„Priester unter dem Terror“ – Neuer Dokumentarfilm zeigt das dämonische Gesicht der französischen Revolution


"Der Zenit der glorreichen, französischen Revolution" umschrieb James Gillray seine colorierte Zeichnung "Pinnacle of Liberty". Ein neuer Dokumentarfilm zeigt die Verbrechen der Revolutionäre gegen den katholischen Klerus.
"Der Zenit der glorreichen, französischen Revolution" umschrieb James Gillray seine colorierte Zeichnung "Pinnacle of Liberty". Ein neuer Dokumentarfilm zeigt die Verbrechen der Revolutionäre gegen den katholischen Klerus.

(Paris) Die Ver­bre­chen der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on im gro­ßen „terr­eur“, der jako­bi­ni­schen Schreckens­herr­schaft ste­hen als Fanal des Ter­rors am Beginn der Moder­ne. Seit­her ist man erfolg­reich bemüht, alles davon aus dem kol­lek­ti­ven Gedächt­nis der euro­päi­schen Völ­ker zu löschen, um die Revo­lu­ti­on auf ein strah­len­des Podest heben zu kön­nen. Selbst Hel­mut Kohl sah sich und sei­ne CDU in den 80er Jah­ren in der Tra­di­ti­on der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on, was inso­fern zutref­fend ist, als der Links­ka­tho­li­zis­mus seit über 200 Jah­ren die Anpas­sung an Revo­lu­ti­on, Repu­blik und Libe­ra­lis­mus betreibt. Läßt sich aber die Revo­lu­ti­on vom Ter­ror tren­nen? Nein, sagt der ita­lie­ni­sche Intel­lek­tu­el­le Mar­co Respin­ti, der an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Sacro Cuo­re in Mai­land Geschich­te und Phi­lo­so­phie stu­dier­te und heu­te Seni­or Fel­low am Kirk Rus­sell Cen­ter in den USA ist. Die Revo­lu­ti­on vom „terr­eur“ zu tren­nen, sei ein gro­ßer Feh­ler mit schwer­wie­gen­den Fol­gen für die Nach­welt, wie sich zeig­te. Die Schreckens­herr­schaft sei ein inte­gra­ler Bestand­teil der Revo­lu­ti­on. Ein neu­er Doku­men­tar­film gibt ihm Recht.

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Der Doku­men­tar­film Prêtres sous la Terr­eur (Prie­ster unter dem Ter­ror) von Jean-Pier Delau­me-Myard und Marie­ke Aucan­te „stellt auf intel­li­gen­te Wei­se den histo­ri­schen Zusam­men­hang wie­der her“, so Respin­ti. Er wer­de dabei hel­fen, die histo­ri­sche Wahr­heit in das kol­lek­ti­ve Gedächt­nis zurück­zu­füh­ren. Respin­ti betont dabei, daß es dabei nicht „nur“ um ein histo­ri­sches Ereig­nis gehe, das abge­schlos­sen hin­ter uns lie­ge, son­dern um die Grund­la­gen und Fehl­ent­wick­lun­gen, die die gesam­te Moder­ne betref­fen. Denn die­se beru­fe sich durch­ge­hend auf die fran­zö­si­sche Revolution.

Pro­du­zent des Doku­men­tar­films ist Jean-Bati­ste Mar­tin mit sei­nen Casa­Dei Pro­duc­tions, die von ihm 1994 zusam­men mit Marie Mit­te­rand in Bou­lo­gne-Bil­lan­court gegrün­det wur­den. Die wis­sen­schaft­li­che Bera­tung über­nah­men die Histo­ri­ker Phil­ip­pe Delor­me, Gau­tier Mor­nas (Kir­chen­hi­sto­ri­ker des Bis­tums Peri­gueux), Domi­ni­que Lam­bert de la Douas­ne­rie und die Kory­phäe Alain Gérard, der bis 2011 Direk­tor des Cent­re ven­dé­en de recher­ches histo­ri­ques di La Roche-sur-Yon war, das sich mit der Auf­ar­bei­tung des Völ­ker­mor­des der Jako­bi­ner an der katho­li­schen Bevöl­ke­rung der Ven­dée befaßt. Die Co-Autorin Marie­ke Aucan­te trat in der Ver­gan­gen­heit zum The­ma bereits mit dem histo­ri­schen Roman Moi Augu­stin, prêtre mar­tyr de la Révo­lu­ti­on fran­çai­se (Moi Augu­stin, Mär­ty­rer­prie­ster der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on) an die Öffent­lich­keit, der 2016 im Ver­lag Sal­va­tor in Paris erschie­nen ist.

Katholische Priester und Ordensleute bevorzugtes Ziel des Terrors

Die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on for­der­te Aber­tau­sen­de von Toten. Wäh­rend des Schreckens­herr­schaft waren vor allem aber die katho­li­schen Prie­ster und Ordens­leu­te das bevor­zug­te Ziel des Ter­rors. Die Ver­fol­gung setz­te sofort ein durch Will­kür und Schi­ka­nen. Ab August 1789 kam es zum offe­nen Rechts­bruch: die Kir­chen­ab­ga­ben wur­den abge­schafft, im Novem­ber der Kir­chen­be­sitz ent­eig­net und ab Dezem­ber ver­stei­gert. Im Febru­ar 1790 wur­den mit Revo­lu­ti­ons­de­kret die Ordens­ge­lüb­de abge­schafft und die reli­giö­sen Orden auf­ge­ho­ben. Die Con­sti­tu­ti­on civi­le du cler­gé (Zivil­ver­fas­sung des Kle­rus), beschlos­sen im Juli 1790, war der point of no return, so Respin­ti. Mit ihr war der Punkt ohne Wie­der­kehr über­schrit­ten. Ihr Ziel war es, die Kir­che von Frank­reich von Rom zu tren­nen und zu einem Revo­lu­ti­ons­in­stru­ment zur Beein­flus­sung des Vol­kes zu machen – letzt­lich aber, sie zu ver­nich­ten. Der Hei­li­ge Stuhl ver­ur­teil­te im März 1791 die Con­sti­tu­ti­on civi­le, was die Revo­lu­tio­nä­re im Novem­ber mit einem Treue­eid auf die Revo­lu­ti­ons­re­gie­rung quit­tier­ten, der von den Prie­stern zu lei­sten war.

James Gillray: Pinnacle of Liberty
James Gill­ray: Pin­na­cle of Liberty

Die Prie­ster, die sich in Treue zu Rom wei­ger­ten (die über­gro­ße Mehr­heit) wur­den ver­haf­tet, depor­tiert, muß­ten unter schreck­lich­sten Bedin­gun­gen in Gefan­gen­schaft leben und wur­den häu­fig am Ende grau­sam ermor­det oder einem furcht­ba­ren Tod über­ant­wor­tet. Vie­le wur­den nach Fran­zö­sisch-Gua­ya­na depor­tiert, wo der Groß­teil nie ankam, weil er auf den Schif­fen durch Ent­beh­run­gen, Schi­ka­nen und rohe Gewalt ums Leben kam. Wäh­rend des „grand terr­eur“, unter dem in der Regel nur die Schreckens­herr­schaft der Jako­bi­ner von 1793/​1794 ver­stan­den wird, wur­de die­se bru­ta­le Ver­fol­gung „zum All­tags­in­stru­ment der Regie­rung und for­der­te einen nicht ver­sie­gen wol­len­den Strom des Blu­tes“, so Respin­ti. Der Ter­ror begann jedoch viel frü­her und dau­er­te länger.

Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au gilt heu­te als größ­ter Prie­ster­ge­fäng­nis der Welt­ge­schich­te. Tat­säch­lich hält die­sen Pri­mat aber die Klo­ster­in­sel Mont Saint Michel vor der Küste der Nor­man­die. Die Revo­lu­tio­nä­re hoben das Klo­ster auf, schän­de­ten die Kir­che und Kapel­len und zer­stör­ten und ver­streu­ten die dort auf­be­wahr­ten Reli­qui­en der Hei­li­gen. Die zum Staats­ei­gen­tum gemach­te Klo­ster­in­sel wur­de von den Jako­bi­nern in ein Gefäng­nis umge­wan­delt. Dem Zynis­mus der Natio­nal­so­zia­li­sten, die über Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger die Auf­schrift anbrach­ten „Arbeit macht frei“, war auch in die­sem Punkt bereits der Zynis­mus der fran­zö­si­schen Revo­lu­tio­nä­re vor­aus­ge­gan­gen, die Mont Saint Michel umbe­nann­ten, und das Gefäng­nis, das sie zum Ort des Schreckens mach­ten, Mont Lib­re nann­ten. Etwa 18.000, haupt­säch­lich katho­li­sche „Regime­geg­ner“, dar­un­ter vor allem Kle­ri­ker, wur­den auf der Insel gefan­gen­ge­hal­ten. Vie­le von ihnen fan­den dort den Tod.

In der Ven­dée erreich­te der Sadis­mus sei­nen Höhe­punkt in den Ver­bre­chen des Platz­kom­man­dan­ten Jean-Bap­ti­ste Car­ri­er, „einem regel­rech­ten Mon­ster“ (Respin­ti), der sich dar­an ergötz­te, Prie­ster und Ordens­frau­en, meist nackt, auf Flos­se zu bin­den, die dann in der Loire ver­senkt wurden.

„Den Haß versteht man nur, wenn man ihn auch theologisch liest“

„Und war­um das alles? War­um ein sol­cher Haß gegen die Katho­li­ken und beson­ders die Gott­ge­weih­ten?“, fragt sich Respinti.

Es wur­den poli­ti­sche Moti­ve und ideo­lo­gi­sche Recht­fer­ti­gun­gen genannt. Der Kle­rus, behaup­te­te man und behaup­ten die Revo­lu­ti­ons­apo­lo­ge­ten noch immer, sei immer ein Ver­bün­de­ter der poli­ti­schen Macht und habe in die­ser Funk­ti­on „das Volk“ in Igno­ranz und Unter­wür­fig­keit gehal­ten. Es sei daher „rich­tig“, daß er dafür bezah­le. „Das allein kann aber mit Sicher­heit nicht eine sol­che Ver­ach­tung und einen so grau­sa­men Ver­nich­tungs­ei­fer erklä­ren. Da war noch mehr“, so Respinti.

„Die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on sah in der Katho­li­zi­tät den Feind aller Fein­de und damit in der Kir­che den Haupt­feind, den es zu ver­nich­ten gilt. Damit war klar, war­um er sich auf die Prie­ster, Non­nen und Ordens­leu­te stürz­te. Das reicht aber immer noch nicht, um das grau­sam-maka­bre Schau­spiel zu erklä­ren, das die Revo­lu­tio­nä­re gegen die Katho­li­ken in Sze­ne setz­ten, wenn man die Ereig­nis­se nicht auch unter einem theo­lo­gi­schen Blick­win­kel betrach­tet. Es war ein Zusam­men­prall zwi­schen zwei mit­ein­an­der unver­ein­ba­ren Sicht­wei­sen der Wirk­lich­keit. Den Kle­rus zu tref­fen, bedeu­tet für die Jako­bi­ner den Ver­such, Gott zu ent­thro­nen. Damals wur­de die Chri­sten­feind­lich­keit erfun­den und zeig­te sofort ihr gan­zes, dämo­ni­sches Gesicht. Ein völ­lig unver­däch­ti­ger Zeit­ge­nos­se, der deut­sche Phi­lo­soph Imma­nu­el Kant (1724 – 1804), der das Den­ken der Auf­klä­rung kodi­fi­zier­te, bezeich­ne­te die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on, die er zunächst unter­stützt hat­te, mit der Herr­schaft des ‚Anti­chri­sten‘ und als „das (per­ver­se) Ende aller Din­ge“. Die­ses Urteil fäll­te er in der Klein­schrift Das Ende der Din­ge, die er 1794 wäh­rend des grand terr­eur ver­öf­fent­lich­te und die von Papst Bene­dikt XVI. in sei­ner Enzy­kli­ka Spe sal­vi von 2007 zitiert wurde.“

Der Doku­men­tar­film Prêtres sous la Terr­eur erzählt das unfaß­ba­re Mar­ty­ri­um der katho­li­schen Prie­ster wäh­rend der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. „Er soll­te über­setzt und an den Schu­len gezeigt und im Fern­se­hen aus­ge­strahlt wer­den. Der dama­li­ge Blut­zoll des Kle­rus, ver­gos­sen von den Revo­lu­tio­nä­ren, die die Moder­ne ein­läu­te­ten, fin­det kei­nen Nie­der­schlag in den Schul­bü­chern und in den Fern­seh­pro­gram­men“, so Respinti.

Das Gedächt­nis der Men­schen kann mani­pu­liert wer­den, nicht aber die Geschich­te geän­dert wer­den. Die Doku­men­ta­ti­on von Jean-Pier Delau­me-Myard und Marie­ke Aucan­te ruft die histo­ri­sche Wahr­heit ins Gedächt­nis zurück.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Ging es in der fran­zö­si­schen Schreckens­herr­schaft gegen die Kir­che und die Chri­sten, geht es heu­te in den moham­me­da­ni­schen Schreckens­herr­schaf­ten und bald auch in Euro­pa gegen alle Nicht­mo­ham­me­da­ner, gegen nicht rich­ti­ge Moham­me­da­ner und gegen alle moham­me­da­ni­schen Frau­en und Mädchen.

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