Entlassung von Kardinal Müller „in einer Minute“ und ohne Nennung eines Grundes – „Inakzeptabler Stil“


Kardinal Müller: Umgang von Papst Franziskus mit seinen Mitarbeitern "inakzeptabel"
Kardinal Müller: Umgang von Papst Franziskus mit seinen Mitarbeitern "inakzeptabel"

(Rom) Schar­fe Kri­tik an der Art und Wei­se sei­ner Ent­las­sung und am Umgang von Papst Fran­zis­kus mit sei­nen Mit­ar­bei­tern übt Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler in der heu­ti­gen Aus­ga­be der Pas­sau­er Neu­en Presse.

Anzei­ge

Der deut­sche Kar­di­nal war am ver­gan­ge­nen Frei­tag von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen wor­den, die nur „eine Minu­te“ dau­er­te. In der Blitz­be­geg­nung habe Fran­zis­kus dem bis­he­ri­gen Prä­fek­ten der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re „inner­halb einer Minu­te sei­ne Ent­schei­dung mit­ge­teilt“, daß er ihn in die­sem Amt nicht bestä­ti­ge. Punkt. Einen Grund für die Ent­las­sung nann­te Fran­zis­kus nicht und been­de­te die Audienz.

„Die­sen Stil kann ich nicht akzep­tie­ren“, so Kar­di­nal Mül­ler gegen­über der Neu­en Pas­sau­er Pres­se. Im Umgang mit sei­nen Mit­ar­bei­tern müs­se auch für den Papst „die Sozi­al­leh­re der Kir­che gel­ten“, so Mül­ler, der im Juni 2012 von Papst Bene­dikt XVI. als Glau­bens­prä­fekt an die Römi­sche Kurie beru­fen wor­den war. Zuvor war Mül­ler zehn Jah­re Bischof von Regens­burg gewesen.

Kardinal Meisner war „sehr betroffen“ über Entlassung

Die nie­der­baye­ri­sche Tages­zei­tung kon­tak­tier­te den Kar­di­nal anläß­lich des Able­bens von Kar­di­nal Joa­chim Meis­ner, der gestern in den frü­hen Mor­gen­stun­den im nie­der­baye­ri­schen Kur­ort Bad Füssing ver­stor­ben ist. Am Abend zuvor hat­ten die bei­den Kar­di­nä­le noch mit­ein­an­der tele­fo­niert. Der ehe­ma­li­ge Erz­bi­schof von Köln sei „tief betrof­fen“ gewe­sen, von der Ent­las­sung Mül­lers durch Fran­zis­kus. „Das hat ihn per­sön­lich bewegt und ver­letzt – und er sah es als einen Scha­den für die Kir­che an“, zitiert die Neue Pas­sau­er Pres­se den ent­las­se­nen Kurienkardinal.

Kar­di­nal Meis­ner war einer der vier Unter­zeich­ner der Dubia (Zwei­fel), mit denen sich die Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und eben Meis­ner im Sep­tem­ber 2016 an Papst Fran­zis­kus gewandt haben, um den Papst auf die „gro­ße Ver­wir­rung“ auf­merk­sam zu machen, die durch sein nach­syn­oda­les Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia in der Kir­che ent­stan­den ist. Gleich­zei­tig baten sie ihn um Klä­rung zwei­deu­ti­ger For­mu­lie­run­gen und leg­ten ihm dazu fünf Fra­gen zu zen­tra­len Berei­chen der Glau­bens- und Moral­leh­re vor. Papst Fran­zis­kus ist bis heu­te eine Ant­wort schul­dig geblie­ben. So wie er Kar­di­nal Mül­ler ohne Nen­nung von Grün­den in einer Blitz­be­geg­nung abfer­tig­te und vor die Tür setz­te, so wei­gert er sich seit mehr als neun Mona­ten auf ent­schei­den­de Fra­gen sei­ner eng­sten Bera­ter zu antworten.

„Habe Verantwortung für die Einheit der Kirche“

Kar­di­nal Mül­ler beton­te, „immer loy­al zum Papst gewe­sen“ zu sein. Das wer­de er auch in Zukunft „als Katho­lik, Bischof und Kar­di­nal“ sein, „wie sich das gehört“. Obwohl sich der Papst in der Sache „inak­zep­ta­bel“ ver­hal­ten und „die Sozi­al­leh­re der Kir­che“ miß­ach­tet habe, wer­de er „nicht mit irgend­wel­chen Aktio­nen ant­wor­ten“. Er sei wei­ter­hin Kar­di­nal. Sei­ne zen­tra­le „Ver­ant­wor­tung“ sehe er dar­in, „für die Ein­heit der Kir­che zu sor­gen und Pola­ri­sie­run­gen so weit wie mög­lich zu ver­hin­dern.“ Zugleich ließ er erken­nen, daß es auch eine ande­re Opti­on gäbe: „Man­che den­ken ja, sie könn­ten mich vor den Kar­ren einer papst­kri­ti­schen Bewe­gung spannen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Neue Pas­sau­er Nach­rich­ten (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!