Neuseeländische Bischöfe für „alternative Übersetzung“ des Missale Romanum


Neuseelands Bischöfe wollen eine "alternative" Übersetzung des Missale Romanum
Neuseelands Bischöfe wollen eine "alternative" Übersetzung des Missale Romanum

(Rom) Am Ersten Advents­sonn­tag 2011 trat die neue eng­li­sche Über­set­zung der drit­ten Aus­ga­be der Edi­tio Typi­ca des Mis­sa­le Roma­num nach dem Novus Ordo in Kraft. Gemeint ist die über­ar­bei­te­te Aus­ga­be des römi­schen Meß­bu­ches nach der Lit­ur­gie­re­form von 1969, die Papst Paul VI. durch­füh­ren ließ. 17 Jah­re lang war dar­an gear­bei­tet wor­den, um die best­mög­li­chen For­mu­lie­run­gen zu fin­den. Grund dafür waren auch erheb­li­che Wider­stän­de. Mit 1. Okto­ber trat das Motu pro­prio Magnum prin­ci­pi­um von Papst Fran­zis­kus in Kraft und Neu­see­lands Bischö­fe mel­de­ten bereits den Wunsch nach einer „alter­na­ti­ven Über­set­zung“ des Mis­sa­le Roma­num an.

Oktober 2011: Arthur Roche überreicht Benedikt XVI. die neue, englische Übersetzung des Missale Romanum.
Okto­ber 2011: Arthur Roche über­reicht Bene­dikt XVI. die neue, eng­li­sche Über­set­zung des Mis­sa­le Romanum.
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Die neue eng­li­sche Über­set­zung erfolg­te auf Wunsch von Johan­nes Paul II. und beson­ders Bene­dikt XVI. und des­sen „Reform der Reform“, mit der er eine kor­rek­te­re Über­set­zung for­der­te, die sich bei Über­set­zun­gen in die Volks­spra­chen näher und genau­er an das latei­ni­sche Ori­gi­nal hält. Zum Teil aus Schlam­pig­keit, Zeit­druck, aber auch wegen theo­lo­gi­scher Defi­zi­te und einer pro­gres­si­ven Grund­hal­tung war es in den ersten Über­set­zun­gen nach 1969 zu Män­geln gekom­men, die sogar die Wand­lungs­wor­te betref­fen. In ver­schie­de­nen Volks­spra­chen wur­den die­se Defi­zi­te eini­ger­ma­ßen beho­ben, längst aber nicht in allen. So feh­len bei­spiels­wei­se noch der deut­sche und der ita­lie­ni­sche Sprachraum.

Sei­ne For­de­rung hat­te Bene­dikt XVI., damals noch als Kar­di­nal Ratz­in­ger und Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, mit der Zustim­mung von Papst Johan­nes Paul II. bereits 2001 in der Instruk­ti­on Lit­ur­giam authen­ti­cam for­mu­liert. Dar­in wur­de eine abso­lu­te Not­wen­dig­keit klar­ge­stellt, daß die Über­set­zun­gen in die Volks­spra­chen „ohne Aus­las­sun­gen, Hin­zu­fü­gun­gen und Umschrei­bun­gen“ dem Ori­gi­nal „maxi­mal treu“ sind.

Inzwi­schen nahm Papst Fran­zis­kus jedoch einen tief­ge­hen­den Ein­griff vor, der pro­gres­si­ve Lit­ur­gi­ker erfreut, aber alle ande­ren ent­setzt. Mit dem Motu pro­prio Magnum prin­ci­pi­um über­trug er zum 1. Okto­ber 2017 den Bischofs­kon­fe­ren­zen die pri­mä­re Zustän­dig­keit für die Über­set­zung der lit­ur­gi­schen Bücher in die Volks­spra­chen. Von denen gibt es nicht eine oder zehn, son­dern welt­weit 120. Ten­denz stei­gend. Zum Motu pro­prio sie­he Prä­zi­sie­rung von Kar­di­nal Sarah zum Motu pro­prio Magnum Prin­ci­pi­um.

Seit Franziskus drängen Progressive, Benedikts „Reform der Reform“ rückgängig zu machen

Gan­ze Sprach­räu­me sind säu­mig bei den von Bene­dikt XVI. gewünsch­ten Kor­rek­tu­ren. Das Motu pro­prio macht es wahr­schein­lich, daß sie auch säu­mig blei­ben – aller­dings nun mit päpst­li­chem Segen und gegen den Wil­len von Bene­dikt XVI. Es gibt zudem selbst in den Sprach­räu­men Bestre­bun­gen, in denen Neu­über­set­zun­gen nach Bene­dikt XVI. erfolgt sind und in Kraft gesetzt wur­den, die Reform des deut­schen Pap­stes wie­der rück­gän­gig zu machen. In den USA ver­öf­fent­lich­te die Bischofs­kon­fe­renz 2011 für die Gläu­bi­gen eine Erläu­te­rung zur Neu­über­set­zung, mit der die Ent­wick­lung kurz nach­ge­zeich­net wird.

Kaum war Papst Fran­zis­kus gewählt, wur­de im Mai 2013 von pro­gres­si­ven Kir­chen­krei­sen in den USA und Groß­bri­tan­ni­en, aber auch Austra­li­en und Irland Kri­tik an der eng­li­schen Neu­über­set­zung laut. In der Agi­ta­ti­on wur­den ver­schie­de­ne Punk­te genannt. Kern­punkt ist jedoch die neue Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te mit „für vie­le“, statt bis­her „für alle“. An die­sen Wor­ten schei­den sich die Gei­ster. Es geht dabei nicht nur um die bes­se­re Über­set­zung des latei­ni­schen „pro mul­tis“, son­dern dahin­ter auch um ein unter­schied­li­ches Kir­chen- und Meßverständnis.

Das Motu pro­prio Magnum prin­ci­pi­um ist erst seit einem Monat in Kraft, doch schon erhe­ben sich die Stim­men im eng­lisch­spra­chi­gen Raum, die Neu­über­set­zung von 2011 wie­der rück­gän­gig zu machen. Austra­li­sche Pro­gres­si­ve hat­ten schon damals, aller­dings ver­geb­lich, einen „Indult“ gefor­dert, an der alten defi­zi­tä­ren, „frei­en“ Über­set­zung nach der Lit­ur­gie­re­form fest­hal­ten zu können.

Die pro­gres­si­ve For­de­rung lau­tet: ent­we­der zur Über­set­zung vor der Neu­über­set­zung von 2011 zurück­keh­ren oder eine neue alte Über­set­zung in Kraft setzen.

Die Rolle von Kurienerzbischof Arthur Roche

Undurchsichtige Rolle von Msgr. Arthur Roche
Undurch­sich­ti­ge Rol­le von Msgr. Arthur Roche

Undurch­sich­tig an der Sache wirkt auch die Rol­le von Kuri­en­erz­bi­schof Arthur Roche, dem Sekre­tär der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung.

Am 19. Okto­ber 2011 über­gab er fei­er­lich im Rah­men einer Gene­ral­au­di­enz Papst Bene­dikt XVI. die eng­li­sche Neu­über­set­zung der Edi­tio Typi­ca. Damals war Roche noch Bischof von Leeds und Vor­sit­zen­der der Inter­na­tio­na­len Kom­mis­si­on für Eng­lisch in der Lit­ur­gie. Im Juni 2012 mach­te ihn Bene­dikt XVI., nicht zuletzt wegen der umge­setz­ten eng­li­schen Neu­über­set­zung des Mis­sa­le, zum Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on und zum Titularerzbischof.

Heu­te gilt Roche als eine der gehei­men Federn, die das Motu pro­prio Magnum prin­ci­pi­um ver­faß­ten. Von Roche, nicht etwas vom zustän­di­gen Prä­fek­ten, wur­de das Motu pro­prio gemein­sam mit Papst Fran­zis­kus unter­zeich­net. Roche schrieb dazu einen „Lese­schlüs­sel“.

Der zustän­di­ge Prä­fekt der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, Robert Kar­di­nal Sarah, war weder am Zustan­de­kom­men von Magnum prin­ci­pi­um betei­ligt noch in des­sen Aus­ar­bei­tung ein­ge­bun­den. Im Klar­text arbei­te­te Roche im Auf­trag des Pap­stes hin­ter dem Rücken von Kar­di­nal Sarah, sei­nem direk­ten Vorgesetzten.

Neuseelands Bischöfe fordern „alternative“ Übersetzung

Die Bischö­fe von Neu­see­land haben Magnum prin­ci­pi­um mit einer eige­nen Erklä­rung begrüßt, die sie am 26. Okto­ber auf ihrer Inter­net­sei­te ver­öf­fent­lich­ten. Dar­in bezeich­nen sie das Motu pro­prio als „Edikt“: „Erklä­rung der neu­see­län­di­schen Bischö­fe, die das Edikt von Papst Fran­zis­kus über die Über­set­zung der lit­ur­gi­schen Tex­te begrü­ßen“.

Nach dem Lob für Papst Fran­zis­kus und sein Motu pro­prio kom­men die neu­see­län­di­schen Bischö­fe zur Sache:

“Wie vie­le Prie­ster und Pfarr­an­ge­hö­ri­ge tei­len wir die Fru­stra­ti­on über eini­ge Aspek­te der aktu­el­len Über­set­zung des Römi­schen Meß­bu­ches und wie­der­ho­len unse­ren Wunsch nach Schön­heit, Ver­ständ­lich­keit und Teil­nah­me an der hei­li­gen Liturgie.“

Unzwei­deu­tig ist die Ansa­ge, Magum prin­ci­pi­um nüt­zen zu wol­len, um die Reform von Bene­dikt XVI. rück­gän­gig zu machen. Die Bischö­fe spre­chen aus­drück­lich von einer „alter­na­ti­ven Über­set­zung“ zur geltenden:

„Wir wer­den mit eng­lisch­spra­chi­gen Bischofs­kon­fe­ren­zen auf der gan­zen Welt zusam­men­ar­bei­ten, um die Mög­lich­keit einer alter­na­ti­ven Über­set­zung des Römi­schen Mess­buchs und die Über­prü­fung ande­rer lit­ur­gi­scher Tex­te umsich­tig und gedul­dig zu prüfen.“

Bischof Patrick Dunn
Bischof Patrick Dunn

Neu­see­land, wo rund 12 Pro­zent der Ein­woh­ner katho­lisch sind, bil­det eine Kir­chen­pro­vinz. In der Neu­see­län­di­schen Bischofs­kon­fe­renz sind das ein­zi­ge Erz­bis­tum und fünf Suf­fra­gan­bis­tü­mer zusam­men­ge­schlos­sen, von denen eines vakant ist.

Der Erz­bi­schof von Wel­ling­ton und Pri­mas von Neu­see­land, John Atcher­ley Dew, wur­de weni­ge Tage vor dem Tod von Papst Johan­nes Paul II. ernannt. Papst Fran­zis­kus erhob ihn 2015 zum Kar­di­nal. Unter Fran­zis­kus ist die Kar­di­nals­kre­ierung, im Gegen­satz zu sei­nen Vor­gän­gern, ein weit stär­ke­res Signal für eine Parteiung.

Trei­bend in der Sache ist vor allem Patrick Dunn, Bischof von Auck­land. Er saß für Neu­see­land in der Kom­mis­si­on, die von 1998 bis 2011 an der eng­li­schen Neu­über­set­zung arbei­te­te. Unter Johan­nes Paul II. war es den Pro­gres­si­ven gelun­gen, erheb­lich Sand ins Getrie­be zu streu­en. Mit der Wahl Bene­dikts XVI. konn­te die Sache zumin­dest für den eng­lisch­spra­chi­gen Raum ent­schlos­se­ner zu Ende geführt wer­den. Dunn war kei­nes­wegs begei­stert dar­über. Seit 1994 Bischof von Auck­land scheint er sich vie­le Jah­re zurück­ge­hal­ten oder ver­stellt zu haben. Mit der Wahl von Fran­zis­kus änder­te sich das. Dunn übte lau­te und pole­mi­sche Kri­tik an der eng­li­schen Neu­über­set­zung. Jüngst sprach er eine Emp­feh­lung für das Buch des homo­phi­len US-Jesui­ten James Mar­tin aus, den Fran­zis­kus zum Con­sul­tor des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­se­kre­ta­ri­ats an der Römi­schen Kurie ernannte.

In Neu­see­land ist das Motu pro­prio Magnum prin­ci­pi­um bereits in Action.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: auck​land​ca​tho​lic​.org​.nz (Screen­shot)

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