Elisabetta Piqué: „Der Papst machte deutlich, daß er nicht daran denkt, zurückzutreten“


Papst Franziskus zelebrierte mit rund 40 Kardinäle eine Heilige Messe im Gedenken an seine Bischofsweihe vor 25 Jahren.
Papst Franziskus zelebrierte mit rund 40 Kardinäle eine Heilige Messe im Gedenken an seine Bischofsweihe vor 25 Jahren.

(Rom) Die argen­ti­ni­sche Tages­zei­tung La Naci­on berich­te­te in ihrer heu­ti­gen Aus­ga­be: „Der Papst mach­te deut­lich, daß er nicht dar­an denkt, zurückzutreten“.

"Wir sind nicht Geronten. Wir sind Großväter."
„Wir sind nicht Geron­ten. Wir sind Großväter.“
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So lau­tet auch der Titel des Arti­kels, den nicht irgend­wer, son­dern Eli­sa­bet­ta Piqué ver­öf­fent­lich­te, die Rom-Kor­re­spon­den­tin der Zei­tung, die mit Papst Fran­zis­kus noch aus Bue­nos-Aires-Zei­ten befreun­det ist. La Naci­on gilt daher in der Hei­mat von Fran­zis­kus als „Sprach­rohr“ des Papstes.

Papst Fran­zis­kus zele­brier­te heu­te mor­gen um 8 Uhr in der Pau­li­ni­schen Kapel­le des Apo­sto­li­schen Pap­stes eine Hei­li­ge Mes­se im Geden­ken an sei­ne Bischofs­wei­he vor 25 Jah­ren. Mit dem Papst kon­ze­le­brier­ten mehr als 40 Kardinäle.

In der Pau­li­ni­schen Kapel­le ver­sam­meln sich die Kar­di­nä­le, bevor sie in der Six­ti­ni­schen Kapel­le zum Kon­kla­ve ein­ge­schlos­sen wer­den. Unter den Fres­ken von Michel­an­ge­lo Buo­na­rot­ti von der „Bekeh­rung des Sau­lus“ bis zur „Kreu­zi­gung des Petrus“, sag­te Fran­zis­kus in Anleh­nung an die Tages­le­sung über Abraham:

„Jemand, der uns nicht wohl­ge­son­nen ist, sagt von uns, daß wir die Geron­to­kra­tie[1]über­al­ter­te, erstarr­te Füh­rungs­schicht der Kir­che sind. Das ist Hohn. Er ver­steht nicht, was er sagt. Wir sind kei­ne Grei­se. Wir sind Groß­vä­ter. Wir sind Groß­vä­ter. Und wenn wir das nicht spü­ren, müs­sen wir um die Gna­de bit­ten, es zu spü­ren. Wir sind Groß­vä­ter, auf die unse­re Enkel schau­en. Groß­vä­ter, die ihnen durch unse­re Erfah­rung einen Sinn des Lebens zu geben haben. Groß­vä­ter, die nicht durch die Schwer­mut unse­rer Geschich­te ver­schlos­sen, son­dern offen sind, um das zu geben. Die­ses ‚steh auf, schau, hof­fe‘ heißt für uns ‚träu­men‘. Wir sind Groß­vä­ter, die geru­fen sind, zu träu­men und unse­ren Traum der Jugend von heu­te wei­ter­zu­ge­ben: Sie braucht das. Sie wer­den näm­lich von unse­ren Träu­men die Kraft neh­men, pro­phe­tisch zu sein und ihre Auf­ga­be voranzubringen.

Mir kommt die Stel­le des Lukas­evan­ge­li­ums (2,21–38) in den Sinn, Sime­on und Anna, zwei Groß­el­tern, aber was für eine Fähig­keit hat­ten die­se zwei, zu träu­men! Und die­sen gan­zen Traum haben sie dem hei­li­gen Joseph, der Got­tes­mut­ter, den Leu­ten gesagt … Anna ging dahin und dort­hin, um zu plau­dern, und sag­te: ‚Er ist es! Er ist es!‘, und sie erzähl­te den Traum ihres Lebens. Das ist es, was der Herr heu­te von uns ver­langt: Groß­el­tern zu sein, die Leben­dig­keit zu haben, den Jun­gen zu geben, weil die Jun­gen es von uns erwar­ten; nicht uns zu ver­schlie­ßen, son­dern das Beste zu geben. Sie erwar­ten unse­re Erfah­rung, unse­re posi­ti­ven Träu­me, um die Pro­phe­tie und die Arbeit voranzubringen.

Ich bit­te den Herrn für uns alle, daß er uns die­se Gna­de schenkt. Auch für jene, die noch nicht Groß­vä­ter gewor­den sind: Wir sehen den Vor­sit­zen­den [der Bischö­fe] von Bra­si­li­en, er ist noch jugend­lich, .… auch Du wirst hin­kom­men! Die Gna­de Groß­vä­ter zu sein, die Gna­de zu träu­men und die­sen Traum unse­ren Jun­gen wei­ter­zu­ge­ben: Sie brau­chen es.“

„Eine klare Botschaft an jene, die hoffen, daß sein Pontifikat bald endet“

Eli­sa­bet­ta Piqué sieht in die­sen Wor­ten die Bekannt­ga­be des Pap­stes, daß er „nicht dar­an denkt, zurückzutreten“.

Wört­lich schrieb die Korrespondentin:

„Es war eine kla­re Bot­schaft an die kirch­li­che Hier­ar­chie und an die Berei­che, die sich ihm wider­set­zen und die hof­fen, daß sein Pon­ti­fi­kat bald endet.“

Sie tritt damit ande­ren Medi­en­be­rich­ten ent­ge­gen, dar­un­ter auch eini­gen argen­ti­ni­schen Medi­en, die in der mor­gend­li­chen Pre­digt des Pap­stes in San­ta Mar­ta vom 30. Mai „Rück­tritts­si­gna­le“ orte­ten.

Fran­zis­kus hat­te unter ande­rem gesagt:

„Wir Hir­ten müs­sen alle Abschied neh­men. Es kommt ein Moment, wo der Herr uns sagt, ‚Geh woan­ders hin, geh dahin, geh dort­hin, komm zu mir.“

Die argen­ti­ni­sche Wochen­zei­tung Per­fil schrieb damals:

„Fran­zis­kus nähr­te heu­te die Idee, wie sein Vor­gän­ger sein Amt vor sei­nem Tod zurückzulegen.“

Jene, „die sich ihm wider­set­zen und die hof­fen, daß sein Pon­ti­fi­kat bald endet“, wie Piqué schreibt, konn­ten in der mor­gend­li­chen Pre­digt Ende Mai aller­dings kei­nen Hin­weis erken­nen, daß der Papst die Wor­te auch auf sich selbst und nicht nur auf die Bischö­fe und die Prie­ster bezo­gen hatte.

Auf­grund des nahen Ver­hält­nis­ses von Eli­sa­bet­ta Piqué zum Pon­ti­fex ist nicht anzu­neh­men, daß sie in ihrem Arti­kel nur ihrem per­sön­li­chen Wunsch­den­ken frei­en Lauf ließ.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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1 über­al­ter­te, erstarr­te Führungsschicht
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2 Kommentare

  1. „Träu­men, träu­men, träu­men…“ – so ein Unsinn! Das ist doch puber­tär! Wer träumt, muß aufwachen.

    Seit Jahr­zehn­ten wird die­se alber­ne Dik­ti­on in der Kir­che ver­wen­det: „Von der Kir­che träu­men“ war bspw. das Werk eines merk­wür­di­gen Kapu­zi­ners namens Wal­bert Bühlmann.
    Man „träumt“ von einer „neu­en, offe­nen, geschwi­ster­li­chen Kir­che, die auf ande­re zugeht“ u. s. w. u. s. f. Das ist doch lächerlich.

    Es hat auch etwas maso­ni­sches an sich: Die beschürz­ten Brü­der ver­wen­den in ihren Publi­ka­tio­nen auch die­sen Aus­druck. „Wir träu­men von einer Gesell­schaft, einer Welt, in der .…“ u. dgl.

    Der katho­li­sche Glau­be ist nüch­tern und kennt kei­ne uto­pi­schen Träumereien.

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