Papst Franziskus und seine kommunistischen Freunde


Staino-Karikatur: Che Guevara im Gespräch mit einem zerstreuten Jesus.
Staino-Karikatur: Che Guevara im Gespräch mit einem zerstreuten Jesus.

(Rom) „Die Kom­mu­ni­sten, die Papst Fran­zis­kus gefal­len. Und umge­kehrt.“ Unter die­sem Titel stell­te der bekann­te Vati­ka­nist San­dro Magi­ster eini­ge neue Weg­ge­fähr­ten des der­zeit regie­ren­den Pap­stes vor, die eini­ges Stau­nen erregen.

Das altstalinistische „Blumenkind“ mit „Bobo“ und „Dschieses“

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Zu ihnen gehört, Katho​li​sches​.info berich­te­te, der Alt-Kom­mu­nist Ser­gio Stai­no, ein sati­ri­scher Kari­ka­tu­rist. In den 60er und 70er Jah­ren trat er im Gewand der „Blu­men­kin­der“ als Agi­ta­tor sta­li­ni­sti­scher und mao­isti­scher Sek­tie­rer­grup­pen in Erschei­nung, die jeden Augen­blick im Westen den Aus­bruch einer neu­en „Okto­ber­re­vo­lu­ti­on“ erwar­te­ten und auf sub­ver­si­ve Wei­se dar­auf hinarbeiteten.

Sei­ne Kar­rie­re mach­te er dann jedoch ab der zwei­ten Hälf­te der 70er Jah­re in den Rei­hen der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Ita­li­ens (KPI), die den Zeich­ner für ver­schie­de­ne Par­tei­or­ga­ne und par­tei­na­he Blät­ter enga­gier­te. Sei­ne Figur „Bobo“, die ihn selbst dar­stellt, aber oft als Umber­to Eco gedeu­tet wird, wur­de zur Kult­fi­gur der Lin­ken. Nüch­tern betrach­tet, spie­gelt sie arche­ty­pisch den „ewig zor­ni­gen“, aber schreck­lich gut­mensch­li­chen Lin­ken wider. Am Ende brach­te es Stai­no bis zum (letz­ten) Chef­re­dak­teur der Unità , der histo­ri­schen Tages­zei­tung der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei und ihrer Nach­fol­ge­par­tei­en. Die aktu­el­le heißt Demo­kra­ti­sche Par­tei (PD) und stellt der­zeit mit dem „roten Gra­fen“ Pao­lo Gen­ti­lo­ni Ita­li­ens Ministerpräsidenten.

Seit 1. Okto­ber hat Stai­no ein neu­es Enga­ge­ment. Er zeich­net jetzt auch für die Zei­tung der ita­lie­ni­schen Bischö­fe. Eine unge­wöhn­li­che Mena­ge wie nicht nur gläu­bi­ge Katho­li­ken mei­nen. In frü­he­ren Jah­ren kri­ti­sier­te der Avve­ni­re wie­der­holt blas­phe­mi­sche Kari­ka­tu­ren Stai­nos. Immer­hin ist der Kari­ka­tu­rist Ehren­prä­si­dent der ita­lie­ni­schen Ver­ei­ni­gung der Athe­isten und Agno­sti­ker UAAR.

Der Alt-Sta­li­nist mit unge­bro­che­nem Hang zur radi­ka­len Lin­ken (2009 kan­di­dier­te er auf der gemein­sa­men Liste von Alt-Kom­mu­ni­sten und Grü­nen für das Euro­päi­sche Par­la­ment, was ihm fast den Raus­wurf aus dem PD ein­brach­te) bezeich­net sich auch heu­te als „nicht gläu­big“. Das wur­de vom Avve­ni­re am 1. Okto­ber, als Stai­no vor­ge­stellt wur­de, im Unter­ti­tel her­vor­ge­ho­ben wie eine Fah­ne, die man stolz vor sich herträgt.

„Hello Jesus“ oder wie der Kontakt zu Franziskus zustande kam

Stai­nos Kari­ka­tur wird jeden Sonn­tag auf der Titel­sei­te erschei­nen und nennt sich „Hel­lo Jesus“. „Dschie­ses“, die eng­li­sche Aus­spra­che ist wesent­li­cher Bestand­teil des Gan­zen, ist ein zer­streu­ter jun­ger Mann, der immer noch in Naza­reth bei sei­nen Eltern Maria und Joseph lebt und mehr schlecht als recht sei­nem Vater als Schrei­ner hilft. Sei­ne Gedan­ken sind offen­bar ganz woan­ders, denn, so Stai­no wört­lich, bald wird er sich auf­ma­chen, um

„zum ersten Sozia­li­sten zu wer­den, zum Ersten, der für die Armen kämpft“.

Wie könn­te es auch anders sein.

Ein Kon­takt zwi­schen dem in die Jah­re gekom­me­nen Links­ab­weich­ler und dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt kam schon bald nach der Wahl von Fran­zis­kus zum Papst zustan­de und zwar so, wie Stai­no im Avve­ni­re-Inter­view erzählte:

Am 28. Sep­tem­ber 2013 klin­gel­te bei Car­lo Pet­ri­ni das Tele­fon. Der Anru­fer war „völ­lig über­ra­schend“ Papst Fran­zis­kus. Pet­ri­ni ist der Grün­der der NPO Slow Food. Sie ver­steht sich als bewuß­te Gegen­be­we­gung zum uni­for­men und glo­ba­li­sier­ten Fast­food und för­dert daher die regio­na­le Land­wirt­schaft und Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on sowie die regio­na­le Küche. Pet­ri­ni habe dem Papst bei die­ser Gele­gen­heit erzählt, daß Stai­nos Mut­ter 1948 von einem Prie­ster die Los­spre­chung ver­wei­gert wur­de, weil sie für die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei gestimmt hat­te. Der Papst sei in lau­tes Geläch­ter aus­ge­bro­chen und habe geantwortet:

„Sagen sie der Mut­ter ihres Freun­des, daß sie, wenn sie will, die­se Abso­lu­ti­on von mir bekommt.“

Wie Magi­ster bestä­tigt, fin­den vie­le Leser des Avve­ni­re den Neu­zu­gang aber gar nicht lustig.

Im übri­gen wur­de vom Hei­li­gen Offi­zi­um, der heu­ti­gen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, 1949 ein von Papst Pius XII. gebil­lig­tes Dekret erlas­sen, mit dem fest­ge­stellt wur­de, daß die Mit­glied­schaft, akti­ve Unter­stüt­zung oder Wahl der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei ipso fac­to zur Exkom­mu­ni­ka­ti­on führt, weil der Kom­mu­nis­mus eine dem Glau­ben kate­go­risch wider­spre­chen­de Ideo­lo­gie ver­tritt. Da es sich um „Apo­sta­sie vom Glau­ben“ han­delt, ist die Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­ten. Die­ses Dekret wur­de nie auf­ge­ho­ben, wenn­gleich man­che sagen, es sei durch das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil still­schwei­gend „über­wun­den“ worden.

Galantinos Entmachtung

Zu jenen, die die Beru­fung Stai­nos nicht lustig fin­den, gehört bemer­kens­wer­ter­wei­se auch der Her­aus­ge­ber des Avve­ni­re, Bischof Nun­zio Galan­ti­no, der als Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz für die Medi­en der­sel­ben zustän­dig ist. Am 5. Okto­ber schrieb er an Chef­re­dak­teur Mar­co Tar­qui­nio einen Brief, in dem es heißt:

„Ich tei­le die­se Ent­schei­dung nicht, weil ich wirk­lich nicht ver­ste­he, wel­chen Mehr­wert die Zeich­nun­gen Stai­nos unse­rer Zei­tung brin­gen sollen.“

Magi­ster zieht aus dem Brief Galan­ti­nos wei­ter­ge­hen­de Schlüsse:

„Das ist der Beweis, daß die Macht Galan­ti­nos in der Bischofs­kon­fe­renz und ihrer Zei­tung nicht mehr soviel zählt wie zum Zeit­punkt, als ihn Papst Fran­zis­kus zum Gene­ral­se­kre­tär und fak­tisch zu sei­nem ein­zi­gen Statt­hal­ter ernann­te mit der Wir­kung, daß jedes Wort und jede Ent­schei­dung von ihm wog, als kämen sie vom Papst selbst.“

Galan­ti­no wur­de von Fran­zis­kus Ende 2013 ernannt, um die damals noch ratz­in­ge­ria­nisch gepräg­te Spit­ze der Bischofs­kon­fe­renz aus­zu­tau­schen. Da eine Abset­zung des amtie­ren­den Vor­sit­zen­den zu offen­kun­dig gewe­sen wäre, setz­te Fran­zis­kus beim Gene­ral­se­kre­tär an, des­sen Aus­tausch kaum Auf­se­hen erre­gen wür­de – und dem war auch so. Im ver­gan­ge­nen Mai konn­te der Papst schließ­lich zum Ende der regu­lä­ren Amts­zeit auch den Vor­sit­zen­den, Kar­di­nal Bag­nas­co, erset­zen, der in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zwar in Amt und Wür­den geblie­ben, de fac­to aber durch Galan­ti­no ent­mach­tet wor­den war.

Francisceische Spitze der Bischofskonferenz

Am 24. Mai ernann­te Fran­zis­kus Gual­tie­ro Bas­set­ti, den Erz­bi­schof von Peru­gia, zum Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­renz. Ihn hat­te er bereits im Febru­ar 2014 zum Kar­di­nal erho­ben und damit deut­lich signa­li­siert, wer sei­ne Gunst genießt. Im Gegen­satz zu allen ande­ren Bischofs­kon­fe­ren­zen (nur Bel­gi­en nimmt eine Son­der­stel­lung ein) ist der Papst als Bischof von Rom auto­ma­tisch Vor­sit­zen­der der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Da er die­se Auf­ga­be aber nicht selbst wahr­nimmt, ernennt er sowohl den Vor­sit­zen­den als auch den Gene­ral­se­kre­tär nach sei­nem Ermessen.

Mit Bas­set­ti ist die Spit­ze der Bischofs­kon­fe­renz nun fran­cis­ce­isch umge­färbt. Die Figur des Gene­ral­se­kre­tärs büßt damit an Bedeu­tung ein.

„Bas­set­ti steht Fran­zis­kus sehr nahe und ist viel geschick­ter dar­in, des­sen Wil­len zu ver­ste­hen und zu erfül­len. Daß Gala­ti­no die päpst­li­che Gunst ver­lo­ren hat, ist immer offen­sicht­li­cher und der Fall Stai­no ist die bezeich­nen­de Bestätigung.“

So Magi­ster, der zudem erwähnt, daß der Chef­re­dak­teur die Ent­schei­dung offen­sicht­lich ohne Rück­spra­che mit  Galan­ti­no traf. Der­glei­chen wäre noch vor einem Jahr undenk­bar gewe­sen. Tar­qui­nio ver­tei­dig­te Stai­nos Anstel­lung auch nach der offe­nen Kri­tik des Her­aus­ge­bers als „rich­tig“.

Die Macht­ver­schie­bung bestä­tigt zudem, was auch in ande­ren Berei­chen erkenn­bar war: Papst Fran­zis­kus schenkt sei­ne gan­ze Gunst, ent­zieht sie aber auch wie­der, sobald er jeman­dem begeg­net, der ihm noch geeig­ne­ter scheint, sei­ne Vor­stel­lun­gen in die Tat umzusetzen.

Buch des Papstes in Kooperation mit der kommunistischen Zeitung

Auch das zwei­te Ereig­nis der ver­gan­ge­nen Tage wesit in die­sel­be ideo­lo­gi­sche Rich­tung. Am 5. Okto­ber – „zufäl­li­ger­wei­se im 100. Jahr der Okto­ber­re­vo­lu­ti­on“ und nicht der Mari­en­er­schei­nun­gen von Fati­ma – ver­öf­fent­lich­te die ande­re, noch exi­stie­ren­de kom­mu­ni­sti­sche Zei­tung Ita­li­ens, Il Mani­festo, zusam­men mit Papst Fran­zis­kus ein Buch. Inhalt­lich ste­hen sich Il Mani­festo und Stai­no näher als es bei ihm mit der Unità  der Fall war, deren Chef­re­dak­teur er war.

Die Päp­ste haben bereits in der ersten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts die nach der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on auf­kei­men­de Ideo­lo­gie des Kom­mu­nis­mus ver­ur­teilt. Das war 1846 durch Papst Pius IX. mit der Enzy­kli­ka Qui plu­ri­bus.

Doch im Jahr 2017 scheint alles anders. 171 Jah­re nach der ersten Ver­ur­tei­lung und 100 Jah­re nach der Macht­über­nah­me der Kom­mu­ni­sten in einem Staat, schei­nen die Greu­el die­ser athe­isti­schen Ideo­lo­gie im Vati­kan ver­ges­sen. Ver­ges­sen scheint sie der Papst zu haben, dabei ver­fügt die Kir­che über das läng­ste Gedächt­nis der Welt. Der Papst gibt in einem denk­wür­di­gen Jahr und Monat mit einer Tages­zei­tung, die sich im Unter­ti­tel stolz und trot­zig „Kom­mu­ni­sti­sche Zei­tung“ nennt, ein Buch her­aus. Und kaum jemand the­ma­ti­siert es. Den einen ist es man­gels aus­rei­chen­der Geschichts­kennt­nis­se egal und die ande­ren schau­en ver­stoh­len zur Sei­te, denn es ist ja der Papst.

Es lohnt also in Erin­ne­rung zu rufen, viel­leicht auch Papst Fran­zis­kus, was sei­ne Vor­gän­ger gesagt haben, zumin­dest auszugsweise.

Papst Pius IX. in der Enzy­kli­ka Qui plu­ri­bus:

„Die ver­dam­mens­wer­te Leh­re des soge­nann­ten Kom­mu­nis­mus, die im höch­sten Gra­de dem Natur­recht ent­ge­gen­ge­setzt ist und die, ein­mal zur Herr­schaft gelangt, zu einem radi­ka­len Umsturz der Rech­te, der Lebens­ver­hält­nis­se und des Eigen­tums aller, ja der mensch­li­chen Gesell­schaft sel­ber füh­ren muß.“

Pius XI. in der Enzy­kli­ka Divi­ni redempto­ris über den athe­isti­schen Kom­mu­nis­mus:

„Der Kom­mu­nis­mus birgt in einem höhe­ren Maße, als es bei ande­ren ähn­li­chen Bewe­gun­gen der Ver­gan­gen­heit der Fall war, eine fal­sche Erlö­sungs­idee in sich. Ein fal­sches Ide­al von Gerech­tig­keit, Gleich­heit und Brü­der­lich­keit in der Arbeit durch­glüht sei­ne gesam­te Leh­re und Tätig­keit mit einem gewis­sen Mysti­zis­mus, der die mit trü­ge­ri­schen Ver­spre­chun­gen gewon­ne­nen Mas­sen in den sug­ge­stiv um sich grei­fen­den Enthu­si­as­mus einer mit­rei­ßen­den Bewe­gung ver­setzt. Das konn­te in unse­rer Zeit um so leich­ter gesche­hen, da sie infol­ge einer feh­ler­haf­ten Ver­tei­lung der Güter die­ser Welt von einem außer­ge­wöhn­li­chen Elend heim­ge­sucht wird. Es rühmt sich auch die­ses fal­sche Ide­al, der Anre­ger eines gewis­sen wirt­schaft­li­chen Fort­schritts gewe­sen zu sein, der sich in Wahr­heit, soweit er echt ist, aus ganz ande­ren Ursa­chen her­lei­ten läßt.“

„Die Leh­re, die der Kom­mu­nis­mus oft genug unter täu­schen­den Hül­len ver­birgt, steht im wesent­li­chen noch heu­te auf den von Marx ver­kün­de­ten Grund­sät­zen des soge­nann­ten dia­lek­ti­schen Mate­ria­lis­mus und des histo­ri­schen Mate­ria­lis­mus, des­sen allein rich­ti­ge Aus­le­gung die Theo­re­ti­ker des Bol­sche­wis­mus zu ver­tre­ten glau­ben. Nach die­ser Leh­re gibt es nur eine ein­zi­ge ursprüng­li­che Wirk­lich­keit, näm­lich die Mate­rie mit ihren blin­den Kräften.“

„Der Kom­mu­nis­mus ist sei­ner Natur nach anti­re­li­gi­ös und betrach­tet die Reli­gi­on als ‚Opi­um für das Volk‘, weil angeb­lich die reli­giö­se Leh­re von einem Leben jen­seits des Gra­bes den Pro­le­ta­ri­er ablenkt von sei­nem Ein­satz für das Sowjet­pa­ra­dies, das von die­ser Erde ist.“

„Unter Beru­fung auf die dia­lek­ti­sche Sei­te ihres Mate­ria­lis­mus behaup­ten die Kom­mu­ni­sten, daß der Kampf, der die Welt zum letz­ten Aus­gleich führt, durch den Men­schen beschleu­nigt wer­den kann. Dar­um bemü­hen sie sich, die Klas­sen­ge­gen­sät­ze in der Gesell­schaft zu ver­schär­fen, und so wird der Klas­sen­kampf mit all sei­ner Gehäs­sig­keit und sei­ner Zer­stö­rungs­wut zu einer Art Kreuz­zug im Dien­ste des Fort­schritts der Mensch­heit. Alle Mäch­te aber, wer immer sie sei­en, die sich die­sen syste­ma­tisch geüb­ten Gewalt­tä­tig­kei­ten wider­set­zen, müs­sen ver­nich­tet wer­den als Fein­de des Menschengeschlechtes.“

„Des wei­te­ren beraubt der Kom­mu­nis­mus den Men­schen sei­ner Frei­heit, der gei­sti­gen Grund­la­ge sei­ner mora­li­schen Lebens­füh­rung; der Per­sön­lich­keit des Men­schen nimmt er jede Wür­de und jeden mora­li­schen Halt im Auf­ruhr blin­der Instinkte.“

„Man leug­net die Exi­stenz des Ehe­ban­des mit recht­lich-sitt­li­cher Ver­pflich­tung, die dem Belie­ben der ein­zel­nen oder der Gesell­schaft ent­zo­gen wäre und fol­ge­rich­tig auch sei­ne Unauf­lös­lich­keit. Ins­be­son­de­re gibt es für den Kom­mu­nis­mus kei­ner­lei Bin­dung der Frau an Fami­lie und Heim. Er pro­kla­miert das Prin­zip der Eman­zi­pa­ti­on der Frau, ent­reißt sie dem häus­li­chen Leben und der Sor­ge für ihre Kin­der, zieht sie viel­mehr in die Öffent­lich­keit und in die kol­lek­ti­ve Pro­duk­ti­on in glei­chem Maße wie den Mann und wälzt die Sor­ge für das Haus­we­sen und das Kind auf die Gesell­schaft ab. Schließ­lich hat man das Recht der Erzie­hung den Eltern genom­men und es zu einem aus­schließ­li­chen Recht der Gemein­schaft gemacht, in deren Namen und Auf­trag allein es von den Eltern aus­ge­übt wer­den darf.“

„Der Kom­mu­nis­mus ist in sei­nem inner­sten Kern schlecht, und es darf sich auf kei­nem Gebiet mit ihm auf Zusam­men­ar­beit ein­las­sen, wer immer die christ­li­che Kul­tur ret­ten will. Und wenn man­che Getäusch­te zum Sie­ge des Kom­mu­nis­mus in ihrem Lan­de bei­tra­gen wür­den, gera­de sie wer­den als erste Opfer ihres Irr­tums fal­len. Je mehr ein Land, in das sich der Kom­mu­nis­mus ein­zu­schlei­chen weiß, durch Alter und Grö­ße sei­ner christ­li­chen Kul­tur her­vor­ragt, um so ver­hee­ren­der wird sich in ihm der Haß der Leu­te ‚ohne Gott‘ austoben.“

Pius XI. beklag­te zugleich ein „Schwei­ge­kom­plott der Pres­se“. Auch das klingt vertraut.

Die Enzy­kli­ka Divi­ni redempto­ris wur­de von Pius XI. nur fünf Tage nach der Enzy­kli­ka Mit bren­nen­der Sor­ge über die Lage der katho­li­schen Kir­che im Deut­schen Reich her­aus­ge­ge­ben. Mit bei­den, aber bewußt von­ein­an­der getrennt, stell­te sich das Kir­chen­ober­haupt im März 1937 den bei­den eben­so radi­ka­len wie gewalt­tä­ti­gen Ideo­lo­gien ent­ge­gen, die damals gan­ze Völ­ker und die Kir­che bedrück­ten und sich anschick­ten, die euro­päi­schen Völ­ker in den ent­setz­lich­sten Krieg der Mensch­heits­ge­schich­te zu het­zen. Durch die­se zeit­lich so nahe Ver­ur­tei­lung ver­deut­lich­te Pius XI. auch den viel­schich­ti­gen Zusam­men­hang zwi­schen dem inter­na­tio­na­len und dem natio­na­len Sozia­lis­mus. Er nahm damit die The­se Ernst Nol­tes vor­weg, daß der Natio­nal­so­zia­lis­mus ohne den Kom­mu­nis­mus und die Okto­ber­re­vo­lu­ti­on nicht denk­bar gewe­sen wäre.

Papst Fran­zis­kus hängt offen­bar alten, links­ka­tho­li­schen Träu­men von einem christ­li­chen Kom­mu­nis­mus oder kom­mu­ni­sti­schen Chri­sten­tum an, die schon viel Scha­den ange­rich­tet haben und von Pius XI. ver­ur­teilt wurden.

Viel­leicht hat das mit einer Strö­mung in Latein­ame­ri­ka zu tun, die ein Wesens­merk­mal in einem gegen die USA gerich­te­ten Akzent hat. Die­se Strö­mung zeig­te in den 30er und 40er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts offe­ne Sym­pa­thie für den Faschis­mus von Beni­to Mus­so­li­ni und den Natio­nal­so­zia­lis­mus von Adolf Hit­ler. Als Ber­lin und Rom am Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges besiegt, besetzt und des­avou­iert waren, erfolg­te eine teils naht­los Umori­en­tie­rung auf das sowje­ti­sche Mos­kau. Einer der füh­ren­den Ver­tre­ter die­ser Strö­mung war Hel­der Cama­ra.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cie­lo (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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2 Kommentare

  1. All­mäh­lich wird es so, daß man sich zwar nicht von der Kir­che, aber von die­sem Papst distan­zie­ren muß. Das Gewis­sen eines Katho­li­ken, das durch die Glau­bens­sät­ze der römisch-katho­li­schen Kir­che und durch das Natur­recht gebil­det wur­de, ver­langt das so.

    Die Kir­che denkt nicht in Jah­ren, son­dern in Jahr­hun­der­ten. Wol­len wir hof­fen, daß in nicht all­zu gro­ßer Zeit die Ent­glei­sun­gen die­ses Pap­stes groß­zü­gig über­se­hen wer­den und ihre even­tu­el­len Fol­gen getilgt werden.

  2. Heu­te dringt eine ande­re mör­de­ri­sche Ideo­lo­gie in Euro­pa ein. Wenn im ersten und im letz­ten Absatz des kur­siv geschrie­be­nen Tex­tes das Wort „Kom­mu­nis­mus“ durch das Wort „Moham­me­da­nis­mus“ ersetzt, stimmt es genauso.
    Wo ist der Papst und wo sind die Bischö­fe, die davor warnen?

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