Amoris laetitia – Von der Einzelfallprüfung zur Kollektivabfertigung


Bischof Macà­n in San Rocco. Gruppenbild mit wiederverheirateten Geschiedenen.
Bischof Macà­n in San Rocco. Gruppenbild mit wiederverheirateten Geschiedenen.

(Bue­nos Aires) Grup­pen­bil­dung zur Zulas­sung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on? Die­se Con­fu­sio­nis lae­ti­tia (Freu­de der Ver­wir­rung), so der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti, herrscht in der argen­ti­ni­schen Diö­ze­se Recon­qui­sta im Staat San­ta Fe. Wer nach dem umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia gedacht habe, nun gebe es eine „Unter­schei­dung“ durch „Ein­zel­fall­prü­fung“, wird eines Bes­se­ren belehrt. Die Tür ist offen, nun wird kol­lek­tiv abgehandelt.

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Mit den „Pasto­ra­len Richt­li­ni­en“ der Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires in der Hand, die von Papst Fran­zis­kus aus­drück­lich gelobt wur­de, wird im Bis­tum Recon­qui­sta zur Tat geschrit­ten. Von „Ein­zel­fall­prü­fung“, weil „jede Situa­ti­on anders ist“ und es daher „kei­ne gene­rel­len Regeln geben“ kön­ne, ist in der argen­ti­ni­schen Pro­vinz kei­ne Rede mehr. Der Papst und sei­ne treue­sten Gefähr­ten lie­ßen wis­sen, daß mit der Pipet­te und mit größ­ter Sorg­falt und genaue­ster Prü­fung tröpf­chen­wei­se vor­ge­gan­gen werde.

Die Wirk­lich­keit sieht aller­dings ganz anders aus, wie die Hei­li­ge Mes­se zeig­te, die am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in der Pfar­rei San Roc­co in Recon­qui­sta zele­briert wurde.

Zele­brant war der 2013 von Papst Fran­zis­kus ernann­te Bischof Angel José Macà­n. Er spen­de­te rund 30 wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Paa­ren  die hei­li­ge Kom­mu­ni­on. In den ver­gan­ge­nen sechs Mona­ten hät­ten Tref­fen statt­ge­fun­den, in denen die Paa­re en bloc auf die Wie­der­zu­las­sung zur Kom­mu­ni­on vor­be­rei­tet wur­den. Die Diö­ze­se bie­tet kei­ne Ein­zel­fall­prü­fung son­dern – prak­ti­scher­wei­se – einen Kurs an. So wie es einen Ehe­vor­be­rei­tungs­kurs gibt, gibt es in Recon­qui­sta auch einen Kurs zur Wie­der­zu­las­sung zur Kom­mu­ni­on. Der Kurs nennt sich „Weg der Unter­schei­dung“. Alle Teil­neh­mer sind ent­we­der wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne oder leben in einer ande­ren irre­gu­lä­ren Situation.

Bischof Mancà­n berief sich öffent­lich auf einen Brief von Papst Fran­zis­kus. Dabei kann es sich nur um das Schrei­ben an die Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires han­deln.  Der Papst lob­te sie für ihr Pasto­ral­pro­gramm, wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne zur Kom­mu­ni­on zu zulas­sen. Die­sem Weg sei nichts mehr hin­zu­zu­fü­gen, so der Papst. Anders aus­ge­drückt: Die Richt­li­ni­en ent­spre­chen genau sei­nem Denken.

Wäh­rend der gan­zen hei­li­gen Mes­se, so Tosat­ti unter Beru­fung auf Augen- und Ohren­zeu­gen, wur­de weder vom Bischof noch einem ande­ren Kir­chen­ver­tre­ter auf die Leh­re von Johan­nes Paul II. in Fami­lia­ris con­sor­tio hin­ge­wie­sen. Es wur­de den ver­sam­mel­ten Paa­ren nicht gesagt, daß die Kir­che von ihnen eigent­li­che ein der Ent­halt­sam­keit for­dert. Eben­so­we­nig wur­den die Wor­te Jesu über die Ehe zitiert. Statt des­sen wur­de aus irgend­wel­chen Bro­schü­ren über Amo­ris lae­ti­tia zitiert, in denen behaup­tet wird, wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­nen dürf­ten die hei­li­ge Kom­mu­ni­on empfangen.

Bischof Macà­n sag­te zu den Paa­ren in irre­gu­lä­ren Situationen:

„Will­kom­men wie­der im Haus“.

Tosat­ti zu dem Vorfall:

„Das dürf­te der erste Fall sein, bei dem die Wie­der­zu­las­sung zu den Sakra­men­ten auf der Grund­la­ge eines kol­lek­ti­ven Weges erlaubt wur­de. Mit Sicher­heit han­deln das Bis­tum Recon­qui­sta und Bischof Macà­n aber als Tür­öff­ner für wei­te­re sol­che Erfahrungen.“

Papst Fran­zis­kus wei­gert sich jedoch unbe­irrt, auf die klä­ren­den Fra­gen zu ant­wor­ten, die vier Kar­di­nä­le in Form von Dubia (Zwei­feln) zu Amo­ris lae­ti­tia for­mu­liert haben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na (Screen­shot)

 

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