Polens Bischöfe bereiten Richtlinien zu „Amoris laetitia“ vor – Das scheint in Rom nicht allen zu passen


Polnische Bischöfe arbeiten an Richtlinien zu Amoris laetitia, mit denen sie die überlieferte Glaubens- und Morallehre bekräftigen. Das scheint in Rom nicht allen zu passen.
Polnische Bischöfe arbeiten an Richtlinien zu Amoris laetitia, mit denen sie die überlieferte Glaubens- und Morallehre bekräftigen. Das scheint in Rom nicht allen zu passen.

(War­schau) Die Bischö­fe Polens wer­den dem­nächst Richt­li­ni­en zum umstrit­te­nen VIII. Kapi­tel des nach­syn­oda­len Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia ver­öf­fent­li­chen. Sie wer­den dabei nicht der ambi­va­len­ten Posi­ti­on von Papst Fran­zis­kus fol­gen. Den­noch ver­kürz­te die Nach­rich­ten­agen­tur SIR der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz ein Zitat, um das genaue Gegen­teil zu ver­mit­teln. In der Kir­che ste­hen sich zwei gegen­sätz­li­che Posi­tio­nen gegen­über und grei­fen auch zu unge­wohn­ten Mitteln.

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Die pasto­ra­len Richt­li­ni­en für die pol­ni­schen Seel­sor­ger und Gläu­bi­ge wer­den die über­lie­fer­te Glau­bens- und Moral­leh­re bekräf­ti­gen. Eine Zulas­sung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen ohne Umkehr wird von den Bischö­fen zurückgewiesen.

Presseagentur SIR vermittelt falschen Eindruck

Verkürzender SIR-Bericht
Ver­kür­zen­der SIR-Bericht

Im ver­gan­ge­nen März hat­ten die Bischö­fe bekannt­ge­ge­ben, daß „eine Son­der­kom­mis­si­on der Bischofs­kon­fe­renz in den kom­men­den Mona­ten Richt­li­ni­en zur Ehe­pa­sto­ral erar­bei­ten wird unter Berück­sich­ti­gung der Situa­ti­on der katho­li­schen Kir­che in Polen und im Licht der in der Apo­sto­li­schen Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia ent­hal­te­nen Hinweise“.

Am 2. Mai ver­sam­mel­te sich der Stän­di­ge Rat der Bischofs­kon­fe­renz in Jas­na Gora in Tschen­sto­ch­au. Das Tref­fen fin­det tra­di­tio­nell am Vor­abend zum Fest Maria, Köni­gin von Polen statt. Im Anschluß an das Tref­fen bestä­tig­te Bischof Jan Watro­ba von Rzes­zów, der Vor­sit­zen­de der Kom­mis­si­on für Fami­li­en­pa­sto­ral, daß an den Richt­li­ni­en zur Umset­zung von Amo­ris lae­ti­tia gear­bei­tet und sich die­ses Doku­ment vor allem mit den „nicht-sakra­men­ta­len Ver­bin­dun­gen“ beschäf­ti­gen wird.

Die Nach­rich­ten­agen­tur SIR der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz berich­te­te gestern dar­über. SIR unter­steht dem Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Bischof Nun­zio Galan­ti­no, einem engen Papst-Ver­tra­ten. In Polen war Galan­ti­no beim jüng­sten Welt­ju­gend­tag als Bibel­fäl­scher auf­ge­fal­len, als er die bibli­sche Erzäh­lung vom Unter­gang Sodoms und Gomor­rhas in einer Pre­digt völ­lig ent­stellt wiedergab.

Eben­so ver­zerrt berich­te­te nun die ihm unter­stell­te Pres­se­agen­tur SIR über Richt­li­ni­en der pol­ni­schen Bischö­fe. SIR zitier­te Bischof Watro­ba mit den Worten:

„Die gan­ze pasto­ra­le Pra­xis muß neu orga­ni­siert wer­den, um gegen­über die­sen Per­so­nen die Lie­be und die Auf­merk­sam­keit der Kir­che zu bezeugen.“

Damit wur­de von SIR der Ein­druck erweckt, die pol­ni­schen Bischö­fe könn­ten sich der umstrit­te­nen Posi­ti­on ande­rer Bischö­fe, dar­un­ter des Bis­tums Rom anschlie­ßen, und wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne zu den Sakra­men­ten zulas­sen. Eine Posi­ti­on, die von Papst Fran­zis­kus begün­stigt und unter­stützt wird, indem er sich wei­gert, auf die Dubia (Zwei­fel) von vier nam­haf­ten Kar­di­nä­len zu ant­wor­ten, die um Klä­rung bitten.

Was Polens Bischöfe wirklich sagen

Ganz anders liest sich der offi­zi­el­le Pres­se­be­richt der Pol­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, der noch am 2. Mai ver­öf­fent­licht wur­de. Das voll­stän­di­ge Zitat von Bischof Watro­ba lautet:

„Die gan­ze pasto­ra­le Pra­xis muß neu orga­ni­siert wer­den, um gegen­über die­sen Per­so­nen die Lie­be und die Auf­merk­sam­keit der Kir­che zu bezeu­gen und sie in die­ser schwie­ri­gen Situa­ti­on zu beglei­ten, damit sie ihre Situa­ti­on und deren Ursa­chen erken­nen, und um ihnen Mög­lich­kei­ten auf­zu­zei­gen, herauszukommen.“

Die Aus­sa­ge von Bischof Watro­ba geht noch wei­ter, indem er aus­drück­lich sag­te, daß sich, „

in Bezug auf die Mög­lich­keit von die­sen Per­so­nen [die in einer nicht-sakra­men­ta­len Ver­bin­dung leben] die hei­li­ge Kom­mu­ni­on zu emp­fan­gen, die Leh­re der Kir­che nicht geän­dert hat“.

Der Bischof erin­ner­te zudem dar­an, daß zum Emp­fang der Hei­li­gen Kom­mu­ni­on „der Stand der hei­lig­ma­chen­den Gna­de erfor­der­lich ist“.

Die Hal­tung der pol­ni­schen Bischö­fe scheint in Rom nicht allen zu gefal­len, sodaß zum Mit­tel einer ver­zer­ren­den Dar­stel­lung gegrif­fen wird. Wie Bischof Watro­ba ankün­dig­te, wird das Doku­ment Mit­te Mai von der Kom­mis­si­on für Fami­li­en­pa­sto­ral in eine End­fas­sung gebracht und dann der Bischofs­kon­fe­renz vorgelegt.

Weitere Themen: Patriotismus und Medjugorje

Die pol­ni­schen Bischö­fe befaß­ten sich am 2. Mai auch mit den Reak­tio­nen auf ihr jüng­stes Doku­ment zum The­ma Patrio­tis­mus, das von wei­ten Tei­len der pol­ni­schen Gesell­schaft mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit auf­ge­nom­men wurde.

Schließ­lich hör­ten sie den Bericht von Bischof Hen­ryk Hoser, dem päpst­li­chen Son­der­ge­sand­ten für Med­jug­or­je, der die im her­ze­go­wi­ni­schen Ort prak­ti­zier­te und geför­der­te Mari­en­ver­eh­rung für „voll­kom­men gül­tig“ erklär­te, „unab­hän­gig von einer offi­zi­el­len Aner­ken­nung“ der angeb­li­chen Mari­en­er­schei­nun­gen durch die Kirche.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: epi​sko​pat​.pl/​SIR (Screen­shots)

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