Politikberater des Papstes: „Menschheit erlebt magischen Moment: Erstmals stimmen Lehramt des Papstes und Lehramt der UNO überein“


Marcelo Sanchez Sorondo, der politische Berater von Papst Franziskus, in Valencia: "Menschheit erlebt einen magischen Moment" (links im Bild Kardinal Osoro Sierra, Erzbischof von Madrid)
Marcelo Sanchez Sorondo, der politische Berater von Papst Franziskus, in Valencia: "Menschheit erlebt einen magischen Moment" (links im Bild Kardinal Carlos Osoro Sierra, Erzbischof von Madrid)

(Rom) Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, ver­si­chert:

Anzei­ge

„Es ist das Bemü­hen des Pap­stes, die Armut und den Hun­ger in der Welt zu beseitigen.“

Was, so Sanchez Sor­on­do, den bei­den wich­tig­sten UNO-Zie­len für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (SDGs) ent­spricht, wie sie am 25. Sep­tem­ber 2015 in Anwe­sen­heit von Papst Fran­zis­kus beschlos­sen wurden.

Sanchez Sorondo, der Manager der neuen Achse Vatikan-UNO

Der Argen­ti­ni­er Sanchez Sor­on­do ist der eng­ste Mit­ar­bei­ter von Papst Fran­zis­kus in poli­ti­schen Fra­gen. Er ist der Archi­tekt der vom Papst gewoll­ten poli­ti­schen Rich­tungs­än­de­rung. Er schmie­det die Kon­tak­te, die den Vati­kan in Sachen Kli­ma­wan­del, Migra­ti­on und Abtrei­bung zum Gleich­schritt mit der UNO führt. Er zim­mert an der neu­en Zusam­men­ar­beit mit den ver­schie­de­nen poli­ti­schen Links­kräf­ten, ein­schließ­lich der radi­ka­len Linken.

Sanchez Sor­on­do ver­si­cher­te, daß die Mensch­heit der­zeit „einen magi­schen Moment“ erlebt, weil „zum ersten Mal das Lehr­amt des Pap­stes, das dem Evan­ge­li­um folgt, mit dem Lehr­amt der Ver­ein­ten Natio­nen übereinstimmt“.

Sei­ne Aus­sa­gen tätig­te der Kanz­ler im Rah­men sei­ner Rede beim Som­mer­kurs „La preg­un­ta de Dios en la uni­ver­si­dad“ (Die Got­tes­fra­ge an der Uni­ver­si­tät) der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Valen­cia in Spanien.

Sanchez Sor­on­do begrüß­te die­se „erst­ma­li­ge Über­ein­stim­mung“ zwi­schen dem kirch­li­chen Lehr­amt und der poli­ti­schen Agen­da der UNO. Bei­de wol­len die „Besei­ti­gung der Armut und des Hun­gers in der Welt“. Die­se gemein­sa­men Zie­le wur­den ein­stim­mig nach der Rede von Papst Fran­zis­kus beim UNO-Welt­gip­fel für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung 2015 und nach sei­ner Enzy­kli­ka Lau­da­to si ange­nom­men, so der Poli­tik­be­ra­ter des Papstes.

Der argen­ti­ni­sche Theo­lo­ge, Phi­lo­soph und Kuri­en­bi­schof bezeich­ne­te es als „Skan­dal“, daß es „eine Mil­li­ar­de Men­schen gibt, die hun­gern“, denn nie habe es auf der Welt soviel Reich­tum gege­ben wie heute.

„Laut FAO – Ernäh­rungs- und Land­wirt­schafts­or­ga­ni­sa­ti­on der Ver­ein­ten Natio­nen – ist das Pro­blem, daß er nicht gut ver­teilt ist. Ohne Zwei­fel sind die Wirt­schafts­struk­tu­ren zu ändern, die nur auf den wirt­schaft­li­chen Nut­zen abzielen.“

Abtreibungs- und Verhütungs-Agenda der UNO verschwiegen

Sanchez Sor­on­do fei­ert den Gleich­schritt zwi­schen Papst Fran­zis­kus und der UNO-Agen­da, was die Bekämp­fung von Armut und Hun­ger anbe­langt. Er ver­schweigt aber, daß die­sel­ben UNO-Zie­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung auch den „welt­wei­ten Zugang zur repro­duk­ti­ve Gesund­heit“ for­dern, wie mehr­fach in der UNO-Agen­da für die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung betont wird. Unter „repro­duk­ti­ver Gesund­heit“ ver­steht die UNO aber Abtrei­bung und Ver­hü­tung, wor­auf Voice of the Fami­ly hinweist.

Am 25. Sep­tem­ber fand am UNO-Haupt­sitz in New York der UNO-Welt­gip­fel für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung 2015 statt, bei dem 17 Zie­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung mit 169 Unter­zie­len beschlos­sen wur­den. Papst Fran­zis­kus kam das Pri­vi­leg zu,als ein­zi­ger Red­ner am Beginn des Welt­gip­fels eine Fest­an­spra­che hal­ten zu kön­nen, mit der er der Agen­da den Segen erteilte.

Die bei­den ersten Zie­le nen­nen tat­säch­lich die Bekämp­fung von Armut und Hun­ger. Ziel 3 strebt aber bis 2030 „den welt­wei­ten Zugang zu Dien­sten der sexu­el­len und repro­duk­ti­ven Gesund­heit, ein­schließ­lich Fami­li­en­pla­nung, Infor­ma­ti­on und Erzie­hung an“. Ziel 5 for­dert die „Gleich­stel­lung der Geschlech­ter“. Im Zusam­men­hang mit den Frau­en und Mäd­chen wird ein wei­te­res Mal die „Sicher­stel­lung des welt­wei­ten Zugangs zur sexu­el­len und repro­duk­ti­ven Gesund­heit und den repro­duk­ti­ven Rech­ten“ gemäß dem Kon­for­mi­täts­ab­kom­men mit dem Akti­ons­pro­gramm der Welt­be­völ­ke­rungs­kon­fe­renz von Peking und den Schluß­do­ku­men­ten der Fol­ge­kon­fe­ren­zen gefordert.

Die US-Fami­li­en­or­ga­ni­sa­ti­on Voice of the Fami­ly erin­nert dar­an, daß „sexu­el­le und repro­duk­ti­ve Gesund­heit“ ein Tarn­be­griff der Über­be­völ­ke­rungs- und Abtrei­bungs­ideo­lo­gen ist und in Wirk­lich­keit den „welt­wei­ten Zugang zu Abtrei­bung und Ver­hü­tung“ meint.

Die­ser Tarn­be­griff wur­de 1994 bei der UNO-Welt­be­völ­ke­rungs­kon­fe­renz in Peking erst­mals ins Schluß­do­ku­ment auf­ge­nom­men. Das Schluß­do­ku­ment von Peking betrach­tet Ver­hü­tung als inte­gra­len Bestand­teil der „repro­duk­ti­ven Gesund­heit“. Im Punkt 7.10 bei­spiels­wei­se steht, daß „die Staa­ten den Dien­sten der repro­duk­ti­ven Gesund­heit grö­ße­re Prio­ri­tät geben müs­sen, ein­schließ­lich einer gro­ßen Band­brei­te von Verhütungsmitteln.“

Im Punkt 13.14 des­sel­ben Doku­ments steht, daß „Abtrei­bung eine Grund­kom­po­nen­te der repro­duk­ti­ven Gesund­heits­dien­ste“ sei. Im Punkt 8.25 heißt es, daß Abtrei­bung in kei­nem Wider­spruch zu den Geset­zen ste­he, also zu lega­li­sie­ren sei.

Papstlinie: Suche nach linker Weltpolitik unter Führung von UNO und Vatikan

Der Haupt­be­ra­ter des Pap­stes in poli­ti­schen Fra­gen unter­schlägt die Abtrei­bungs­agen­da der UNO-Nach­hal­tig­keits­zie­le. Das ent­spricht der päpst­li­chen Linie, das The­ma Abtrei­bung hint­an­zu­stel­len, wie es Papst Fran­zis­kus im Sep­tem­ber 2013 ange­kün­digt hat­te. Die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der ist zweit­ran­gig im Ver­gleich zur Ziel­set­zung der Armuts- und Hun­ger­be­kämp­fung. Hin­ter den Zie­len, die Vor­rang haben oder fal­len­ge­las­sen wer­den, steht der erkenn­ba­re Wil­le zu einem Para­dig­men­wech­sel auf glo­ba­ler, poli­ti­scher Ebe­ne durch eine neue Alli­anz zwi­schen dem Vati­kan und der UNO. Eine Alli­anz, die auch die radi­ka­le Lin­ke ein­bin­det, um die sich Fran­zis­kus inten­siv bemüht.

Eine gan­ze ande­re, aber grund­sätz­li­che Fra­ge wäre, wie rea­li­stisch oder uto­pisch die Aus­sa­ge der UNO-Agen­da von 2015 „Armut und Hun­ger in all ihren For­men und über­all been­den“ über­haupt ist.

Bei­de Fak­to­ren, die For­de­rung nach Armuts- und Hun­ger­be­sei­ti­gung und das Fal­len­las­sen des Lebens­rechts der unge­bo­re­nen Kin­der, zusam­men­ge­nom­men erge­ben ein lin­kes Gesamt­bild und zei­gen eine ein­sei­ti­ge poli­ti­sche Ver­or­tung des regie­ren­den Pap­stes, die mora­lisch höchst bedenk­lich ist und einen anthro­po­lo­gi­schen Para­dig­men­wech­sel bedeutet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!