[Update] Papst Franziskus über den Klimawandel: „Der Mensch ist ein Tier und dumm“


Papst Franziskus auf dem Rückflug von Kolumbien nach Rom. Auf eine Journalistenfrage zum Klimawandel bezeichnete er den Menschen als "Tier" und als "dumm".
Papst Franziskus auf dem Rückflug von Kolumbien nach Rom. Auf eine Journalistenfrage zum Klimawandel bezeichnete er den Menschen als "Tier" und als "dumm".

(Bogo­ta) Auf dem Rück­flug von Kolum­bi­en nach Rom stell­te sich Papst Fran­zis­kus gewohn­heits­ge­mäß den Fra­gen der mit­flie­gen­den Jour­na­li­sten. Eine Fra­ge betraf den Hur­ri­kan Irma und den Kli­ma­wan­del. Fran­zis­kus gab sich in sei­ner Ant­wort „apo­ka­lyp­tisch“, bezeich­ne­te den Men­schen als „Tier“, das oben­drein noch düm­mer als alle ande­ren Tie­re sei. Kri­ti­ker der The­se von einer men­schen­ver­schul­de­ten Erd­er­wär­mung wür­den von Panik­ma­che sprechen.

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Ele­na Pinar­di (EBU-UER): Wäh­rend unse­res Flu­ges kom­men wir nahe am Hur­ri­kan Irma vor­bei, der – nach­dem er Dut­zen­de Tote in der Kari­bik ver­ur­sach­te – sich nun auf Flo­ri­da zube­wegt mit sechs Mil­lio­nen Eva­quier­ten. Mit dem Hur­ri­kan Har­vey gab es fast gleich­zei­tig drei Hur­ri­ka­ne in der Gegend. Die Wis­sen­schaft­ler den­ken, daß die Erwär­mung der Ozea­ne die sai­sons­be­ding­ten Hur­ri­ka­ne inten­si­ver mache. Gibt es eine mora­li­sche Ver­ant­wor­tung der poli­ti­schen Füh­rer, die eine Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Staa­ten zur Kon­trol­le der Treib­haus­ga­se ableh­nen, weil sie bestrei­ten, daß die­ser Wan­del ein Werk des Men­schen ist?

Papst Fran­zis­kus: Wer das leug­net, muß zu den Wis­sen­schaft­lern gehen und sie fra­gen: Sie spre­chen sehr klar und prä­zi­se. Am ver­gan­ge­nen Tag, als die Nach­richt jenes rus­si­schen Schif­fes ver­öf­fent­licht wur­de, das von Nor­we­gen bis Japan, bis Tai­pei, fuhr mit einem Nord­pol ohne Eis, ver­öf­fent­lich­te eine Uni­ver­si­tät eine ande­re Nach­richt, die besagt: „Wir haben nur drei Jah­re, um umzu­keh­ren, andern­falls wer­den die Fol­gen schreck­lich sein.“ Ich weiß nicht, ob die drei Jah­re stim­men oder nicht, aber wenn wir nicht umkeh­ren. Die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels sieht man und die Wis­sen­schaft­ler sagen klar, wel­cher Weg zu gehen ist. Und wir alle haben unse­re mora­li­sche Ver­ant­wor­tung, ob groß oder klein: akzep­tie­ren, Mei­nun­gen sagen, Ent­schei­dun­gen tref­fen, und wir müs­sen sie wirk­lich tref­fen. Ich glau­be, daß es eine sehr ern­ste Sache ist. Jeder hat sei­ne mora­li­sche Ver­ant­wor­tung. Die Poli­ti­ker haben die ihre. Einer soll die Wis­sen­schaft­ler fra­gen, die sind sehr klar, und dann ent­schei­den. Die Geschich­te wird über sei­ne Ent­schei­dun­gen urteilen.

Enzo Romeo (RAI): Vie­le Male haben Sie in Kolum­bi­en von der Not­wen­dig­keit gespro­chen, mit der Schöp­fung Frie­den zu schlie­ßen und die Umwelt zu respek­tie­ren, um einen sta­bi­len sozia­len Frie­den zu schaf­fen. Wir sehen die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels auch in Ita­li­en. Wie sie wahr­schein­lich wis­sen, gab es Schä­den mit vie­len Toten in Italien…

Papst Fran­zis­kus: Nach drei­ein­halb Mona­ten der Trockenheit.

Enzo Romeo: War­um läßt das Bewußt­sein vor allem der Regie­run­gen aufs ich war­ten, die hin­ge­gen in ande­ren Berei­chen schnell reagie­ren, zum Bei­spiel im Bereich der Auf­rü­stung? Wir sehen zum Bei­spiel die Korea­kri­se. Auch dazu hät­te ich ger­ne Ihre Meinung.

Papst Fran­zis­kus: Mir fällt ein Satz aus dem Alten Testa­ment ein, ich glau­be in den Psal­men: Der Mensch ist dumm, ein Dick­kopf, der nicht sieht. Das ein­zi­ge Tier der Schöp­fung, das den Fuß auf das glei­che Loch stellt, ist der Mensch. Das Pferd u.a. tun das nicht. Es gibt die Über­heb­lich­keit, die Selbst­ge­nüg­sam­keit … und dann gibt es den „Taschen­gott“ zu vie­len Ent­schei­dun­gen, nicht nur zur Schöp­fung, sie hän­gen vom Geld ab. Heu­te in Car­ta­ge­na habe ich mit einem armen Teil der Stadt begon­nen. Auf der ande­ren Sei­te war die tou­ri­sti­sche Gegend, Luxus, und zwar Luxus ohne mora­li­sche Gren­zen. Aber jene, die dort­hin gehen, bemer­ken das nicht? Die sozio­po­li­ti­schen Beob­ach­ter bemer­ken das nicht? Der Mensch ist dumm, sag­te die Bibel. Wenn man nicht sehen will, sieht man nicht. Man schaut nur auf eine Sei­te. Von Nord­ko­rea ver­ste­he ich jene Welt der Geo­po­li­tik nicht, aber ich den­ke, daß es dort um einen Inter­es­sen­kon­flikt geht, der mir ent­geht. Ich kann es nicht erklä­ren, aber das ande­re ist wich­tig: Es fehlt das Bewußtsein.

Papst bezeichnet Mensch als Tier
Papst bezeich­net den Men­schen als „Tier“

[Update 19.9.17 15:50 Uhr Inzwi­schen erfolg­te die offi­zi­el­le Bestä­ti­gung der Aus­sa­ge von Papst Fran­zis­kus, der Mensch sei ein „Tier“ und noch „düm­mer“ als alle ande­ren Tie­re, durch den Vati­kan. Auf­der Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls wur­de eine Tran­skrip­ti­on der flie­gen­den Pres­se­kon­fe­renz ver­öf­fent­licht. Die Stel­le ist im neben­ste­hen­den Bild­schirm­ko­pie rot unterstrichen.]

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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