Kraft des Volkes).

Kritik an der FARC-Projektion
Kri­tik an der FARC-Projektion

Am 14. Novem­ber wur­de die FARC von der EU aus der Liste der Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen gelöscht.

Vier Tage vor Beginn des Papst-Besu­ches in Kolum­bi­en been­de­ten die FARC ihren Grün­dungs­par­tei­tag in Bogo­ta. Als „Gruß an den Papst“, wie kolum­bia­ni­sche Kom­men­ta­to­ren mein­ten, pro­ji­zier­te die neue Par­tei zum Abschluß des Par­tei­ta­ges, in der Nacht vom 1. auf den 2. Sep­tem­ber, kom­mu­ni­sti­sche Sym­bo­le auf die Kathe­dra­le von Bogota.

Vie­le Kolum­bia­ner, vor allem gläu­bi­ge Katho­li­ken, sahen dar­in eine Pro­vo­ka­ti­on, die sie belei­dig­te. Es kann kein Zwei­fel bestehen, daß das auch die Absicht der FARC war. Die Geste sym­bo­li­sier­te einen klei­nen Tri­umph über die poli­ti­schen Geg­ner. Die extre­me Lin­ke gab zudem zu ver­ste­hen, daß sie Sym­pa­thien für Papst Fran­zis­kus hegt, aber nicht für die katho­li­sche Kir­che Kolumbiens.

Msgr. Pedro Mer­ca­do, Prä­si­dent des Kir­chen­ge­richts von Bogo­ta und Kaplan des Kolum­bia­ni­schen Par­la­ments übte auf Twit­ter schar­fe Kri­tik an der Pro­jek­ti­on „kom­mu­ni­sti­scher Symbole“:

„Ein Akt der ideo­lo­gi­schen Gewalt und der respekt­lo­sen Pro­vo­ka­ti­on. Tota­le Ablehnung!“

The Tablet ver­öf­fent­lich­te den­noch genau ein Bild von den pro­vo­kan­ten Pro­jek­tio­nen und schrieb darunter:

 “Kolum­bi­ens Jesui­ten: Das Leben zum Bes­se­ren verändern”.

Kolumbiens Jesuiten und der Friedensprozeß

Der Arti­kel selbst stammt näm­lich aus der Feder des kolum­bia­ni­schen Jesui­ten P. John Jai­ro Mon­toya. Er schil­dert dar­in, wie katho­li­sche Füh­rungs­kräf­te – womit nicht die Bischö­fe gemeint sind, son­dern viel­mehr die Jesui­ten des Lan­des –, die Men­schen­rech­te ver­tei­di­gen und den Frie­dens­pro­zeß vor­an­brin­gen. Er selbst ist dar­an als Mit­ar­bei­ter der kolum­bia­ni­schen NGO Cen­tro de Inve­sti­ga­ci­on y Edu­ca­ci­on Popu­lar CINEP aktiv beteiligt.

Erst die Zukunft wird zei­gen, ob hier links­ka­tho­li­sche Krei­se nur als Steig­bü­gel­hal­ter an der Bil­dung neu­er, lin­ker Mehr­hei­ten mit­wir­ken, oder wirk­lich ein dau­er­haf­ter und ehr­li­cher Frie­dens­pro­zeß vor­an­ge­bracht wird.

Das von The Tablet gewähl­te Titel­bild wirft zumin­dest Zwei­fel auf und zeigt, wel­chen blin­den Opti­mis­mus links­ka­tho­li­sche Krei­se in Euro­pa – heu­te nicht anders als vor 40 oder 30 Jah­ren – jeder Links­grup­pie­rung in der ein­sti­gen Drit­ten Welt ent­ge­gen­brin­gen, beson­ders jenen der radi­ka­len Linken.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: The Tablet/​Twitter (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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2 Kommentare

  1. Die gesam­te 68er-Friedensbewegung
    hat­te sich Erne­sto „Che“ Gue­va­ra zum Idol erkoren.
    Gue­va­ra war für sei­ne Bru­ta­li­tät und Rück­sichts­lo­sig­keit gefürch­tet und er ließ es sich nicht neh­men, Gefan­ge­ne eigen­hän­dig zu exekutieren.
    In sei­nen Tage­bü­chern beschrieb Gue­va­ra die Hin­rich­tung von Eutí­mio Guer­ra , einem bäu­er­li­chen Armee­lei­ter, der Ver­rat ein­ge­stand, Auf Guer­ras Bit­te, dass sie „sein Leben schnell been­den“, trat Che vor und schoss ihm in den Kopf und schrieb: „Die Situa­ti­on war unan­ge­nehm für die Leu­te und für Euti­mio, also been­de­te ich das Pro­blem mit ihm mit einer 32 Pisto­le an der Stirn, mit Aus­tritts­öff­nung im rech­ten Temporallappen. “

    Als eine Haupt­fi­gur der kuba­ni­schen Revo­lu­ti­on wur­de sein sti­li­sier­tes Gesicht zu einem all­ge­gen­wär­ti­gen Gegen­kul­tur­sym­bol der Rebel­li­on und der glo­ba­len Insi­gni­en der Populärkultur .

    https://​en​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​C​h​e​_​G​u​e​v​ara

    Aller­dings ist auch das poli­ti­sche Latein­ame­ri­ka­ni­sche Umfeld, dass in die­sem wiki­pe­dia-Arti­kel beschrie­ben wird von Bedeu­tung. Mar­xi­sti­scher Athe­is­mus ver­sus Feudal-Kapitalismus.

  2. Die­ser links­extre­me Kurs der Amts­kir­che wird ähn­lich etwa wie in Bra­si­li­en und mitt­ler­wei­le vie­len ande­ren Län­dern Latein­ame­ri­kas, wo dies seit Jahr­zehn­ten schon zu beob­ach­ten ist, vie­le der Flei­ßi­gen, Anstän­di­gen u. die Bil­dungs- u. Ver­mö­gens­eli­te Kolum­bi­ens in die Arme der kon­ser­va­ti­ven pro­te­stan­ti­schen Frei­kir­chen und der Pfings­be­we­gung trei­ben. Und das ist auch nur zu verständlich.

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