(Washington) So geht es auch, könnte man sagen: In den USA wurde über die Tradition und einen Meßort der überlieferten Form des Römischen Ritus auf der Titelseite einer Tageszeitung berichtet.
Die katholische Tradition und die ihr verpflichteten Gemeinschaften fristen in der Kirche ein Randdasein. Ein Teil davon, die Ecclesia-Dei-Gemeinschaft, wird geduldet, ein anderer Teil, die Piusbruderschaft, nicht einmal das. Warum sollte sie dann erst der Rest der Welt beachten? Und doch scheint es dort manchmal sogar leichter zu gehen, wie das Beispiel der Tageszeitung The Baltimore Sun zeigt. Sie erscheint im Staat Maryland und ist „auf die Ostküsten-Klientel im Speckgürtel von Washington zugeschnitten“, wie es bei Wikipedia heißt. Entsprechend ist die Ausrichtung „liberal“, was in den USA linksliberal meint.
Das Hauptstadtgebiet, der District of Columbia, ist aus dem Staat Maryland herausgeschnitten. In Washington stimmten bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen 90,5 Prozent der Wähler für Hillary Clinton, die Kandidatin der Demokratischen Partei, aber nur vier Prozent für den tatsächlich gewählten US-Präsidenten Donald Trump.
In der gestrigen Ausgabe widmete The Baltimore Sun den Schwerpunkt ihrer Titelseite der katholischen Tradition, konkret dem Meßort im überlieferten Ritus in der 56 Kilometer von Washington entfernten Stadt Baltimore. Baltimore ist mit rund 615.000 Einwohnern die größte Stadt von Maryland.
Zum großen Titelbild gehört die Überschrift „In St. Alfons, Messe für die Traditionalisten“. Der Artikel stellt den von der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) betreuten National Shrine of Saint Alphonsus Ligouri vor. Er erklärt sachlich und detailliert den Ablauf einer heiligen Liturgie und berichtet Aussagen von Gläubigen. Im Artikel finden sich keine pflichtkritischen Seitenhiebe oder präventive Distanzierungen, auch keine abfälligen Bemerkungen von einer „unverständlichen“, „überholten“, „pelagianischen“ „Modeerscheinung“.
„Von den kirchlichen Reformführern des Zweiten Vaticanums an den Rand gedrückt, war die traditionelle lateinische Messe in den USA Anfang der 80er Jahre fast verschwunden. Heute wird sie laut Una Voce, einer Organisation, die den Ritus fördert, wieder in mehr als 400 katholischen Kirchen im ganzen Land zelebriert.“
Und weiter:
„Nathaniel Marx, Assistenzprofessor für Systematische Theologie am Theologischen Seminar von St. Meinrad in Indiana sagt, es sei schwierig genaue Zahlen zu nennen, aber es sei offensichtlich, daß die Bewegung weiter wächst. Marx untersuchte in seiner Doktorarbeit ‚Ritual in the Age of Authenticity‘ die Ethnographie der modernen, hispanoamerikanischen Katholiken. Er sagt: ‚Ich denke, er gewinnt Energie sowohl von älteren Katholiken, die sich noch aus ihrer Kindheit an den Ritus erinnern, als auch von den Jungen, die ihn nun zum ersten Mal entdecken.“
Zuständiger Priester an der Kirche ist Pater Joel Kiefer FSSP. Die Kirche zum heiligen Alfons von Ligouri befindet sich zentral gelegen, nur einen Häuserblock von der Kathedrale und der Kurie des Erzbistums Baltimore entfernt.
Einen vergleichbaren Artikel wird man schwerlich in einem linksliberalen Leitmedium des deutschen Sprachraumes finden, schon gar nicht auf der Titelseite. In offiziellen katholischen Medien erst recht nicht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: stalphonsusbalt.org/The Baltimore Sun (Screenshot)
Dieser Artikel beschreibt sehr gut das Wiederaufleben des Alten Ritus in Nordamerika.
Die Schreibweise „Ligouro“ statt Liguori taucht tatsächlich einmal auf der Website von St. Alphonsus in Baltimore auf.
Die Website ist übrigens sehr stilvoll und besonders ansprechend und sehr informativ gestaltet.
Auffallend ist dabei auch das Angebot für eine Hl. Messe in litauischer Sprache: tatsächlich waren und sind die nicht aus dem angelsächsischem oder deutschem Raum stammenden Katholiken viel treuer im Glauben geblieben und haben niemals solche Aversionen und hassende Frustrationen ggb. den Alten Ritus entwickelt.
Die post2vatikanische Liturgiereform wurde in Osteuropa sehr lange nicht ein- und durchgeführt (es fehlte schlicht das Geld für alle diese neue Meßbücher);
In Rom war die Kapelle der litauischen Seminaristen übrigens der letzte Ort, wo der altehrwürdige Meßritus gefeiert wurde (bis Ende 1989).
Die Patriotische Kirche Chinas feiert bis jetzt noch den Tridentinischen Ritus.
Es ist ganz einfach so:
Qualität bewährt sich immer und ist nicht zeit- und mainstreamabhängig.
Die Menschheit hat immer eine Sehnsucht nach Spiritualität, nach Seriosität,nach Frömmigkeit gehabt und wird es immer haben.
Das laute Gepoltere, Schwadronieren und flapsig Herausschwätzen, stilloses Verhalten und clowneskes Gebaren wirkt recht schnell nur langweilig und uninteressant;
„Windhauch, nur Windhauch“ wie der Prediger sagt.
Die Altehrwürdige Liturgie dagegen strahlt tatsächlich viel heller als in den letzten Jahrzehnten zu erwarten war und greift , wi im Artikel sehr richtig bemerkt, besonders viele Jugendlichen an.
Um es etwas robust auszudrücken:
„Wir nehmen zurück was uns gehört“.
@ Adrien Antoine
Die von Ihnen angesprochene Schreibweise „Ligouri“ war ein „Mistake“ und ist nun korrigiert: http://stalphonsusbalt.org/
Die alte Messe ist die wahre katholische Messe ohne Modernismus der Freimaurer, ehrführchtig und gnadenvoll.
Die Säkularisierung ist sehr weit fortgeschritten, insbes. aber auch die Selbstsäkularisierung der Kirche nach dem Konzil mit ihrer vollkommen anthropozentrestischen Konzentrierung bei folgerichtiger Negation des anabatischen Aspektes des Heiligen Kultes. Es ist daher überhaupt nicht verwunderlich, daß der Meßbesuch massiv eingebrochen ist. Der paulinische NOM, eine von „Experten“-gremien zusammengestellter, künstlicher Ritus (wobei es überhaupt sehr schwer fällt diese in sich defizente Expertenliturgie als „Ritus“ anzusprechen) kommt niemals, auch falls „würdig zelebriet“ oder „auf Leitein“, an die geistliche Tiefe und mystische Erhabenheit des altehrwürdigen gregorianischen Ritus heran.
Ein kreuzfrommer Mann (studiert und geweiht) pflegte darauf hinzuweisen, dass das Kreuz „2“ Balken habe, einen vertikalen und einen horizontalen. Das Problem sah er darin, dass die Menschen (inkl. kirchliche Obrigkeiten) dazu neigten, die in diesen Kreuzbalken ausgedrückten Symbolebenen nicht richtig einzuordnen; entweder würden sie den vertikalen Aspekt (d.h. die Richtung auf Gott bzw. aufs „Jenseits“) zu sehr betonen und die Beziehung zu den „Nächsten“ etc. vernachlässigen, oder aber sie betonen den horizontalen Aspekt (d.h. die Richtung auf die irdische Ebene bzw. aufs „Diesseits“) und die Beziehung zu Gott würde eher unwichtig.
Entscheidend ist aber die richtige Gewichtung beider Aspekte; oder biblisch ausgedrückt: Du sollst Gott und den Menschen lieben (wie dich selbst).
Also: Liebe zu Gott, Liebe zu den Mitmenschen/Nächstenliebe, Liebe zu sich selbst.
Es erübrigt sich zu sagen, welche Art von Liebe heute im Vordergrund steht und welche eher als eine Art „vernachlässigbare Größe“ betrachtet wird.
Oder wie jener fromme Priester es ausdrückte: „Der Mensch fragt fast immer: ‚Was bringt’s mir?‘ “ Diese Frage sei heute zumeist auf ein Mehr an „irdischen“ Erfolgen bezogen, während der vertikale Aspekt zunehmend im Schwinden begriffen sei.
Dieses Denken hat ‑weiß der Himmel!- auch vor der RKK (sowohl den einfachen Gläubigen als auch ihren jeweiligen Hierarchen)nicht nur nicht Halt gemacht,
sondern …