von Dr. Markus Büning*
Als ich gestern auf der Internetseite von Radio Vatikan den Artikel über die jüngst erhobene „Forderung nach dem Frauendiakonat“ von Bischof Fürst gelesen habe, wurde mir ganz anders: Wieder ist es ein Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der eine weitere Bastion des Katholischen schleifen will. Nachdem das Ziel der Kommunion für sog. wiederverheiratete Geschiedene mit dem unklaren Papier Amoris Laetitia erreicht worden ist, geht es nun an die Öffnung des Weiheamtes an Frauen. Was ist der nächste Schritt? Aufhebung des Zölibates, Einführung der kirchlichen Segnung sog. homosexueller Lebenspartnerschaften, Zulassung der Protestanten zum Altarsakrament, freilich „nur“ im Einzelfall usw. usw.?
Neben diesen Befürchtungen ist da dann noch die „deutsch-katholische“ Realität, die sich seit Jahrzehnten an markanten Punkten des Glaubenslebens in einer großen Krise befindet: Seit Jahrzehnten werden Gläubige, die sich an ihre Bischöfe wegen des Problems des liturgischen Missbrauchs wenden entweder „abgewatscht“ oder geflissentlich mit Arroganz übergangen. Seit Jahrzehnten schauen die Bischöfe tatenlos zu, wie der sogenannte katholische Religionsunterricht immer mehr dazu verkommen ist, dass die Schüler mitunter das „große Häreticum“ erwerben. Seit Jahrzehnten geht in den Priesterseminaren die große Hatz auf die Kandidaten los, die doch allzu konservativ sind. Seit Jahrzehnten verkommen die theologischen Fakultäten unseres Landes immer mehr zu Pflanzstätten des Unglaubens. Seit Jahrzehnten schauen die Bischöfe zu, wie der sogenannte „Bund Deutscher Katholischer Jugend“ alles andere als katholisch ist. Seit Jahrzehnten schauen die Bischöfe zu, wie das Heiligste was wir haben, die Eucharistie, entehrt wird. Seit Jahrzehnten werden Millionen von Kirchensteuergeldern auch für Projekte ausgegeben, die letztlich den Kern des Katholischen entweder verfälschen oder gar innerlich aushöhlen.
Was steht dem gegenüber? All diese Missstände haben nicht dazu geführt, dass die Kirche untergeht. Warum? Weil es die vielen Kleinen in der Kirche gibt, die der größte Schatz der Kirche sind: die Mütter und Väter, die liebevoll sich um ihre Kinder kümmern und diese im katholischen Glauben erziehen; der alte Mensch, der auf seinem Krankenlager seit Jahren Tag für Tag die Perlen des Rosenkranzes durch die Hände gleiten lässt und dabei einen tiefen Trost empfindet; der behinderte Mensch, der voller Freude die Hl. Messe besucht und weiß, wer in der Hostie zugegen ist; der schwer kranke Mensch, der sein Leiden tapfer als Sühne dem Herrn aufopfert usw. usw.! Das ist derzeit „Kapitalanlage“ im deutschen Katholizismus, die die Kirche am Leben hält; nicht die Massen an Gelder, die durch fragwürdige Staatsleistungen und Kirchensteuerzahlungen, die von kirchentreuen Gliedern ja im Grunde genommen mit der Androhung der Exkommunikation abgenötigt werden und in die Diözesen fließen. Mir tut inzwischen fast jeder Cent Leid, der von meinem Gehaltsstreifen für die Machenschaften des „deutsch-katholischen Apparates“ abgezwackt wird. Allerdings kann ich die Zahlung der Kirchensteuer noch mit meinem Gewissen vereinbaren, weil es ja immer noch einige Rückzugsorte gibt, in denen Priester auf vorbildliche und mutige Weise treu ihren Dienst an Wort und Sakrament tun. Nur weil es diese Priester noch gibt, kann ich innerlich mit der Zwangszahlungspflicht umgehen. Allerdings hätte ich ein besseres Gefühl, wenn ich selbst darüber bestimmen könnte, wem ich in der Kirche mein Geld gebe. Aber, hier dürfen wir ja bekanntlich nicht eine autonome Gewissensentscheidung treffen. Bei den wiederverheirateten Geschiedenen wird dieses Recht seitens der Bischöfe demgegenüber bezüglich des Kommunionempfangs durchaus zugestanden. Auch hier wieder das Phänomen einer unerträglichen Doppelmoral!
Aber, liebe Bischöfe: Einen Gefallen tue ich Euch nicht! Ich werde wegen des Murkses, den ihr so fabriziert, nicht austreten. Diesen Fehler habe ich vor Jahren mit einer gewissen Unreife getan und ich danke dem Herrn, dass ich vor einigen Jahren wieder den Weg zur wahren Kirche zurückgefunden habe. Dies habt nicht ihr mit Eurem Zeugnis erreicht, nein die Liebe meiner Frau und meiner Kinder haben mir die Augen zu diesem Schritt erst wieder öffnen können. Da sind wir wieder beim eigentlichen Kapital unserer Kirche: den Kleinen und Unmündigen (vgl. Mt 11,25).
*Markus Büning, geboren 1966 in Ahaus (Westfalen), studierte katholische Theologie und Philosophie in Münster in Westfalen und München sowie Rechtswissenschaften an den Universitäten von Konstanz und Münster; 2001 Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften, zunächst Assistent an den Universitäten Konstanz und Münster, dann Eintritt als Jurist in den Verwaltungsdienst. Der ausgewiesene Kirchenrechtler veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu kirchenrechtlichen und theologischen Themen und über Heilige. Dr. Markus Büning ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Bild: Wikicommons/RCWP (Screenshots)
Sehr geehrter Herr Dr. Büning,
Sie haben völlig Recht. Einfach bleiben und abwarten. Die Familie im Glauben zusammenhalten und diesen unverfälscht weitergeben. Die Früchte werden reich sein.
Nicht meine Frau, sondern ganz bestimmte und unerwartete Erfahrungen des Transzendenten haben mich zurückgeführt zum wahren Glauben. Es sind Momente der Gnade, die jeder erleben kann, dem es gelingt durch Gottes Willen nur einen Augenblick seinen Hochmut abzulegen und reinen Herzens die Seligkeit zu schauen. Es macht traurig, wenn Bischöfe mit der christlichen Wahrheit so umgehen. Ich frage mich,ob sie vom falschen Geist berufen worden sind? Sie sind Schalthebel kirchlicher Freimaurerei, die natürlich nur dank des Geldes wirken kann. Aber die Bibel hat doch diese Apostasie selbst vorausgesagt.
Sehr geehrter Herr Dr. Brüning.
mit großem Bedauern muss ich Ihre Beurteilung der deutschen Kirche und vor allem des Episkopates mit den Sprechern der Bischofskonferenz nur in vollem Umfang bestätigen. Es geht offensichtlich nur mehr um die Zerstörung der katholischen Kirche und ihrer Grundlagen, oder klarer gesagt, um den Ausverkauf der bisher für unveräußerbar erachteten Werte durch den die Mehrzahl und Mehrheit des deutschen Episkopates.
Die Themen sind gesetzt: Veränderung und Aufweichung der kirchlichen Sexualmoral (Sprecher Bischof Ackermann), Beseitigung der priesterlichen Leitung von Pfarreien und Leitung durch Laien (Kardinal Marx), Weihung von Frauen zu Diakoninnen oder Diakonissen (Bischof Fürst), Bildung von Mammutpfarreien mit Enfernungen von über 70 km (Bischöfe Bätzing und Ackermann), Einstellung der Priesterausbildung etc. etc.. Theologisch möchte ich diese eklatanten bischöflichen Fehlleistungen nur feststellen, aber nicht beurteilen. Als Staatsbürger darf ich aber feststellen, dass die Herren das Geld, das sie kassieren, nicht wert sind. Oder hat einer von Ihnen eine Aktion gestartet etwa zur Ausbreitung des Glaubens, zur Verbesserung des Inhaltes des Religionsunterichtes, zum Schutz der Kinder vor der schädlichen schulischen Frühsexualisierung oder zur Widerherstellung der Liturgie etc. etc.? Die Kirche wird des Heiligen mit Hilfe ihrer Führungskräfte beraubt, sie wird entklerikalisiert und entsakralisiert. Daher haben Sie, sehr geehrter Herr Dr. Büning, recht herzlichen Dank für Ihren Beitrag.
Auch ich trat einmal offiziell aus der Diözesankirche aus, blieb aber bei der FSSPX. Mich veranlaßte die Papstwahl Benedikts XVI. zur Rückkehr in die Diözesankirche.