Schwierige Lage der Christen im Nahen Osten – Osservatore Romano veröffentlicht aktuelle Zahlen


Christen im Naher Osten, orange: Gebiete mit genozidähnlicher Entwicklung gegen die Christen; gelb: Gebiete mit einem Rückgang der Christen. Karte der Catholic Near East Welfare Association (CNEWA)
Christen im Naher Osten, orange: Gebiete mit genozidähnlicher Entwicklung gegen die Christen; gelb: Gebiete mit einem Rückgang der Christen. Karte der Catholic Near East Welfare Association (CNEWA)

(Rom) Der Osser­va­to­re Roma­no ver­öf­fent­lich­te aktu­el­le Zah­len über die Chri­sten im Nahen Osten. Die heu­ti­ge Gesamt­zahl der Chri­sten wird von der Tages­zei­tung des Pap­stes mit 14.526.000 angegeben. 

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Gegen­über 2010, also vor Aus­bruch des „Ara­bi­schen Früh­lings“, wie die Regie­rung von US-Prä­si­dent Oba­ma das poli­ti­sche Pro­jekt zur Neu­ge­stal­tung des Nahen Ostens nann­te, habe es 14.740.000 Chri­sten gege­ben. Heu­te sind es 174.000 weni­ger. Die Zahl läßt zweifeln.

Rückgang der Christen in Jerusalem 1948-2017: von 20 Prozent auf unter 2 Prozent
Rück­gang der Chri­sten in Jeru­sa­lem 1948–2017: von 20 Pro­zent auf unter 2 Prozent

In der Auf­stel­lung, die in der ita­lie­ni­schen Aus­ga­be des Osser­va­to­re Roma­no vom 4. August ver­öf­fent­licht wur­de, sind der Irak, Isra­el, Jor­da­ni­en, der Liba­non, die Palä­sti­nen­ser­ge­bie­te, Syri­en, die Tür­kei, Ägyp­ten und Zypern berück­sich­tigt. Das ist ein Gebiet mit einer Gesamt­be­völ­ke­rung von 258 Mil­lio­nen Menschen.

Die Zei­tung stützt sich auf eine jüngst ver­öf­fent­lich­te Stu­die der Catho­lic Near East Wel­fa­re Asso­cia­ti­on (Ver­ei­ni­gung der katho­li­schen Wohl­fahrts­or­ga­ni­sa­ti­on im Nahen Osten, CNEWA), die dazu ver­schie­de­ne Quel­le aus­wer­te­te, dar­un­ter den Hei­li­gen Stuhl, Bischofs­kon­fe­ren­zen, CIA World Fact­book, Welt­bank, Orga­ni­sa­tio­nen der UNO und der USA.

Laut die­ser Stu­die ist in Syri­en die Zahl der Chri­sten von 2,2 Mil­lio­nen (2010) auf 1,2 Mil­lio­nen zurück­ge­gan­gen. In Ägyp­ten – aller­dings in einem län­ge­ren Zeit­raum – sank der Chri­sten­an­teil von 19 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung auf nur mehr 10 Pro­zent. Im Liba­non von 53 Pro­zent im Jahr 1932 auf weni­ger als 40 Pro­zent. In Jeru­sa­lem von 20 Pro­zent im Jahr 1946 auf weni­ger als zwei Pro­zent. In ganz Palä­sti­na (heu­te Isra­el und Palä­sti­nen­ser­ge­bie­te) von 20 Pro­zent (1948) auf 1,2 Prozent.

Wie der Osser­va­to­re Roma­no schreibt, habe sich wegen des Syri­en-Kon­flik­tes, dem Auf­tre­ten der Dschi­had-Miliz Isla­mi­scher Staat (IS) und poli­ti­scher Unru­hen „die christ­li­che Bevöl­ke­rung in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im gan­zen Nahen Osten ver­än­dert“. Es sei zu „tie­fen Aus­wir­kun­gen in der Regi­on“ und auf die Chri­sten gekommen.

„Die Kul­tu­ren und Län­der, die die eigent­li­che Wie­ge des Chri­sten­tums bil­den, sind zer­bro­chen und zer­split­tert, und die Anhän­ger des Glau­bens Jesu sind zer­streut und ver­trie­ben“, heißt es in der Studie.“

Schließ­lich wird dar­auf hin­ge­wie­sen, daß eini­ge Chri­sten in Nach­bar­län­der geflüch­tet sind, ande­re den Nahen Osten aber ganz ver­las­sen haben. „Zuver­läs­si­ge Sta­ti­sti­ken über die­se Bevöl­ke­rungs­be­we­gun­gen“ sei­en daher „schwer“ zu erstel­len. Die Zah­len sind daher mit Vor­be­halt zu sehen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CNEWA (Screen­shot)

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