(Tokio) Die Zahl der Aktivitäten, die sich an den „einsamen“ Konsumenten richten, nimmt zu. Angeboten werden isolierte Kabinen und Boxen, um in der Öffentlichkeit allein zu essen, und Karaoke-Einzelzimmer. Experten sehen darin eine Folge der Überalterung des Landes und einer Gesellschaft, die „ergraut“.
Unternehmen und Dienstleister orientieren sich in ihrem Angebot zunehmend am Einzelkunden ohne Anhang und ohne Wunsch, mit anderen Menschen in Berührung zu kommen. Diese an Zahl zunehmende Klientel wird bedient, indem ihre Wünsche erfüllt werden, möglichst ungestört und allein zu bleiben. Die Sicherung der Privatsphäre und die Flucht vor dem zwischenmenschlichen Kontakt bekommen zunehmend Bedeutung, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News berichtet.
Experten sehen darin eine deutliche Folge der zunehmenden Überalterung der japanischen Gesellschaft. Im Land der aufgehenden Sonne scheint die Sonne langsam unterzugehen. Seit bald 50 Jahren werden auf den japanischen Inseln weniger Kinder geboren als Japaner sterben. Die Bevölkerung überaltert und das zeitigt Folgen.
Das Ichiran, ein Restaurant in Fukuoka (Kyushu) zeigt, was das bedeutet. Um die Bedürfnisse der alleinstehenden Senioren oder des Einzelkinder-Typus zu befriedigen, wurden Trennwände eingeführt, sodaß jeder Kunde in einer Art Box essen kann, ohne Blickkontakt mit anderen Menschen haben zu müssen, ohne beobachtet werden zu können und ohne das Risiko eines direkten zwischenmenschlichen Kontaktes. Die Kunden brauchen auch nicht mehr bei einem Kellner die Bestellung aufgeben oder bezahlen, sondern bestellen das Essen elektronisch von ihrer Box aus. Sobald der Kunde zahlen will, drückt er in seiner Box ebenfalls nur auf den Knopf. Der einzige „Kontakt“ ist derzeit noch der Augenblick, in dem sich in der Box eine Luke öffnet, durch die das Essen serviert wird.
Der Markt des einsamen Konsumenten betrifft aber nicht nur das Gastgewerbe, sondern vor allem die Unterhaltungsindustrie. Singen gehört in Japan zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen und nennt sich Karaoke. Karaoke-Lokale sind berühmt und beliebt bei jung und alt. In Tokio und Osaka werden bereits seit 2011 Karaoke-Einzelzimmer angeboten, wo der zahlende Kunde in fröhlicher Einsamkeit vor sich hin singen kann. Ein Unternehmenssprecher spricht von wachsendem Interesse und stetig steigenden Einnahmen durch Kunden, die völlig ungestört bleiben wollen.
Der „einsame Konsument“ spiegelt die Vereinsamung durch die moderne Kommunikationstechnologie wie Smartphone at al. wider.
Vertreter des Dienstleistungssektors sehen einen generellen Trend, sich den „speziellen“ Bedürfnissen einer vereinsamenden Gesellschaft anzupassen. Vom Einzelkind zur Alterseinsamkeit. Das Business paßt sich an und macht aus der Not eine „Geschäftstugend“. Experten des Familienforschungsinstituts NLI sprechen von verändertem Konsumverhalten als Folge eines rasch voranschreitenden Alterungsprozesses der japanischen Gesellschaft. „Da die Menschen als Einzelkinder aufwachsen, spät heiraten und wegen weiterer Faktoren ist die Zahl der alleinstehenden Personen massiv angewachsen. Die Bedürfnisse des Alleinstehenden sind anders, daran versucht sich der Markt anzupassen.“
Die Experten rechnen daher mit einer Zunahme eines spezifischen Angebots für den „einsamen Konsumenten“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews
Worin mag der inhaltliche Zusammenhang zwischen der beschriebenen „Flucht vor dem zwischenmenschlichen Kontakt“ und der Überalterung des Landes bestehen? Wird jeder über 70 automatisch zum kontaktgestörten Eremiten? Und warum bevorzugt in Japan?
„Experten sehen darin eine deutliche Folge der zunehmenden Überalterung der japanischen Gesellschaft“. Und warum dieses? Was hat diese psychische Störung mit Überalterung zu tun?
„Der >einsame Konsument< spiegelt die Vereinsamung durch die moderne Kommunikationstechnologie wie Smartphone at al. wider.“ Aha, also jetzt doch unabhängig vom Alter?
„Da die Menschen als Einzelkinder aufwachsen, spät heiraten und wegen weiterer Faktoren ist die Zahl der alleinstehenden Personen massiv angewachsen. Die Bedürfnisse des Alleinstehenden sind anders, daran versucht sich der Markt anzupassen. Die Experten rechnen daher mit einer Zunahme eines spezifischen Angebots für den „einsamen Konsumenten“. Wer Einzelkind ist und dann noch als Smartphone-Nutzer spät heiratet, wird zum menschenscheuen Sonderling und einsamen Konsumenten?